Wie üblich im Verteidigungsressort, bereitet ihr neuer Stab ein eng getaktetes Einführungsprogramm vor. Wie bei jedem Ministerwechsel soll die neue Befehlshaberin im Schnelldurchlauf in die Struktur des Hauses, die komplexen Rüstungsvorhaben und die laufenden Auslandseinsätze eingewiesen werden.
»Druckbetankung« nennen sie im Ministerium diesen zweiwöchigen Bundeswehr-Crashkurs. Beim Tempo orientieren sich die Ministerialen an Lambrechts Vorgängerin Annegret Kramp-Karrenbauer, die als
CDU-Vorsitzende eine Doppelbelastung tragen musste. Also nicht allzu schnell. Deren Vorgängerin
Ursula von der Leyen hatte bei ihrer Einführung noch eine ganz andere Geschwindigkeit vorgelegt.
Jeden Tag soll Lambrecht in »Deep Dives« in die einzelnen Problemfelder der Bundeswehr eingeführt werden. Daneben sind Gespräche mit diversen Abteilungsleitern und Sitzungen im »U-Boot« angesetzt, dem abhörsicheren Konferenzraum des Ministeriums, in dem sonst die geheimen Missionen des »Kommandos Spezialkräfte« besprochen werden.
Doch Lambrecht hat offensichtlich keine Lust, und was die Chefin sagt, zählt im Ministerium. Also wird der sorgfältig ausgearbeitete Terminplan für die »Deep Dives« wieder kassiert, und die dicken Vorbereitungsmappen verschwinden in den Tresoren. Die bereits vorbereitete Weihnachtsreise zu einem der Auslandseinsätze wird abgesagt, obwohl sie als Pflichttermin für jede Ministerin gilt.
Mitte Dezember fliegt Lambrecht immerhin für ein paar Stunden zur Bundeswehr nach
Litauen, dann verabschiedet sie sich über Weihnachten und Silvester in den Skiurlaub nach Ischgl. So etwas haben sie im Ministerium noch nicht erlebt.