Energiewende

Mitglied seit
25.09.2014
Beiträge
4.855
Reaktionen
1.169
Ich habe tatsächlich noch nie verstanden, warum wir bei der Mehrwertsteuer nur zwei Steuersätze kennen. Es ist einerseits verschenktes Potential, weil die Steuer in vielen Bereichen eine recht gute Lenkungsfunktion ausüben könnte, bspw. Produkte verteuern, die für die Gesundheit bedenklich sind. Andererseits ist sie in der bestehenden Form einfach sehr regressiv und damit sozial unausgewogen.
Das einzige wirkliche Hindernis sehe ich im Binnenmarkt, der nationale Lösungen erschwert.
 
Mitglied seit
27.06.2014
Beiträge
3.510
Reaktionen
1.282
Ort
Hamburg
Ich will jetzt hier keine Grundsatzdiskussion über optimal tax policy führen, aber: In dieser Diskussion werden halt immer land rents und generell alle ricardian taxes zusammengeworfen. Mit purer LVT kommst du selbst bei hohen Sätzen nicht mal ansatzweise auf die Beträge, die du mit einer VAT einnehmen kannst. Wie gesagt: Ich halte LVT auch für keine schlechte Idee, aber es gibt einen Grund warum selbst höchst progressive Staaten keine oder nur sehr geringe LVT-Steuersätze haben.
Der Grund ist Lobbyismus. Heutige Landbesitzer werden ja durch so eine Steuer schlechter gestellt, und sie haben viel Einfluss.
 

Gustavo

Doppelspitze 2019
Mitglied seit
22.03.2004
Beiträge
5.620
Reaktionen
1.789
Ich finde ja es ist schon erstaunlich, dass selbst heute, nachdem die "Ergebnisse" des Koalitionsgipfels seit einer Weile bekannt sind, immer noch niemand so richtig sagen kann, was jetzt genau mit dem einzig wirklich wichtigen Punkt, der in den Verhandlungen angegangen wurde, Habecks geplanter Reform der Wärmeversorgung, genau passieren soll. Wenn man der FDP zuhört klingt es als reicht es wenn Heizungen eingebaut werden die prinzipiell grün betrieben werden könnten und wenn man den Grünen zuhört klingt es danach als reicht es nur, wenn sie auch ab Einbauzeitpunkt mindestens zu 65% grün betrieben werden. Wenn Ersteres kann sich der gute Robert allerdings tatsächlich gehackt legen.
 

parats'

Tippspielmeister 2012, Tippspielmeister 2019
Mitglied seit
21.05.2003
Beiträge
19.359
Reaktionen
1.353
Ort
Hamburg
Also selbst gestern bei Lanz war RH nur sehr schwammig. Mit Ulrike Herrmann als Gast waren die gezielten Rückfragen allerdings durch degrowth Gelaber überdeckt.
 

Gustavo

Doppelspitze 2019
Mitglied seit
22.03.2004
Beiträge
5.620
Reaktionen
1.789
Also selbst gestern bei Lanz war RH nur sehr schwammig. Mit Ulrike Herrmann als Gast waren die gezielten Rückfragen allerdings durch degrowth Gelaber überdeckt.

Na ja, Habeck hat mehr oder weniger gesagt "alles wie vorher" und Dürr hat das Gegenteil gesagt. Wurde man jetzt auch nicht schlauer draus. Robin Alexander hat bei Dürr extra nochmal nachgefragt und keine vernünftige Antwort bekommen.

