Bioshock: Infinite
In einem Rutsch in die Tastatur gehackter Textwall incoming:
Am Wochenende durchgezockt, Playtime: 10,5 Stunden. Hatte keinen Bock, groß die Maps zu erkunden, da ich recht früh gemerkt habe, dass die Upgrades eh nicht so der Bringer sind und zudem Sammelkram in Spielen nicht leiden kann. Bin daher fast nur der Story gefolgt, was aufgrund der überwiegend linearen Layouts der Karten auch gut funktioniert.
Mir hat das Spiel überwiegend sehr gut gefallen, v.a. die Inszenierung war weitestgehend absolut herausragend. Auch die Sprecher und die Musik (!) waren hervorragend. Normalerweise mache ich als erstes in Spielen die Hintergrundmusik aus, weil die eh nur nervt und ablenkt, BI ist eines der wenigen Spiele, die Musik nicht nur als Begleitgeräusch, sondern gezielt und auch wohl akzentuiert einsetzen.
Die erste Spielstunde zählt zu den eindrücklichsten Erfahrungen, die ich bisher mit dem Medium gemacht habe. Allein der Moment, in dem man nach Columbia hochfährt, ist der Wahnsinn. Auch die Stadt selber macht einiges her, so ein liebevolles und abgedrehtes Szenario verdient jedes Lob. (Die Plakate! Die Details!) Zur Story komme ich weiter unten, erstmal noch ein paar eher störende Aspekte:
Erstens leidet BI wie seine Vorgänger darunter, dass es sich nicht weit genug vom Medium Spiel, insbesondere vom FPS-Genre löst. Ich kann es nicht leiden, wenn Spielmechaniken so offenliegen und man sich überhaupt keine Mühe gibt, sie nachvollziehbar in die Spielwelt zu integrieren. Das fängt bei den Salts an, geht bei den omnipräsenten Verkaufsautomaten weiter und hört beim Lootwahnsinn auf. Überall liegt Zeug, das man anfangs noch - reflexmäßig - einsammelt, irgendwann aber ignoriert, weil Elisabeth einem sowieso dauernd das wichtigste Glump hinterherschmeißt. (Dialektale Prägung intendiert.)
Womit wir beim Shooter-Gameplay wären. Das fand ich an sich sehr spaßig. Die Waffen sind angenehm unterschiedlich, die Vigors machen durchaus Spaß. Ebenfalls gut fand ich, wie in einigen Fights diese Skyhook-Dinger integriert waren. Schrecklich war dagegen die Gegner-KI. Es gibt nur drei Gegnertypen: Stürmende Nahkampfdeppen, Ballernde Fernkampfdeppen und mächtige Superdeppen. Wird schnel repetitiv, glücklicherweise gehen die Gunfights recht schnell vorbei. Mich hat auch selten genervt, dass man nur zwei Waffen mitschleppen kann, da ich das meiste eh mit der Machine Gun und der Pistole erledigt habe. Ein bisschen arbiträr ist so ein Limit aber immer, v.a. wenn man parallel für alle Waffen Munition mit sich herumtragen kann. Der "Bossfight" ist auch nicht wirklich gut, sondern das klassische "Ey, jetzt klatschen wir alle Mechaniken in einen Kampf und bauen noch eine Art Zeitlimit ein."
Der eigentliche Brocken ist natürlich die Geschichte. Levine beherrscht es meisterhaft, das Interesse durch anfängliche WTF-Momente zu wecken und dann in klassischer Lost-Manier erstmal immer neue Mysterien anzudeuten. Wobei ich die Luteces von Anfang so interpretiert hatte, wie es wohl auch kanonisch ist. Ich werde hier jetzt nicht auf Details der Handlung eingehen, grundsätzlich fand ich die Kombination aus dem Timeloop/Multiversen-Setting und dem beißenden Spott bzgl. des american exceptionalism hochspannend. Über das Ende kann man sich natürlich streiten, ich sehe es auch ein bisschen als Metakommentar zum Medium Computerspiel. Großartig fand ich, dass Elisabeth wie eine Disney-Prinzessin inszeniert war. Da steckt ne Menge Boshaftigkeit und Zynismus drin. Das mords Tralala, das es damals gab - hab das nur am Rande mitbekommen - ist wohl eher unter "Hype" zu verbuchen. Außergewöhnlich und auch amibitioniert ist BI ohne jeden Zweifel. Ich hatte etliche Momente während des Spielens, in den ich mir dachte: "Wow, das ist Kunst."
Ich werde das Spiel auf jeden Fall nochmal durchspielen und mir dann auch etwas mehr Zeit lassen.
Eine Bewertung finde ich schwierig. Als Spiel ist es eine 8/10, da die mechanischen Nervigkeiten einfach zu schwer wiegen. Den Platz in der Ruhmeshalle verdient es sich durch die Inszenierung und die Detailverliebtheit. Wenn eines Tages Videospiele endgültig erwachsen sein werden und man nicht mehr lieblos Genremechaniken integriert, ohne sie wirklich in die Story einzubetten, wird mMn Bioshock Infinite als eines der Spiele gelten, die die Tür ganz weit aufgestoßen haben.
