Nachrichten, Randnotizen und Kurioses v4

Gustavo

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Zu geil, dass der Top-Kommentar ganz in FAZ-Manier sich gegen den "systemwidrigen" Mindestlohn ausspricht, dafür aber Steuerfreiheit für Löhne unter 1200€ im Monat will. Eben mal den Steuerrechner bemüht, was man an Lohnsteuer für 14400€ Jahreslohn zahlen muss. Ergebnis: 68€. Steuersatz von 0,47%. :ugly:

Auch wenn er natürlich brachial opportunistisch ist, finde ich den Vorschlag von Laumann allerdings sehr bedenkenswert. Das Ziel des Mindestlohns sollte es imho sein, das Einkommen der untersten Lohngruppen zu maximieren. Das ist mutmaßlich ein convex optimization Problem, bei dem es irgendwo einen Scheitelpunkt gibt und wenn der erreicht ist verlieren so viele zusätzliche Leute ihre Arbeit, dass der Gruppe insgesamt mehr geschadet wird als geholfen. Wo dieser Scheitelpunkt liegt lässt sich nur empirisch rausfinden und die aktuelle Mindestlohnkommission passt den Mindestlohn lediglich an, anstatt ihn sukzessiv an diese Grenze zu bringen. Dadurch verlieren Leute in den untersten Lohngruppen effektiv jedes Jahr Einnahmen.
 

parats'

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Ich drop das mal ohne Kommentar. :|
 
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War überfällig, oder?
Weiß man schon welches Videospiel schuld ist?
Ich hab ja eigentlich immer Verständnis für Galgenhumor, aber diese Tat... ey, das fickt mich grade. Auf GRUNDSCHÜLER schießen. Der Basketball-Trainer von Golden State (Steve Kerr) bringt es mMn auf den Punkt:

Hintergrundinfo: Sein Vater wurde von islamischen Terroristen in Beirut erschossen.
 
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Die Worte „offene Beziehung auf der Suche nach Sex. All genders welcome“ erweckten Zweifel an der erforderlichen charakterlichen Integrität.
Ich halte das einfach nur für ehrlich und damit absolut integer.
 

Gustavo

Doppelspitze 2019
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Scheiß Thema. Wechseln wir es.


Über die Frau gibt es einen Dokumentarfilm (!), da soll ein Tinder-Profil wo sie nur das sagt was die große Mehrheit der User dort sowieso denkt, noch etwas über die charakterliche Eignung aussagen? Verquere Ansicht.


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€dit: Es ist wieder Volksverdummungszeit: https://www.faz.net/aktuell/wirtsch...e-steuern-als-fast-alle-anderen-18056322.html

Dabei ist der Artikel schon besser als andere ("Deutsche zahlen höchste Steuern weltweit") Artikel der gleichen Machart. "Deutsche" zahlen keineswegs "höhere Steuern und Sozialbeiträge" als alle anderen. Deutsche Arbeitnehmer zahlen höhere Steuern und Sozialbeiträge AUF IHRE LÖHNE als alle anderen. Deutsche sind insgesamt irgendwo im Mittelfeld, was Steuern und Sozialabgaben angeht, weil Deutschland bei der Besteuerung von Kapital ziemlich günstig ist.

Im Übrigen: Diese Betrachtung ergibt auch wenig Sinn, ohne sie ins Verhältnis dazu zu setzen, was man dafür bekommt. Wenn Deutschland von heute auf morgen seine Krankenkassen vollständig privatisieren würde, könnte es auf einen Schlag im unteren Mittelfeld landen, was Abgaben angeht. Ob dadurch irgendwas gewonnen wäre, kann man allerdings bezweifeln. Jedenfalls kenne ich niemanden hier (USA), der das hiesige, arbeitgeber-gebundene System nicht gegen ein allgemeines Abgabensystem tauschen würde.
 
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Ich habe nie so richtig verstanden, warum das so ein großes Thema ist. Ob der Bundestag jetzt 600 oder 700 Abgeordnete hat, whatever. Deutschland ist ein großes Land. Ein Abgeordneter pro 85k Wahlberechtigte oder 100k Wahlberechtigte.
Um mal ein paar mögliche Argumente zu bringen:

1. Signalwirkung zu Bevölkerung und anderen Behörden, wie/ob man versucht, verantwortungsbewusst mit Personalbedarf und letztlich Geld umzugehen. Nach deiner Logik könntest du auch sagen, dass es egal ist, ob der Kanzler 500k pro Monat verdient - und in Isolation betrachtet ist es das. Da aber der Bundestag hoch präsent ist, geht von ihm schon eine negative oder positive Vorbild-Wirkung aus, oder?

2. Gibt es ggf Nachteile, was die Funktionsfähigkeit angeht? Ich vermute dass aus dem Winkel schon 600 sehr viel sind in Bezug auf effektive Debatten, oder dem Gefühl des einzelnen Abgeordneten, eine wichtige Rolle zu spielen. Gibt ja auch einen Grund, warum Verfassungsgericht eher 7 als 100 Mitglieder hat -- natürlich kein perfekter Vergleich, geht mir nur darum, praktische Nachteile steigender Größe aufzuzeigen.
 

