Ok, mein Versuch einer Umgestaltung:
Probleme im momentanen Status
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Bürger werden kriminalisiert, da sie auf einfache aber illegale Weise an Produkte kommen, für die Sie normalerweise zahlen müssten.
Künstler begeben sich in ungünstige Verträge um Unterstützungleistungen für die Kunstproduktion beziehen zu können (Promotion, Aufnahme, Kopieerstellung).
Aufgrund der Verträge ist die Ratio Preis/Erlös für den Künstler verlgeichsweise schlecht.
Die Verwertungsgesellschaften bieten kein eigenes neues Geschäftsmodell, sondern verwenden Mittel um die digitale Kopierbarkeit einzuschränken, womit auch ihre Kunden über ein minderwertigeres Produkt verfügen (Kopierschutz).
Kunstwerke außerhalb der großen Verwertungsgesellschaften werden kaum wahrgenommen da die erforderlichen Promotionsmöglichkeiten zum Erreichen einer großen Käuferschicht nicht bestehen. Über den Bekanntheitsgrad eines Kunstwerkes entscheidet nicht die Öffentlichkeit aufgrund von Qualtität, sondern die Verwertungsgesellschaft aufgrund monetärer Zielsetzungen. (Aktuelles Beispiel für massives Marketing: Battleship)
Problemidentifikation
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Die Verwertungsgesellschaft ist nicht Dienstleister des Künstlers, die ihm Leistungen zur Verfügung stellt um sein Produkt besser zu gestalten/vermarkten, sondern übernimmt dessen Produkt und vermarktet es selbst.
Die digitale Evolution macht den Verkauf einzelner Kopien unmöglich, da der Kopiervorgang ohne besondere technischen Hilfsmittel zu bewältigen ist und daher keine Dienstleistung im Bereich der Kopieerstellung mehr benötigt wird (Pressen der CD z.B.).
Der Künstler muss trotzdem die Möglichkeit haben, Geld zu verdienen, auch abhängig vom Erfolg des produzierten Kunstwerkes. Dazu muss er einen Schutz seines geistigen Eigentums geniessen.
Es muss die Möglichkeit der Finanzierung eines Werkes geben um z.B. die Produktion von Filmen zu ermöglichen.
Schritt 1
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Die Übertragung von Rechten ist nicht möglich. Der Künstler verliert niemals sein Recht am Produkt und kann höchstens die Nutzung erlauben. Alle Tätigkeiten der Verwertungsgesellschaft müssten daher im Auftrag des Künstlers geschehen und damit in seinem Kontrollbereich liegen. Ergo bezahlt der Künstler die Verwertungsgesellschaft für ihre Leistung auf Basis des erzielten Efolges und nicht umgekehrt.
Schritt 2
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Da eine Kopie zu leicht zu erstellen ist, kann ein digitaler Verkauf nur über geschlossene Systeme (Apple) oder kostenloses Angebot erfolgen. Trotzdem muss es eine Möglichkeit für den Künstler geben, Geld von der Öffentlichkeit für seine Leistung zu erhalten.
• GEMA-Gebühr als Steuer - Das erste Problem einer "Kultursteuer" ist die begrenzte Geldmenge. Sagen wir ich mache eine Webseite auf, auf der die Leute die gesamte Musik deutscher Künstler herunterladen können. In regelmäßigen Abstanden schaue ich mir jetzt die Downloadzahlen an und vergebe nach einem Schlüssel Geld an die entsprechenden Künstler. Hat einer dieser Künstler einen Mega Hit gelandet (künstlerisch wertvolle Werke wie "Ein Bett im Kornfeld"), erhält er auch sehr viel Geld aus dem Topf der Steuereinnahmen. Dadurch geht aber ein weniger erfolgreicher Künstler, der vielleicht Ware für ein Nischenpupblikum produziert (Postrock), beinahe leer aus, denn seine Downloadzahlen sind sehr bescheiden.
Zusätzlich ergeben sich Probleme wie die Beurteilung welche Künstler überhaupt in die Bezahlung aufgenommen werden können und welche Werke fördernswert sind (Zensurgefahr).