Was mich an dem Thema verwirrt ist auch, dass überhaupt nicht klar ist wie ein Kompromiss denn aussehen könnte. Heizung, die "potenziell" mit 65% erneuerbarer Energie betrieben werden kann würde effektiv ja nur bedeuten, dass sich gar nix ändern muss, außer dass vielleicht (?) eine leicht andere Form von Gastherme eingebaut werden müsste, die dann aber doch wieder Erdgas verbrennen würde, weil jeder weiß dass auf absehbare Zeit synthetische Energieträger nicht konkurrenzfähig sein werden. Wenn es andererseits 65% im Betrieb ab jetzt sein müssen dann hätte sich gar nichts geändert und ich glaube nicht mal die FDP würde versuchen, dieselbe Lösung als Gewinn zu verkaufen, die schon in Habecks ursprünglichem Gesetzesentwurf steht, nämlich dass es egal ist wie man auf die 65% kommt.
 

parats'

Tippspielmeister 2012, Tippspielmeister 2019
Mitglied seit
21.05.2003
Beiträge
19.359
Reaktionen
1.353
Ort
Hamburg
Das ist glaube ich noch keinem so richtig klar. Der Absatz ist kurz und lässt genug Interpretationsspielraum für den Gesetzestext.
Wasserstoff scheint ja aktuell wieder die neue Sau im Dorf zu sein. Egal wo Energie benötigt wird, soll Wasserstoff die Lösung sein. Ob das aber wirklich so easy bei der Heizung ist (oder den ganzen anderen Bereichen), sei mal dahingestellt und mit einem H2 Ready Label alleine wird es wahrscheinlich nicht getan sein.
 
Mitglied seit
25.09.2014
Beiträge
4.855
Reaktionen
1.169
So richtig sinnig wirkt keine der Alternativen, oder? "Potentiell mit Strom aus EE zu betreiben" wäre quasi ein Blankocheck für Gasthermen, aber "ab Inbetriebnahme mit mindestens 65 Prozent aus EE" ergibt auch nicht wirklich Sinn, solange unser Strom insgesamt nicht mal zu 65 Prozent aus EE kommt. Warum sollten ausgerechnet beim Heizen höhere Standards gelten als beim Durchschnittsstromverbrauch?
 

Das Schaf

Tippspielmeister WM 2018
Mitglied seit
27.06.2002
Beiträge
19.103
Reaktionen
3.985
Ort
Wo auf den Bergen Schlösser wachsen
So richtig sinnig wirkt keine der Alternativen, oder? "Potentiell mit Strom aus EE zu betreiben" wäre quasi ein Blankocheck für Gasthermen, aber "ab Inbetriebnahme mit mindestens 65 Prozent aus EE" ergibt auch nicht wirklich Sinn, solange unser Strom insgesamt nicht mal zu 65 Prozent aus EE kommt. Warum sollten ausgerechnet beim Heizen höhere Standards gelten als beim Durchschnittsstromverbrauch?
Weil die Heizungen Lebensdauer von 25+ Jahren haben.
Dein Energiemix aus der Steckdose aber nicht
 

Gustavo

Doppelspitze 2019
Mitglied seit
22.03.2004
Beiträge
5.620
Reaktionen
1.789
Grimms Orthodoxie hat mich dann doch überrascht. Klar ist Zertifikatehandel prinzipiell toll. Aber von der Frage, wie realistisch er politisch ist abgesehen, ist mir ihr Argument nicht klar geworden, wo im konkreten Fall die großen Effizienzgewinne sein sollen: Angenommen, wir implementieren einen effektiven Zertifikatehandel. Für wen soll es sich denn dann bitte in 2024 oder 2025 lohnen, nochmal in eine fossile Heizung zu investieren? Mir fallen spontan nur Leute mit sehr geringer Restlebenserwartung ein oder solche, die aus finanziellen Gründen oder mangels Verfügbarkeit wirklich keine Wärmepumpe einbauen können. Aber für letztere soll es ja die Übergangslösung geben, die Grimm gleichfalls in der Luft zerreißt, weil es ja voll ineffizient sei, die Gasheizungen dann nach wenigen Jahren wieder auszutauschen. Ja was denn dann?