In einem Rutsch in die Tastatur gehackter Textwall incoming:
Am Wochenende durchgezockt, Playtime: 10,5 Stunden. Hatte keinen Bock, groß die Maps zu erkunden, da ich recht früh gemerkt habe, dass die Upgrades eh nicht so der Bringer sind und zudem Sammelkram in Spielen nicht leiden kann. Bin daher fast nur der Story gefolgt, was aufgrund der überwiegend linearen Layouts der Karten auch gut funktioniert.
Mir hat das Spiel überwiegend sehr gut gefallen, v.a. die Inszenierung war weitestgehend absolut herausragend. Auch die Sprecher und die Musik (!) waren hervorragend. Normalerweise mache ich als erstes in Spielen die Hintergrundmusik aus, weil die eh nur nervt und ablenkt, BI ist eines der wenigen Spiele, die Musik nicht nur als Begleitgeräusch, sondern gezielt und auch wohl akzentuiert einsetzen.
Die erste Spielstunde zählt zu den eindrücklichsten Erfahrungen, die ich bisher mit dem Medium gemacht habe. Allein der Moment, in dem man nach Columbia hochfährt, ist der Wahnsinn. Auch die Stadt selber macht einiges her, so ein liebevolles und abgedrehtes Szenario verdient jedes Lob. (Die Plakate! Die Details!) Zur Story komme ich weiter unten, erstmal noch ein paar eher störende Aspekte:
Erstens leidet BI wie seine Vorgänger darunter, dass es sich nicht weit genug vom Medium Spiel, insbesondere vom FPS-Genre löst. Ich kann es nicht leiden, wenn Spielmechaniken so offenliegen und man sich überhaupt keine Mühe gibt, sie nachvollziehbar in die Spielwelt zu integrieren. Das fängt bei den Salts an, geht bei den omnipräsenten Verkaufsautomaten weiter und hört beim Lootwahnsinn auf. Überall liegt Zeug, das man anfangs noch - reflexmäßig - einsammelt, irgendwann aber ignoriert, weil Elisabeth einem sowieso dauernd das wichtigste Glump hinterherschmeißt. (Dialektale Prägung intendiert.)
Womit wir beim Shooter-Gameplay wären. Das fand ich an sich sehr spaßig. Die Waffen sind angenehm unterschiedlich, die Vigors machen durchaus Spaß. Ebenfalls gut fand ich, wie in einigen Fights diese Skyhook-Dinger integriert waren. Schrecklich war dagegen die Gegner-KI. Es gibt nur drei Gegnertypen: Stürmende Nahkampfdeppen, Ballernde Fernkampfdeppen und mächtige Superdeppen. Wird schnel repetitiv, glücklicherweise gehen die Gunfights recht schnell vorbei. Mich hat auch selten genervt, dass man nur zwei Waffen mitschleppen kann, da ich das meiste eh mit der Machine Gun und der Pistole erledigt habe. Ein bisschen arbiträr ist so ein Limit aber immer, v.a. wenn man parallel für alle Waffen Munition mit sich herumtragen kann. Der "Bossfight" ist auch nicht wirklich gut, sondern das klassische "Ey, jetzt klatschen wir alle Mechaniken in einen Kampf und bauen noch eine Art Zeitlimit ein."
Der eigentliche Brocken ist natürlich die Geschichte. Levine beherrscht es meisterhaft, das Interesse durch anfängliche WTF-Momente zu wecken und dann in klassischer Lost-Manier erstmal immer neue Mysterien anzudeuten. Wobei ich die Luteces von Anfang so interpretiert hatte, wie es wohl auch kanonisch ist. Ich werde hier jetzt nicht auf Details der Handlung eingehen, grundsätzlich fand ich die Kombination aus dem Timeloop/Multiversen-Setting und dem beißenden Spott bzgl. des american exceptionalism hochspannend. Über das Ende kann man sich natürlich streiten, ich sehe es auch ein bisschen als Metakommentar zum Medium Computerspiel. Großartig fand ich, dass Elisabeth wie eine Disney-Prinzessin inszeniert war. Da steckt ne Menge Boshaftigkeit und Zynismus drin. Das mords Tralala, das es damals gab - hab das nur am Rande mitbekommen - ist wohl eher unter "Hype" zu verbuchen. Außergewöhnlich und auch amibitioniert ist BI ohne jeden Zweifel. Ich hatte etliche Momente während des Spielens, in den ich mir dachte: "Wow, das ist Kunst."
Ich werde das Spiel auf jeden Fall nochmal durchspielen und mir dann auch etwas mehr Zeit lassen.
Eine Bewertung finde ich schwierig. Als Spiel ist es eine 8/10, da die mechanischen Nervigkeiten einfach zu schwer wiegen. Den Platz in der Ruhmeshalle verdient es sich durch die Inszenierung und die Detailverliebtheit. Wenn eines Tages Videospiele endgültig erwachsen sein werden und man nicht mehr lieblos Genremechaniken integriert, ohne sie wirklich in die Story einzubetten, wird mMn Bioshock Infinite als eines der Spiele gelten, die die Tür ganz weit aufgestoßen haben.