Benrath

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Um mal ein paar mögliche Argumente zu bringen:

1. Signalwirkung zu Bevölkerung und anderen Behörden, wie/ob man versucht, verantwortungsbewusst mit Personalbedarf und letztlich Geld umzugehen. Nach deiner Logik könntest du auch sagen, dass es egal ist, ob der Kanzler 500k pro Monat verdient - und in Isolation betrachtet ist es das. Da aber der Bundestag hoch präsent ist, geht von ihm schon eine negative oder positive Vorbild-Wirkung aus, oder?

2. Gibt es ggf Nachteile, was die Funktionsfähigkeit angeht? Ich vermute dass aus dem Winkel schon 600 sehr viel sind in Bezug auf effektive Debatten, oder dem Gefühl des einzelnen Abgeordneten, eine wichtige Rolle zu spielen. Gibt ja auch einen Grund, warum Verfassungsgericht eher 7 als 100 Mitglieder hat -- natürlich kein perfekter Vergleich, geht mir nur darum, praktische Nachteile steigender Größe aufzuzeigen.
Bei Fraktionszwang?
 
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"no" ist natürlich ein starkes Argument.

Zum Fraktionszwang: Ist ein paralleles Thema. Ich wäre deshalb für grundsätzlich geheime Abstimmungen. Und mediale Ächtung des Fraktionszwang.

Und man könnte die These vertreten, dass ein kleineres Parlament sich besser dem Fraktionszwang widersetzten könnte, weil das Gewicht unbekannter Hinterbänkler sinkt.
 

Gustavo

Doppelspitze 2019
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Um mal ein paar mögliche Argumente zu bringen:

1. Signalwirkung zu Bevölkerung und anderen Behörden, wie/ob man versucht, verantwortungsbewusst mit Personalbedarf und letztlich Geld umzugehen. Nach deiner Logik könntest du auch sagen, dass es egal ist, ob der Kanzler 500k pro Monat verdient - und in Isolation betrachtet ist es das. Da aber der Bundestag hoch präsent ist, geht von ihm schon eine negative oder positive Vorbild-Wirkung aus, oder?


Na ja, das ist aber doch 100% endogen zu den Erwartungen, die man durch die Sollgröße schürt. Wenn die Sollgröße 698 wäre und die Überhangmandate würden zu 736 sitzen führen wäre das ein viel kleineres Thema. Und es ergibt in meinen Augen wenig Sinn die ganze Zeit "größtes Parlament der Welt" zu sagen, ohne es in ein Verhältnis zur Bevölkerungsgröße zu setzen. Und dann liegt der Bundestag auch mit 700 Sitzen kaum noch von der Regressionslinie weg.

Die Zahl 598 ist doch völlig arbiträr, das jetzt ohne jeden Sachgrund zum heiligen Gral der Ressourcenersparnis zu machen ist doch absurd. Das ist einzig und alleine so weil die Presse so darüber schreibt, niemand hat ernsthaft sein persönliches Optimum bei 600 Abgeordneten. Alles anchoring bias.


2. Gibt es ggf Nachteile, was die Funktionsfähigkeit angeht? Ich vermute dass aus dem Winkel schon 600 sehr viel sind in Bezug auf effektive Debatten, oder dem Gefühl des einzelnen Abgeordneten, eine wichtige Rolle zu spielen. Gibt ja auch einen Grund, warum Verfassungsgericht eher 7 als 100 Mitglieder hat -- natürlich kein perfekter Vergleich, geht mir nur darum, praktische Nachteile steigender Größe aufzuzeigen.

Na ja, der Bundestag ist ein Arbeitsparlament und dementsprechend wird die Arbeit in den Ausschüssen gemacht. Ob die auch zu groß sind um bestmöglich zu arbeiten weiß ich natürlich auch nicht. Die Klagen die man so hört beziehen sich eher auf die Frage, wo man die ganzen Büros unterbringen soll, aber das sollte ja dauerhaft nicht DAS große Problem sein.

Und ein Verfassungsgericht ist ja kein repräsentatives Organ oder soll es zumindest nicht sein. Insofern ergibt es natürlich mehr Sinn, dass der Bundestag eher 700 hat und das Verfassungsgericht eher 7 hat: Wenn der Bundestag 7 hätte kämen auf einen Abgeordneten fast 10 Millionen Wähler.
 

parats'

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Wie steht ihr zu einer "Übergewinn-Steuer" für Profiteure des Krieges? Aus den Reihen der Grünen kommt jetzt solch ein Gedankenspiel und irgendwie fehlt mir da jegliche Phantasie.
Die Intention kann ich verstehen, aber wie soll sowas bitte technisch funktionieren?
Wer und vor allem wie wird denn ein Übergewinn definiert? Gibt es dann eigentlich auch ein Untergewinn für Firmen, die unter dem Krieg auf Gewinne verzichten müssen?
Irgendwie scheint mir das nur zur Hälfte durchgedacht zu sein.