Hab mir in letzter Zeit btw mal ihren Twitter-Feed mal näher angeschaut und es ist wohl tatsächlich so, dass sie an ein ziemlich mechanistisches Verständnis von "Preisliche Anreizwirkungen --> Verhaltensänderungen" glaubt. Was ich daran interessant finde ist, dass die Koppelung einerseits extrem streng scheint, aber andererseits auch komplett legalistisch: Preissteigerungen würden fast automatisch zu (effizienten) Verhaltensänderungen führen, insofern stellt sie enorm hohe Anforderungen an die Rationalität der Endverbraucher. Gleichzeitig scheinen die Endverbraucher diese nicht zu antizipieren, bevor sie tatsächlich Gesetz werden, selbst wenn das alles weit in der Zukunft liegen soll. Das ergibt für mich dann keinen Sinn mehr: Wenn jemand rational genug ist, einen CO2-Preis Jahre in die Zukunft zu antizipieren, sollte derjenige auch rational genug sein dass der größte Teil des Effekts bereits eingepreist ist, bevor das dann tatsächlich beschlossen wird (insofern ein solcher Preis wahrscheinlicher wird, was momentan ja der Fall sein dürfte). Andererseits hält sie auch die Geschichte vom Run auf Gasheizungen, den Habecks Reformvorschlag ausgelöst haben soll, für echt. Erschließt sich mir insgesamt nicht so richtig.

Offensichtlich konnte sie sich mit der Sichtweise auch im Sachverständigenrat nicht durchsetzen, denn der scheint mehrheitlich eine Kombination aus Preisen und Verboten für geeigneter zu halten. Finde ich schon erstaunlich, weil das EXAKT Grimms Fachgebiet ist (Verhaltensökonomie/Ökologie, allerdings mit sehr spieltheoretischem Einschlag). Wenn die anderen ihr nicht mal zu diesem Thema folgen wollen ist das schon kein so gutes Zeichen für sie.
 
Zuletzt bearbeitet:
Mitglied seit
27.06.2014
Beiträge
3.510
Reaktionen
1.282
Ort
Hamburg
- Rumgestottere des sonst sehr eloquenten Habeck
- Fukushima (0 Tote, andere Technik als deutsche akw) als klassisches Angstmärchen
- "Uran kommt aus Russland", mit der Implikation dass Russland ein notwendiges Herkunftsland wäre, was schlicht falsch ist
- versuchen, nicht direkt die Frage zu beantworten
 

Celetuiw

StarCraft: Brood War
Mitglied seit
01.04.2008
Beiträge
4.696
Reaktionen
1.473
Hat der Norweger unseren Wirtschaftsminister grad mit nem Scheißhaufen verglichen? Die Konservativen Wähler früher hätten darauf nicht mit Beifall geantwortet :mond:
 

Gustavo

Doppelspitze 2019
Mitglied seit
22.03.2004
Beiträge
5.620
Reaktionen
1.789

Ergebnisse wie diese sprechen imho exakt dafür, dass die Grünen 1,5-Grad Ziel + Pfad dahin für unverhandelbar erklären sollten, wenn man mit ihnen eine Koalition eingehen/fortsetzen möchte. Der Druck aus der Gesellschaft selbst wird nie im Leben reichen, um in der gebotenen Zeit das Ziel einzuhalten, also muss es halt politisch forciert werden. Im Zweifelsfall rückt man halt von sozialstaatlichen Maßnahmen ab. Ohne die Grünen wird eh keine sinnvolle Koalition zustande kommen, insofern sollten sie zumindest bei dem Thema aufhören, Kröten zu schlucken.
 

Benrath

Community-Forum
Mitglied seit
19.05.2003
Beiträge
19.533
Reaktionen
688
- Rumgestottere des sonst sehr eloquenten Habeck
- Fukushima (0 Tote, andere Technik als deutsche akw) als klassisches Angstmärchen
- "Uran kommt aus Russland", mit der Implikation dass Russland ein notwendiges Herkunftsland wäre, was schlicht falsch ist
- versuchen, nicht direkt die Frage zu beantworten

Und was ist mit Frankreich? Bzw. Wischt du das generelle Kostenargument immer weg. Alle außer Wendland haben es falsch verstanden und eigentlich sollten überall Atomkraftwerke gebaut werden.

