Ich habe ganz ehrlich öfters versucht den Thread zu verfolgen und zu verstehen, aber hier wird mit soviel Unwissen hantiert, daher schreibe ich einfach mal ausser Konkurrenz meine Beitrag zur Debatte:
Anhand der diffamierenden Worte wie "Raubkopie" oder "Contentmafia" sieht man mit welcher Aufgeregtheit und gegenseitigem Unverständnis die aktuelle Debatte über den Urheberschutz geführt wird. Ich finde es gut dass darüber gestritten wird, weil tatsächlich etwas im argen liegt. Da ich selber einerseits als Digital Native mit Napster und der Internet-Umsonstkultur großgeworden aber andererseits für die Contentindustrie arbeite bin auch ich zwiegespalten.
Daher erstmal ein Fakten:
Du darfst nicht ein Foto von dir bei Facebook hochladen, wenn du nicht den Fotograf gefragt hast.
Du darfst z.B. auch nicht ein Video bei Youtube hochladen wo du zu schlechter Musik tanzt und das nicht mit dem dazugehörigen Musikverlag(oder Verwertungsgesellschaft) abgestimmt hast.
Unser Urheberrecht ist noch ein Relikt aus den 60ern und damals war die Situation halt eine andere. Vor 40 Jahren war es sehr schwer überhaupt das Urheberrecht zu verletzen. Heutzutage ist es schwer nach 2 Stunden Internet das Urheberrecht nicht zu verletzen. Man sieht also - und da zweifelt keiner dran- das es Missstände gibt.
Jetzt gibt es grob gesprochen 2 Möglichkeiten: Entweder passt man das Internet dem Urheberrecht an, oder aber das Urheberrecht dem Internet. Da ersteres versucht wird durch Vorratsdatenspeicherung, kompletten Überwachung des Datenverkehrs, privater Rechtsdurchsetzung und solchen Geschichten bevorzuge ich die zweite Variante. Nur wie macht mans? Die "konventionelle" Politik ist in ihrer Konsensfindung mit ihren Kompromissen, Ausschüssen und Fraktionen etwas behäbig. Das ist ja eigentlich nicht schlimm, nur gerade diese Thematik ist ein wichtiger Aufstiegsgrund der Piraten, sie können hier einfach schneller reagiern.
Genauer betracht ist die Position der Piraten aber auch nicht Allheilmittel. Die radikalen Lösungen mit Tauschbörsenlegalisierung, Beschneidung der Verwerter und halbgaren Vergütungsmodellen erklärt mir auch nicht wie ein Musiker Geld verdienen soll. Bei allem Hass auf die Feindbilder Majorlabel und die GEMA, wir brauchen solche Zwischeninstanzen. Ein Musiker kann nicht Lizensierungen, Finanzierungen und son Kram. Der kann nur Musik und das ist auch gut so. Ehrlich gesagt habe ich auch kein Allheilmittel parat.
Die Grünen haben z.B ein Modell der Pauschalvergütung auf Internetkosten im Sinn, genau wie es bereits einen Abschlag auf Rohlinge und Kassetten gibt. Diese Möglichkeit birgt viele Gefahren aber auch Chancen. Davon ab weitere Verbesserungsvorschläge meinerseits:
- Verkürzung der Freigabe von Werken nach dem Tod des Künstlers (heute 70 Jahre)
- nicht kommerziellen "Recht auf Remix"
- faktische Entmonopolisierung der GEMA/GVL, so dass man sich die Verwertung selbst aussuchen kann
Die Film- und die Computerspielindustrie hat übrigens nicht diese Probleme. Bei den Spielen ist es klar, da gibt es Sachen wie Steam, Onlinefreischaltung und DLCs und solche Sachen. Warum es Filmindustrie so gut wie nie versteh ich eher weniger, liegt wahrscheinlich daran das die Größe der Dateien (noch) so unhandlich ist. Und es gute Produkte geht, dass man für 8€ ins Kino geht.