Ich kram das nochmal raus. Italien hat sie seit einigen Wochen, Spanien seit dieser Woche und Großbritannien wird sie wohl teilweise einführen. In dem Zuge wird die Steuersenkung im Rahmen des Tankrabatts interessant. Ich sehe nämlich nicht, dass die Senkung 1:1 an den Endverbraucher durchgegeben wird, sondern wie immer irgendwie bei den Ölkonzernen versickert.


Bezahlt werden soll das Hilfspaket zum Teil durch eine neue Übergewinnsteuer (Windfall Tax) von 25 Prozent auf die Krisengewinne der großen Energiekonzerne. Der Plan, den Sunak am Donnerstag im Parlament in London vorlegte, sieht vor, dass durch die vorübergehende Abgabe im Laufe des kommenden Jahres fünf Milliarden Pfund (knapp sechs Milliarden Euro) in die Staatskasse gespült werden.
 
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Sind denn da die Energiepreise gedeckelt? Wenn nicht: was hindert die Energiekonzerne daran, die Steuer (eventuell mit zeitlicher Verzögerung) einfach an die Verbraucher durchzureichen?
 
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Na ja, das ist aber doch 100% endogen zu den Erwartungen, die man durch die Sollgröße schürt. Wenn die Sollgröße 698 wäre und die Überhangmandate würden zu 736 sitzen führen wäre das ein viel kleineres Thema.
Jein.
Einerseits ja, der Anker ist relevant.
Andereseits ist das Problem doch gerade, dass es ja kein Zufall ist, dass der Anker niedriger ist, weil sich den jemand ja bewusst überlegt hat, und es ja schon ein längerfristiger Trend ist, dass der BT größér wird.

Das Argument klingt außerdem etwas nach:
"Ja, 500 Morde sind nicht schön. Aber wirkt nur so schlimm weil es vorher 400 waren. Wenn es vorher 510 gewesen wären, würde jeder jubeln, weil es ja sogar weniger ist als vorher".

Und es ergibt in meinen Augen wenig Sinn die ganze Zeit "größtes Parlament der Welt" zu sagen, ohne es in ein Verhältnis zur Bevölkerungsgröße zu setzen. Und dann liegt der Bundestag auch mit 700 Sitzen kaum noch von der Regressionslinie weg.
Ist wenig sinnvoll, das linear proportional zur Bevälkerungszahl zu sehen. Sonst müsste man ja in Indien 10k Leute im Parlament haben.
Warum genau braucht man für 80 Mio mehr Parlamentarier als für 15 Mio?
Und falls ja, warum linear statt bspw quadratisch?

Die Zahl 598 ist doch völlig arbiträr, das jetzt ohne jeden Sachgrund zum heiligen Gral der Ressourcenersparnis zu machen ist doch absurd. Das ist einzig und alleine so weil die Presse so darüber schreibt, niemand hat ernsthaft sein persönliches Optimum bei 600 Abgeordneten. Alles anchoring bias.
Ja, vielleicht wären 400 besser.
Egal was aber das Optimium ist, das macht dch eine Diksussion nicht invalide, ob das wachsende Parlament problematisch ist?

Und mir geht es unter Argument #1 ja gerade um die Vorbildfunktion, die exakt unabhängig von der Frage ist, was das Optimum ist.
Wenn das Parlament wächst, ohne das gut zu begründen, dann ist das halt kein geiles Vorbild für alle anderen Behörden.
Entweder nicht wachsen, oder halt gut begründen.

Na ja, der Bundestag ist ein Arbeitsparlament und dementsprechend wird die Arbeit in den Ausschüssen gemacht. Ob die auch zu groß sind um bestmöglich zu arbeiten weiß ich natürlich auch nicht. Die Klagen die man so hört beziehen sich eher auf die Frage, wo man die ganzen Büros unterbringen soll, aber das sollte ja dauerhaft nicht DAS große Problem sein.
Meinst du, dass der durchschnittliche Hinterbänkler wertvolle Arbeit in den Ausschüssen leistet?
(Ich weiß es nicht, mich interessert deine intuitive Schätzung.)

Und ein Verfassungsgericht ist ja kein repräsentatives Organ oder soll es zumindest nicht sein. Insofern ergibt es natürlich mehr Sinn, dass der Bundestag eher 700 hat und das Verfassungsgericht eher 7 hat: Wenn der Bundestag 7 hätte kämen auf einen Abgeordneten fast 10 Millionen Wähler.
Also das Repräsentationsargument finde ich mitteilgeil.
Ist ja jetzt auch nicht so, dass ein Abgeordneter irgendwie mit seinen 80-100k tatsächlich relevant in Austausch stünde & sie ernsthaft repräsentieren würde.

