Jetzt wo langsam aber sicher auch der CDU klar wird, dass es diesmal mit einer Regierungsbeteiligung wohl eher nichts wird, mal eine Frage: Hat hier irgendwer eine Idee, wie die CDU sich in der Opposition aufstellen sollte? Alles was man aus der CDU selbst liest geht ja mehr oder weniger um die alte Richtungsfrage, also Merkel-Kurs beibehalten oder eher auf Merz-Kurs umschwenken.
Das erscheint mir aber eine Diskussion zu sein, die sich mehr um die innere Befindlichkeit der Unionsmitglieder dreht, die aber nicht zwingend etwas mit der zukünftigen Ausrichtung zu tun hat und ehrlich gesagt kommt mir beides jetzt nicht unbedingt wahnsinnig vielversprechend vor: Merkel-Kurs funktioniert nur, solange die Union den Regierungschef stellt, dem die gute Lage Deutschlands zugerechnet werden kann, aber das wird in der neuen Regierung, sollte es denn Erfolge geben, Scholz sein. Und Merz-Kurs ist zwar bei einem Teil der CDU populär, in der Bevölkerung insgesamt eher unpopulär und mir ist nicht ganz klar, wen man damit ansprechen will: Dass AfD-Wähler sich damit zurückgewinnen lassen erscheint mittlerweile hinreichend widerlegt und dass man massenhaft FDP-Wähler abgreifen kann erscheint mir jetzt auch eher unwahrscheinlich.
Jetzt kann die CDU natürlich hoffen dass es für die Regierung schlecht läuft und das kann natürlich niemand vorhersagen und ist völlig denkbar. Wenn wir 2023/24 in eine Rezession schliddern oder wenn die Inflation doch wider erwarten hoch bleibt oder wenn der Strukturwandel wider erwarten innerhalb kurzer Zeit eine Menge Arbeitsplätze kostet dann braucht die CDU sich nicht wirklich um ein Programm Gedanken machen, denn dann könnte höchstwahrscheinlich Angela Merkel, Armin Laschet, Friedrich Merz, Jens Spahn, Markus Söder oder auch der Geist von Uwe Barschel antreten und sie würden die Wahl gewinnen. Wenn es aber so läuft wie bei fast jeder Wahl in Deutschland seit 30 Jahren (2013 vielleicht ausgenommen), dass es für die Regierung irgendwo zwischen eher gut und eher schlecht lief und der Amtsinhaber moderat populär ist, dann muss die Union irgendwie programmatisch überzeugen. Dafür, wie das aussehen könnte, gibt es afaik keine echte Schablone: Es gibt sowieso schon wenige Mitte-Rechts Parteien, die aktuell erfolgreich sind und die paar echten Demokratien, die gerade von Konservativen regiert werden, bieten jetzt auch keine echten Anhaltspunkte. Für klassische konservative Lösungen sind die Deutschen zu ängstlich (Stahlhelm auf und Axt an den Sozialstaat) oder nicht durchgeknallt genug (einen Clown aufstellen wie Trump oder Johnson) oder sie wäre 2025 dann einfach vollends unplausibel (Rote-Socken-Kampagne). Ich nehme an ein bisschen auf Identitätspolitik eindreschen und irgendwas von "Sicherheit" reden ist in jedem Fall gesetzt, aber das ist bestenfalls das Bruchstück eines neuen Programms und dass man jetzt arg gegen Flüchtlinge oder andere "Fremde" polarisiert kann ich mir schlecht vorstellen, zumal man der CDU immer wird anheften können dass es ja die CDU war, unter deren Regierungszeit diese ganzen Leute ins Land gekommen sind (und auch nicht wieder ausgewiesen wurden). Also die Frage: Wenn die CDU jetzt "modernen Konservatismus" machen will, wie könnte der aussehen und wer soll ihn machen. Ich kann es mir jedenfalls momentan noch nicht so richtig vorstellen.