Glaube auch dass das waste problem das dünnste argument ist. Mit nem Castor in den Tunnel und immer mal wieder prüfen würde mir wahrscheinlich reichen :ugly:

Btw immer noch nicht klar für wen er das einsehen soll, was du möchtest. Es ist einfach die falsche Partei. Ka was für grüne realos dir vorschweben
 
Mitglied seit
27.06.2014
Beiträge
3.510
Reaktionen
1.282
Ort
Hamburg
Und was ist mit Frankreich? Bzw. Wischt du das generelle Kostenargument immer weg. Alle außer Wendland haben es falsch verstanden und eigentlich sollten überall Atomkraftwerke gebaut werden.
Im Interview geht es um den Weiterbetrieb der AKW, nicht um Neubau.
Btw immer noch nicht klar für wen er das einsehen soll, was du möchtest. Es ist einfach die falsche Partei. Ka was für grüne realos dir vorschweben
Die Courage haben, fürs Klima das richtige zu tun. Quasi alle anderen grünen Parteien in Europa haben es geschafft, da ihre Meinung zu ändern.

wie kommst du eigentlich auf die Zahl?
Woher hast du die?
Du wirfst ja schon mehrfach damit um dich
oder meinst du jetzt es ist alles total gut, weil bei der schmelze damals nicht sofort jemand gestorben ist?
Grüne Atomphobiker sind diejenigen, die stets an vermeintliche Tote von Fukushima erinnern dabei sind die allesamt am Erdbeben / Tsunami gestorben.

Ab der statt abgeschalter AKW genutzten Kohle sind nachweislich viele gestorben.

Wer mit Fukushima "weil Gefahr für Menschen" argumentiert ist schlicht verlogen.
 

Gustavo

Doppelspitze 2019
Mitglied seit
22.03.2004
Beiträge
5.620
Reaktionen
1.789
Mitglied seit
17.10.2006
Beiträge
6.560
Reaktionen
868
Ort
Köln
Um mal von einer etwas pragmatischeren Perspektive zu argumentieren: Ich arbeite mittlerweile für ein E-Technik Planungsbüro für hauptsächlich öffentliche Auftraggeber und wir machen sehr viele Ausschreibungen für Erneuerbare momentan. Es sollte ja jedem bewusst sein, dass PV-Anlagen und Windräder nicht von heute auf morgen aufgebaut sind, sondern im Rahmen von Projekten, gerade im Bereich der großen öffentlichen Investitionen, von Planung bis Fertigstellung mal locker 5 Jahre vergehen.
Momentan gibt es einen ziemlich großen Hype auf Erneuerbare, sprich wir planen ziemlich viele Ausschreibungen in dem Bereich und jeder möchte auf den Zug aufspringen. Ich bin nicht sicher, ob sich bei AKW-Verlängerungen nicht eine gewisse Behäbigkeit einstellen würde, die wir uns gar nicht leisten können.
Dazu kommen Synergieeffekte für die Zukunft, die etwas sehr technisch sind: Habe letztens einen Vortrag von Siemens zum Thema neue Technologien (moderne Trafos) zur Netzeinspeisung gehört, die sich mit der Netzrückkopplung von Oberschwingungen auseinandersetzen, was bei Einspeisung von Erneuerbaren ein wichtiges Thema ist. Gerade weil der Markt dafür so stark ist, machen die da momentan ziemlich große Sprünge. Sowas ist aber nicht nur bei der Einspeisung von Erneuerbaren ein großes Thema, sondern steht uns auch im Bereich der Erweiterung der E-Auto Ladeinfrastruktur bevor (die Frequenzumrichter haben große Effekte aufs Netz). Das geht alles sehr natürlich Hand in Hand.

