Wenn Du der "sozialistischen" Pharmaindustrie das Geld reinschiebst, was die Pharmakonzerne jetzt aus den Krankenkassen saugen, die Wette verlierst Du. Im übrigen verdient die Pharmaindustrie ihr Geld auf keinem "freien Markt" sondern auf einem staatlich regulierten Patentmarkt, bei dem die größten Geldflüsse vom Staat (aka den Krankenkassen welche durch den Bürger finanziert werden) kommen. Man könnte also schon fast sagen, die Pharmaindustrie spielt nach sozialistischen Regeln, bei kapitalistischen Gewinnen. Nicht umsonst ist die Profitmarge der größten Pharmaunternehmen exorbitant höher als bei fast jedem anderen Business auf dem Planeten. Risiko, Investment und Reward sind hier bereits komplett aus dem Ruder gelaufen. Das liegt zum großen Teil daran, dass die Pharmaindustrie die Sozialkassen aussaugt, die sich auf Grund von Lobbypolitik dagegen nicht wehren können (Politik wird von Menschen gemacht und Menschen stehen auf den Gehaltslisten der Pharmaindustrie, it's simple as that).
Wenn Dir klar wird, dass ein Großteil der "neuen" Medikamente die wir teuer bezahlen *keinen* (aka null, nada, njiente) Mehrnutzen gegenüber bereits existierenden Medikamenten haben sondern nur zum Zwecke der Patentverlängerung verändert wurden, verstehst Du auch warum.
Firma hat Patent auf Medikament A. Verkauft dies zu horrenden Preisen mit der Begründung die Entwicklung wäre so teuer.
Kurz vor Auslauf der Patentfrist erscheint plötzlich Medikament B, welches als grandioser Fortschritt und bedeutende Innovation beworben wird. Faktisch ist B = A mit einer minimalen Änderung die pharmakologisch ohne nennenswerten Effekt ist, für die aber einfach ein neues Patent beantragt werden kann. Die "Forschungskosten" dafür sind lächerlich.
Dummerweise kann die Firma aber Medikament A vom Markt nehmen und nur noch Medikament B anbieten, welches sie wieder 20 Jahre zu horrenden Preisen verkaufen können.
Die Generikafirmen dürfen dann zwar Generika-A anbieten, aber nicht Generika-B, während die Pharmaindustrie ihr Milliardenbudget dafür benutzt, in jeder Ärzteschulung, Fortbildung und Tagung zu verbreiten, A wäre völlig veraltet und es wäre unverantwortlich noch Generika-A zu verschreiben, wenn man doch B verschreiben könnte. Dies wird garniert mit kräftigen Bestech... äh Bonusvereinbarungen, Urlaubs- ähh Fortbildungsreisen, Gratismedikamenten und anderen Leckerbissen für die Ärzteschaft, die sich ja auch erfolgreich dagegen wehrt, dass Bestechung in ihrem Beruf strafbar sein sollte.
Nun könnte man sich fragen, warum funktioniert denn das überhaupt? Es muss doch jemandem auffallen, dass A gar nicht wirksamer ist als B? Tja, leider sind Studien dafür sehr teuer, sie werden finanziert durch die Pharmaindustrie selbst und die schreibt bereits in die Vertragsbedingungen für die Studien, dass Ergebnisse nur dann veröffentlicht werden dürfen, wenn sie für die Industrie positiv ausfallen. Die Wirksamkeit neuer Medikamente wird im übrigen auch nur "vs Placebo" getestet, sie müssen also nur "beweisen", dass sie besser als "nichts" sind. Sie könnten sogar schlechter als bereits existierende Medikamente sein, und würden trotzdem zugelassen werden.
Dein Beispiel mit den "Nachteilen" die man in Kauf nehmen müsse ist ja schön und gut. Wenn die Innovation noch 10% und die Nachteile 90% vom Kuchen betragen, kommt aber auch irgendwann mal der Punkt, wo man dem Spiel Einhalt gebieten muss.