Fachkräftemangel wird ja auf zwei Ebenen beklagt:
1. Mikroebene -- da ist es oft ein Unternehmen, was nur nicht gut bezahlen möchte (aber nicht immer).
2. Makroebene -- durch den demografischen Wandel fehlen uns Arbeitskräfte. Für alle möglichen Berufe.
Einwanderung ist natürlich optimal, wenn jemand direkt fertig ausgebildet kommt und mit 25 hier anfängt. Bspw Arzt, der woanders ausgebildet wurde. Dafür muss man eine sehr attraktive Zielgesellschaft sein, im Kontrast zu den Herkunftsländern. Ist bei Ärzten gewissermaßen auch so, da haben wir ja viele aus dem osteuropäischen Raum.
Nur ein kurzer Einschub, den schon
@Das Schaf leicht vermischt hat. Ärzte sind keine Fachkräfte, Ärzte sind Experten. Konkret, wenn man die Vorlage der Bundesagentur liest (
Bedarfsanalyse-Bericht ) mal so als Erklärung der ISCO-88 (vierstellige Zahl, dabei die erste Stelle):
1 - Hohe Spezialistentätigkeit, inkl. hohe Budget-, Fach- und Führungsbefugnis (mind. eines der Kriterien)
2 - Experte, normal nur über Studium oder formelle Spezialweiterbildung möglich (üblicherweise Wissenschaft)
3 - Spezialist, normal so was wie Meister, Fachwirt oder Techniker
4 - 8: Fachkräfte
9 (teilweise 6-8): ungelernte oder angelernte Tätigkeiten
0: Sonstige (Armee, Sonderformen öffentliche Verwaltung)
Ist wichtig, da:
Aber für die Masse würde es schon reichen, wenn die Einwanderer bildungsorientiert und alphabetisiert genug sind, also bereit sind zum Spracherwerb, einer Ausbildung, und zum Arbeiten. Und das mit eigenem Antrieb.
Jetzt im Kontext des restlichen Postings, Fachkräfte brauchen hier eine Anerkennung der Qualifikation, bevor sie als Fachkraft gelten können. Ein Deutscher braucht z.B. die abgeschlossene Berufsausbildung mit den Prüfungen. Ich habe es schon öfter betont und wurde dafür belächelt, aber eben jene Prüfungen sind sehr schwer, auch für "gut qualifizierte" Personen. Die Prüfungen zum Berufskraftfahrer sind ein Beispiel. Zwar kann ich für diese den Führerschein auf Englisch (inkl. Prüfung) machen, die Prüfung des Berufs aber nur auf Deutsch. Und Deutsch mit sinnlos schwierigen Fachbegriffen, wir reden da über das typische "Rindfleischettiketierungsaufgabenübertragungsgesetz" oder Beamten-Deutsch in Reinform.
Die oben verlinkte Positivliste soll zwar helfen diese Hürden abzubauen, indem man "Kenntnis" anrechnen kann, praktisch langt das aber aufgrund der Berufsordnungen nicht. Und das ist lächerlich.
Die besondere Hürde der Fachsprache ist doppelt zu verstehen, der Migrant und der Arbeitgeber müssen den Spracherwerb gemeinsam verfolgen. Das Kammersystem hilft dabei nicht. Und das sind erhebliche Mehrkosten i.s.V. Zeit und Energie, die dafür notwendig sind.
Insbesondere im Bereich Pflege und Logistik stelle ich mir die Frage, wer diese Jobs mit deutschem Pass machen möchte. Praktisch, speziell hier im Grenzland der Ost-EU, sind das Gastarbeiter, die nach X Jahren oder Monaten wieder heimgehen. Der Billiglohn ist auch nur dafür interessant, sobald man in Deutschland wohnen möchte, bringt das wenig Mehrwert. Daher sehe ich das hier kritisch:
2. Starke Motivation, auch für wenig Geld zu arbeiten durch großen Abstand zu einem nicht großzügigen Sozialstaat.
Solange der Lohn und die Arbeitsbedingungen in Deutschland für diese Qualifikationsstufen weiterhin beschissen sind und bleiben, wird doch keiner herkommen. Da ist es doch viel lukrativer das Geld hier zu nehmen und dann zu Hause zu nutzen - da ist das Geld mehr Wert und die Leistungen in etwa ähnlich. Das gilt solange der Sozialstaat "nicht großzügig" ist - dann gelten die Regeln in erster Linie nur für die Geringverdiener in DE, nicht für potenzielle Migranten.