Kinder kriegen private Entscheidung oder nicht?

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Die Zustimmung zur Erbschaftssteuer dürfte unter den Aufschreiern deutlich geringer ausfallen als bei der "Cry me a river"-Fraktion. :rolleyes:
Gut möglich. Aber selbst in der "cry me a river"-Fraktion wird es erschreckend viele geben, die gegen Erbschaftssteuer sind aufgrund der üblichen Propaganda.

@Gustavo die unterschiedliche Besteuerung von Vermögen und Einkommen mit der Korrelation von beidem wegzuwischen wird Betroffenen mit wenig Vermögen wohl recht sauer aufstoßen. Etwas mehr Empathie bitte! :)

Und bei Erbschaftssteuer ist die Besteuerung von Vermögen gar nicht mal so schwierig.
 

parats'

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Du musst einfach nur die richtigen Schlüsse ziehen: mehr Arbeiten ist nicht erwünscht, also chill mal mehr :deliver:
Das ist in der Tat das ohnehin sinnvollste. Ich drück im Jahr fast 30k ESt. (+soli) ab. Die nächsten Erhöhungen wandern definitiv in Arbeitszeitreduktion, dann kann ich nebenher noch als Barista mit einem Piaggio Ape hustlen.
 
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#bootdiskette.

- Die meisten Leute in diesem Einkommensbracket haben keineswegs eine astronomische Abgabenlast, weil ihr Einkommen häufig nicht hauptsächlich aus Erwerbsarbeit stammt und Sozialabgaben gedeckelt sind

Bitte was? Alle meine AfD-wählenden Freunde in meiner reaktionären Bubble liegen mit Partnern bei 150k im Jahr und zahlen >40% Steuern- und Abgaben und sparen sich mühsam ein Eigenheim zurecht.

Nicht mehr Mittelschicht :rofl2:
 
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Lol ihr Plebs. Wer nicht monatlich 10 Mio als Destinatär einer Familienstiftung erhält und als Beruf Besitzender ist, sollte hier nicht mehr posten dürfen.
 

Gustavo

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Sorry Gustl, aber mein Einkommen kommt quasi ausschließlich aus Erwerbsarbeit. Wenn ich schaue wie viel Einkommensteuer ich im Vergleich zu manchen Kollegen zahle, wie viel mehr ich arbeite und wie viel mehr das dann effektiv netto ist, da bekomme ich das kalte Kotzen. Machst Dir den doppelten Stress, arbeitest 10-20h länger mit höherer Intensität … und kommst am Schluss bei ein paar hundert EUR mehr im Monat raus.
Das fühlt sich nicht so supergerecht an.
@Gustavo die unterschiedliche Besteuerung von Vermögen und Einkommen mit der Korrelation von beidem wegzuwischen wird Betroffenen mit wenig Vermögen wohl recht sauer aufstoßen. Etwas mehr Empathie bitte! :)

Und bei Erbschaftssteuer ist die Besteuerung von Vermögen gar nicht mal so schwierig.

Ich wische nichts weg und beschönige auch nichts. Ihr rennt bei mir offene Türen ein wenn ihr darauf zielt, Vermögen höher und Erwerbseinkommen niedriger zu besteuern. Es ist nur einfach so, dass man nicht so tun sollte als würde man völlig unterschiedliche Leute damit treffen, je nachdem ob man Vermögen oder Einkommen besteuert, man trifft größtenteils (zumindest über den gesamten Lebensverlauf) sehr häufig dieselben. Nicht immer, aber eben häufig.
 
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Böser Vergleich: Auch die Überlappung von schwarzen Männern und Gewalttätern in den USA ist stark. Dennoch sollten wir wohl nicht davon reden, dass es keinen großen Unterschied machen würde, ob wir jetzt Gewalttäter oder schwarze verknacken! :p
 

Celetuiw

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#bootdiskette.



Bitte was? Alle meine AfD-wählenden Freunde in meiner reaktionären Bubble liegen mit Partnern bei 150k im Jahr und zahlen >40% Steuern- und Abgaben und sparen sich mühsam ein Eigenheim zurecht.

Nicht mehr Mittelschicht :rofl2:
Mein Linksgrünversifften Freunde aus dem hippen upswing villen viertel verdienen alle Mindestlohn in Teilzeit bei Amazon und haben 6 Kinder mit 6 Frauen für die sie kein Unterhalt zahlen wollen. :elefant:
 

Benrath

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Böser Vergleich: Auch die Überlappung von schwarzen Männern und Gewalttätern in den USA ist stark. Dennoch sollten wir wohl nicht davon reden, dass es keinen großen Unterschied machen würde, ob wir jetzt Gewalttäter oder schwarze verknacken! :p

Schreibe doch mal die bedingen Häufigkeiten bzw Venn Diagramme für die von dir und genannten Fälle und für die von Gustavos auf und denk dann scharf nach.

