Entschuldigung(, du Fotze
,) aber der "objektive Wert von Arbeit" existiert vielleicht in irgendeiner Heitschibumbeitschi-Modellwelt von Hans-Werner Unsinn, aber doch nicht in der Realität.
Das Arbeitnehmerentgelt ist eine Wertschöpfungskomponente und Wertschöpfung ist keine Naturkonstante, sondern einfach die Differenz zwischen dem Produktionswert und den Vorleistungen. Und ob das ANE steigen kann, hängt von einer ganzen Menge ziemlich subjektiver Faktoren ab:
1. Randlösung: Das ANE steigt bei geg. PW; hier kommt es auf die Fähigkeit oder die Bereitschaft (=subjektiv) der AG an, ihren Teil vom Kuchen zu reduzieren.
2. Randlösung: Der PW steigt c.p. mit dem ANE; ob das geht, hängt von den Fähigkeit des AG ab, höhere Preise durchzusetzen, was wiederum entweder von seiner Marktmacht (relativ objektiv) bzw. der Zahlungsbereitschaft seiner Kunden (relativ subjektiv) abhängt.
3. Irgendeine Kombination aus dem oben genannten.
Aka, das Zusammenspiel von Wertschöpfung und ANE ist zumindest teilweise (je nach Branche, Marktlage, etc.) tautologisch. Wenn der Pizzabote 3 Euro pro Stunde mehr verdient, kostet die Pizza eben 50 Cent mehr - wodurch der Pizzabote dann auch mehr erwirtschaftet. Solange der fette Deutsche auf der Couch aber bereit ist, das zu bezahlen, I see no problem.
Wyrde persönlich aber beim Mindestlohn erstmal andere Baustellen sehen, z.B. sollte er jährlich angepasst werden. Und ich bin immer noch der Meinung dass es eh viel wichtiger wäre Maßnahmen in Richtung höherer Tarifbindung zu unternehmen.
Erstens bin ich nicht gegen den Mindestlohn. Du Fötzchen
Im Übrigen funktioniert es in Unternehmen nicht unbedingt so. Einmal hat der Pizzaservice nicht genügend Marktmacht, um höhere Preise durchzusetzen, einmal ist einfach offensichtlich, dass Person X einfach nicht sonderlich produktiv sein wird, und man stellt sie eben nur mit Subventionierung ein.
Wenn ich eine neue Stelle in meinem Team beantrage, dann muss ich einigermaßen ordentlich begründen, warum sich der Geldeinsatz über einige Jahre lohnt. Bei Arbeitsstellen die eher am Mindestlohn kratzen wird eher stärker als schwächer mit spitzem Bleistift gerechnet. Einige Arbeiten werden am Ende nämlich, als Folge des Mindestlohns, einfach automatisiert anstatt durch Menschen erledigt; und ich finde, dass das eine gute Sache ist, denn es handelt sich häufig genug um Scheißjobs. Man sieht das z.B. in Norwegen wo viel durch Automaten und Technik oder mehr Kapitaleinsatz in Maschinerie ersetzt wird. Da putzt dann ein Arbeiter mit viel Technik auf dem Flughafen die Klos anstatt eine ganze Kolonne.
So hat der Mindestlohn imho sein gutes. Allerdings muss trotzdem jeder im Niedriglohnsektor dann irgendwie produktiv genug sein, um seinen Lohn zu rechtfertigen, was mit steigendem Mindestlohn schwieriger wird. Es gibt, s.o., genügend Menschen die einfach nicht sonderlich produktiv sind. Bei diesen ist dann die Frage wie und wo man steuernd eingreift, um es auch diesen Menschen zu ermöglichen von Ihrer Arbeit irgendwie okay zu leben, während man gleichzeitig irgendwie das Gehaltsgefüge nicht zu sehr kaputtmacht.
Da finde ich eben, dass ein eher hoher Mindestlohn und sehr niedrige Steuern in den unteren Einkommensgruppen besser sind als kein Mindestlohn und Aufstockleistungen vom Arbeitsamt … allein schon weil der psychische Effekt für diese Menschen mE enorm ist, selbst wenn es nach Zahlen am Ende für den Staat die Wahl zwischen zwei äquivalenten Subventionen wäre.