Wenn einem darum gelegen wäre, müsste man eh eine zusätzliche Ebene einführen, damit ein tatsähclich repräsentativer Dialog stattfindet.
Dritte Wurzel aus 80 Mio bspw sind 430 -- die kann man tatäshclich verstehen und repräsentieren (wären ca. 150 Haushalte).

Ich kram das nochmal raus. Italien hat sie seit einigen Wochen, Spanien seit dieser Woche und Großbritannien wird sie wohl teilweise einführen. In dem Zuge wird die Steuersenkung im Rahmen des Tankrabatts interessant. Ich sehe nämlich nicht, dass die Senkung 1:1 an den Endverbraucher durchgegeben wird, sondern wie immer irgendwie bei den Ölkonzernen versickert.
Zu deiner Ausgangsfrage:
"Übergewinnsteuer" ist Quark, da es auch keine "Untergewinnsteuer" gibt, wenn bspw jemand langfristige Lieferverträge oder Preisänderungen hat, und sich das nicht posiitv, sondern negativ auswirkt.
mMn reiner Populismus.
 
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#GewinneBesteuernIstUnfairDennBeiVerlustenGibtsAuchKeinAlmosen
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Gustavo

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Jein.
Einerseits ja, der Anker ist relevant.
Andereseits ist das Problem doch gerade, dass es ja kein Zufall ist, dass der Anker niedriger ist, weil sich den jemand ja bewusst überlegt hat, und es ja schon ein längerfristiger Trend ist, dass der BT größér wird.

Das Argument klingt außerdem etwas nach:
"Ja, 500 Morde sind nicht schön. Aber wirkt nur so schlimm weil es vorher 400 waren. Wenn es vorher 510 gewesen wären, würde jeder jubeln, weil es ja sogar weniger ist als vorher".


Na ja, das kannst du jetzt nicht wirklich vergleichen finde ich. Mord ist das klassischste Valenzissue: 490 wären besser als 500, 480 besser als 490 usw., Null wäre am besten, da sind wir uns wohl alle einig. Die Sitzzahl im Bundestag funktioniert aber nicht so: Ab einer bestimmten Sitzzahl wäre der Bundestag zu klein, einfach weil dann die ganze Ausschussarbeit nicht mehr erledigt werden könnte (und Repräsentation natürlich auch schwieriger wird). Du gehst einfach implizit davon aus dass größer als da wo wir jetzt sind schlechter ist. Wenn das stimmen würde wäre Wachstum negativ zu sehen, klar.

Aber für die Behauptung "größer = schlechter" gibt es doch keinerlei Begründung, wenn sie unabhängig vom Ist-Zustand getroffen wird. Vielleicht ist 598 nahe am Optimum, vielleicht auch nicht. Es ist lediglich die Zahl der Bundestagswahlkreise mal 2. Warum wir 299 Bundestagswahlkreise haben? Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung. Genauso sieht es mit der Vorbildfunktion aus: "Größer = schlechter" ist häufig selbst eine politische Frage, der eine Ideologie zugrunde liegt. Mein Eindruck ist beispielsweise, dass viele unserer (Bundes-)Behörden eher größer sein sollten als kleiner. Insofern sehe ich keine Notwendigkeit dafür, den Bundestag arbiträr zu verkleinern, um als "Vorbild" zu dienen (was ja an sich schon eher unsinnig ist, weil die Größe der Behörden durch die Legislative vorgegeben wird). So groß wie nötig, so klein wie möglich. Nur: Was nötig ist kann man imho nicht anhand solcher Heuristiken ermessen.


Ist wenig sinnvoll, das linear proportional zur Bevälkerungszahl zu sehen. Sonst müsste man ja in Indien 10k Leute im Parlament haben.
Warum genau braucht man für 80 Mio mehr Parlamentarier als für 15 Mio?
Und falls ja, warum linear statt bspw quadratisch?


Linear ergibt doch in jedem Fall mehr Sinn als quadratisch? Es gibt nur ein Indien aber es gibt haufenweise Demokratien auf der Welt, die deutlich weniger Einwohner haben als Deutschland. Die müssten bei quadratischem Wachstum ja winzige Parlamente haben. Und wie gesagt: In der Theorie (!) sind diese Kammern als Volksvertretung gedacht. Es ist einfacher, eine kleinere Zahl an Menschen in ihrem Willen zu vertreten als eine größere und nur weil man in einem größeren Land lebt wird es ja nicht einfacher, für einen einzelnen Parlamentarier mehr Leute zu vertreten. Ob das jetzt für 600, 700, 500 oder eine ganz andere Zahl spricht weiß ich natürlich auch nicht. Aber gemeinhin wird einfach davon ausgegangen 700 sei zu viel, ohne irgendeinen Grund dafür anzuführen.


Ja, vielleicht wären 400 besser.
Egal was aber das Optimium ist, das macht dch eine Diksussion nicht invalide, ob das wachsende Parlament problematisch ist?


