Gut möglich, dass wir in 5 Jahren mit Fusion in Serienproduktion gehen. Die letzten 50 Jahre zeigen uns nur keine Anzeichen dafür, genauso wenig wie ein Preisverfall bei AKWs.
Und gleichzeitig ist trotzdem die installierte Leistung über die letzten Jahre immer weiter gestiegen. Das wird nicht mehr ewig weitergehen, weil wir mittlerweile bei Größen angekommen sind, die Probleme mit dem Schlupf machen, aber die Produktionskosten werden sicherlich noch weiter fallen. Du ignorierst zusätzlich die ganze Zeit auch gern, dass die Kosten für AKWs tendenziell eher weiter steigen werden (Uran zu beschaffen wird auch nicht leichter werden).
Ich bin mir nicht soo sicher, ob die Kosten für AKW immer weiter steigen müssen über die Inflation hinaus. Woher nimmst du die Confidence?
Bei m Vergleich der Kosten ist auch immer die Frage, wie das über die Lifetime berechnet wird.
Atomenergie sieht schlechter aus, wenn man hohe Discount Rates ansetzt, weil die Lifetime eines Reaktors sehr lang ist.
Ein privater Investor würde diese hohen Discount Rates auch durchaus ansetzen müssen.
Aber niedrige Discount Rates können sehr gerechtfertigt sein aufgrund der enormen Risiken/Kosten verbunden mit dem Klimawandel.
Dazu:
en.wikipedia.org
und dann
https://en.wikipedia.org/wiki/Economics_of_nuclear_power_plants (Abschnitt unter Levelized cost of energy estimates)
(Lustig übrigens, dass die Gegner von AKW gerne diese hohen Discount Rates nutzen, um die Kosten von Atomstrom zu berechnen. Aber dann das Argument der Endlagerung bringen, obwohl diese discounted auf heute eben nicht sehr hoch sind.)
Wir können auch nicht nur mit AKWs das Netz betreiben, rechnen wir die Preise dann auch auf AKWs mit drauf?
Nein, darum geht es auch nicht.
Aber eine Baseline von 20-50% des Minimalverbrauchs im Winter zu haben wäre nicht schlecht.
Und dieser Minimalverbrauch im Winter wird ja gerade durch die Elektrifizierung des Heizens stark steigen.
- Kosten für Netzinstandhaltung und -ausbau hast du unabhängig von der Energieerzeugung, gerade wenn man von steigender Elektrifizierung ausgeht. Netzausbau Nord-Süd wäre auch kein so großes Thema, wenn die Bayern sich nicht so anstellen würden.
Es gibt schon Kosten, die spezifisch mehr durch EE anfallen. Nord-Süd bleibt ja ein Ding, weil es im Norden nunmal mehr Wind gibt.
Isar2 etc könnten da halt schon helfen.
- Weil du so auf dem Thema Dunkelflaute rumreitest: Wie willst du das eigentlich lösen? Die AKWs können Spitzenlast nicht ausgleichen, das heißt wenn das so ein Problem wird, und Erneuerbare ja keine Garantien haben, wie du es vermutest, brauchst du ebenfalls andere Energieformen, die einspringen können. Was schwebt dir da vor? Gas?
Siehe oben. Es geht darum, eine Co2-neutrale Basisversorgung zu haben für die erwartbaren Zeiten, wo Wind & Strom schlecht performen & wir X-fache Überkapazitäten bräuchten, um allein damit immer asuzukommen.
Ich vermute, es gibt irgendwo ein Optimum aus:
- EE -- man will Überkapazität, damit man auch bei Leistung <100% meist genug hat. Aber Überkapazität ist teuer.
- Gas -- ist gut und flexibel für Lastspitzen wenn EE underperformed. Aber halt Co2.
- Speicher -- für Intra-Tages-Schwankungen sicher cool, aber für Intra-Monats-Schwankungen und einen Bad Month zu teuer.
- Nuklear -- ist nicht so flexibel wie Gas, aber dafür Co2-ärmst.
Und dieses Optimum wird sicher nicht bei 0% Nuklear liegen.
- Kosten für AKWs sind deutlich schwieriger zu schätzen, da du Rückbau & Endlagerung nicht leicht abschätzen kannst. So wie du der Anti-AKW Lobby vorwirfst, dass zu hoch zu rechnen, kann man dir im Gegenzug vorwerfen, dass du es dir zu leicht machst.
Rückbau ist in 60 Jahren, also keine große Rolle für die Kosten heute.
Nimmst du niedrige Discount Rate, ist nämlich Nuklear total attraktiv.
Nimmst du hohe, sind diese long term costs heute nicht so relevant.
Endlager ähnlich.
V.a. aber sind die Grenzkosten in Deutschland minimal für das Weiterlaufen-lassen.
Beim Rückbau ist es sogar billiger, die AKW weiterlaufen zu lassen, weil der Rückbau verzögert wird -> Ersparnis heute.
- Es wäre ökonomisch sinnvoll, die bereits abgeschriebenen Kraftwerke 10 Jahre laufen zu lassen, ja. Was die Sicherheitsaspekte angeht kenne ich mich nicht genug aus, aber es stimmt mich sehr misstrauisch, wenn die Betreiber verlangen, dass der Bund das übernimmt.
- Es wäre unter quasi keinen Umständen außer krasser Ideologie sinnvoll, neue zu bauen. Daran forschen lohnt sich imo auch nicht mehr, wobei ich natürlich vorsichtig dabei bin, Forschung nach reiner Nützlichkeit zu bewerten, wie es viele hier im Forum gerne tun (Gender Studies höhö!!!)
Strange, wie sicher du dir da bist, wenn doch so viele Länder weiter AKW bauen. Alle gaga?
Siehe auch Argumentation unten als Antwort auf Gustavo.
Sorry, aber absolut nichts von dem, was du hier schreibst, indiziert den Bau-Part in irgendeiner Weise und an diesem Standpunkt festzuhalten ist genau die Art von Ideologie, die du (durchaus zurecht) den AKW-Gegnern vorwirfst.
Nochmal:
Ich wäre schon zufrieden, wenn wir die 3 AKW weiterlaufen lassen.
Und richtig happy, wenn 6, und wir weiter forschen für future option value.
Ich denke nur, dass es nicht total irrational ist, dass andere Länder weiter AKW bauen.
Dafür gibt es gute Gründe in der Mischung aus Klimwandel, und der Tatsache dass eine vollständige Versorgung mit EE eben nicht ganz so trivial ist.
Und diese Position nennst du Ideologie auf dem Level wie die Ideologie der AKW-Gegner?
D.h. alle Länder, die nicht kategorisch ausschließen, neue AKW zu bauen, halten für dich an Ideologie fest?
Glaube du hast dich da etwas verrant. Vielleicht unterliegst du da einem Confirmation bias, weil du mich öfter irgendwie in einer extremen/ideologischen Ecke verorten möchtest.