Du hältst dich an sich für integer bla bla. Das ist kein böser Vergleich sondern ein dumer, ekliger und rassischer Vergleich, der hinten und vorne nicht passt.

Du bist mittlerweile so in die afd bubble angeerifted dass du gar nichts mehr merkst
 
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Häh? Es ging mir doch gerade darum zu sagen, dass man statistische Korrelationen so nicht benutzen sollte. Was hat das mit Rassismus zu tun? Es ist ein überspitzter Vergleich, der aussagt, was man NICHT so machen sollte., Entspann dich mal mit deiner Aggression & Projektion.

Die Korrelation ist auch bei Einkommen und Vermögen nicht soo krass. Beispiel: Die selbstbewohnte Immobilie ändert das Vermögen deutlich, das Einkommen aber nicht bzw potentiell sogar negativ, weil die Leute sich ohne Mietkosten leisten können, weniger zu arbeiten.
 

Benrath

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Ach die heatorische ich wollte nur provozieren Karte. Du schreibst ständig was in diese Richtung und daher nimmt man dir den Scherz darin nicht mehr ab.

Die schnittmenge zwischen Erben und Leuten die über 150k ist wesentlich größer als zwischen allen schwarzen Männern und gewalttätern. Mal abgesehen von den sonstigen unterschieden der Beispiele.

Das ist übrigens der Afd Effekt dass du dich nicht mal mehr schämst solche Scherze zu bringen.
 

Benrath

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So von mir aus kann xantos noch mal antworten und dann beenden wir das wieder oder privat.

On topic wieder

Bekannte Soziologin auch eher überrascht über den Widerstand und wie elterngeld mit Argumenten verteidigt wird, die empirisch falsch sind
 
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Ach die heatorische ich wollte nur provozieren Karte.
Jeder gute Vergleich provoziert - das Nachdenken. Dass du und manche anderen direkt rot sehen bei dem von mir genutzten Thema, das hätte ich vorher sehen können. Ist aber dennoch absurd, weil mein Vergleich ja gerade aussagt, dass man trotz einer positiven Korrelation zwischen blackness und violence da genau nichts in die Richtung sagen sollte, ich zitiere Gustavo:

"Es ist nur einfach so, dass man nicht so tun sollte als würde man völlig unterschiedliche Leute damit treffen, je nachdem ob man [...], man trifft größtenteils [...] dieselben"

Gustavo hat deswegen vielleicht auch direkt drei Relativierungen hinein gebracht:

"Es ist nur einfach so, dass man nicht so tun sollte als würde man völlig unterschiedliche Leute damit treffen, je nachdem ob man Vermögen oder Einkommen besteuert, man trifft größtenteils (zumindest über den gesamten Lebensverlauf) sehr häufig dieselben"

#1 - Es gibt substantielle Gruppen mit hohem Vermögen (top 10%) und weniger Einkommen als die zur Debatte stehende Grenze

#2 - Und es gibt auch viele mit solchem Einkommen, die noch wenig Vermögen haben. Weil keine Erben und jung. Das dann mit "aber bei dem Einkommen können sie ja Vermögen aufbauen " ist auch nicht ganz fair, da wir ja gerade vom Szenario reden, Kinder zu bekommen & dass dafür einer erstmal nicht mehr arbeitet und vielleicht auch langfristig nicht oder weniger.

D.h. wir reden von einer jungen Familie mit dann einem Einkommen von vielleicht 100k ohne Vermögen und mit kleinem Kind. Da finde ich halt diese nonchalante Art zu sagen "ach, das ist doch im großen und ganzen die gleiche Gruppe wie Vermögende/Erben - ob die jetzt so oder so zahlen macht keinen großen Unterschied" als nicht gut.
 
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D.h. wir reden von einer jungen Familie mit dann einem Einkommen von vielleicht 100k ohne Vermögen und mit kleinem Kind. Da finde ich halt diese nonchalante Art zu sagen "ach, das ist doch im großen und ganzen die gleiche Gruppe wie Vermögende/Erben - ob die jetzt so oder so zahlen macht keinen großen Unterschied" als nicht gut.
Ich greife mir diesen Schnipsel mal raus weil ich finde, dass hier einige sehr dicke Krokodilstränchen vergossen werden aka beginnendes Merz-Syndrom. 100k ohne Vermögen, ein Kind. Ich weine gleich :ugly2:Damit will ich nicht sagen, dass Einkommen/Vermögen über einen Kamm geschoren werden sollen und ich bin explizit dafür, dass Vermögen und Erbschaften gescheit besteuert werden, denn ich identifiziere mich linksgrün-versifft :elefant:

Aber grau ist alle Theorie, Karten auf den Tisch: wie sieht es tatsächlich aus? Nehmen wir eine völlig beliebige Beispielfamilie, Ehepaar mit drei Kindern. Beide Krankenpfleger, 80%+30% unselbstständig erwerbstätig. Familienbrutto für 2022 lag bei etwa 63k, Netto 44k zzgl. etwa 8k Kindergeld. Monatliche Fixkosten für Wohnung, Strom, Versicherung, Internet und die Karre: etwa 1100 Euro. Monatliche Ausgaben für Lebensmittel: 1000 Euro. Betreuungskosten dank verschiedener Regelungen und Freibeträge sehr überschaubar (<500 Euro), wird dieses Jahr jedoch deutlich anders aussehen, wenn der mittlere in die Schule kommt. Dazu noch ein paar hundert Euro im Monat für Vereine, Hobbies und sonstige Ausgaben (Klamotten, insb. Schuhe für die Kinder...) und es bleiben am Ende des Jahres noch rund 20k übrig, die investiert werden. Z.B. in die energetische Sanierung (Hallo Fenster) des Elternhauses, das mittelfristig übernommen wird.

Zugegeben, die Wohnung ist zwar grenzwertig klein (90 m²) aber unschlagbar günstig und die Lage hervorragend (zentral, kein Prekariatsviertel, Kindergarten, Grundschule und Einkaufsgelegenheiten fußläufig erreichbar) - utopisch, da ein Upgrade zu zu finden. Aber selbst wenn die Bude das Doppelte kosten würde, wären immer noch mehr als 10k übrig. Oder meinetwegen auch das Dreifache, wenn eine Immobilie abbezahlt wird mit 2,2k/Monat - es ist immer noch Kohle übrig. Also erklärt mir bitte nochmal, wie ein paar tausend Kröten Elterngeld für ein Paar mit 150k im Jahr der Genickbruch der Familienplanung darstellen soll.
 

Benrath

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Jeder gute Vergleich provoziert - das Nachdenken. .

Nö, weder hinreichend noch notwendig. Die Provokation allein macht auch keinen guten Vergleich.

Und nun back to topic. Sonst macht gerne ein topic dazu auf.

Das was utility und Frau Allmendinger sagen ist relevanter. Die Empirie zeigt scheinbar nicht dass die paar Euro den Unterschied für diese angeblich so gebeutelten leistungs Träger machen. Dafür reicht mir ihr Wort.
 

Gustavo

Doppelspitze 2019
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D.h. wir reden von einer jungen Familie mit dann einem Einkommen von vielleicht 100k ohne Vermögen und mit kleinem Kind. Da finde ich halt diese nonchalante Art zu sagen "ach, das ist doch im großen und ganzen die gleiche Gruppe wie Vermögende/Erben - ob die jetzt so oder so zahlen macht keinen großen Unterschied" als nicht gut.


Dann empfindest du es halt als nicht gut, es entspricht trotzdem den Tatsachen. Deutschland ist ein großes Land, da wirst du für jede noch so kleine Ausnahme ("die arme Krankenschwester, die jeden Tag zweimal 45 Minuten zur Arbeit pendelt und sich das Benzin nicht mehr leisten kann") immer noch eine Menge Leute finden, die in diese Gruppe passen. Aber effektiv ist es halt so, dass das trotzdem Ausnahmen bleiben. Du brauchst nämlich genau folgende Konfiguration:
- Kein vermögendes Elternhaus auf beiden Seiten
- Zu versteuerndes Einkommen von über 175k (aber auch nicht deutlich mehr) schon in den 30ern/frühen 40ern
- Bei dem die Einkommen nicht vollkommen ungleich (zu ungunsten der Frau) verteilt sind

Die gibt es sicher und die würden tatsächlich von der Gesetzesänderung tangiert. Aber so zu tun, als wäre das der Regelfall ist imho bescheuert. Und das ist, passend zum Thema, das Problem bei allen diesen Gesetzesänderungen: Alle wollen immer Vereinfachung, Entbürokratisierung, Ende der Gießkanne, aber wenn es dann um einen selbst geht dann fängt man an vorzurechnen, wie eine Familie (welche selbst schon die absolute Ausnahme ist), die beim Haushaltseinkommen vom 99. Perzentil ins 97. Perzentil rutscht, nicht auf Rosen gebettet ist.
 
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Verschiebung von Grenzen ist keine Entbürokratisierung.

Und es geht hier überhaupt nicht um mich selbst, falls du das andeuten wollen würdest. Ich habe Kinderplanung abgeschlossen und wäre auch nicht betroffen.
 