Eine Diskussion darüber wäre eine Sache. Aber die sehe ich eigentlich nicht: Gemeinhin wird
a. davon ausgegangen, dass ein größeres Parlament als wir es jetzt haben ein Problem ist und
b. dass das ein echtes Policy-Problem ist.
a. müsste erst mal belegt werden (fairerweise führst du hier zumindest Argumente an, darauf wird aber gemeinhin auch verzichtet) und b. erscheint mir komplett künstlich erzeugt.


Und mir geht es unter Argument #1 ja gerade um die Vorbildfunktion, die exakt unabhängig von der Frage ist, was das Optimum ist.
Wenn das Parlament wächst, ohne das gut zu begründen, dann ist das halt kein geiles Vorbild für alle anderen Behörden.
Entweder nicht wachsen, oder halt gut begründen.


Na ja, die Begründung wird doch relativ klar kommuniziert? Das Parlament wächst, damit der Wählerwille exakt abgebildet werden kann. Ich weiß jetzt nicht was zusätzliche ca. 140 Bundestagsabgeordnete für die Legislaturperiode kosten, aber das wäre es mir alleine dafür wert, dass der Wählerwille (ausgedrückt in Zweitstimmen) nicht irgendwie verfälscht wird. Klar wäre es besser wenn man das Wahlsystem selbst ändern würde (ich wäre bspw. völlig offen für den Ampel-Vorschlag aus der FAZ), aber das war halt mit der Union in der Regierung bisher nicht zu machen.


Meinst du, dass der durchschnittliche Hinterbänkler wertvolle Arbeit in den Ausschüssen leistet?
(Ich weiß es nicht, mich interessert deine intuitive Schätzung.)


Ich weiß es auch nicht. Vermutlich ließe sich die selbe Expertise auch einfacher ins Boot holen, indem man statt zusätzlichen Parlamentariern ihre Büros besser ausstattet, bspw. mit mehr wissenschaftlichen Mitarbeitern. Das hätte wohl auch deutlich weniger Geschrei zur Folge, selbst wenn die Kosten letztendlich auf dasselbe hinausliefen.


Also das Repräsentationsargument finde ich mitteilgeil.
Ist ja jetzt auch nicht so, dass ein Abgeordneter irgendwie mit seinen 80-100k tatsächlich relevant in Austausch stünde & sie ernsthaft repräsentieren würde.
Wenn einem darum gelegen wäre, müsste man eh eine zusätzliche Ebene einführen, damit ein tatsähclich repräsentativer Dialog stattfindet.
Dritte Wurzel aus 80 Mio bspw sind 430 -- die kann man tatäshclich verstehen und repräsentieren (wären ca. 150 Haushalte).


Fairerweise muss man sagen dass mit Repräsentation meistens gemeint ist, dass die Bürger mit bestimmten Problemen zu ihrem Abgeordneten kommen, nicht dass die Abgeordneten auf die Bürger zugehen oder dauerhaft mit ihnen in Kontakt stehen. Ich kenne eine Person die als Büroleiterin bei einem Bundestagsabgeordneten arbeitet und du würdest dich wundern, wie viele solcher Anfragen die bekommen. Da sind natürlich auch Spinner dabei, aber vieles davon was sie so erzählt klingt jetzt nicht völlig unvernünftig.


€dit:


Zu deiner Ausgangsfrage:
"Übergewinnsteuer" ist Quark, da es auch keine "Untergewinnsteuer" gibt, wenn bspw jemand langfristige Lieferverträge oder Preisänderungen hat, und sich das nicht posiitv, sondern negativ auswirkt.
mMn reiner Populismus.

Damit machst du es dir aber doch etwas arg einfach. Die Frage ist ja, wer die "Übergewinnsteuer" zahlt und wann. Afaik fordert niemand eine allgemeine Steuer auf alle überdurchschnittlichen Profite. Es gibt keine "Übergewinnsteuer" für BioNTech/Pfizer, weil alle bis auf ein paar sehr linke Spinner wissen, dass hier etwas von Wert geschaffen wurde, das ohne die beiden Konzerne so einfach nicht existiert hätte und einen kolossalen gesellschaftlichen Nutzen hatte. Unternehmen, deren Profit hauptsächlich aus der Extraktion von Energieträgern besteht, die sie nicht selbst geschaffen haben, anders zu behandeln ist für mich erst mal nicht a priori "Populismus". Letztendlich vergemeinschaftet man damit Profite, was bspw. die Norweger mit ihrem Staatsfond genauso machen. Ist das für dich auch Populismus?
 
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Zu quadratisch vs linear:
Dass gerade linear optimal sein sollte, erschließt sich mir nicht. Ist doch schon in Deutschland nicht so bei bspw Stadtrat, Landtag, Bundestag.

Und Beispiele wie Indien vs Luxemburg zeigen ja auch, dass linear proportional wohl nicht das Optimum darstellt.


Zu Übergewinnsteuer:
Inwiefern findet in Deutschland Förderung/Extraktion von fossilen Energieträgern statt? Braunkohle ja, aber um die geht es ja nicht. Es geht doch um vor allem um Raffinerien und Zwischenhändler. Die haben mal Pech und mal Glück mit der Preisentwicklung.