Ist jetzt nichts handfestes; natürlich kann man diese Entwicklungen auch beibehalten und die Laufzeiten verlängern, aber so wie ich Menschen kenne und einschätze reagieren die eben doch auf Signale. Und dann heißt es am Ende: "Mit den AKWs haben wir ja jetzt nochmal 10 Jahre Ruhe, dann können wir die Projekte auch nochmal x Jahre schieben." Und dann stehen wir an der gleichen Stelle in noch dringlicherer Situation. Ob es das Wert ist, gerade bei dem Anteil, den AKW-Strom in Deutschland noch macht, ist fraglich.
 
Mitglied seit
27.06.2014
Beiträge
3.510
Reaktionen
1.282
Ort
Hamburg
"AKW-Verlängerungen verlangsamen den EE-Ausbau" ist doch totaler Quark. Wer genau soll da so handeln? Was genau würde sich ändern?

Selbst wenn der EE-Ausbau schneller als erwartet wäre und "wir" AKW nicht brauchen, dann können wir damit dennoch nach Polen etc exportieren und dort Kohle verdrängen. Und aus heutiger Sicht ist bestenfalls optimistisch, dass wir selbst in Deutschland weg von Kohle kommen bis 2030.
 
Mitglied seit
17.10.2006
Beiträge
6.560
Reaktionen
868
Ort
Köln
Hab ich dargelegt was meine Befürchtung dabei wäre, wer wie handeln und was sich ändern würde. Musst du ja nicht teilen, aber "ist doch totaler Quark" überzeugt mich nicht vom Gegenteil.
Außerdem kommen wir durch AKW-Verlängerung nicht von Kohle weg, weil du sinnvollerweise nur das an Kohle substituieren kannst, was AKWs überhaupt an Strom erzeugen, und das ist deutlich weniger als was durch Kohle (und Gas) erzeugt wird. Kohle kann letztlich nur durch Erneuerbare ersetzt werden.
Naja ist ja auch egal, am Ende bleibt faktisch bestehen, dass wir hier über ein Thema reden, was im Gesamtkontext in Deutschland absolut nachrangig und quasi irrelevant ist. Wem es wirklich um das Klima geht, der sollte den Ausbau und die Nutzung von Erneuerbaren antreiben, und keine Scheindiskussionen um AKWs führen.
 
Mitglied seit
13.06.2005
Beiträge
19.558
Reaktionen
1.485
Ort
Baden/Berlin
Außerdem kommen wir durch AKW-Verlängerung nicht von Kohle weg, weil du sinnvollerweise nur das an Kohle substituieren kannst, was AKWs überhaupt an Strom erzeugen, und das ist deutlich weniger als was durch Kohle (und Gas) erzeugt wird. Kohle kann letztlich nur durch Erneuerbare ersetzt werden.
Bitte was?
Die Bruttoleistung in MW der letzten 3 aktiven Reaktoren beträgt fast 4300 MW. Wenn du die abstellst, muss du irgendwo 4300 MW herbekommen. Ein Windrad leistet zwischen 3-6 MW. Um diese 3 Reaktoren zu ersetzen braucht es 860 Windräder. Die entstehen aber nicht über Nacht, also musst du mehr fossile verfeuern.

Die 3 noch verbleibenden AKWs am Netz zu lassen ist in jeder Hinsicht der einzig sinnvolle Schritt. Es spricht wahrlich nichts dagegen außer parteipolitische Behinderung.
 
