Entspricht so überhaupt nicht meinen Erfahrungen, sorry. Die einzige Sendung die ich regelmäßig schaue, in der gendert wird ist die 3sat Kulturzeit, und da wird es konsequent gemacht und stört mich null. Vielleicht überhöre ich das aber auch mittlerweile komplett, keine Ahnung. Hast du mal Beispiele oder Zahlen zu dem "recht häufig"?Ehm … Du hast doch gesagt, dass Du v.a. öffentlich-rechtliches TV konsumierst. Da hört man sogar recht häufig jemanden gendern seit das Sprechen mit Pause in Berlin "in" geworden ist. Witzig wird es in real wie auch im Fernsehen wenn man über die Dauer einer Moderation merkt wie selbst die sehr Überzeugten es nicht über mehr als 2-3 Sätze konsequent durchhalten weil es eine derart künstliche Selbstkasteiung ist.
Und dann sind wir halt wieder im kleinen Echo-Chamber und runter vom großen Maßstab. Ich nutze kein Twitter, daher kann ich dazu wenig sagen außer eben, dass es keinen großen Einfluss auf die Gesellschaft geschweige denn die Politik hat. Ich finde so ne Aktion dann auch unnötig, aber letztlich geht's mir am Arsch vorbei. Genauso wie Plickert das Recht hat zu tweeten, dass er gendern scheiße findet haben andere User das Recht deswegen zu twittern, dass sie Plickert scheiße finden. Er kann es auch scheiße finden und einfach nicht gendern, ohne seine Meinung direkt öffentlich kundzutun.In kleinerem Maßstab in der Twitter-Echokammer in der man sich seiner Rechtgäubigkeit versichert (egal auf welcher Seite man steht) heute: Plickert von der FAZ schreibt einen recht dummen Tweet dazu, dass er Gendern scheiße findet --> knapp 200 Retweets und Antworten beschäftigen sich damit und so tauchte es dann in meinem Feed auf. Tenor der Aufregung: Plickert sollte mit tausenden Emails überschwemmt werden, er ist ein Rechtsaußen, wer nicht gendert entmenschlicht und exkludiert.
Uff.
Und diese Argumentation leuchtet mir nicht ein:Und wenn man von den Geisteswissenschaftlern unter 40 und Wählern von den Grünen und der Linken absieht, dann hat Gendern in vermutlich keiner einzelnen Bevölkerungsgruppe eine Mehrheit. Gerade wenn Du mit Menschen redest die nicht studiert haben wirst Du häufig nur ein verständnisloses Gesicht ernten. Ironischerweise ist diesen Menschen intuitiv schneller klar als denen die es gerne per Zwang durchsetzen würden, dass Sprachvorschriften nichts ändern, sondern nur vorbildliches Handeln … Performativität.
Daher ist ja auch meine Meinung, dass man darauf hinarbeiten soll, dass alle Menschen alle Chancen haben und, dass Frauen eben nicht durch den Familienwunsch aus der Karrierelaufbahn geschossen werden. Gendern hilft dabei einfach mal gar nichts. Von den Leuten die immer von den "unzähligen Papern" reden, die angeblich existieren, habe ich noch nie mehr gehört als die Behauptung. Meine eigene Recherche ergab, dass man nur zu diesem Schluss gelangen kann wenn man einige Paper sehr freihändig interpretiert und einen Haufen andere Paper ignoriert.
1. Wenn gendern von der Gesellschaft mehrheitlich abgelehnt wird, dann wird es sich auch nicht durchsetzen. Wie gesagt sehe ich keinerlei Evidenz für die Behauptung, dass sich hier eine kleine Minderheit gegen die große Mehrheit durchsetzt. Das klappt nur, wenn die große Mehrheit dem zumindest neutral gegenüber steht, was momentan sicherlich noch nicht der Fall ist. Aber es eventuell werden kann.
2. Ich finde auch nicht, dass gendern die gesellschaftlichen Probleme lösen wird. Das bedeutet aber nur, dass das zwei verschiedene paar Schuhe sind und ist imo kein Argument gegen das gendern. Ich höre immer nur 2 Argumente dagegen: "wir haben nunmal traditionell ein generisches Maskulinum" und "hört sich scheiße an". Beide Argumente überzeugen mich nicht. Klar ist das Argument "das generische Maskulinum ist anachronistisch und gehört überarbeitet" auch nicht das Größte, aber das macht die Vehemenz beider Seiten in dieser Diskussion für mich so unnötig.
Letztlich verfolge ich das aus rein akademischem Interesse, ich hab nicht das Gefühl, dass das auf mich irgendeinen nennenswerten Einfluss hat.