Um mal von einer etwas pragmatischeren Perspektive zu argumentieren: Ich arbeite mittlerweile für ein E-Technik Planungsbüro für hauptsächlich öffentliche Auftraggeber und wir machen sehr viele Ausschreibungen für Erneuerbare momentan. Es sollte ja jedem bewusst sein, dass PV-Anlagen und Windräder nicht von heute auf morgen aufgebaut sind, sondern im Rahmen von Projekten, gerade im Bereich der großen öffentlichen Investitionen, von Planung bis Fertigstellung mal locker 5 Jahre vergehen.
Momentan gibt es einen ziemlich großen Hype auf Erneuerbare, sprich wir planen ziemlich viele Ausschreibungen in dem Bereich und jeder möchte auf den Zug aufspringen. Ich bin nicht sicher, ob sich bei AKW-Verlängerungen nicht eine gewisse Behäbigkeit einstellen würde, die wir uns gar nicht leisten können.
Dazu kommen Synergieeffekte für die Zukunft, die etwas sehr technisch sind: Habe letztens einen Vortrag von Siemens zum Thema neue Technologien (moderne Trafos) zur Netzeinspeisung gehört, die sich mit der Netzrückkopplung von Oberschwingungen auseinandersetzen, was bei Einspeisung von Erneuerbaren ein wichtiges Thema ist. Gerade weil der Markt dafür so stark ist, machen die da momentan ziemlich große Sprünge. Sowas ist aber nicht nur bei der Einspeisung von Erneuerbaren ein großes Thema, sondern steht uns auch im Bereich der Erweiterung der E-Auto Ladeinfrastruktur bevor (die Frequenzumrichter haben große Effekte aufs Netz). Das geht alles sehr natürlich Hand in Hand.
Ist jetzt nichts handfestes; natürlich kann man diese Entwicklungen auch beibehalten und die Laufzeiten verlängern, aber so wie ich Menschen kenne und einschätze reagieren die eben doch auf Signale. Und dann heißt es am Ende: "Mit den AKWs haben wir ja jetzt nochmal 10 Jahre Ruhe, dann können wir die Projekte auch nochmal x Jahre schieben." Und dann stehen wir an der gleichen Stelle in noch dringlicherer Situation. Ob es das Wert ist, gerade bei dem Anteil, den AKW-Strom in Deutschland noch macht, ist fraglich.