Jugendmeister heißt ja jetzt erstmal nicht sooviel und so scheiße find ich die Jugendabteilung von Bayern jetzt echt nicht.
Die Erfolge im Jugendbereich sind sicherlich nur ein Indikator von vielen, aber schau dir an wer in den letzten erfolgreichen Jahrgängen gespielt hast. Da findest du dann eben einen Lahm und Schweinsteiger oder Müller und Kroos, die in der letzten B-Jugend Meistermannschaft waren.
Gerade Anfang der 2000er war der Jugendbereich von Bayern sehr dominant und das führte ja letztlich auch zu sehr starken Profispielern, aber genauso gab es da einen Einbruch in den letzten Jahren und auch das schlägt sich bis in den Profikader durch.
Das macht jetzt nicht die ganze Jugendabteilung von Bayern schlecht, aber man muss halt immer die Ansprüch beachten, die bei einem Verein wie Bayern herrschen.
Man kann nicht jedes Jahr nen Götze backen (macht der BVB ja auch nicht) und gerade die jüngsten Beispiele Müller und Badstuber (+Hummels) zeigen doch dass auch wirklich Spieler von sehr gutem Format in München wachsen. Bayern bringt zig Leute allein in die Bundesliga und die Quote an Weltklassespielern ist in der Buli woanders auch nicht höher.
Du verweist da aber auch immer auf vergangene "Erfolge", aber das Ziel ist ja, dass dies auch in der Zukunft der Fall sein soll und das ist derzeit eben gefährdet. Man muss da ja auch immer den relativen Vergleich zur Konkurrenz ziehen und gerade im Jugendbereich haben alle Vereine in Deutschland in den letzten 10 Jahren große Fortschritte gemacht, wodurch Bayern halt auch selber Vorteile einbüßt. Das heißt man muss besser arbeiten als in der Vergangenheit, um die gleichen Resultate zu erzielen und richtig gute Arbeit leisten, um sich evtl. zu verbessern.
Letztlich gehört natürlich auch immer etwas Glück dazu, um einen wirklich außergewöhnlichen Spieler zu produzieren, aber man kann immer die Chancen erhöhen das sowas überhaupt vorkommt.
Ansonsten kann ich mich nur wiederholen, dass Bayern sich da nicht mit Dortmund und co. vergleichen kann. Zum einen investiert man auch wesentlich mehr und zum anderen hat man größere Möglichkeiten, die jedoch entsprechend genutzt werden müssen.
Bayern könnte eventuell daran denken hoffnungsvolle Talente mal wieder Lahm-style-technisch an gute Bundesligisten auszuleihen. Alaba z.b. kann ein echt guter werden, der muss halt spielen.
Worüber wir (oder zumindest ich) reden setzt aber viel früher an. Es geht ja nicht um die Diskussion wie der Übergang von Jugend zu Profis ablaufen soll bzw. was man da (besser) machen könnte, sondern es geht darum überhaupt erstmal Talente zu produzieren, die den Ansprüchen bei Bayern genügen.
Was doch vollkommen legitim ist?
Der Durchbruch bei den Profis ist bei den Bayern doch mit Abstand am schwersten und ich weiß jetzt nicht wie die Bayern durch eine neue Ausrichtung ihrer Jugendarbeit diesen Tatbestand ändern wollen?
Wie gesagt muss man hier zwei Dinge trennen. Die Jugendarbeit an sich und dann wie man es am besten schafft den Übergang hinzukriegen.
Es ist allerdings klar, dass der Übergang umso einfacher wird desto größer die Qualität des Spielermaterials ist.