Gustavo

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Verschiebung von Grenzen ist keine Entbürokratisierung.


In dem Fall ist es die andere Seite der Medaille: Wenn du mehr Einzelfallgerechtigkeit willst brauchst du mehr Bürokratie. Außer dir fällt eine fairere Bemessungsgrundlage ein, die genauso einfach erhoben werden kann wie das Einkommen, mir allerdings in dem Fall nicht. Und so ist es ja letztendlich dauernd: Diese ganze Bürokratie wird eigentlich fast immer geschaffen, um Einzelfallgerechtigkeit zu schaffen.


Und es geht hier überhaupt nicht um mich selbst, falls du das andeuten wollen würdest. Ich habe Kinderplanung abgeschlossen und wäre auch nicht betroffen.


Das meinte ich so nicht. Es ging mir darum, dass jeder immer gute Gründe dafür findet, warum die eigenen Ausnahmetatbestände gut und richtig sind. Ich habe wie gesagt überhaupt nichts dagegen, wenn jemand viel Geld verdient (wenn zwei Personen im selben Haushalt: umso besser) und ich fände es auch gut, wenn Erwerbsarbeit geringer besteuert wird, aber man sollte sich auch schon so ehrlich machen können und zugeben, dass wir nach jeder sinnvollen Definition von Einkommmensverhältnissen nicht mehr über die Mittelschicht reden.

Das ganze System ist imho ein ziemlicher Reinfall und das Geld wäre besser in Leistungen gesteckt, die allen zur Verfügung stehen wie bspw. Kinderbetreuung.
 
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Was für ein System würdest du denn präferieren?

Grundsätzlich bin ich auch dafür, möglichst viel vom Budget für Familien in Infrastruktur und Sachleistubgen zu stecken.
Irgendeine Art von Lohnersatz für die Elternzeit sollte es aber imo schon geben, weil ich es durchaus für sozial erwünscht halte, dass die Eltern sich um sehr junge Kinder erstmal ohne größere finanzielle Einbußen kümmern können.

So ad hoc würde ich das EG wohl als individuellen Anspruch gestalten: 9 Monate für jeden Elternteil und die Lohnersatzquote sollte in den ersten drei Monaten nahe 100 Prozent liegen, dann abschmelzen.
 
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Naja, ein "alle kriegen es" wäre auch eine ziemliche Vereinfachung und Entbürokratisierung. Fänden viele dann wahrscheinlich nicht mehr gerecht, einfach wäre es aber schon.
 

parats'

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Wie auch beim Kindergeld. Funktioniert relativ automatisiert, sobald die Steuernummer in Bonn aus dem Drucker gekommen ist.
 
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Was meinst du? Kindergeld muss wie jeder Transfer beantragt werden.
 
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In dem Fall ist es die andere Seite der Medaille: Wenn du mehr Einzelfallgerechtigkeit willst brauchst du mehr Bürokratie. Außer dir fällt eine fairere Bemessungsgrundlage ein, die genauso einfach erhoben werden kann wie das Einkommen, mir allerdings in dem Fall nicht.
Verstehe ich jetzt nicht.

Gehen wir davon aus, dass du das Elterngeld grundsätzlich gut findest. Dann wäre "keine Grenze" offenkundig weniger bürokratisch. Wenn der Einkommensmillionär dann die 1800 bekommt, who cares - zahlt ja auch genug Steuern.

Die Grenze, und die Senkung dieser, sind doch der Versuch, mit mehr Regeln "Einzelfallgerechtigkeit" herzustellen. Nicht die Kritik daran.

Und Besteuerung von Vermögen wäre einfach machbar mit Erbschaftssteuer und Bodenwertsteuer. Genau weil man damit die bürokratischen Probleme der kontinuierlichen Messung von Vermögen umgeht.
 

parats'

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Was meinst du? Kindergeld muss wie jeder Transfer beantragt werden.
Ja, aber der Aufwand ist absolut minimal, weil es keine Bemessungsgrenzen gibt. Geburtsurkunde, Steuernummer und ein Formular. Dank Abgleich der Meldebehörden geht es mittlerweile sogar Online. Lediglich die Steuernummer braucht bis zu 6 Wochen.
 

Celetuiw

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Die Familienkasse ist eine relativ große Behörde. Da es ja bekanntlich auch Kindergeldbetrug gibt, gibt es auch genug Stellen die da prüfen und Krams machen. Also die Annahme dass es relativ "ressourcenarm" geht stimmt so nicht.