Bei der Nutzung nicht-Menschgemachter Rohstoffe (Norwegen/Öl) bin ich bei dir. Bin daher ja auch großer Fan der Land value tax.
 

Gustavo

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Zu quadratisch vs linear:
Dass gerade linear optimal sein sollte, erschließt sich mir nicht. Ist doch schon in Deutschland nicht so bei bspw Stadtrat, Landtag, Bundestag.

Und Beispiele wie Indien vs Luxemburg zeigen ja auch, dass linear proportional wohl nicht das Optimum darstellt.


Ich wollte auch nicht sagen, dass ich ein lineares Wachstum mit der Bevölkerungsgröße zwingend für optimal halte. Aber es ist auf jeden Fall ein ehrlicherer Vergleich als absolute Zahlen oder irgendwelche ad hoc Korrekturen wie ein quadratischer Zusammenhang, zumal relativ viele Punkte außerhalb der Ausreißer (USA, Indien, Kleinststaaten) durchaus nicht weit von der (linearen) Regressionsgraden liegen.
Aber so weit wird ja bei der Beschäftigung mit dem Thema in der Öffentlichkeit häufigst nicht mal gedacht, wenn man bspw. vom "größten Parlament der Welt" oder so einem Käse redet, als ob es nicht völlig normal und sinnvoll wäre, dass Deutschland ein größeres Parlament hat als Belgien oder die Niederlande*.

Und wie gesagt: Ich wäre durchaus bereit mich von dem Prinzip des "Volksvertreters" bis zu einem gewissen Grad weiter zu lösen, d.h. weniger Wahlkreise oder Wahlkreisgewinner ziehen nicht automatisch in den Bundestag ein oder ähnliches. Ob der direkte Draht zum eigenen Bundestagsabgeordneten wirklich so eine gute Sache ist weiß ich auch nicht, weil halt bestimmte Interessenvertreter einfach aufgrund der Ressourcen vermutlich sehr viel besseren Zugang haben als Otto Normalbürger. Aber dann sollte man das auch explizit so kommunizieren und bei einer Reform berücksichtigen.

Letztendlich sind diese ganzen demokratietheoretischen Argumente ("Abgeordneter als Volksvertreter") bis zu einem gewissen Grad empirielose Prinzipielreiterei. Wenn man bspw. den Vorschlag der Ampel umsetzt, würde der Bundestag zwar wieder kleiner, aber dann würden sich auf der einen Seite die Leute beschweren, denen die "Volksvertretung" des Direktkandidaten ein wichtiges Anliegen ist und auf der anderen Seite diejenigen, die den Fraktionszwang hassen und Parteien für zu stark halten, die dann auf dem Prinzip bestehen würden dass damit parteilose Abgeordnete quasi ausgeschlossen würden. Letzteres stimmt zwar prinzipiell, es ist aber nicht so dass irgendein Parteiloser aktuell eine Chance auf ein Mandat hätte, wenn er als parteiloser Kandidat antritt. Und Ersteres würde kaum helfen, denn wenn die Parteien keine Fraktionsdisziplin durchsetzen könnten, aber auch niemand ohne Rückendeckung der eigenen Partei gewählt wird, würde das nur dazu führen, dass die Parteien bei der Kandidatenwahl viel stärker nach absoluter Treue zur Parteilinie sieben würden.
Als ich noch Doktorand war habe ich regelmäßig mit Leuten zusammen Frühstück und Abend gegessen, die Demokratietheorie gemacht haben und mein Fazit aus den Gesprächen mit ihnen: Irgendwer beklagt sich immer und egal was man macht, normativ ist es immer falsch. :ugly:



*kurze Überschlagsrechnung: die Niederlande lägen mit derselben Zahl von Wählern pro Parlamentarier bei 690 Sitzen, die Belgier bei 1124.


Zu Übergewinnsteuer:
Inwiefern findet in Deutschland Förderung/Extraktion von fossilen Energieträgern statt? Braunkohle ja, aber um die geht es ja nicht. Es geht doch um vor allem um Raffinerien und Zwischenhändler. Die haben mal Pech und mal Glück mit der Preisentwicklung.

Bei der Nutzung nicht-Menschgemachter Rohstoffe (Norwegen/Öl) bin ich bei dir. Bin daher ja auch großer Fan der Land value tax.


Nach meinem Verständnis (was falsch sein könnte) geht es um die großen Energiekonzerne, die in dem ganzen Prozess involviert sind, nicht nur um einzelne Raffinerien oder Zwischenhändler. Dass Tankstellenpächter gerade windfall profits erzielen erscheint mir bspw. unrealistisch, aber ich würde mich da durchaus eines besseren belehren lassen, aber dass Shell oder Esso sie erzielen, das schon eher.
 
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Shell und Esso sind aber in Deutschland Zwischenhändler. Ja, sie sind vertikal integriert und fördern eigenes Öl -- aber diese Tätigkeit wird in Deutschland ohnehin nicht besteuert.