Du hast das Jugendscouting angesprochen um bessere Jungs zu bekommen, aber bringt das wirklich im Endeffekt was? Messi war klein und schmächtig und wurde mit Medikamenten vollgepumpt, Marin von Frankfurt verjagt, Holtby von Gladbach, Reus von Dortmund, während anderen Jugendspielern große Karrieren vorausgesagt wurden und sie nun im Niemandsland umherdümpeln (Manuel Fischer!, Reinhold Yabo stagniert total und sitzt bei Aachen auf der Bank..es gibt unzählige Beispiele..Sergej Evljuskin hat 2 goldene Fritz-Walter-Medaillen,kickt jetzt bei Babelsberg, Reus hatte nie eine)
In der Jugendzeit passiert so viel, gehandelte Stars fallen plötzlich ganz tief, der ruhige Mitläufer wird zum absoluten Superstar.
Das es keine Garantien gibt ist doch selbstredend, aber man kann eine Menge dafür tun, um die Chance zu erhöhen, dass aus den eigenen Reihen sehr gute Spieler nachkommen.
Wie im Profifußball auch wird es immer wieder Spieler geben, die sich nicht entsprechend entwickeln, aber das Talent eines Spielers kann man mit 13-14 Jahren schon gut abschätzen und mit 15-17 Jahren ist praktisch schon festgelegt wohin es gehen KÖNNTE.
Scouting bedeutet dann eben sich möglichst viele Spieler zu angeln, die sehr gute Chancen haben es mal zu packen. Wenn es die Hälfte dann nicht schafft ist es auch egal, wenn man ein Dutzend solcher Spieler in den Reihen hat. Hast du allerdings nur 1-2 hochwertiger Talente in den eigenen Reihen, dann ist es keine Überraschung, wenn am Ende nichts dabei rauskommt.
Das ist ja auch bei Barca so, die produzieren auch genug Spieler, die es nicht mal im Ansatz packen, aber sie haben eine derartige Masse an Toptalenten, dass sich da immer wieder welche "optimal" entwickeln werden.
Mir fallen nur 3 aktuelle Spieler ein die von kleinauf (ab 15-16) als TopStars gehandelt wurden und dem Ruf auch gerecht wurden(götze, kroos, ter stegen), alle anderen vielen später ab wurden mittelmäßig oder gar komplett zu schwach für liga 1 (wo sind die trinkse, buchtmanns, yabos?) während andere (Reus) eben erst mit 20 in den Focus rückten und dann auf Bundesliganiveau und auch auf Top-Niveau kamen.
Wenn ich mir die derzeitige dt. NM ansehe, dann wird es schwer da Spieler zu finden, die nicht schon früh auffällig im Jugendalter waren und vor allem ist der Trend sehr eindeutig, die Entwicklung der Spieler wird immer früher vorgezeichnet.
Vor 20 oder 30 Jahren spielten spätere Topspieler im Alter von 17 oder 18 Jahren teils wirklich noch bei Dorfvereinen (Matthäus z.B. spielte mit 18 noch bei Herzogenaurach), während es heute ja schon erwähnenswert ist, wenn ein Spieler wie Reus nicht direkt bei der Jugendabteilung eines BL-Clubs den Durchbruch schafft.
Dieser Trend wird sich auch noch weiter verschärfen, da der Jugendbereich immer weiter professionalisiert wird und fast nur Proficlubs die richtigen Bedingungen bieten können, um sich als Jugendspieler entsprechend zu entwickeln.
Es wird zwar immer wieder Ausnahmefälle geben, aber Nachwuchsarbeit und deren Output ist langfristig gesehen absolut planbar und auch vorhersehbar. Die Erfolge im Jugendfußball von Deutschland auf internationaler Ebene sind letztlich auch nur Ausdruck von Investitionen in den Jahren zuvor und nichts anderes will man jetzt wieder bei Bayern forcieren.
Wenn wir da über Scouting reden geht es ja auch darum, dass Bayern sich wieder stärker auf den regionalen/heimischen Markt konzentrieren will und ich wünsche mir sowieso schon länger, dass man national aggressiver im Jugendbereich auftritt.
