Das stimmt so nicht ganz. Du vergisst nämlich, dass es verdammt aufwändig ist, etwas zu kopieren. Jedenfalls wenn das zu kopierende Gut selbst auch aufwändig ist. Ein komplexes Produkt richtig (also qualitativ hochwertig) zu kopieren dauert Jahre, erfordert selbst noch viel Forschung und die dafür eingesetzten Wissenschafter drehen ja nicht nur Däumchen wenn sie mit der Kopie fertig sind sondern verbessern sie dabei auch noch beständig.
Nicht umsonst ist es in der Autoindustrie üblich, dass Mercedes direkt mal ihren neusten Wagen zu BMW schickt und umgekehrt. Dass man da versucht voneinander zu kopieren und zu lernen ist normal. Und das ist auch gut so.
Der Schutz ist dabei immer gegeben, alleine schon durch die Zeit die die Konkurrenz braucht, um eine brauchbare Kopie herzustellen. Mit etwas neuem ein Jahr früher am Markt zu sein als alle andere ist ganz unabhänigig vom Urheberrecht
extrem gewinnbringend.
Und wenn es deutlich kürzer dauert, die Technologie zu kopieren? Tja, dann war die Erfindungshöhe offensichtlich nicht gerade hoch, dass war es keine wirklich schützenswerte Technologie. Trivialitäten wollen wir ja sowieso nicht patentieren bzw. schützen lassen.
Ich will gar nicht bestreiten, dass es für einige Güter schwieriger ist und für andere wieder einfacher. Die Vergangenheit hat z.B. schon gezeigt, dass das teilweise recht einfach ging. Japans Elektroaufstieg. Dann sind wir wieder bei Büchern und sonstige anderen Alltagsgegenständen wie Pfannen etc.. Ach liste ist da beliebig lang. WIr werden uns da nie einig, ich seh da gewissen Probleme (bestimmt nicht überall), aber du absolut keine. Das halte ich für falsch.
Grundlagenforschung wird heute schon fast ausschließlich aus Steuern finanziert. Nach Definition ist Grundlagenforschung ja Forschung, aus der keine direkte praktische Anwendung zu erwarten ist. Das lohnt sich in der Wirtschaft nicht. Früher wurde sowas idealistisch noch in Firmen gemacht, mittlerweile findet es quasi nur noch in Universitäten statt.
Das hat gar nichts mit Urheberrecht oder Patenten zu tun. Wir haben de facto eine rein staatliche Grundlagenforschung.
Mich schreckt das schon etwas ab, ja. Ich würde es gerne von Steuern auf Spenden umlegen. Aber das hat mit der Diskussion hier nichts zu tun. Die Wirtschaft wird niemals an Grundlagenforschung interessiert sein, egal was für ein Patentsystem wir haben.
Es gibt nicht nur Grundlagenforschung. z.B. jetzt bei Klimaforschung bei bestimmten Reduktionsmitteln oder erneuerbaren Energien, läuft ebenso viel privat ab.
Es geht nicht um die "Realworldkeule". Autoindustrie, Softwareindustrie etc. sind schon brauchbare Beispiele aus der echten Welt (und gerade bei der Software sieht man ja, wie Patente den kompletten Markt lähmen, Innovation ersticken und ganz sicher nicht fördern). Nur die Pharmaindustrie ist kein gutes Beispiel, weil diese vollständig von staatlichen Regeln dominiert wird und ganz nebenbei auch noch korrupter ist als die EU
hat auch keiner bestritten. Afaik ist da aber glaub ich das kopieren recht leicht und die Kosten der Forschung sehr hoch.
Stell dir doch mal vor, wie eine Welt aussehen würde, in der "geistiges Eigentum" seit der Entstehung der Menschheit absolut perfekt umgesetzt worden wäre.
Das würde bedeuten, dass es heute keine Räder geben dürfte, weil jemand ein Patent auf das Rad hat. Es würde bedeuten, dass du nicht lesen und schreiben dürftest, jedenfalls nicht ohne Lizentgebühren für jeden Satz an den "Erfinder" deiner bevorzugten Sprache abzutreten. Du hättest in der Schule kein Schiller oder Goethe lesen dürfen, du hättest im Kindergarten keine Weihnachtslieder singen dürfen.
Unsere gesamte Gesellschaft und Kultur existiert einzig und allein nur deshalb, weil diese ganzen alten Werke eben nicht "geistiges Eigentum" sind, weil sie in der Gesellschaft als Information frei verfügbar sind und weil jeder Mensch hier von dieser freien ungehinderten Verfügbarkeit profitiert hat. Informationsfreiheit ist der wichtigste Grundpfeiler unserer Gesellschaft und diesen für Lobbygruppen mit lächerlichen Vorstellungen einzuschränken wird uns langfristig sehr schaden.