Mit dem Ansatz unterstellst Du aber, dass es in jedem Fall das effizienteste Mittel ist, Gasheizungen gegen Wärmepumpenheizungen auszutauschen und pumpst da massiv Mittel rein, obwohl es vielleicht Alternativen gibt, bei denen mit dem eingesetzten Geld mehr CO2 eingepart werden kann.
Es geht imo gar nicht so sehr um Effizienz, sondern um Notwendigkeit: Heizungen sind afaik auf Nutzungsdauern zwischen 15 und 30 Jahren ausgelegt. Wie effizient kann es sein in 2025 noch eine Gasheizung einzubauen, wenn wir 2045 nicht mehr mit Gas heizen wollen? Wasserstoff ist ein Pipedream und ja, es mag Einzelfälle geben, aber grundsätzlich dürfte es sich weder für das Klima noch privat- oder volkswirtschaftlich auszahlen jetzt nochmal in fossile Heizungen zu investieren, die dann lange vor der möglichen Nutzungsdauer wieder ersetzt werden müssen.
Noch ein Vorteil der CO2-Bepreisung: Dies führt direkt zu höheren Steuereinnahmen, die der Staat durch Senkung von Mehrwert- und Einkommenssteuer direkt wieder an die Bevölkerung und Betriebe zurückgeben kann, so dass bereits bei extrem niedrigen Transaktionskosten eine Lenkungswirkung entfaltet wird.
Den CO2-Preis durch Senkung der Einkommensteuer zu kompensieren wäre verteilungspolitisch grotesk und zurecht niemals durchsetzbar.
Wenn der CO2-Preis perspektivisch stark steigt, dann lohnen sich fossile Heizungen doch genau so wenig: Ob der Staat dir jetzt sagt, du musst eine Wärmepumpe einbauen oder ob er CO2 so teuer macht, dass eine Wärmepumpe quasi immer der bessere Deal ist, macht in der Wirkung keinen großen Unterschied. Der erste Fall ist idiotensicherer, weil er viele Menschen, die eine Investition mit hohem ROI scheuen, dazu zwingt, das Richtige zu tun.
Flugreisen, Auto fahren, Heizung werden teurer, Dienstleistungen und wenig energieintensive Güter werden verhältnismäßig günstiger. Und jeder kann dann für sich selbst entscheiden, ob er den CO2-Verbrauch durch eine neue Heizung, eine bessere Wärmedämmung, sparsameren Verbrauch oder sonstwas senken wird, anstatt sinnlos im ganzen Land Wärmepumpen zu installieren und dadurch sinnvolle andere Maßnahmen zu verdrängen.
Das klingt erstmal gut, hat aber einen Haken: Ob man dadurch CO2 spart, dass man eine (perspektivisch) CO2-neutrale Heizung einbauen lässt, ist keine Entscheidung, die man dem Einzelnen überlassen muss, weil das schlicht jeder tun muss, damit wir 2045 klimaneutral sind.
Im Übrigen gibt es ja gerade keine Vorschrift durch eine neue Heizung CO2 sparen zu müssen. Es sind ja nur Fälle erfasst, in denen die Heizung ohnehin ersetzt werden muss.
Grundsätzlich hätte ich persönlich ja nichts dagegen, das rein über den CO2-Preis zu managen, weil es natürlich auch Grenzfälle geben mag, wo bspw. der relativ preisgünstige Austausch einer einzelnen Gastherme eine valide Option ist, während es für eine Wärmepumpe direkt eine Komplettsanierung sein müsste. Da kann man sich natürlich fragen, ob es ne klare Abgrenzung zwischen Reparatur und Ersatz gibt usw.
Das entscheidende Argument dagegen, das über den CO2-Preis zu regeln, ist nicht, dass es nicht prinzipiell eine elegantere Lösung wäre, sondern dass es dafür einfach die politischen Voraussetzungen nicht gibt, weil selbst die, die jetzt danach schreien, nie und nimmer bereit wären, die notwendige Lenkung auf Biegen und Brechen laufen zu lassen. Das sieht man doch aktuell, wo selbst der bereits viel zu niedrige CO2-Preis direkt mal gedrosselt wurde, weil man den Leuten nichts zumuten will.
Wenn man einen Zertifikatehandel unter der Prämisse von 2045 hätte, dann würden die Preise sehr bald stark steigen und ich persönlich vertraue absolut nicht darin, dass die Politik den Leuten, die 2024 ihre Gasheizung eingebaut haben, dann sagt: Tja Pech gehabt, hättet ihr halt besser rechnen müssen.