An sonsten @topic: fette Krokodilstränen hier, wer als Paar 150k macht und nicht weiss wie er ein Jahr ohne ein Einkommen klarkommen soll ist lost. Ich finde es brauch keine Steuergeschenke an die top 3% der Einkommenspyramide.
 

parats'

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Die Familienkasse ist eine relativ große Behörde. Da es ja bekanntlich auch Kindergeldbetrug gibt, gibt es auch genug Stellen die da prüfen und Krams machen. Also die Annahme dass es relativ "ressourcenarm" geht stimmt so nicht.
Das war auch nicht der Aufhänger. ;)
 

Gustavo

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Verstehe ich jetzt nicht.

Gehen wir davon aus, dass du das Elterngeld grundsätzlich gut findest. Dann wäre "keine Grenze" offenkundig weniger bürokratisch. Wenn der Einkommensmillionär dann die 1800 bekommt, who cares - zahlt ja auch genug Steuern.

Die Grenze, und die Senkung dieser, sind doch der Versuch, mit mehr Regeln "Einzelfallgerechtigkeit" herzustellen. Nicht die Kritik daran.


Na ja, "keine Grenze" ist ja nicht der status quo. Der status quo ist "Grenze bei 300k". Eine Grenze von 150k wäre natürlich derselbe Aufwand, aber die Alternative war ja nicht andere Grenze, sondern eine Veranlagung die Vermögen auch in irgendeiner Form miteinbezieht. Ist natürlich immer eine Frage der Abstufung: Ich denke wir sind uns alle einig, dass Einkommensgrenzen in einem modernen Staat keinen echten Aufwand darstellen sollten, weil der Staat diese Daten schon hat. Eine Veranlagung, die Vermögen miteinbezieht wäre gerechter, aber deutlich schwieriger; kein Vergleich zu dem Sprung von "keine Grenze" zu "Einkommensgrenze bei X Euro."


Und Besteuerung von Vermögen wäre einfach machbar mit Erbschaftssteuer und Bodenwertsteuer. Genau weil man damit die bürokratischen Probleme der kontinuierlichen Messung von Vermögen umgeht.


Bei einer Erbschaftssteuer musst du das Vermögen auch bemessen und sie lässt sich auch nicht SO schwer umgehen. Und wie gesagt: Ich finde die LVT auch gut, aber sie wäre auch eine Steuer von vielen.


€dit:

Was für ein System würdest du denn präferieren?

Grundsätzlich bin ich auch dafür, möglichst viel vom Budget für Familien in Infrastruktur und Sachleistubgen zu stecken.
Irgendeine Art von Lohnersatz für die Elternzeit sollte es aber imo schon geben, weil ich es durchaus für sozial erwünscht halte, dass die Eltern sich um sehr junge Kinder erstmal ohne größere finanzielle Einbußen kümmern können.

So ad hoc würde ich das EG wohl als individuellen Anspruch gestalten: 9 Monate für jeden Elternteil und die Lohnersatzquote sollte in den ersten drei Monaten nahe 100 Prozent liegen, dann abschmelzen.

Das Problem ist imho nicht das Elterngeld, das ist schon sinnvoll, aber man sollte nicht glauben dass es etwas anderes ist als eine finanzielle Hilfe für Menschen, die sowieso Kinder bekommen hätten. Wenn man wirklich Anreize schaffen will, damit Menschen mehr Kinder bekommen*, insbesondere welche die jetzt keine bekommmen, geht das wohl nicht vereinfachte Möglichkeiten mehr Wohnraum auch in Städten zu bekommen etc.



*und man sollte wohl immer im Kopf behalten dass der Staat darauf nur einen ziemlich begrenzten Einfluss hat, egal uns auf Policyseite noch so einfällt
 
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@Gustavo wir sind uns einig, dass die Verschiebung der Grenze nicht relevant Bürokratie auf- oder abbaut.

Innerhalb dessen reduziert sie aber Einzelfallgerechtigkeit, weil mehr Leute von der harten Grenze betroffen sind, wenn sie niedriger ist.

Ich finde, dass Elterngeld schlicht ohne solche Grenzen bereits progressiv genug ist durch den Cap. Das wäre sowohl einfacher als auch gerechter.

Natürlich kann man dann immer argumentieren, dass dieses einzelne Thema nicht so wichtig ist. Mit der Logik landet man aber ja genau dabei, jede Sonderlocke und Ausnahme zu tolerieren, die insgesamt zu einem schlechten und bürokratischen System führt. Weil jede einzelne solche Regelung ist für sich nicht der big deal. In der Summe dann schon.

Insofern: Ja, das konkrete Thema ist nicht soo wichtig. Es ist aber symptomatisch für ..

# den bullshit harter Grenzen
# generell unnötigen Sonderregelungen, damit die bösen Besserverdiener (SPD-sprech: "Reichen") demonstrativ bestraft werden, statt elegante progressive Systeme zu nutzen
 
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Mag sein. Für mich ist Gerechtigkeit eben nicht nur abstrakte Umverteilung von unten nach oben. Sondern, gerade wenn man den Terminus Einzelfallgerechtigkeit nutzt auch, dass ähnliche Situationen ähnlich behandelt werden & absurde Anreize vermieden werden. Was gegen harte Sprunggrenzen spricht.