• Crowdfunding. Wie der TE schon gesagt hat, wird die kostenlose Variante immer bevorzugt. Crowdfunding ist daher nur in Ausnahmefällen geeignet, ein Projekt zu verwirklichen.
• Branchenspezifische Lösung. Hier würde ich dann ansetzen. Ich unterteile mal nach Musik und Film, da dort wohl auch die größten Raubkopieprobleme sind.
Bei Musik bin ich persönlich der Meinung, dass die Künstler sich über Konzerte finanzieren können sollten und daher ein Erlös aus dem Verkauf ihrer Lieder gar nicht notwendig ist. Die Gema Gebühren, die sie erhalten wenn ihre Lieder im öffentlichen Raum gespielt werden, sollten sie natürlich trotzdem erhalten, eine Abschaffung der GEMA als Rechtevertreter halte ich daher nicht für sinnvoll, ich bin aber für die Umwandlung der GEZ-Gebühr in eine allgemeine Steuer. (allein schon damit diese nervigen Hausbesuche aufhören und der Apparat mal ordentlich entrümpelt werden kann) Was mich noch stört ist die Definition der Gema Nutzung. Ich wäre dafür die Regel in "kommerzielle Nutzung" umzubennen. Dann wäre auf jeder Party die GEMA-Abgabe fällig, da Musik ja zur Umsatzgenerierung verwendet wird, die Preise sind aber problemlos zahlbar. (Habe selbst Studentenparties organisiert) Nebenbei würde die lästige Youtube-Diskussion endlich begraben, dann müsste ich nicht immer den Proxy anwerfen ^^.
Filme wiederrum sollten eigentlich über die Kinoausstrahlung finanzierbar sein. Dort kenn ich mich mit der Preisgestaltung nicht so besonders gut aus, also wieviel Euro der Kinobetreiber erhält, wieviel die Gesellschaft und wieviel das Entwicklungsteam. Gemessen an den Meldungen über Einnahmen von Filmen in den ersten Wochen scheint diese Annahme aber nicht gerade utopisch.
Noch ein kurzer Absatz zum Fernsehen. Das Fernsehen muss sich in diesem Zug auch reformieren. Da die Filme im Internet frei verfügbar sind, muss die Ausstrahlung von Spielfilmen zurückgefahren werden. Dies geschieht ja schon seit mehreren Jahren, siehe die privaten Fernsehsender, die heute nur noch Sonntags wirklich jüngere Filme bringen (Sat 1 ist selbst das zuviel und so gibts jetzt gefühlt 24/7 Navy CIS). Der Attraktivität des Fernsehens ist das wohl nur für ältere Generationen abträglich, die den Samstag Abend Blockbuster vermissen, die Relevanz des Fernsehens schätze ich trotzdem als immer geringer werdend ein, vor allem durch das Aufkommen der Streams.
Zusammenfassung
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Eigentlich will ich gar nicht unbedingt die Abschaffung des Urheberrechts. Das wird ja auch von den Piraten nicht gefordert (Reform). Ich denke mit ein paar Korrekturen im momentanen System wäre es eigentlich bereits getan.
• Beenden der CD/DVD/Blue Ray Produktion. Stattdessen kostenloser Download im Internet.
• Die Künstler finanzieren sich über die öffentliche Vorführung ihrer Werke (Kino, Party, Konzert) und erhalten von der GEMA anteilig Mittel über deren eingenomme Lizenzgebühren bei kommerziellen Vorführungen Dritter.
• Das Urheberrecht kann nicht abgetreten werden. Alle Einnahmen landen beim Künstler welcher seine Dienstleister bezahlt, nicht umgekehrt.
• Die Finanzierung eines neuen Projektes muss eigentlich nicht näher geklärt werden, da das Internet eine kostengünstige Verbreitungsplattform darstellt und somit die Bekanntheit generieren kann, die wiederrum zu den Einkommen generierenden Vorführungen führt. Die Finanzierung großer Projekte erfolgt typischerweise auch in Hollywood nicht ohne eine gewisse Bekanntheit.