Du kannst Tankstellebetreiber in Deutschland nicht fundamental unterschiedlich besteuern danach, ob im Glauben Konzern Öl gefördert wird oder gekauft wird.
 

Gustavo

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Shell und Esso sind aber in Deutschland Zwischenhändler. Ja, sie sind vertikal integriert und fördern eigenes Öl -- aber diese Tätigkeit wird in Deutschland ohnehin nicht besteuert.


Der windfall profit wird aber doch beim Verkauf an den Endverbraucher erzielt, nicht in der Förderung. Ich sehe den Punkt nicht so recht?


Du kannst Tankstellebetreiber in Deutschland nicht fundamental unterschiedlich besteuern danach, ob im Glauben Konzern Öl gefördert wird oder gekauft wird.

Würde ich ja auch nicht, eben weil die Tankstellen nicht die Marge festlegen. Shell und Esso-Tankstellen werden ja auch von Pächtern betrieben, nicht von den Konzernen selbst
 
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Der Windfall Profil entsteht doch dadurch, dass man jetzt zum Marktpreis verkaufen kann, was teils schon vor längerer Zeit gekauft wurde, zu niedrigeren Preisen. Richtig?

Dann entsteht er dort, wo Lagerung anfällt. Und das ist teilweise Produktion, teilweise Weiterverarbeitung, teilweise Zwischenhändler/Lager, teilweise Tankstelle.

Wen würdest du da jetzt genau stärker besteuern wollen?

Und umgekehrt, wenn der Ölpreis stark sinkt, so haben ja all diese Stationen potentiell Nachteile, weil sie teurer eingekauft haben und jetzt zum Marktpreis verkaufen.
 

Das Schaf

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Wo auf den Bergen Schlösser wachsen
Würde ich ja auch nicht, eben weil die Tankstellen nicht die Marge festlegen. Shell und Esso-Tankstellen werden ja auch von Pächtern betrieben, nicht von den Konzernen selbst
Die Tankstellenpächter haben weder Auswahl wo sie einkaufen, noch zum welchem Preis ebenso. Der ganze Markt der dort herrscht ist kaputt.
Die kriegen EK und VK vorgegeben. Und wenn die Konzerne nicht liefern können dann ist es nicht deren Schuld.
Wenn man ehrlich ist werden die Tankstellen von den Konzernen Betrieben
 
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Griechische Medien wie die Zeitung Kathimerini haben über den Zwischenfall mit dem russischen Tanker berichtet. Demnach herrschte am 14. April in der Ägäis ein schwerer Sturm. Die aus dem türkischen Marmaris kommende „Lana“ suchte Zuflucht in einer Bucht der griechischen Insel Euböa vor dem Kleinhafen von Karystos. Dort stellten die griechischen Behörden fest, dass der Tanker der russischen Promswjasbank gehörte. Weil die EU gegen die Bank Sanktionen verhängt hatte, wurde der Tanker gestoppt. Als klar wurde, dass die Bank den Tanker bereits im März an eine nicht sanktionierte russische Bank verkauft hatte, sollte er eigentlich weiterfahren. Inzwischen wurde aber festgestellt, dass der russische Tanker iranisches Öl transportierte. Deshalb meldeten sich nach Angaben der griechischen Medien US-Behörden und forderten, dass die Griechen Unterstützung leisten und die „Lana“ weiter festhalten. Wegen der gegen den Iran verhängten US-Sanktionen hätte das Öl auf einen anderen Tanker gepumpt und auf US-Kosten in die USA gebracht werden sollen.
verstehe ich richtig, dass die amis das iranische öl einfach klauen?
 
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Dabei ist der Artikel schon besser als andere ("Deutsche zahlen höchste Steuern weltweit") Artikel der gleichen Machart. "Deutsche" zahlen keineswegs "höhere Steuern und Sozialbeiträge" als alle anderen. Deutsche Arbeitnehmer zahlen höhere Steuern und Sozialbeiträge AUF IHRE LÖHNE als alle anderen. Deutsche sind insgesamt irgendwo im Mittelfeld, was Steuern und Sozialabgaben angeht, weil Deutschland bei der Besteuerung von Kapital ziemlich günstig ist.
Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass viele Deutsche davon nichts haben … gerade weil sie kein Kapital haben. So würde es dann wieder passen mit der höheren Belastung.
 
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Deutsche Arbeitnehmer zahlen höhere Steuern und Sozialbeiträge AUF IHRE LÖHNE als alle anderen. Deutsche sind insgesamt irgendwo im Mittelfeld, was Steuern und Sozialabgaben angeht, weil Deutschland bei der Besteuerung von Kapital ziemlich günstig ist.
finde den fehler.
 
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Informationstechnologie im echten Einsatz. Da muss halt teilweise auch 10+ Jahre altes Zeug noch funktionieren. Oder auch nicht.
Bin nicht überrascht.
Bei uns haben einige Leute auch 10 Jahre alte Rechner. Wobei man mit denen auch noch okay arbeiten kann weil sie eine SSD und genügend RAM haben.
 