Und generell finde ich es auch ungerecht, wenn hohe Einkommen viel stärker belastet werden als Erbschaften - auch wenn dann bestimmt wieder die "Gerechtigkeit ist nur relevant wenn es um Arme geht" ihre "cry me a river"-Platitüden auspackt.
 
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Ich weiß garnicht warum du mit SPD sprech ankommst, dass das Elterngeld gekürzt werden muss ist doch ne ansage von Lindner. Und da halte ich es tatsächlich für sehr viel besser wenn die kürzung nur ~3% aller Paare mit Kindern betrifft anstatt alle und das dann auch noch in einem Einkommensbereich wo man das viel besser abfedern kann als am unteren ende. Wobei die 3% jetzt auch der einfachheit halber mit 150k Bruttoeinkommen gerechnet sind und nicht mit "150k zu versteuerndes Einkommen". Da liegt man ja mit dem Brutto idr. nochmal deutlich über den 150k.
 
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Finds auch relativ frech hier der SPD oder Linksdenkenden irgendwas anzuhängen. Die Idee entspringt doch dem verordneten Budgetcut und Xantos darf gern ausführen, welche anderen Leitungen des Familienministeriums überflüssiger sind.
 
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Finds auch relativ frech hier der SPD oder Linksdenkenden irgendwas anzuhängen. Die Idee entspringt doch dem verordneten Budgetcut und Xantos darf gern ausführen, welche anderen Leitungen des Familienministeriums überflüssiger sind.
Das Ministerium ist ja nicht nur Familienministerium.

Ideen, wo man sparen könnte: Beauftragte für Gleichstellung, Queer, Antiziganismus und dazu gehörige "Projekte".

Und wenn das eine Priorität für SPD wäre, würde das Budget gar nicht sinken. Lindner ist da ja nicht der Budget-Diktator.
 
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Lindner ist Finanzminister und FDP-Vorsitzender und bekanntermaßen pocht die FDP auf Haushaltskonsolidierung und lehnt strikt ab, diese durch Mehreinnahmen zu erreichen.

Ideen, wo man sparen könnte: Beauftragte für Gleichstellung, Queer, Antiziganismus und dazu gehörige "Projekte".
Dann zähl doch mal auf, welche konkreten Haushaltskosten du meinst und was deiner Meinung nach dabei zusammenkommen könnte. Die Verordneten Einsparungen belaufen sich afaik auf ca. 300 Mio.

Keine. Wir sollten bei Familien und Kindern überhaupt nicht kürzen. Ohnehin ein Unding, dass Lindner sowas verlangt. Bildung betrifft es ja auch. Es gibt genug Ecken, wo der Staat sparen könnte, das ist keine davon.
Das Tragische daran ist imo, dass gerade im Bildungsreich sogar mit gutem RoI noch deutlich mehr investiert werden könnte. Zukunftskoalition my ass.
 
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Dann ist die FDP per Definition schuld an allem bösen. Wie einfach.

Der konkrete Vorschlag kam doch von der SPD Familienministerin (wie hieß die Tante noch, Paus oder so?), weil sie Geld für ihr Kinderarmutsgesetz ausgeben will, aber nichts extra bekommt.
 

Gustavo

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@Gustavo wir sind uns einig, dass die Verschiebung der Grenze nicht relevant Bürokratie auf- oder abbaut.

Innerhalb dessen reduziert sie aber Einzelfallgerechtigkeit, weil mehr Leute von der harten Grenze betroffen sind, wenn sie niedriger ist.

Ich finde, dass Elterngeld schlicht ohne solche Grenzen bereits progressiv genug ist durch den Cap. Das wäre sowohl einfacher als auch gerechter.


Das ist imho ziemlich wirr. Ob etwas jetzt "gerecht" ist oder nicht hängt doch zwangsläufig nicht nur davon ab, wie hoch die Leistung ist. Ich bin ja prinzipiell auch der Meinung, dass man die Progressivität im staatlichen Verteilungssystem besser nicht durch means testing erreicht, aber wenn das nicht machbar ist, bspw. weil es politisch keine Mehrheiten für eine progressivere Ausgestaltung der Einnahmeseite gibt, kann es schon auch über die Ausgabenseite gehen. Ob es jetzt "einzelfallgerechter" ist, dass jemand mit 200k zu versteuerndem Einkommen noch diese Leistungen erhält, ist wohl Ansichtssache.

