@Claw
"Kinder, deren Eltern sich mehr um sie kümmern, haben natürlich einen Entwicklungsvorteil. Aber hier geht es nicht um Kinder, sondern um Erwachsene, die die Möglichkeit haben, sich selbst weiterzuentwickeln."
Warum geht es denn nicht um die Kinder? Und selbst wenn, ein 50-jähriger Arbeitnehmer der wegen Umstrukturierungsmaßnahmen entlassen wurde der hat nun einmal große Schwierigkeiten wieder eine Stelle zu bekommen, Weiterbildung hin oder her. Also müsste man nun einmal aus sozialstaatlichen Gründen hier intervenieren um auch ihnen ein menschenwürdiges Leben zukommen zu lassen.
"Erfolg ist die Differenz von dem Punkt, bei dem man war und dem Punkt, bei dem man ist."
Klingt für mich auch eher nach einem Euphemismus. Nicht jeder hat nun einmal die finanziellen Möglichkeiten um z.B. in Oxford zu studieren, Erfolg im Berufsleben hängt davon allerdings zu einem nicht kleinen Teil ab.
"Eine auf Geld basierende "Chancenverteilung" ist wesentlich blinder gegenüber dem sozialen Status als eine auf Politik/Gefälligkeiten basierende."
Tschuldigung aber ich versteh einfach nicht was du damit sagen möchtest.
"Wenn du gerecht als "nicht Claws System" definierst, kann "Claws System" nicht als gerecht eingestuft werden.
Die eigentliche Frage muss also lauten "Was ist gerecht?" bzw. (weil hier "gerecht" nur als Synonym für "gut" gebraucht wird) "Was ist gut?" bzw. "Welches System sollte ich bevorzugen?"
Als Mensch mit freiem Willen, der sich selbst verwirklichen möchte, ist selbstverständlich ein System anzustreben (und "gut" zu heißen), welches mir entsprechende Freiheiten offen lässt."
Gerecht wurde in der Vergangenheit zwar oft mit "gut" verwechselt, allerdings handelt es sich dabei zu einem großen Teil um unterschiedliche Begriffe. Vor allem durch das Werk John Rawls' ist die Gerechtigkeitsproblematik wieder ins Zentrum der aktuellen politischen Diskussionen gerückt worden. Nach Rawls ist ein gerechtes System einem System vorzuziehen welches aus utilitaristischen Kalkulationen heraus nur an dem "Guten" interessiert ist und dabei in Kauf nimmt, dass die Rechte des Einzelnen missbraucht werden um den gesamtgesellschaftlichen Glücksoutput zu erhöhen. Man muss Rawls dabei nicht zustimmen (auch ich würde mich nicht als Rawlsianer bezeichnen), es zeigt aber, dass sich zwischen "gerecht" und "gut" einige Differenzen auftuen.
Übrigens sehe ich weiterhin nicht inwiefern dein "System" (gekennzeichnet u.a. durch eine fast vollkommen freie Marktwirtschaft und das Fehlen sozialstaatlicher karitativer Leistungen) denn dem einzelnen Individuen tatsächlich die Freiheiten überlässt sich ganz nach seinen persönlichen Idealen zu entwickeln? Armut beispielsweise ist ebenso als Zwang anzusehen wie ein staatliches Gesetz welches mich zu der Unterlassung einer bestimmten Handlung zwingt. Wenn ich aufgrund meiner Armut mir etwa ein Studium nicht leisten kann, inwiefern kann man dann noch von Selbstverwirklichung sprechen?
Meine 2 Kritikpunkte lauten damit: 1. dein System ist nicht gerecht und 2. dein Freiheitsbegriff ist reduktionistisch, insofern als das es Freiheit nur als Abwesenheit direkter Zwänge (Gewalt) begreift.