Einen Kroos holte man damals von Rostock, Badstuber kam von Stuttgart und man sollte sich dementsprechend auch früher um andere dt. Toptalente bemühen. Gerland nannte da zuletzt Goretzka von Bochum als interessanten Mann und wenn so einer dann verpflichtet würde, dann wäre das z.B. meiner Meinung nach genau den Weg den man einschlagen muss, nämlich die absoluten Topleute schon früh nach München zu holen (Goretzka ist im u17 Bereich neben Serge Gnabry momentan das vielleicht verheißungsvollste dt. Mittelfeldtalent).
Wobei ich hier den Begriff "Scouting" schon fast einschränken muss, da Spieler dieser Sorte so offensichtlich herausragen, dass man da nun kein Insider sein muss, aber man muss dann als Verein natürlich solche Spieler auch für sich gewinnen können und willig sein auf diese zuzugehen. Da agierte mir Bayern viel zu brav in der Vergangenheit, denn auch wenn man es nicht glauben will, aber im Jugendbereich treten andere dt. Vereine wesentlich aggressiver und konsequenter als Bayern auf, das gilt u.a. für die (zu Recht) gelobten Jugendabteilungen von Stuttgart und der Hertha.
Fazit: Selbst wenn Bayern seine komplette Jugendarbeit umkrempelt, werden die Topstars an der Säbener Straße nicht aus dem Boden sprießen.
Ich hatte ja schon bereits geschrieben worum es bei den Maßnahmen geht. Stillstand ist im Jugendbereich Rückschritt und in den letzten Jahren herrschte da bei Bayern genau dieser Stillstand.
Desweiteren behaupte ich dass Jugendspieler die im Focus stehen nicht immer ihrem Ruf gerecht werden, während vermeintliche Underdogs erst spät, dafür aber gewaltig kommen. Hier braucht es keine komplette Umstrukturierung der Jugendabteilungen sondern einfach nur komplett fähiges Personal, welches Talente erkennt und diese auch fördert.
Talente erkennen und fördern ist erstmal nicht mehr als eine Phrase und kein Konzept für eine Jugendabteilung. Das mit fähigem Personal etc. sind doch alles Dinge, die selbstredend sind, aber bei Bayern soll es in de nächsten Jahren darum gehen Strukturen für die Zukunft zu schaffen und die Jugendausbildung den modernen Erfordernissen anzupassen. Da geht es dann vor allem um Details in der Trainingsgestaltung, wie man Schule/Ausbildung und Fußball koordiniert oder bessere Kooperationen hinbekommt, wer und wo gescoutet wird, wer und wo für was zuständig ist etc.
Zudem muss auch geschaut werden in welche Bereiche investiert wird, wo Bedarf besteht und wo das Geld vor allem am besten eingesetzt wird.
Das ist insgesamt ein sehr komplexes Thema und eine erfolgreiche Jugendarbeit ist daher alles andere als Zufall, sondern muss sehr gezielt und professionell angegangen werden.
Die von dir angesprochenen Kooperationen + Spielpraxis auf hohem Niveau halte ich daher für am allersinnvollsten.
Das ist dann aber schon ein Bereich, der nicht mehr unter "Jugendarbeit" fällt. Da reden wir doch über Spieler, die in der Regel schon 19-20 Jahre alt und somit dem Jugendbereich entwachsen sind. Natürlich stellt sich dann die Frage des Übergangs zwischen Jugend zu Profis, aber das hängt immer stark von dem jeweiligen Spieler und der jeweiligen Situation ab.
Leihgeschäfte sind sicherlich oftmals sinnvoll und die verwendet Bayern ja auch bei Spielern sehr erfolgreich, aber diese müssen eben auch über die entsprechende Qualität verfügen, denn auch bei kleineren BL-Vereinen muss man sich erstmal in jungem Alter durchsetzen können wie z.B. ein Alaba, um sich dann entsprechend für höhere Aufgaben zu qualifizieren.