Gute Idee
@Stirling, die Diskussion zu verlagern.
Ist jetzt nicht so, dass wir aus Spaß Leute nach D holen. Es ist eher der Fall, dass diese Menschen aus unterschiedlichen Gründen hier her kommen. [...]
Wenn du aufgrund von "problematischer Kultur" den einen den Asylschutz verwehren möchtest, [...]
Aus meiner Sicht greif das unantastbare Recht auf Asyl nicht bei Einreisenden aus einem sicheren Drittstaat, wie der Türkei.
Ergo geht es um Migration.
(Was übrigens der Unterschied zur Ukraine ist, diese ist ein Nachbarstaat der EU.)
Wie du zurecht sagst, gibt es für diese Migration verschiedene, oft nachvollziehbare Gründe.
Die gäbe es aber auch für hundere Millionen arme Menschen auf der Welt -- und dennoch erlauben wir keine visafreie Einreise.
Wir haben uns also schon immer entschieden, Migration zu steuern. Und nichts anderes möchte ich hier auch.
Ich würde eben sogar noch viel mehr auf Bedürftigkeit fokussieren, anstatt auf mehr oder weniger das Recht des stärkeren, risikobereiteren, mutigeren, wohlhabenderen. Wenn wir pro Jahr X Menschen aus Krisengebieten und Flüchtlingscamp in der Welt gezielt zu uns holen, fände ich das gut. X müsste halt politisch-gesellschaftlich ausgehandelt werden. Ich würde das akzeptieren, auch wenn bspw X = 200.000 / Jahr.
Und ich möchte den Somalier nicht aussortieren, weil er Somalier ist. Ich würde eben zwei verschiedene Tracks haben:1
- Rein nach Bedürftigkeit. Hier dürften alleinerziehende Mütter, Verletzte etc. über den berühmten alleinreisenden jungen Männern stehen.
- Nach Eignung. Bspw Sprachtests (Deutsch, Englishc + Muttersprache), Basis-Logikskills & staatsbürgerliche Aspekte. Hier kann natürlich gelogen werden, aber ich möchte wenigstens den nicht reinlassen, der offen unsere FDGO, oder Homosexuelle, oder Atheisten, oder Apostaten ablehnt.
Wie du siehst bin ja auch ich hier anscheinend nicht der Einzige.
Lass es mich nochmal im Guten versuchen:
Erstmal Kudos, dass du wieder einen neutralen Tonfall wählst. Finde ich gut & danke dir!
Jetzt mal abgesehen ob du oder ich das gut finden, aber sollte das Terrorismus sein, dann sind wir uns sicher einig dass das nach bisherigen journalistischen Gepflogenheiten einen prominenten Platz in den Nachrichten bekommen sollte. Man könnte sich jetzt streiten, ob das gerechtfertigt ist oder nicht*, aber so ist es (bisher halt). Für mich sprechen aber zwei Dinge klar dagegen, dass das einen prominenteren Platz bekommen sollte:
1. Mal ehrlich: Glaubst du wirklich, dass es "Terrorismus" war?
Ich finde unsere Einsortierung da heute etwas künstlich polarisiert.
Es scheint nur die Extreme zu geben "Gaga Einzeltäter, kein Terrorismus" und "hochgeplant durch ISIS".
Selbst bei selbstmotivierten Tötern, die klar auf ISIS-Propaganda agiert haben, wurde ja rhetorisch versucht, das nicht als Terrorismus einzusoriteren, weil die "Organisation" fehlte.
Für mich ist es auch Terrorismus, wenn der Täter...
- Sich denktt: "Scheiß Ausländer, die haben es eh verdient", auch wenn das nicht die einzig kausale Ursache für einen Mord/Mehrfachmord ist
- Sich denkt "Scheiß Kuffar, die haben es eh verdient", auch wenn das nicht die einzig kausale Ursache für einen Mord/Mehrfachmord ist
Der Anschlag in Hanau würde ja bspw zurecht intensiv gecovert & gilt als rechter Terror.
