Gustavo
Doppelspitze 2019
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Gut, ich kann nicht sagen, dass es normales Verhalten ist, vor einem Umzug die Kriminalstatistik zu prüfen. Aber letztlich fließen solche Aspekte im durchaus in die Bewertung von Wohngegenden ein - oft natürlich eher in Form von Proxys (wie siehts da aus?), was man durchaus nicht als rationalen Gesichtspunkt begreifen muss, aber es hat zumindest einen rationalen Kern.
Na ja, das mit der Rationalität ist so eine Sache. Im Grunde genommen ist sie nicht wirklich nötig, aber dann kommt es ein bisschen auf die Definition an, was ein "Problem" ist und was als Gesellschaft zählt. Beispiel USA: Wenn du in den Südstaaten einen Haufen Rassisten hast, die lieber ihre Schule zumachen als sie auch für schwarze Kinder zu öffnen, wie in den 1950ern im Süden passiert, dann ändert sich das Handeln der Mehrheitsgesellschaft enorm wegen einer von ihnen als negativ empfundenen Entwicklung, nämlich dem Ende der Rassentrennung. Ist das dann schon ein gesellschaftliches Problem? Und sagen wir mal, die Region sieht es als Problem, aber das Land insgesamt eher nicht, ist es dann die Gesellschaft? Die Fragen sind alle tricky und es geht mir jetzt nicht darum, das trennscharf abzugrenzen, weil das schnell extrem tricky wird (ist statistische Diskriminierung schon Diskriminierung oder braucht man eine Intention usw. usf.).
Bei der Kriminalitätsgeschichte wird das Problem voll sichtbar: Geht es nur um eine rationale Reaktion oder direkt um eine rationale Einschätzung der Lage. Eine rationale Reaktion wäre relativ einfach zu identifizieren (bestimmte Orte werden unbeliebt, weil durch Kriminalität belastet), eine rationale Einschätzung dagegen nimmt quasi niemand vor, das funktioniert fast alles über Proxies. Aber wenn die Schwelle erreicht ist, dass größere Entscheidungen häufiger mit nicht sehr trennscharfen Proxies (wie bspw. "ich ziehe nicht nach X, weil X gefährlich ist") getroffen werden, dann könnte man wohl von einem Problem sprechen. Davon kann aber imho in Deutschland bzgl. Kriminalität nirgendwo eine Rede sein, außer wir schauen uns tatsächlich winzig kleine Gebietsteile an.
Wenn man sich nicht auf Kriminalität beschränkt, sondern alle Auswirkungen von Zuwanderung heranzieht, dann bin ich nach wie vor der Meinung, dass deine Einschätzung nicht mehr zutrifft: Ich denke, diese Auswirkungen beeinflussen das Handeln vieler Menschen und sie tun das, wenn auch meinetwegen nicht mehrheitlich, auch aus rationalen Gründen.
Na ja, sie beeinflusse sicher viele Menschen. Meine Frage ist allerdings, ob diese Menschen irgendwelche konkrete Nachteile für sich selbst in Kauf nehmen, um diesen Einflüssen zu entgehen. Imho ist das nur unendlich viel cheap talk. Ins Wahllokal gehen und bei der AfD sein Kreuzchen machen bspw. ist einfach und kostenlos, genau wie im Internetforum rummaulen wie MV.