Mitglied seit
17.10.2006
Beiträge
6.560
Reaktionen
868
Ort
Köln
Da widerspreche ich nicht, wobei einiges doch diskutabel ist: Die Leistung liegt wohl eher irgendwo zwischen 3,6 und 3,7GW als bei 4,3. Dazu kommt, dass wir jetzt schon bei 6MW Windrädern sind und in Zukunft (also Neubau) eher noch Spiel nach oben besteht. Aber grundsätzlich hast du natürlich Recht: Die Leistung der AKWs muss ersetzt werden.
Macht aber imo auch nicht so viel Sinn, rein über Leistung zu reden sondern man muss sich die potenziell erzeugten Energiemengen anschauen. Der AKW-Stopp bringt uns zunächst ne Erhöhung der Kohle-Verstromung von knapp 20%; und das ausgehend von einer gleichbleibenden 100%-igen Substitution der AKWs durch Kohle. In der Realität reduzieren wir das natürlich so schnell es geht drastisch und übrig bleibt die Fläche unter der Kurve. Und das ist dann im Verhältnis zur allgemeinen Einspeisung wirklich nicht mehr besonders relevant.
Und dann kommen noch Fragen dazu, die ich schwer beantworten kann, aber die ja laut BMUV-Prüfung vergangenes Jahr eine Rolle spielten: siehe Brennelementebeschaffung, Personal und Risikenübernahme. Die Rechnung wird nicht so eindeutig sein, wie hier immer dargestellt wird.

Wäre nicht der gleiche Effekt zu erzielen wenn man konsequent eher die Kohlekraftwerke stilllegen würde anstatt der AKWs?
Genau so wäre ich auch vorgegangen: Lautzeitverlängerung soweit technisch gut möglich, Kohleausstieg soweit es geht vorziehen und weiter Erneuerbare ausbauen und damit die fossilen substituieren. Es macht aber wie gesagt am Ende die Kohle (höhö) nicht fett.
 

Gustavo

Doppelspitze 2019
Mitglied seit
22.03.2004
Beiträge
5.620
Reaktionen
1.789

Kann sich der Robert wohl doch nicht gehackt legen. Hätte mich allerdings auch überrascht, wenn sich die Grünen dabei so sehr über den Tisch hätten ziehen lassen, wie Dürr bei Lanz vermuten ließ. Einordnung


Wenn die Ausnahmen nicht komplett anders aussehen als was da verlautbart wurde ist das relativ rigide. Die Altersgrenze von 80 dürfte allerdings noch zu Problemen führen, denn man bekommt schon deutlich früher keinen Kredit mehr. Mal gespannt, was sie sich für die KfW da einfallen lassen.

Im Übrigen geht mir es ein bisschen auf den Sack, dass völlig unreflektiert noch höhere Zuzahlungen für Wärmepumpen gefordert werden. Warum die Allgemeinheit eine wertsteigendernde Investition in ein Eigenheim so hoch bezuschussen soll, während Leute ohne Eigenheim nichts bekommen und sogar effektiv für die Modernisierung über Mietumlage zahlen sollen, erschließt sich mir überhaupt nicht.
 
Mitglied seit
27.06.2014
Beiträge
3.510
Reaktionen
1.282
Ort
Hamburg
100% agree. Befürchte auch einen orgiastischen Katalog an Subventionen, die nicht nur (wie du schreibst) ungerecht sind, sondern am Ende vielleicht sogar die Kosten treiben, weil Wärmepumpenverkäufer das halb draufschlagen. Aber gut, das Risiko der hohen Preise besteht ohnehin durch die Kombination aus Pflicht, und dass es schwer ist, sich gute günstige Angebote einzuholen (ist ja bei PV auch heute schon so).
 