Ich finde ja, dass das auch völlig zu recht eine politische Frage ist. Die Ratio ist ja (zu recht), dass man von seiner eigenen Hände Arbeit leben können sollte. Argumentationen über Grenznutzen sind da fehlgeleitet. Das ist ein politisches Ziel, die ökonomische Ausgestaltung befasst sich dann damit, dass es nicht das System kaputtmacht, aber nicht damit ob es jetzt prinzipiell einen Mindestlohn geben soll oder nicht.
Ich persönlich habe ja noch nie verstanden, warum linke Parteien nicht stufenweise den Mindestlohn so weit raufsetzen, bis die Verteilungseffekte im Aggregat für die Bevölkerung, die Mindestlohn verdient, negativ wird. Dieses Argument, wir würden damit Menschen ihre Arbeit kosten, ist maximal wohlfeil wenn es häufig genug um Arbeit geht, die der Staat noch quersubventionieren muss, damit Menschen es sich überhaupt leisten können, sie anzunehmen.
Ich denke da wäre es mir wichtiger durch den Mindestlohn nicht Arbeitsplätze zu vernichten, egal ob durch niedrige Steuersätze oder sonstwie subventioniert. Das Ziel wäre für mich, dass möglichst jede Arbeitskraft irgendwie sinnvoll genutzt wird und so auch die gemeinschaftsstiftende Funktion der Arbeit als solche wirkt. Gleichzeitig soll "sinnvoll" eben nicht ABMs bedeuten, sondern sinnstiftende und Werte schaffende Betätigung.
Dazu kommt natürlich noch der Punkt, der immer gerne unerwähnt bleibt - Die Koppelung der Renten an die allgemeine Lohnentwicklung. Eine Erhöhung des Mindestlohns würde nämlich bedeuten, dass im Folgejahr die Renten ebenfalls kräftiger ansteigen.
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Naja, ich glaube der Effekt ist nicht so riesig da die Menge der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten an der Mindestlohngrenze zwar nicht winzig aber auch nicht so riesig groß ist. Das wäre auch etwas was Du an einer anderen Stelle anpacken müsstest, nämlich mit einer schrittweisen Abkehr vom reinen PAYG-System hin zu einer der zig verschiedenen Geschmacksrichtungen von Staatsfonds die alle einigermaßen gut funktionieren.
für mich tatsächlich das komplette gegenteil. ich kann das hirngefurze aka "werteorientierte politik" niemandem mehr abnehmen und glaube kein wort davon. von daher bin ich da eher bei den linken als bei den grünen, auch wenn mancherlei linker altkader tatsächlich noch ernsthaft von venezuela, kuba oder china schwärmen mag. das kann ich verkraften. gibt auch genug "altkader" am anderen ende der skala, für die jeder amerikanische furz noch nach rosen riecht. gleicht sich also im großen und ganzen aus.
edit: auch absolut traurig, dass der wahlomat außenpolitik im grunde gar nicht abbildet, stattdessen aber den pöbel zu seiner fachlich äußerst wertvollen meinung bzgl kohleausstieg früher/später befragt.
Agreed was Außenpolitik angeht, aber das ist dem Design des Wahlomat bzw. den Interessen der "jungen Menschen" geschuldet die dafür rekrutiert wurden.
Was Ethik angeht möchte ich das nicht als "werteorientiert" verstanden wissen. Allein schon weil mir das zu sehr nach CDU klingt. Es geht mir um eine inhaltlich (einigermaßen) widerspruchsfreie und somit nicht willkürliche Politik die sich entlang nachvollziehbarer Leitlinien entwickelt. Das kann ruhig Realpolitik sein, aber eben konsequent und nicht mal hü mal hott. Nicht mal mit faulen Kompromissen mal mit Korruption mal mit Klüngelei und Filz, sondern möglichst ehrlich, transparent und nachvollziehbar.
Bei der Linken ist das eben diese Diskrepanz zwischen für "Links" stehen wollen, aber gleichzeitig Dinge tun oder fordern die insbesondere armen Leuten schaden. Zum Beispiel die Offenheit gegenüber Inflation, obwohl dies die ungerechteste Form der Besteuerung ist.
Wenn es einen echten Wert gibt, der für mich in der Politik wichtig ist, dann wäre es, dass ich mir eine Gesellschaft wünsche, die Menschen dazu befähigt, dass sie ihre Entscheidungen eigenverantwortlich, reflektiert, selbständig und unabhängig vom Staat treffen können. Damit meine ich nicht, dass der Staat sich aus allem raushalten soll, sondern, dass es Staatsziel sein sollte selbständige denkende Individuen anstatt abhängige Befehls- und Leistungsempfänger hervorzubringen.