Weil es das neulich für fast lau gab:
Tomb Raider
Hmm. Inszenierung ganz nett, tatsächlich mal ne Frau Croft die kein Hüpfzombie ist wie in ca allen vorigen Teilen, macht auch Spaß, hat ne geniale Steuerung.
Aber: es ist einfach kein Tomb Raider. Das Spiel erinnert eher an ein Far Cry 3 mit etwas klettern dabei. Zu dem was mir so aufgefallen ist:
Tombshooter: Der Hauptfokus liegt klar auf Ballereien in meist extrem linearen Gebieten. Die Kämpfe haben dabei einen extrem seltsamen Schwierigkeitsgrad. Bis man die Pistole bekommt fand ich sie tlw bockschwer, danach werden die meisten Kämpfe extrem einfach. Ausnahmen gibt es dann aber doch noch an genau 2 Stellen, die ich wieder recht anspruchsvoll fand. Das aber an der einen Stelle durch das absolut unlogische Entdeckungs- und Schadenssystem bedingt. Der Bogen kann zB instant töten, wenn man nicht entdeckt ist, er tötet nicht instant wenn der Gegner weis wo man ist und ab und zu instant (auch beim selben Gegner) wenn der Gegner einen nicht entdeckt hat, aber aufmerksam ist durch herumliegende Leichen. Dazu wird man teils in den abstrusesten Situationen entdeckt (auf einer Plattform 10 Meter über dem Boden stehend, nachts, im Rücken des Gegners, sicherlich 100 Meter entfernt), wenn Gegner durch Leichen bemerken, dass man sich in dem Gebiet aufhält. Zudem weis dann auch jeder andere Gegner in dem Gebiet instantan wo man ist und die KI weis immer wenn man danach die Position wechselt. Sowas erwarte ich vllt von Serious Sam, aber nicht von einem modernen Actionspiel/Shooter. Die Kämpfe sind dann aber bis auf 2 Ausnahmen immer noch sehr einfach.
Auch zu diesem Teil passend: die Charakterentwicklung. Es ist schön, dass Lara endlich mal sowas wie ne Persönlichkeit hat. Das Problem ist nur: sie macht keinen Sinn. Es wechseln sich in der 1. Hälfte ab: Cutscenes, in denen sie sich bei toten Rehen entschuldigt und bekräftigt, dass sie das ganze Morden ja blöd findet, und, als komplettes Kontrastprogramm, Schiessereien, die der Spieler steuert, in denen sie ohne mit der Wimper zu zucken ganze Armeen niedermetzelt. Später lässt man dann ersteres immerhin weg. Hier auch der Vergleich zu Far Cry 3: von der Anlage (unschuldiger Teenager muss weil Gefahr zu Massenmörder werden) sehr sehr ähnlich, Far Cry 3 bringt aber sowas wie Logik da rein. Jason Brodys Handlungen außerhalb von Cutscenes und sein Verhalten in Cutscenes sind deutlich passender und provozieren auch entsprechende Reaktionen von NPCs. Insgesamt ist das die deutlich sinnvollere Darstellung.
Erkundung:
Dazu gibt es noch ein wenig Erkundung, die aber beinahe egal ist (gibt schlussendlich nur mehr Erfahrung und bessere Waffen => mehr töten), irgendwas interessantes findet man nicht. Wenn ichs schon mit Far Cry 3 vergleiche, da sieht man nebenbei noch eine sehr nette und tlw extrem gut gebaute Landschaft, hat komplette Freiheit beim Erkunden und es macht tatsächlich sowas wie Spaß abseits der Missionen in der Spielwelt herum zu streunen. In Tomb Raider ist das überhaupt nicht der Fall, unter anderem auch weil die erkundbaren "sinnlosen" Gegenden vom Levelbau nicht ansatzweise mit den Pflichtabschnitten mithalten können. Wenn man mehrere Wege zur Auswahl hat sind die in Relation zu fest vorgebenen immer stinklangweilig. Die Inszenierung der Missionen ist dazu aber meistens sehr sehr gut und da sieht man dann auch mal was der Entwickler an "Potential" hat. Schade allerdings, dass man diese, im Gegensatz zu Legends zB, nur einmal sieht...
