Ich verstehe den move halt null. Jeder der mehr als ein Kind hat und den gesundheitlichen Ausfall des Partners kompensieren muss, kann doch nie und nimmer auf die Idee kommen Bundesministerin zu werden.
Das muss man sich mal vorstellen - vier kleine Kinder, Ehemann mit kürzlichem Schlaganfall und Ministeramt.
Das topping ist eigentlich nur das PR Team, das so eine PK zugelassen hat.
Wüsste auch mal ganz gern, ob das jetzt ihr persönliches Anliegen war oder welches Genie dieses Setting ersonnen hat. Mit den persönlichen Details an die Öffentlichkeit zu gehen ist angesichts der Situation ja nicht verkehrt, aber hätte es da nicht ein schriftliches Statement getan, statt sich da emotional so nackig zu machen? Wirkte auf mich schon etwas entwürdigend.
Es ist ja auch vollkommen richtig, dass die Teilhabechancen da sein sollen. Aber bei Ministern sieht es eben so aus, dass dann die Frauen eben die gleichen Opfer bringen müssen. Das ist diese böse Gleichberechtigung wenn sie in der Form "gleiche Rechte und gleiche Pflichten" daherkommt. Man kann vieles durch sinnvolle Regulierung erledigen, aber persönliche Verantwortung halt nicht.
Naja, ich sehe das schon etwas differenzierter. Wer hat denn bitte wann in Stein gemeißelt, was diese "Rechte und Pflichten" sein sollen? Wer in welcher Position unter welchen Umständen seinen Familienurlaub zu canceln, wie viele Überstunden zu schieben und sich bis zu welchem Grad kaputt zu rackern hat, um dem Anspruch zu genügen, dass man wenigstens auf dem Papier "das Zeug dazu" hat?
Das ist zugegebenermaßen auch nicht meine Bubble, aber ich finde diese Macher-Attitüde tatsächlich etwas antiquiert. In verantwortungsvoller Position zu arbeiten - egal ob in Politik, Wirtschaft oder sonstwo - erfordert für mich neben gegebenenfalls fachlicher Qualifikation in erster Linie mal, dass man charakterlich geeignet sein sollte und vom Prinzip her in der Lage sein muss gute Entscheidungen zu treffen. Ich maße mir aber kein Urteil darüber an, ob es dazu zwangsläufig ne 70+Stunden-Woche braucht oder man es vielleicht auch wuppen kann, wenn man trotzdem regelmäßig bei der Familie am Abendbrottisch sitzt und eben nicht jeden zweiten Urlaub absagen muss, weil Fotos mit Frau Ministerin in Mutti-kümmert-sich-Pose den Leuten im Ahrtal einfach ein unabweisbares Bedürfnis sind.
Grundproblem daran ist halt, dass in einer hochgradig repräsentativen und durch Strukturen moderierten Demokratie die eigentlich einzige Instanz, die über sowas entscheiden kann - das Volk - nur einen sehr indirekten Zugriff auf solche Entscheidungen hat, weil dessen Wille oft nur in einer nicht selten ans Illusionäre grenzenden Zuschreibung eine Rolle spielt.