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Aktuelle Statistik des BKA zu sexualisierter Gewalt gegenüber Kindern.

Das Ausmaß wird eigentlich direkt im Eingangsstatement klar - zwei Schulklassen pro Tag.
In Deutschland sind vergangenes Jahr durchschnittlich 49 Minderjährige Opfer sexualisierter Gewalt geworden
 
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:deliver:

Weiß gar nicht, ob ich absurder finde, dass man sich tatsächlich in 2022 an einer Plastik aus 1290 stört oder dass der BGH nun darüber entscheiden soll, wie man mit solchen historischen Überbleibseln umgeht.
 
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Dass man sich daran stört finde ich überhaupt nicht absurd, ich mein viel diffamierender geht ja nicht. Das ist ja jetzt keine Sache, die aufgrund des damaligen Kontexts nicht beleidigend gemeint war und nur heute so aufgefasst wird. Ob das Ding entfernt werden soll finde ich daher nicht wirklich trivial und das Argument "dann verschwindet das Mahnen aus dem Bewusstsein" alleine nicht überzeugend. Dann kann man es ja in einem Museum wieder aufhängen. VMA kann es bleiben, aber ich fände es auch nicht schlimm, wenn es dort entfernt wird.
Ich fände es auch irritierend, wenn irgendwo noch ein Hakenkreuz hängen würde, auch wenn da eine Erklärtafel drunter wäre. Historisches Überbleibsel hin oder her.
 
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Die Wirkung in einem Museum ist aber eine völlig andere. Dort wird es nur ein winziger Bruchteil der Menschen überhaupt zu Gesicht bekommen, und wenn man es sieht ist es ziemlich entkoppelt von der Wahrnehmung der eigenen Welt, ganz anders als wenn man es an einem realen Gebäude in der eigenen Stadt sieht. Letzteres macht den damals herrschenden Antisemitismus viel deutlicher und begreifbarer, erinnert viel besser daran dass das wirklich Alltag war und zur Kirche ganz selbstverständlich dazu gehört hat.

Ich bin mir jetzt auch nicht sicher ob es das Wert ist und den zweifelsfrei beleidigenden Charakter der Darstellung aufwiegt, aber als Argument finde ich es richtig. Mit der Entfernung wird dieses Mahnen aus dem Bewusstsein schwinden, auch wenn man es in ein Mueseum bringt. Zwar nicht völlig verschwinden, aber doch sehr deutlich schwinden.
 
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Bei uns haben einige Leute auch 10 Jahre alte Rechner. Wobei man mit denen auch noch okay arbeiten kann weil sie eine SSD und genügend RAM haben.

Bin überrascht, brauchte man in deiner Welt nicht mindestens 8 Kerne um ein Browser Game zu starten? :ugly:
 
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Die Wirkung in einem Museum ist aber eine völlig andere. Dort wird es nur ein winziger Bruchteil der Menschen überhaupt zu Gesicht bekommen, und wenn man es sieht ist es ziemlich entkoppelt von der Wahrnehmung der eigenen Welt, ganz anders als wenn man es an einem realen Gebäude in der eigenen Stadt sieht. Letzteres macht den damals herrschenden Antisemitismus viel deutlicher und begreifbarer, erinnert viel besser daran dass das wirklich Alltag war und zur Kirche ganz selbstverständlich dazu gehört hat.

Ich bin mir jetzt auch nicht sicher ob es das Wert ist und den zweifelsfrei beleidigenden Charakter der Darstellung aufwiegt, aber als Argument finde ich es richtig. Mit der Entfernung wird dieses Mahnen aus dem Bewusstsein schwinden, auch wenn man es in ein Mueseum bringt. Zwar nicht völlig verschwinden, aber doch sehr deutlich schwinden.
Jo da hast du schon Recht, die Wirkung ist eine andere. Aber dadurch eben auch in seinem beleidigenden Charakter gegenüber Juden. Weiß nicht ob mir das egal wäre, jeden Tag an einer Skulptur mit dem Namen "Polenschwein" vorbeizugehen, nur weil eine Plakette unten dranklebt. Man muss ja bedenken dass "Judenschwein" ein Ausdruck ist, mit dem Juden noch heute konfrontiert und diskriminiert werden.
Ist letztlich tatsächlich keine triviale Sache.
 
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Hintergrund ist die Zweideutigkeit des Wortes "Turkey" auf Englisch. Denn neben Türkei kann "Turkey" auf Englisch auch "Truthahn" heißen. Der Staatssender TRT schrieb: "Geben Sie Turkey in Google ein und Sie erhalten eine verworrene Reihe von Bildern, Artikeln und Wörterbuchdefinitionen, die das Land mit (...) einem in Nordamerika beheimateten großen Vogel in Verbindung bringen."
War ja klar, dass das dem türkischen Nationalstolz nicht ewig verborgen bleiben konnte. :deliver:
 

Gustavo

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