Die "Einfachheit" sehe ich hier btw überhaupt nicht. Der Staat hat diese Daten und muss für andere Leistungen sowieso auf sie zugreifen; der Gewinn an "Einfachheit" ist extrem überschaubar.


Natürlich kann man dann immer argumentieren, dass dieses einzelne Thema nicht so wichtig ist. Mit der Logik landet man aber ja genau dabei, jede Sonderlocke und Ausnahme zu tolerieren, die insgesamt zu einem schlechten und bürokratischen System führt. Weil jede einzelne solche Regelung ist für sich nicht der big deal. In der Summe dann schon.

Insofern: Ja, das konkrete Thema ist nicht soo wichtig. Es ist aber symptomatisch für ..

# den bullshit harter Grenzen
# generell unnötigen Sonderregelungen, damit die bösen Besserverdiener (SPD-sprech: "Reichen") demonstrativ bestraft werden, statt elegante progressive Systeme zu nutzen

Das ist imho genauso wirr und läuft darauf hinaus, was Sterling (mutmaßlich als sterlingeske Trollerei) anmerkte. Du kannst dem Staat schon zutrauen, dass er Gehen und Kaugummi kauen zur gleichen Zeit kann. Ausnahmen sind ein Problem, wenn sie zu erheblichem Verwaltungsaufwand führen, insbesondere bei fraglichem Nutzen. Hier geht es lediglich darum, Einkommensgrenzen einzuziehen, was absolut vernachlässigbaren Aufwand bedeutet, weil der Staat diese Daten hat und ja sogar für diese Leistung selbst nutzt (sonst könnte man kein einkommensabhängiges Elterngeld zahlen). Vereinfachung ist ja gut und schön, aber das hat nichts mit Vereinfachung zu tun, sondern ist mutmaßlich lediglich ein Ausfluss deiner ideologischen Ausrichtung.

Und wie saistaed schon angemerkt hat: "Progressive Systeme" scheitern mit Sicherheit nicht an der SPD.


Mag sein. Für mich ist Gerechtigkeit eben nicht nur abstrakte Umverteilung von unten nach oben. Sondern, gerade wenn man den Terminus Einzelfallgerechtigkeit nutzt auch, dass ähnliche Situationen ähnlich behandelt werden & absurde Anreize vermieden werden. Was gegen harte Sprunggrenzen spricht.


Ich sage mal die Behauptung, dass es einen merkbaren Einfluss auf den Kinderwunsch von sehr gut verdienenden Paaren gibt, ob sie insgesamt ca. 15% eines einzelnen pränatalen Haushaltsjahreseinkommen mehr oder weniger vom Staat bekommen, dürfte auf extrem tönernen Füßen stehen.


Und generell finde ich es auch ungerecht, wenn hohe Einkommen viel stärker belastet werden als Erbschaften - auch wenn dann bestimmt wieder die "Gerechtigkeit ist nur relevant wenn es um Arme geht" ihre "cry me a river"-Platitüden auspackt.

Du meinst Erwerbseinkommen nehme ich an. Vermögen generiert ja nun auch Einkommen (und das wird in Deutschland zu gering besteuert, das sind nicht nur Erbschaften).


Ideen, wo man sparen könnte: Beauftragte für Gleichstellung, Queer, Antiziganismus und dazu gehörige "Projekte".

"Ideen wo man sparen könnte: Sachen die mir nicht passen" ist kein ernsthafter politischer Meinungsbeitrag und trägt eigentlich nur zur Verdummung des Diskurses bei, insbesondere wenn es da um so lächerlich geringe Budgetposten geht.

Btw: Wie du gerad eauf Antizigianismus kommst ist mir schleierhaft. Das erscheint mir in Deutschland eins der am weitesten verbreitesten Vorurteile zu sein.


Dann ist die FDP per Definition schuld an allem bösen. Wie einfach.

So ganz falsch liegst du nicht, aber es ist halt schon auch so, dass viele dieser Einsparungen politisches Theater sind, das die FDP forciert. Dass man dieses Jahr die Schuldengrenze wieder einhält ist jedenfalls volkswirtschaftlich alles andere als zwingend.
 

parats'

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Dann ist die FDP per Definition schuld an allem bösen. Wie einfach.

Der konkrete Vorschlag kam doch von der SPD Familienministerin (wie hieß die Tante noch, Paus oder so?), weil sie Geld für ihr Kinderarmutsgesetz ausgeben will, aber nichts extra bekommt.
Lisa Paus ist von den Grünen.
Für ihre Kindergrundsicherung hat sie zurecht Schelte bekommen. Wer 8 Milliarden € will, sollte zumindest mal was tragfähiges vorlegen. Nach allem was ich dazu gelesen habe, konnte sie nur eine Summe nennen aber keine Details zur Verwendung.
In diesem Fall aber verlangt Lindner in allen Ressorts (außer Verteidigung) Sparmaßnahmen.
 
