der zeit-artikel ist also stammtischlevel blödsinn? hmkay. vielleicht mal die eigenen reflexe hinterfragen.
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Meiner Meinung nach helfen diese Artikel nicht in irgendeiner Weise da Problem zu beheben.
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Also srsly … ich hab den Artikel grad überflogen. Inhalt ist mir relativ egal, ich kenne die Diskussion und bin mir einigermaßen sicher, dass da jetzt nichts fundamental neues für mich drinsteht.
Aber: ich habe vorher hier gelesen "keine Glanzstunde des Journalismus", "Stammtisch" …
Ich so: Überfliege den Artikel von oben nach unten und sehe dabei zuerst den Namen des Autors:
Anant Agarwala
Die Diskussion hier in diesem Thread ist bezeichnend für Deutschland. Offenbar sind "wir" schon soweit, dass wir es schaffen die Meinung von Menschen mit ganz offensichtlicher eigener Migrations- oder mindestens Andersartigkeitserfahrung in diesem Evergreen eines Themas wegzuwischen, weil es nicht in "unsere" Wunschvorstellung der Realität passt.
Dabei sollten wir uns langsam mal ehrlich machen mit unserer Einstellung insb. dem Islamismus gegenüber. Diese Kackdebatte der, je nach eigenem Blickwinkel, "wir brauchen hier keine Menschen die das Kalifat wollen" (mit voller Absicht verkürzt) und "rechte Nazifaschohetze" ein und dasselbe sind, schadet diesem Land und insbesondere denjenigen die "anders" als die Mehrheit aussehen und gleichzeitig eben keinen Bock auf's Kalifat haben.
Ich finde es bizarr, dass wir an einem Punkt angelangt sind, an dem
Anant Agarwala für einen Artikel in einer dezidiert links-liberalen Wochenzeitung indirekt in die rechte Ecke gestellt wird, obwohl wir vermutlich gut daran täten ihm verdammt noch mal sehr gut zuzuhören, wenn wir schon die gleiche Nachricht nicht hören wollen wenn sie von fucking Lieschen Müller überbracht wird, weil Lieschen Müller Nazi ist wenn sie sowas sagt.
Da bin ich sehr bei YNC. Dieses Land bzw. ein Teil dieses Landes sollte mal sehr stark seine eigenen Reflexe hinterfragen, denn diese Reflexe führen dazu, dass Lieschen Müller bereits AfD wählt. Wenn wir so weitermachen, dann wird Anant Agarwala irgendwann auch AfD wählen. Da haben wir dann die analoge Situation zu den USA wo viele Schwarze und Latinos Trump wählen und die liberale Elite mit Pikachuface gar nicht versteht wie ihr geschieht weil sie doch die guten sind.
@TealC als jemand der in einem Konzern Digitalisierung macht kann ich dem sehr stark zustimmen. Ganz viele Prozesse wurden und werden immer noch auf die beschissenst mögliche Art und Weise digitalisiert. Meine Erfahrung sagt mir, dass man im Regelfall vor allem auf eine Art und Weise, ungeachtet der Regelungstiefe (in meinem Fall häufig DSGVO), zu einem guten Ziel/Ergebnis in Richtung der 99% Ersparnis kommt: Man erkundigt sich erstmal danach was eigentlich das Problem ist, und welches Ziel erreicht werden soll(te). Dann fragt man noch links und rechts davon, um einzuschätzen, ob es verwandte und/oder überlappende Ziele und Probleme gibt. Dann schließlich hat man häufig die Situation, dass ein riesiger Anteil der Prozessschritte dem geschuldet ist, dass es analog nicht anders ging. Diese Schritte können an sich wegfallen, müssen aber irgendwie erhalten/integriert bleiben, weil sie in anderen/benachbarten Prozessen noch gebraucht werden und man nicht alle Prozesse gleichzeitig digital ersetzen kann.
Also baut man schließlich eine nicht-perfekte Lösung, die trotzdem schonmal einen guten Teil Erleichterung/Ersparnis bringt, und lebt damit, dass man iterativ arbeiten muss, um überhaupt irgendwas zu schaffen.
Und das Allerwichtigste: Ohne, dass man einen guten Persilschein von möglichst weit oben hat, passiert gar nichts, weil Menschen Veränderung hassen. Und sie hassen insbesondere dann Veränderung wenn sie mit mehr Arbeit oder dem Verlust von liebgewonnenen Erbprivilegien einhergeht.
Ein Hauptgrund warum wir halt leider doch den Kapitalismus brauchen, denn mit ganz viel Umverteilung und Preiskontrollen von oben lässt sich Anpassungsdruck sehr gut und sehr lange vermeiden … bis er dann ganz plötzlich und sehr hart kommt und alle ganz bedröppelt schauen weil ihr Konzern und/oder Staat VOLLKOMMEN-FUCKING-UNERWARTET implodiert ist.
Konnte ja keiner ahnen, dass irgendwann die normative Kraft des Faktischen zuschlägt, wenn man ganz lange die Finger in die Ohren steckt und lalala singt.
*lacht in Volkswagen*