Was nichts anderes ist als die staatliche (somit unser aller) Subvention von prekärer Arbeit.
Ich finde, dass das viel zu sehr als Problem gesehen wird.
Wenn jemand arbeitslos ist, aber sich ehrenamtlich engagiert, wird das in gewisser Weise auch vom Staat subventioniert.
Wenn Eltern in Elternzeit ihre Kinder betreuen, so wird das auch staatlich subventioniert.
Ich würde auch nicht sagen, dass der Staat diese Tätigkeiten subventioniert. Sondern dass der Staat Menschen subventioniert, die aus wirtschaftlichen Sicht wenig produktiven Tätigkeiten nachgehen.
Es ist halt nicht jede Tätigkeit €20 wert. Gerade unqualifizierte Menschen, ggf ohne gute Sprachkenntnisse, werden keine geil bezahlten Jobs bekommen. Wenn du den Mindestlohn auf €20 setzt, dann gibt es diese Jobs nicht.
Und ich finde es OK, wenn sich jemand für €8 die Stunde selbst den Luxus und die soziale Teilhabe dazu verdient, welche ein Existenzminimum der Grünsicherung nicht liefern kann. Besser, als dass gar nicht gearbeitet wird. Sowohl aus gesellschaftlicher Sicht, als auch aus Sicht des Individuums (Selbstwertgefühl, sense of agency).
Und auch €20 Mindestlohn würde das Problem überhaupt nicht lösen. Die alleinerziehende Mutter mit 80h Teilzeit im Monat hat auch dann fast nicht mehr, als wenn sie gar nicht arbeitet.
Daher glaube ich, dass diese polarisierte Debatte, die sich nur auf die Höhe der Sozialleistungen und des Mindestlohns fokussiert, nicht weiter bringt. Es geht um die Grenzbelastung, Zuverdienstmöglichkeiten, Anreize. Wenn das alles stimmt, dann kann man auch über höhere Sozialleistungen nachdenken, weil Leistungsgerechtigkeit und Anreize zu arbeiten weiter stimmen würden. Und wer fair etwas dazu verdienen kann, der braucht eben auch keinen total hohen Mindestlohn, damit sich Arbeit lohnt.