Offensichtlich hat elaida mit seinem Einwand komplett recht wenn man sieht, wie ihr euch hier über akzentfreies Sprechen auslasst. Oder ihr habt keine Ahnung was genau ihr meint? Entweder man redet tatsächlich von Akzent, der hängt davon ab, in welchem Alter man eine Fremdsprache lernt und ist für Erwachsene z.B. nicht wegzukriegen.
Oder man redet von z.B. dem "isch" "disch" usw. Sprech von nachfolgenden Generationen, das hat aber mit Akzent nichts zu tun sondern ist ein Kultur- bzw. Modeform und insofern ein Dialekt. Die Menschen werden aber natürlich nicht Aufgrund dieses Dialekts als fremd wahrgenommen, das passiert denen mit sauberem Deutsch ja auch, sondern aufgrund ihres Aussehens.
Irgendwie hast Du einerseits recht aber andererseits auch nicht. Ein bisschen wie Heat mit manchen Argumenten. Akzentfrei oder nicht ist am Ende Scheißegal … allerdings ist es imo als Ziel durchaus richtig.
Ebenso ist isch/disch/Soziolekt eigentlich egal. Allerdings ist es halt als Heuristik, um, zusammen mit den Merkmalen Auftreten und Kleidung, Deppen und deviante Menschen zu erkennen, leider echt gut geeignet.
nein, habe ich nicht. ich habe aber nicht den geringsten zweifel daran, dass sich dieser biodeutschenunfug negativ auswirkt auf ein potentielles zugehörigkeitsgefühl und ohne zugehörigkeitsgefühl ist es wesentlich leichter, sich in eine andere (sprich unerwünschte) richtung zu bewegen.
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das gegenteil ist doch der fall. du bist so kontraproduktiv unterwegs, wie man es nur sein kann. dieser ewige quatsch mit den sachsennazis. viel wichtiger ist, dass es in deutschland vollkommen normal wird, nicht stefan oder martin zu heißen. aktuell habe ich nämlich nicht den eindruck, dass dem so ist.
Erster Teil: Absolut richtig
Zweiter Teil: ehm … das sagt wohl mehr darüber aus wo Du wohnst und wie Dein Freundeskreis aussieht. Je nach Landkreis/Kommune ist es vollkommen normal, dass ungefähr 50% der Kinder eben nicht Stefan, Martin, Lena und Sophie heißen.
Am ehesten kann man Deutschland aus policy-Sicht Vorwürfe machen, wobei es dabei eher um so Fragen geht wie "wie verhindere ich Segregation". Laissez-Faire Politik scheitert gerade in dieser Hinsicht sowohl aus theoretischer (siehe Schelling's Segregationsmodell) als auch aus praktischer Perspektive. Ich denke die Dänen haben in der Beziehung die richtige Idee.
Das wesentliche Problem Europas ist und bleibt, dass ein relevant großer Anteil der Immigranten unseren Wohlstand aber nicht unsere Wertvorstellungen haben will; und wir uns, gerade in Deutschland, nicht dazu durchringen können sowohl menschlich/großzügig als auch konsequent zu sein, weil wir mit unserer Vergangenheit und uns selbst nicht im Reinen sind. Dummerweise funktioniert eine Gesellschaft auf Basis vollkommen heterogener Wertvorstellungen halt nur so mittelgut.
Und im Übrigen ist Schellings Modell kein gutes Beispiel
Es hat die Segregation schon per Default eingebaut weil die Agenten es okay finden in der Mehrheit zu sein, aber nicht in der Minderheit sein wollen. Zusammen mit dem stochastischen Austauschprozess führt das zwingend zu dem Zustand der Segregation weil dort ein größerer Anteil der Agenten in ihrer Umgebung die Mehrheit sein können.
Es wäre doch ein Anfang? Du fragst die Migranten, inwiefern sie sich mit dem Aufnahmelandidentifizieren (wurde bereits gemacht, z.B. im ISSP). Du kannst Vignettenstudien bei den einheimischen Machen, und vergleichen, wie sie mit "dunkler Haut" o.Ä. Merkmalen umgehen. Du kannst verdeckte Feldexperimente machen und das ganze dann am Ende international vergleichen*. Mit modernen NLP-Methoden kannst du Social-Media Daten crawlen, und schauen, wie die Menschen übereinander reden. Don't let perfect be the enemy of good. Ich behaupte nicht dass es das eine Studiendesign gibt, welches den zweifelsfreien Beweis erbringt, aber das gibt es doch fast nie in den SoWis. Stattdessen schaut man sich eine Menge verschiedener Designs an, und guckt, ob sie alle mehr oder weniger in die selbe Richtung deuten.