Zitiere hier
Wikipedia:
"Die
forensische Psychiaterin Nahlah Saimeh deutete die paranoiden Motive in R.s Aussagen als Hinweise auf eine mögliche paranoid-halluzinatorische
Schizophrenie und schwere
narzisstische Persönlichkeitsstörung. In sein Wahnsystem habe er ein detailliertes fremdenfeindliches und rechtsextremes Weltbild fest verankert und sich auserkoren gewähnt, „das Rätsel“ der Welt durch die Auslöschung von solchen „Rassen“ zu lösen, die er als „destruktiv“ ansah. Damit habe er sich öffentliche Anerkennung verschaffen und Vergeltung für empfundene Kränkungen üben wollen.
[71] Die Verknüpfung von wahnhaften mit rechtsextremen Motiven sei untypisch für Rechtsterroristen; diese seien in der Regel nicht krank.
[72] Die Kriminologin
Britta Bannenberg sah R.s „wahnhafte Vorstellungen“ als Ursache seiner Taten. Seine rechtsextreme Einstellung habe die Art seiner Radikalisierung und Opferauswahl beeinflusst."
Das ist für mich typisch.
- Der notwendige Grund, warum der konkrete Täter überhaupt aktiv werden konnte, liegt in der psychischen Störuzng
- Die Ideologie hilft aber bei Radikalisierung (= Erhöhung der Wahrscheinlichkeit, dass die psychische Störung in Gewalt mündet) und Opferauswahl.
Das ist für mich nicht fundamental anders als wenn jemand psychisch gestört ist, aber durch archaische und religöse Kultur & Indoktrinierung ja auch mitbekommen hat:
- Gewalt gegen Ungläubige / "untreue" Frauen ist OK
- Wer das macht kommt in den Himmel
Ich glaube, dass eben diese Art der psychischen Störungen (a) viel seltener zur Tat führen würde und (b) nicht so oft diese Methode & Art Opfer gewählt würden, wenn nicht auch eine Hass-Ideologie zugrunde läge.
Für mich sind eben Hanau, aber auch viele von den "psychisch Kranken Einzeltätern" ideologisch motivierte Taten, die man Terror nennen kann. Kein organisierter Terror aka 9/11 oder ISIS, das ist richtig.
2. Selbst wenn du unterstellen würdest, dass diese Makrotrends der Tat irgendwie zugrunde liegen, dann wäre es doch höchst ungewöhnlich, dass man solche Fälle in einer Sendung wie der Tagesschau beleuchtet, um auf das große Ganze hinzuweisen. Wenn man das zulässt könnte jeder Klimaaktivist ja fordern (und das tun sie ja auch), dass jede regionale Rekordtemperatur in der Tagesschau laufen muss, weil es auf das riesige Problem des Klimawandels hinweist. Sowas kann aber doch nicht wirklich der Zweck von einer Hauptnachrichtensendung sein, dafür gibt es andere, besser geeignete Formate.
Da stimme ich dir zu. Es wäre nicht gut, wenn die Tagesschau die Nachricht als Anlass nehmen würde, die Migrationspolitik zu hinterfragen in diesem Moment. Ich nehme mir das heraus weil ich ja nicht die Tagesschau bin & keine Öffentlichkeit & keinen journalistischen Anspruch in dem Sinne habe.
Aber dennoch könnte man eben die Nachricht bringen, den Hintergrund des Täters nennen, Details wie Allahu Akbar bringen.
Aber ja: Wichtiger wäre mir die Einbringung nicht in die tagesaktuellen Nachrichten, sondern in den politischen Diskurs.
Von daher ist es tatsächlich nicht das allerkrasseste Beispiel von "schlechter ÖR", und ich gebe zu, dass sicher hier auch eine Rolle spielt, dass mich das Thema besonders triggert.
*Contra-Argument ist, dass tatsächlich stattgefundener Terrorismus in Deutschland dann letztendlich von den Opferzahlen her ziemlich belanglos ist, Pro-Argument ist dass wir natürlich nie so genau wissen, was das Potenzial für Terrorismus in Deutschland wirklich ist
Gälte dann ja aber auch für rechten Terror, und ich vermute, dass wir da Konsens haben, dass wir den covern wollen?