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Imo nochmal gut erklärt, wie Lindner aus Profilierungssucht den Karren absichtlich gegen die Wand fährt.

Btw: Wie du gerad eauf Antizigianismus kommst ist mir schleierhaft. Das erscheint mir in Deutschland eins der am weitesten verbreitesten Vorurteile zu sein.
Ich mutmaße, er kommt darauf, weil das unter der Ampel afaik neu dazu gekommen ist und in seiner (rechtschaffen konservativ-liberalen und keineswegs populistischen) Bubble mit Spott bedacht wird.
Für 2022 hab ich 400.000 Euro im Haushalt gefunden. Wenn er noch ein paar hundert weiterer solcher Posten findet, kommen wir fast an die benötigten 300 Mio. heran. :deliver:
 
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Ich greife mir diesen Schnipsel mal raus weil ich finde, dass hier einige sehr dicke Krokodilstränchen vergossen werden aka beginnendes Merz-Syndrom. 100k ohne Vermögen, ein Kind. Ich weine gleich :ugly2:Damit will ich nicht sagen, dass Einkommen/Vermögen über einen Kamm geschoren werden sollen und ich bin explizit dafür, dass Vermögen und Erbschaften gescheit besteuert werden, denn ich identifiziere mich linksgrün-versifft :elefant:

Aber grau ist alle Theorie, Karten auf den Tisch: wie sieht es tatsächlich aus? Nehmen wir eine völlig beliebige Beispielfamilie, Ehepaar mit drei Kindern. Beide Krankenpfleger, 80%+30% unselbstständig erwerbstätig. Familienbrutto für 2022 lag bei etwa 63k, Netto 44k zzgl. etwa 8k Kindergeld. Monatliche Fixkosten für Wohnung, Strom, Versicherung, Internet und die Karre: etwa 1100 Euro. Monatliche Ausgaben für Lebensmittel: 1000 Euro. Betreuungskosten dank verschiedener Regelungen und Freibeträge sehr überschaubar (<500 Euro), wird dieses Jahr jedoch deutlich anders aussehen, wenn der mittlere in die Schule kommt. Dazu noch ein paar hundert Euro im Monat für Vereine, Hobbies und sonstige Ausgaben (Klamotten, insb. Schuhe für die Kinder...) und es bleiben am Ende des Jahres noch rund 20k übrig, die investiert werden. Z.B. in die energetische Sanierung (Hallo Fenster) des Elternhauses, das mittelfristig übernommen wird.

Zugegeben, die Wohnung ist zwar grenzwertig klein (90 m²) aber unschlagbar günstig und die Lage hervorragend (zentral, kein Prekariatsviertel, Kindergarten, Grundschule und Einkaufsgelegenheiten fußläufig erreichbar) - utopisch, da ein Upgrade zu zu finden. Aber selbst wenn die Bude das Doppelte kosten würde, wären immer noch mehr als 10k übrig. Oder meinetwegen auch das Dreifache, wenn eine Immobilie abbezahlt wird mit 2,2k/Monat - es ist immer noch Kohle übrig. Also erklärt mir bitte nochmal, wie ein paar tausend Kröten Elterngeld für ein Paar mit 150k im Jahr der Genickbruch der Familienplanung darstellen soll.
Ich möchte jetzt keine Angemessenheitsdebatte vom Zaun brechen, aber Dein Beispiel zeigt eigentlich ganz gut meinen Punkt mit der Steuerprogression.
Durch die Steuerprogression kommt man in Deinem Beispiel bei 110% einer Vollzeitstelle auf gut 4,3k netto.
Das ist, wenn ich es mal mit Steuerklasse 1 vergleiche, das Äquivalent von einem 90k Einkommen, welches man als Einzelperson typischerweise nicht mit nur 110% Einsatz erreicht.
Und das ist in Ordnung, denn wir haben diese Progression aus Gründen.

Allerdings wäre es mE genau deswegen auch unfair denjenigen, die genau diese Umverteilung möglich machen, eine im Vergleich relativ kleine Sozialleistung zu verwehren. Denn ja, das würde man schon merken. Wenn Du die Steuerlast aus Deinem Beispiel mit der Steuerlast bei einem Ehepaar mit 150k vergleichst, dann muss man ganz nüchtern feststellen, dass sich die zusätzliche Arbeitszeit, die da dann im Regelfall hinterstecken wird, einfach nicht lohnt.
Diesen Menschen dann noch zu sagen "lol stellt euch mal nicht so an, ihr könnt noch mehr beitragen!" … das fühlt sich für mich einfach hart unsolidarisch an.
 
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