Mitglied seit
16.08.2010
Beiträge
6.282
Reaktionen
1.132
Hier mal wieder ein Mega Vorschlag meinerseits: Der Verkauf von Heizungen wird komplett verboten. Dafür kann man sie sich vom Staat quasi mieten. Sowohl Kosten als auch Nutzen werden damit komplett auf die Allgemeinheit umgelegt, der Staat kann sozialverträglich und effektiv steuern, welche Heizungen wo verbaut werden und niemand kann meckern :deliver:
 

Gustavo

Doppelspitze 2019
Mitglied seit
22.03.2004
Beiträge
5.620
Reaktionen
1.789
Btw: Schon faszierend, wie nach dem Leak von Habecks Gesetzesvorschlag alle darauf hingewiesen haben, wie schlecht hier "kommuniziert" würde, als ob es jemals vorgesehen war den Gesetzesentwurf zu beschließen, ohne etwas an der Förderstruktur zu ändern. Jetzt hatte man zwischenzeitlich den Koalitionsausschuss, nach dem gemeinhin alle der Meinung waren die Grünen haben sich die Butter vom Brot nehmen lassen. Daraufhin einigt sich die Ampel mehr oder weniger auf genau den Vorschlag wie er durchgestochen wurde und schiebt einfach nach "ja, über Förderung reden wir noch." Auf einmal redet niemand mehr darüber, wie schlecht Habeck kommuniziert, obwohl exakt dasselbe passiert ist. Man könnte fast meinen, politischer Journalismus ist nicht so ganz ernst zu nehmen. :mond:
 
Mitglied seit
25.09.2014
Beiträge
4.855
Reaktionen
1.169
Ist nicht die Stärke der Demokratie, dass man drüber redet und sich dann besser fühlt? :troll:

Für die Verbraucher ist der Kompromiss eine gute Nachricht: Der Druck ist raus, niemand muss kurzfristig eine ältere Anlage noch schnell vor dem Stichtag Anfang kommenden Jahres durch eine moderne Gas- oder Ölanlage ersetzen, und davon raten auch die meisten Experten sowie Verbraucherschützer ab.
:deliver:
 
Zuletzt bearbeitet:

Gustavo

Doppelspitze 2019
Mitglied seit
22.03.2004
Beiträge
5.620
Reaktionen
1.789

Lindners erstes Angebot ist "fuck you" an seine Koalitionspartner.
 
Mitglied seit
21.08.2010
Beiträge
7.589
Reaktionen
839
Warum die Allgemeinheit eine wertsteigendernde Investition in ein Eigenheim so hoch bezuschussen soll, während Leute ohne Eigenheim nichts bekommen und sogar effektiv für die Modernisierung über Mietumlage zahlen sollen, erschließt sich mir überhaupt nicht.
gute frage.
am ende können sich die entscheider gar nicht mehr in die situation von menschen ohne wohneigentum hineinversetzen?
schreckliche vermutung: politiker am ende abgehoben?
zsfg: finde ich auch schräg. ähnlich wie die wallbox-diskussion bei den elektroautos. da ging auch unter, dass ein relevant großer teil der bevölkerung dieses landes einfach schon aufgrund der ladesituation gar keine chance hat sinnvoll ein e-auto zu nutzen.
 
Mitglied seit
21.07.2012
Beiträge
1.074
Reaktionen
363
Also ich finde es wirklich großzügig von der Allgemeinheit wie sie mir mein Erbe vergoldet.
 
Mitglied seit
25.09.2014
Beiträge
4.855
Reaktionen
1.169
Der Thread führt nochmal ein imo schlüssiges Argument gegen Technologieoffenheit (um jeden Preis). Einige Antworten sind auch lesenswert.
Ergänzen würde ich das um den Faktor Pfadabhängigkeit, der klare politische Festlegungen zu neuralgischen Zeitpunkten begünstigt im Vergleich zu konsequenter Offenheit über lange Zeiträume.

Ich musste sofort an den Rummel um den IRA denken: Wir reden und reden. Die US-Regierung kloppt ein Gesetz auf den Tisch und plötzlich liest man überall, dass Unternehmen bereits die Sachen gepackt haben und im Schiff über den Atlantik sitzen.
 

