Habe ich doch gesagt: Explizit behauptet es die Grafik nicht, aber sie impliziert es deutlich. Warum würdest du sonst die Länder farblich in den Zahlen so wahllos gruppieren? Warum würdest du einen Satz wie "socioeconomic factors are themselves endogeneous (sic) to nationality; as some groups, for various reasons, have better eranings than natives while others do not." schreiben? Wer von Endogenität schreibt bewegt sich immer auf dem Terrain causal inference; in der reinen Deskription ergibt das Konzept gar keinen Sinn.
Die Grafik ist bewusst so aufbereitet, damit Leute den Schluss ziehen, dass irgendetwas, was von der Nationalität schwer zu trennen ist, diese Unterschiede auslöst. Das kann man aber eben aus einem bivariaten Zusammenhang nicht herauslesen, selbst wenn man Nationalität im weiteren Sinne definiert (--> alles downstream, was mit der Nationalität schwer oder untrennbar verbunden ist), wenn man nicht für die Variablen kontrolliert, die es nicht sind. Das sind hier aber Variablen, von denen wir wissen dass sie einen großen Einfluss haben. Sozio-ökonomische Variablen sind dafür ein gutes Beispiel: Der Satz impliziert, dass eine latente Propensity gibt, dass bestimmte Länder dabei schlecht abschneiden und andere gut. Das Problem ist jetzt: Selbst wenn das so ist (und ich glaube durchaus, dass da etwas dran ist), ist das eben in diesem Fall nicht der einzige oder auch nur der zentrale Faktor dafür, warum die sozio-ökonomischen Variablen innerhalb der unterschiedlichen Gruppen sich so stark unterscheiden. In Ländern wie Österreich oder China hast du ganz andere Selektionseffekte als in Syrien oder Somalia.
Es ist doch aber so, dass wir erstens keine besseren Daten haben, zweitens auch qualitative Gründe für diesen Zusammenhang sprechen, und drittens der Zusammenhang auch nicht so wichtig ist, wenn die Quote sehr hoch ist.
Richtig - aber wenn man keine besseren Daten hat, wie sollte man sich sonst über das Thema unterhalten? Lieber ganz ohne Daten?
Du wirfst hier zwei Dinge durcheinander. Ich habe von der Schlussfolgerung bzgl. Kausalität gesprochen. Du sprichst von einer Schlussfolgerung bzgl. Policy. Ersteres kann, muss aber nicht bei Letzterem helfen, aber es sind trotzdem zwei unterschiedliche Themen.
Es ist übrigens nicht so, dass es diese Daten gar nicht gibt. Nicht in der Granularität wie man sie gerne hätte (viele ökonomische Faktoren fehlen), aber selbst mit dem was es gibt (was allerdings aus Datenschutzgründen nicht öffentlich zugänglich ist) kannst du schon für ein paar Faktoren kontrollieren, die auf jeden Fall kontrolliert werden müssten, die man aber schwer kontrollieren kann, weil es für Deutsche kaum eine Entsprechung gibt, bspw. Tatort: Die wenigsten Deutschen wohnen in Umgebungen, die Flüchtlingsheimen ähnlich sind, d.h. relativ wenig Privatsphäre, hohe Personendichte, viel Konfliktpotential und hohe Anzeigebereitschaft (durch das Personal).
Was ist denn der bivariate Zusammenhang?
Zweifelst du wirklich an der dahinter stehenden Kausalität? schlecht gebildete, arme Männer (gerne weitere Adjektive der Wahl hinzufügen) werden häufiger kriminell.
Na ja, im einfachsten Sinn ist der bivariate Zusammenhang Nationalität und Kriminalität. Dass Nationalität selbst jetzt nicht der entscheidende Faktor ist, sondern Variablen, die mit Nationalität starl verbunden sind, ist wahrscheinlich klar: Niemand würde davon ausgehen, dass man durch Einbürgerung kriminogene Faktoren verliert oder dass es wirklich einen so großen Unterschied zwischen Algerien und Tunesien gibt, obwohl die Länder wohl kulturell jetzt nicht SO unterschiedlich sind. Der ist aber nicht entscheidend, da sind wir uns glaube ich auch alle einig, sonst würden nicht alle immer von den armen, schlecht gebildeten Männern (die diese Gruppen ja zu einem beträchtlichen Teil ausmachen) reden.
Zweifle ich an der Kausalität? Nicht in dem Sinne wie du es beschreibst, das sind ja die klassischen kriminogenen Faktoren. Ich zweifle daran, dass das wahnsinnig viel mit "der Kultur" zu tun hat, die mutmaßlich das latente Konstrukt ist, das hinter der Nationalität als treibender Faktor identifiziert werden soll. Da gibt es auch Unterschiede, die auch statistisch signifikant sind, aber daraus entstehen keine Unterschiede wie man sie in der Grafik sieht.
Ich halte allerdings die Diskussion für größtenteils vorgeschoben, weil ich nicht wirklich glaube, dass es hier irgendwem wirklich um die Kriminalitätsbelastung durch Flüchtlinge geht.