Let's Make Money, Österreich 2008
Ambitionierter Dokumentarfilm über Welthandel und globale Finanzströme.
Da er thematisch sehr aktuell ist und teilweise mit sehr guten Kritiken bedacht wurde, habe ich ihn mir gestern mal angesehen, doch leider das Kino sehr enttäuscht verlassen.
Stilistisch wird zwar auf sehr hohem Niveau gearbeitet und die Bilder sind schlichtweg beeindruckend.
Leider plätschern die Erklärungen der auftretenden Personen die meiste Zeit zu sehr dahin. Es fehlt eine gewisse Dynamik, ein roter Faden. Das Tempo ist durchgehend sehr gemächlich, die Informationsdichte im Endeffekt auch nicht allzu hoch.
Dass der Film meine politischen und ökonomischen Ansichten nicht gerade exponieren würde, war mir natürlich klar.
Die Art der Suggestion ist mir dennoch übel aufgestoßen. Es gibt zwar keinen Kommentar. Der ganze Film besteht nur aus den Monologen einzelner Personen und gelegentlichen Texteinblendungen. Dennoch ist der Grundtenor von der Bildsprache bis zur Auswahl der Beiträge höchst suggestiv und lenkt den Zuschauer emotional in eine ganz bestimmte Richtung.
Das finde ich unehrlich und verächtlich.
Es spricht nichts dagegen, einen Film mit einer gewissen politischen Grundhaltung zu versehen, auch wenn ich die nicht teile. Aber dann soll man doch bitte auch dazu stehen und nicht unter dem Deckmantel einer Dokumentation etwas abliefern, das sich von plumper Propaganda im Grunde nur durch die Subtilität unterscheidet.
Auch haben mir die Erläuterungen gefehlt. Es fielen Begriffe und Kommentare, die der Durchschnittszuschauer, der sich mit dem Thema noch nie genauer auseinandergesetzt hat, überhaupt nicht verstehen kann und der Film tut gar nichts, um diesem Umstand Abhilfe zu schaffen.
Insbesondere missfällt mir, dass eine konsequente Differenzierung der Begriffe völlig ausbleibt. Es wird zwar viel über einen gewissen (Neo)liberalismus gesprochen, aber eine wirklich kritische Auseinandersetzung mit dem Begriff findet nicht statt. Mal wird Liberalismus als ungerecht dargestellt, dann wieder als erstrebenswert, als es etwa gegen die Benachteiligung der Dritten Welt durch Protektionismus geht.
Es gibt keine klare Linie und man bemüht sich auch nicht im geringsten darum, das Verständnis bestimmter Ideen und Grundauffassungen zu stärken.
So bleibt der Sinn des ganzen am Ende auf der Strecke. Wirkliche Aha-Erlebnisse gibt es kaum, nur einige interessante Randnotizen.
Wer ohnehin schon auf einer Wellenlenge mit den Filmmachern schwingt, wird sich in seiner Haltung bestätigt fühlen, ansonsten wird man mit den Schultern zucken oder etwas verärgert die Nase rümpfen.
Jedenfalls halte ich den Film für herzlich ungeeignet, um irgend jemandem etwas beizubringen.
Einer Punktwertung enthalte ich mich mal. Filmerisch hat der Film einige Stärken, insgesamt finde ich ihn schlicht belanglos.