Tomb Raider? Es gibt tatsächlich auch noch sowas wie Rätsel in dem Spiel. Das Problem ist nur: sie sind VIEL VIEL zu fucking einfach. Rätsel bestehen daraus, dass ich mit 3 Gegenständen in der Spielwelt, die via Cheatsicht (ähnlich zu Assassins Creed) hervorgehoben werden, irgendwas machen muss. Meistens ist das extrem offensichtlich, ich hatte ganze 2 Stellen, wo ich mal kurz ausprobieren/nachdenken musste. Allerdings auch nur für 30 Sekunden. Dazu waren die auch noch in optionalen Gebieten, die nicht Teil der Story sind. Schlussendlich ist also von Herausforderungen der früheren Tomb Raider Teile nichts übrig.
Das ist auf der einen Seite gut, denn TR 2 zB war zur Hälfte ein Spiel, was nur millisekundengenaues Timing und nanometergenaue Sprünge erforderte, ohne jeden Failsave (was mMn begrenzt Spaß machte) und tlw in absurdesten Kombinationen, die man wirklich nur durch ausprobieren herausfinden konnte. Eine im Opernhaus-Level zB: 1000 mögliche Kombinationen, eine die funktioniert, vorher keine Ansatzpunkte was funktionieren könnte. Die Klettereien und Springereien der neuen Teile (seit Legend) sind da weitaus flüssiger und machen einfach viel mehr Spaß.
Aber: auf der anderen Seite gehörte die Ausprobiererei und die Unklarheit was als nächstes zu tun ist auch immer dazu. Es muss nicht so ausarten wie in TR 2, was ohne Lösungsbuch tlw hart an der Grenze der Unspielbarkeit war (weil es einfach gar nicht klar war, wo das Level weitergeht), der neueste Teil übertreibt es mit der Spielbarkeit aber auch einfach. Teilweise hatte ich das Gefühl, dass das Spiel selbst in Sprung- und Kletterpassagen gerne nen Erzähler eingebaut hätte, der dem Spieler sagt, was zu tun ist. Allerdings ist das nichtmal notwendig, weil es meistens sowieso offensichtlich ist. Legend war da mMn noch deutlich besser und hatte mehr TR-Feeling, Underworld habe ich nur angespielt und auf Grund massiver Schlechtheit gegenüber Legend schnell aufgegeben (es war in Relation einfach nur ätzend, weil ALLES schlechter war).
tl;dr: macht viel Spaß, ist aber kein Tomb Raider sondern eher ein Far Cry (mit weitaus (!) besseren Storymissionen) und zudem mMn deutlich zu einfach. Ach ja, wer Quicktimeevents hasst sollte dieses Spiel meiden. Ich fand sie in Legend schon nervig, hier nehmen sie aber völlig Überhand. Immerhin meistens so einfach, dass man nicht dauernd dran stirbt. Dafür wenn aber mit meistens sehr netten Todesanimationen:
da zB bei 0:39 und 1:57.
Btw 15h für 100%, durch könnte man vermutlich in etwa 10h sein.
€: Story vergessen. Die fand ich sogar ziemlich gut, wie die gesamte Inszenierung. Auch nicht weltbewegend und der Endkampf war mMn etwas enttäuschend, allerdings deutlich besser als quasi jedes andere Actionspiel, was ich in den letzten Jahren sonst so gespielt habe. Auf dem selben Niveau war eigentlich nur noch Splinter Cell:Conviction (Blacklist aber zB nicht), nicht mal das gelobte Spec Ops: The Line kommt mMn da dran
€2: da ich grade ROOTs Bewertung gelesen habe: ich beurteile Actionspiele eigentlich immer deutlich negativer als er. Sein "hohes Niveau"-Crysis 2 fand ich zB bis auf den Anfang ziemlich bescheiden