Gustavo

Doppelspitze 2019
Mitglied seit
22.03.2004
Beiträge
5.620
Reaktionen
1.789

Zahlen aus dem Entwurf des Wirtschaftsministeriums. Caveat emptor: Ich habe keine Ahnung woher sie die haben, im Entwurf steht nur "gutachterliche Schätzungen." In Welt und FAZ kommen Leute zu Wort, die etwas anderes veranschlagen, allerdings sind das dann auch Lobbyisten. Aber wenn die Zahlen auch nur in der Nähe dessen sind, was tatsächlich anfällt, dann ist es wohl keineswegs klar, ob die Investition nicht selbst ohne Förderung ein gutes Geschäft für Hausbesitzer ist. Mir ist auch nicht klar, was für einen CO2-Preis in der Rechnung für Gas angenommen wird (es wird nur ein Gesamtpreis für den gesamten Rechnungszeitraum genannt, der erscheint mir aber auf Dauer unplausibel niedrig für jegliches System mit CO2-Bepreisung). Tendenziell sind auch die Ersparnisse im Betrieb bei denjenigen am höchsten, die die höchsten Investitionskosten wegen fehlender Dämmung hätten, was in der Diskussion oft unterschlagen wird: Wenn man sein ungedämmtes Haus weiter ungedämmt lässt, wird das bei steigenden Gaspreisen ja auch teuer.

Mal gespannt was Leute, die sich damit wirklich auskennen zu der Rechnung sagen.
 
Mitglied seit
21.08.2010
Beiträge
7.589
Reaktionen
839
Der Thread führt nochmal ein imo schlüssiges Argument gegen Technologieoffenheit (um jeden Preis). Einige Antworten sind auch lesenswert.
Ergänzen würde ich das um den Faktor Pfadabhängigkeit, der klare politische Festlegungen zu neuralgischen Zeitpunkten begünstigt im Vergleich zu konsequenter Offenheit über lange Zeiträume.

Ich musste sofort an den Rummel um den IRA denken: Wir reden und reden. Die US-Regierung kloppt ein Gesetz auf den Tisch und plötzlich liest man überall, dass Unternehmen bereits die Sachen gepackt haben und im Schiff über den Atlantik sitzen.
Bitte direkt dann auch die Antwort von Rudi Bachmann dazu zitieren. Zsfg: die Behauptung ist Kappes.

Anders gesagt: Wenn der CO2-Preis groß genug ist, dann ist Technologieoffenheit überhaupt kein Problem. (Finde ich auch.)
Technologieoffenheit ist da tatsächlich weniger meine Sorge, sondern die Effizienz in der Verwaltung. Eine Umgestaltung einer oder mehrerer Steuern ist mE sicher effizienter und mit geringerem Verwaltungsaufwand machbar als yet another Moloch von Genehmigung, Prüfung, Förderung und Überwachung.
 

Gustavo

Doppelspitze 2019
Mitglied seit
22.03.2004
Beiträge
5.620
Reaktionen
1.789
Bitte direkt dann auch die Antwort von Rudi Bachmann dazu zitieren. Zsfg: die Behauptung ist Kappes.

Anders gesagt: Wenn der CO2-Preis groß genug ist, dann ist Technologieoffenheit überhaupt kein Problem. (Finde ich auch.)
Technologieoffenheit ist da tatsächlich weniger meine Sorge, sondern die Effizienz in der Verwaltung. Eine Umgestaltung einer oder mehrerer Steuern ist mE sicher effizienter und mit geringerem Verwaltungsaufwand machbar als yet another Moloch von Genehmigung, Prüfung, Förderung und Überwachung.

Es sind allerdings auch heroische Annahmen, dass die Endverbraucher genauso rational handeln wie Unternehmen (für die Dixit-Pindyck ja entworfen wurde). Der durchschnittliche Deutsche spart sein Geld auf dem Girokonto, da würde ich jetzt keine perfekte Antizipation eines CO2-Preises erwarten, der ja sowieso erst 2030 frei fluktuieren könnte.
 
Oben