Als knausriger patient gamer habe ich die Corona Zeit genutzt, um einige Indie-Spiele nachzuholen.
Transistor
Sieht klasse aus, hat einen grandiosen Soundtrack und eine tolle Atmosphäre. Storytechnisch verliert es sich manchmal zu sehr in Geschwurbel für eine eigentlich recht simple Story, das kann ich aber prinzipiell verschmerzen. Schade ist nur, dass der Endboss etwas arg simpel geraten ist. Das Pause-Kampfsystem funktioniert nicht wirklich gut, wenn der Gegner es hat.
Interessant auch das limiter System. Ich habe am Ende dauerhaft mit fast allen limitern gespielt, weil mir das Spiel sonst etwas zu einfach war. Besonders interessant fand ich "Priority" und "Permanence", da man so plötzlich dazu gezwungen wurde mit abwegiges Kombos zu spielen und auch selten genutzte Fähigkeiten einzusetzen. Die Hatz von Access Point zu Access Point hatte fast etwas von Dark Souls.
Enter the Gungeon
Extrem spaßiges Koop-Roguelike mit einer überwältigenden Menge an individuell designten Waffen und Gear (Nix mit RNG-Stats à la Borderlands oder Diablo). Es wird zurecht von vielen als der beste Vertreter des Genres genannt. Zwei Kritikpunkte habe ich dennoch:
- Das Spiel geizt manchmal zu sehr mit Informationen, insbesondere was die Synergies angeht. Es gibt keinerlei Ingame "Encyclopedia", wo die möglichen Kombinationen aufgelistet und beschrieben sind, nichtmal als "Unlock". Da hilft nur ein Blick ins Wiki, aber selbst das ist ziemlich mühsam. Bei jedem Shop nachschaun, ob eins der angebotenen Items mit der momentanen Ausrüstung besonders gut ist, schadet dem Spielfluss. Zum Glück gibt es Modding, sodass ich das Problem auf diese Weise selbst "beheben" konnte.
- Die letzte Phase des Rattenbosses. Meistern kann man diese eigentlich nur mit Übung und "Auswendiglernen", allerdings erreicht man den Boss längst nicht in jedem Run, und es gibt auch keine andere Möglichkeit die Phase irgendwie zu trainieren. Sehr fragwürdiges Design! Zum Glück ist ist ein Meistern dieser Phase eher optional und selbst für "Completionists" und Achievement-Hunter nicht unbedingt nötig. Ärgerlich ist's trotzdem.
FTL
Spaßiger Roguelike Klassiker mit Schwächen. Besonders hervozuheben sind das interessante Kampfsystem sowie die Vielzahl an Ausrüstungsgegenständen und den damit einhergehenden Spielstilen. Auch das ständige Abwegen von Risk vs. Reward (speziell auf dem härtesten Schwierigkeitsgrad) ist großartig. Schade: Am Anfang dachte ich, dass die Entscheidungen in den einzelnen Begnungen und Quests langfristige narrative Konsequenzen haben (Etwa: wenn ich den Mantis in Sektor 1 helfe, werde ich im Mantis Sektor besser behandelt). Dem ist leider nicht so, am Ende sind die meisten Entscheidungen straight forward und werden am besten unter Zuhilfenahme des Wikis gelöst. Das Unlock-System hat auch seine Macken. Der Wiederspielwert des Spiels generiert sich aus dem Freischalten von immer neuen Schiffen, die sich häufig grundsätzlich verschieden spielen. So lernt man neue Taktiken und Spielstile kennen - prinzipiell also durchaus motivierend. Um neue Schiffe freizuschalten muss man bestimmte Achievements erfüllen (etwa: Erreiche Sektor X mit Y Credits). Manche dieser Achievements sind allerdings schlicht bullshit und hängen extrem vom RNG ab. Das ist vor allem dann frustrierend, wenn zur Erfüllung des Achievements ein suboptimaler Spielstil vonnöten ist ("The United Federation" und "Defense Drones Don't Do D'anything!" sind Paradebeispiele). Habe deshalb nicht alles freigeschaltet, aber insgesamt trotzdem 80 Stunden Spaß für 5 Euro gehabt.
Invisigun Reloaded
Das Spiel ist eigentlich ein überaus spaßiger
2d-VS-Shooter mit Unsichtbarkeits-Twist, hat aber irgendwann im letzten Jahr einen Singleplayer-Kampagnenmodus verpasst bekommen. In diesem löst man spezielle "Rätselmaps" mit den einzelnen Helden, die oft eher an ein klassisches Knobelspiel erinnern. Schön ist, dass viele Maps durch ihr Design dem Spieler heldenspezifische Tricks beibringen, die auch im Mehrspielermodus nützlich sind. Man muss aber auch ganz klar sagen: Nur für den Singleplayer sollte man das Spiel vermutlich nicht holen, der Mehrspielermodus ist nach wie vor das Herzstück. Leider ist die Community nach wie vor sehr klein, sodass eine Benutzung des spieleigenen Discord-Servers quasi zwingend ist. Immerhin: dort kriegt man regelmäßig Matches zu Stande, ab und zu gibt es auch Turniere mit kleineren Preisen. Das Spiel gibt es neben dem PC jetzt auch auf der Switch und iOS (letzteres als Free-To-Play, beide mit Crossplay) sowie PS4 (ohne Crossplay). Kriegt von mir den "most underrated Game of the 2010s" Award. Wenn einige BW'ler Lust auf ein paar Runden haben, gebt bescheid
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Baba is You
Technisch gesehen hab ich es noch nicht durchgespielt, es ist aber so bemerkenswert, dass es hier kurz erwähnt werden soll. Baba is You ist ein extrem clever designtes Logik-Rätselspiel, bei dem es darum geht, die Regeln des Spiels geschickt zu manipulieren um so das jeweilige Level zu lösen. Es ist schwer die Genialität des Spielprinzips in Worte zu fassen, deshalb empfehle ich jedem, ein x-beliebiges
Youtube Review zu schauen. Der Grafikstil ist etwas gewöhnungsbedürftig, zum Glück kann man den anstrengenden "Wobble-Effekt" aber deaktivieren. Das Spiel wird nach einer Weile bockschwer (bleibt aber stets logisch!), wobei für ein Weiterkommen aber nicht das Lösen sämtlicher Maps nötig ist. Demnächst soll wohl auch ein Level-Editor kommen.