Genau so war es aber gemeint. Geld auf die Hauptschule zu schmeißen wird das Problem nicht lösen, weil es genau diese verschiedenen Facetten hat, die du geschildert hast. Ich bin nicht dafür das Konzept "Lehre für eine Ausbildung" zu streichen, siehe die Beispiele aus den anderen Ländern. Ich sehe nur, dass in Deutschland diese "Lehre für eine Ausbildung" mittlerweile eben mittlere Reife ist, nicht der Hauptschulabschluss. Man muss doch parallel an diesen Stellen ansetzen, nicht nur an der Hauptschule selber.
@Bootdiskette: Das ist nicht das gleiche, was Gecko geschrieben hat. Dass wir die soziale Ungleichheit auch mit einem dreigliedrigen Schulsystem reduzieren könnten, da gehe ich gerne mit. Dass eine Verlängerung der gemeinsamen Schulzeit in Deutschland, wie in den ganzen von mir aufgezählten Ländern, zu "Mord und Totschlag" führen würde, glaube ich deinen Bekannten kein Stück und halte ich für reine Ideologie. Es gibt kaum ein Land in Europa, dass so früh wie Deutschland auftrennt, und mir kommt das in Bezug auf die Unterschiede kindlicher Entwicklungen auch absolut ungerecht vor.
Moment, "Mord und Totschlag" war meine Aussage, kein Zitat. Und ja, es ist dramatisierend. Aber srsly … ein reines Verlängern der Zeit bringt nix. Geld auf die Hauptschule werfen bringt ohne Konzept obvsly auch nix.
Der Punkt ist: Du lässt Menschen länger in einer Gruppe, die einfach aufgrund ihrer Voraussetzungen null in die gleiche Gruppe passen. Das gebiert Konflikte und löst rein gar nix.
Du hast in der Hauptschule (Großstadt) ca. 90% Migranten und ca. 100% sozioökonomisch schwache Haushalte, bei denen die Eltern genug damit zu tun haben, irgendwie ihr eigenes Leben auf die Reihe zu kriegen. Das sind komplett andere Rahmenbedingungen. Was es da braucht ist die von Gecko angesprochene Frühförderung. Ich habe seinen Ausführungen nichts hinzuzufügen, weil sie on Point sind. Ob man diese Förderung in einem dreigliedrigen System macht oder nicht … whatever. Du kannst ein einzügiges System haben, welches ungerecht ist, aber auch ein dreigliedriges was gerecht ist. Daran würde ich es nicht festmachen. Ich wäre durchaus für eine längere Zeit zusammen zu haben, aber mit der aktuellen Population wird das nur zusätzliche Probleme zeitigen.
Deswegen erst die Frühförderung, mehr Kitapflicht, mehr Sprachförderung, mehr absolute Grundlagen. Eltern, die ihre Kinder nicht auf die Schule schicken und tatsächlich nur die Kohle einziehen (gibt es halt leider auch) über's Geld sanktionieren, denn das funktioniert zuverlässig. (Das ist jetzt tatsächlich ein echtes ZItat aus der Praxis. Kommt häufig genug vor.) Inobhutnahme ist leider sehr viel schwieriger als man denken möchte. Vielen Kindern würde es überhaupt erst eine sinnvolle Zukunft eröffnen … dummerweise hat der Staat, sobald sie dann nicht mehr bei ihren dysfunktionalen Eltern hocken, gar nicht die Ressourcen, um sich angemessen um sie zu kümmern. Entsprechend ist das auch keine Option weil es nicht einmal genügend Plätze zum Zwischenparken gibt (nach Inobhutnahme, vor Pflegefamilie). "Tja."
Ja, es trennen wenig Länder früher als Deutschland. Aber es gibt halt außer Deutschland auch nur noch UK und Frankreich mit ähnlicher Größe. Und ob das bei denen nun viel besser läuft? Doubt.
In Frankreich bist Du in den Banlieues sozioökonomisch so segregiert, dass es auch keinen Unterschied mehr macht wen Du da bis zur siebten Klasse zusammen behältst. Im UK ähnlich.
Das Auftrennen ist dezidiert nicht das Hauptproblem, sondern ein kleiner Faktor der in der aktuellen Situation mehr Folkloreflavor ist, und den zu ändern nur mehr Konflikte und ein bisschen gutes Gewissen bringt, weil man "was gegen die Undurchlässigkeit des Bildungssystems" getan hat.
Man sieht ja wie gut es in NRW funktioniert. Da machen die Gesamtschüler ganz offensiv Witze über die relative Qualität ihres Abis im Vergleich zum gymnasialen Abi … und die Studenten mit NRW Gesamtschulabi schneiden auch substanziell schlechter ab als der Rest, bzw. sie fliegen einfach aus dem Studium oder werden ewige Studenten, denen die besten Lebensjahre geraubt werden, weil sie sich an etwas abquälen was sie nicht schaffen können. Geile Gerechtigkeit. Man gibt einfach allen dasselbe Etikett und lässt sie dann scheitern. Aber formell sind sie alle gleich. Meines Erachtens ist das eine verlogene und grausame Art von Symbolpolitik, die nur denjenigen nutzt, die das System kennen. Gerade die Kinder aus den Problemfamilien glauben diesen Mist aber, und landen dann in den Fängen von profitorientierten Bildungsanbietern wie der IU, die ihnen suggerieren, dass sie hier Elitebildung bekommen.