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Kann ich so schon für vor einigen Jahren bestätigen. Ich würde das mit Bologna verknüpfen, bzw. der Umsetzung von Bologna in Form stark verschulter Studiengänge. Dazu gehörte mE auch der Fehler, dass man der ersten Generation der Bachelor/Master-Studenten erzählt hat wie hart sie es hätten und wie toll sie doch seien. Mein Erleben aus dem eigenen Studium (vorletzter Diplomjahrgang) und der Zeit als wissMA war, dass die Studis das extrem stark verinnerlicht haben … zu dem Punkt wo es zu einer Art Autosuggestion wurde.
Das zu Bologna kann ich so bestätigen (erster Bachelorjahrgang). Bei den ersten paar Jahrgängen hatte das allerdings zumindest bei uns den umgekehrten Effekt, weil sich die Regularien in den ersten 2 Jahren gefühlt 2 mal pro Semester grundlegend geändert haben und man ständig wissen musste, was denn jetzt Sache war. Der Fatalismus der Fakultäten war aber echt nicht hilfreich. Bei der Einführungsveranstaltung mit den Worten "Wir wissen auch nicht, wie das genau funktionieren soll! Viel Glück!" begrüßt zu werden, war jedenfalls nicht hilfreich
Im Endeffekt hat da jeder Lehrstuhl zu Beginn die maximale Menge an Pflichtveranstaltungen aus dem Diplom in den Bachelor gestopft und dann Wahlpflichtfächer oben drauf gepackt. Das wurde dann nach und nach zusammengestrichen und flexibler gestaltet. Das war im Endeffekt eher eine organisatorische Katastrophe als ein fachliches Problem.
Einfach mal beschweren klappt an der Uni ja eigentlich immer. Lustig ist auch, wie viele Legenden die Dozenten erfinden, um die schlimmsten Auswüchse ein wenig einzudämmen. Schwerwiegender Täuschungsversuch = Exmatrikulation? Am Arsch, an deutschen Unis muss man schon massenhaft Schummeln und dabei noch ziemlich auf die Kacke hauen, damit einem mal irgendwas passiert. Da reichts manchmal nicht mal aus, sich die Abschlussarbeit von jemand anderem schreiben zu lassen. Wenn man erwischt wird packt man irgendeine weinerliche Story aus und darf dann nochmal ran.
Interessant ist auch noch, dass es anscheinend irgendein Urteil gibt, nach dem Professoren wohl für Nachteile durch Fehler in Aufgabenstellung oder bei der Korrektur persönlich Haftbar gemacht werden können. Da ist man dann natürlich seeeeeeehr kulant.
Ich habe dazu allerdings auch erst von einer Fakultät was gehört, kann auch sein, dass das wieder eine urbane Legende ist, die irgendein Prof mal irgendwo aufgeschnappt hat und jetzt herrscht die allgemeine Panik.
Im Lehrbetrieb schlägt aber niemand einen gewissen Herrn Laschet, der vor Jahren mal einen ganzen Satz Klausuren verloren hat und die Noten dann stattdessen gewürfelt hat. Fiel dann auf, als auf einmal keine Einsicht stattfinden konnte, weils nichts zum reingucken gab.
Das beschreibt mein Studium ziemlich gut. Eine Seminararbeit, ein Praktikum, rest nach obigem Schema. Mit auswüchsen wie einer Klausur am Ende zum schon erfolgreich bestandenen Praktikum, weil man im Bachelor halt für alles ne Klausur braucht. Führt dazu, dass man auch mal ne Klausur besteht ohne irgendwas relevantes über das Fach zu wissen. Außerhalb der Geisteswissenschaften sieht das überwiegend überall so aus, mit dem Höhepunkt in der Medizin, wo in den ersten X Semestern nahezu ausschließlich Multiple Choice Prüfungen abgehalten werden. Und damit das ganze nicht zu aufwändig ist, teilen sich jede Menge Unis den Aufgabenpool, weil das dann so schön vergleichbar ist.Die Leute sind es einfach gewohnt, dass Uni aus Vorlesung into Auswendiglernen irrelevanten Detailwissens ohne Kontext into Übung wiederholen until Vergasung into Klausur into nächstes Semester besteht.
Wenn ich von "Dozenten" rede, meine ich auch immer wissMA. Lol, Kontakt zwischen Prof und Studenten, wo gibts denn sowas?Joar. Das wird halt auf den Rücken der wissenschaftlichen Mitarbeiter ausgetragen. Die Profs lassen das in Richtung Mittelbau abperlen weil sich dort einfach unabhängig von der Bezahlung die Arbeitszeit den Erfordernissen anpasst. Problem solved.
Mein Favorit sind immer "technische Probleme auf dem Uniserver". Natürlich haben die Studierenden immer alle Abgaben erfolgreich hochgeladen oder Anmeldungen fristgerecht ausgeführt. Aber durch einen "Serverfehler" wurden ihre Hausaufgaben jedes mal gelöscht und Anmeldungen nicht registriert. Betrifft natürlich immer die gleichen Studenten. Die Zulassung zur Klausur müssen sie natürlich trotzdem bekommen, "Serverfehler" sind ja nicht ihre Schuld. Es gibt wenige Profs, die sich dann wütend bei uns beschweren und den armen Studis die Zulassung geben. Aus Datenschutzgründen darf man dem Prof dann nicht mal sagen, dass der Student nur ein Drittel aller Übungsblätter überhaupt mal runtergeladen hat, und von dem Drittel die hälfte weniger als eine Stunde vor der Abgabe runtergeladen wurde... So ein Mist spricht sich natürlich rum und dann darf man sich bei der nächsten Senats- oder Fakultätssitzung damit auseinandersetzen.Was auch passiert ist: Das Semester nicht zu Vorlesung oder Übung erscheinen und dann in den letzten Tagen/Stunden vor der Klausur die wissenschaftlichen Mitarbeiter belagern.
Einsichten sind auch immer großes Kino. Da ist keine Begründung zu dumm, um zu versuchen, sich noch irgendwo Punkte zu erschleichen. Andersrum gibt es auch immer wieder Fälle, wo die einzigen, die die Klausur korrigiert haben, offensichtlich ne Horde von Hiwis waren. Da wurden dann leicht von der Musterlösung abweichende Antworten nicht als richtig erkannt und auf einmal muss die ganze Bewertung geändert werden.
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