Aber mein Hauptpunkt ist noch nichtmal, ob Migranten in Deutschland sich mehr oder weniger zugehörig fühlen, als Migranten in anderen europäischen Ländern. Durchaus möglich, dass Deutschland hier schlechter abschneidet**. Mein Hauptargument ist viel mehr, dass das mangelnde Zugehörigkeitsgefühl - wenn es denn existiert - offensichtlich keinen großen Einfluss auf Integrationsindikatoren (ökonomisch, (Gewalt-)Kriminalität) hat, weil Deutschland in dieses Indikatoren im Vergleich mit anderen Ländern - soweit ich weiß - einfach nicht sonderlich schlecht dasteht. Frankreich hat in der Beziehung beispielsweise größere Probleme, und dass obwohl die Staatsbürgerschaft für im Land geborene automatisch erlangt wird, und Nachfahren der 2. und 3. Generation sich in der Regel auch als Franzosen betrachten.
* Beispiele wären Lost-Letter Experimente mit ausländischem vs. deutsche Namen. Bewerbungsschreiben auf Wonhungen/Job-Interviews, Treatment ebenfalls der Name.
** Kann mich dunkel an ISSP-Daten erinnern, die genau das nahe legten. Hier kann man jetzt vortrefflich drüber streiten woran das liegt. Ich würde ja sagen, das generelle Fremdeln nichtkonservativer Deutscher mit der Idee, was denn "deutsche Werte" überhaupt sein sollen, hilft nicht. Wie sollen sich Menschen integrieren, wenn man sich zu fein ist, zu sagen, was denn überhaupt einen "guten Deutschen" ausmacht?
* --> Apropos lost Letter. Ich hab mal bei mir in der Nachbarschaft einen falsch eingeworfenen Brief von einer Bank/Versicherung für einen arabischen Namen mehrere Straßen weiter einwerfen wollen. Turns out … der wohnte auch nicht an der Adresse an die tatsächlich adressiert war
** --> Ajo, siehe oben. Wir sind eben nicht einmal mit uns selbst im Reinen.
*** --> Bitte nicht überschätzen was mit NLP geht. Es geht vieles, aber gerade umgangssprachlicher Text mit Ironie/Sarkasmus ist die Hölle. Quelle: Ich verarbeite täglich automatisiert einen Haufen Text und würde mir deswegen wünschen, dass Menschen weniger Rechtschreibfehler machen (0!) und weniger Subtext/Ironie usw. nutzen
Das gibt es so zu teilen schon und andere Teile sind nicht durchsetzbar.
1) Meldeauflagen: asylbewerber beziehen nur Transferleistungen, wenn sie in ihrer zuständigen kommune ordentlich gemeldet sind. Wer ortsabwesend ist, bei dem werden die Leistungen recht formlos fix eingestellt.
2) Residenzpflicht: gibt es, siehe Zuweisungen nach dem FlüAG für Asylbewerber
Wohnsitzauflagen für anerkannte Asylbewerber
3) Essensgutscheine: tja in den Flüchtlingsaufnahmeeinrichtunge (ANKER, EAE, LAE) ist das rechtssicher machbar, für “normale“ Asylbewerber ist das nicht vorgesehen und juristisch nicht haltbar. Wenn ich jetzt bei mir angefangen hätte Asylies die Leistungen nur mit Lebensmittelgutschein auszugeben (ohne besondere Gründer des Einzelfalles), hätten wir ziemlich zackig vor dem Sozialgericht verloren.
Aus Neugier … Was ist dann Deiner Einschätzung nach der Grund, dass diese Menschen trotzdem hier und nicht z.B. in Dänemark oder Frankreich sein wollen? Ist es die Mund-zu-Mund-Propaganda die solche rechtlich-prozeduralen Aspekte ausspart? Die Sprache und das tolle Wetter in Deutschland werden es ja nicht sein. Ganz nüchtern betrachtet gibt es dann ja schon echt nicht viele Alltagsaspekte die für Deutschland als Zielland sprechen.