Es folgt so ein bisschen Nahbereichsempirie hinsichtlich Reisen 2021. Ich war im letzten Monat jeweils eine Woche in Süditalien (Flugzeug) und eine Woche in Schottland (Flugzeug).
Italien:
Man musste für die Einreise ein Onlineformular ausfüllen (ähnlich dem
https://www.einreiseanmeldung.de für Rückkehrer aus Hochinzidenzgebieten, bloß deutlich mehr persönliche Datenabfrage als in Deutschland) und offline vorzeigbar haben.
Es gab allerdings zu keinem Zeitpunkt der Einreise eine Kontrolle - weder meines Impfnachweises noch des eben genannten Dokuments. Es ist eventuell der Tatsache geschuldet, dass der Flieger um 23 Uhr landete, aber es war echt etwas seltsam, das alles auszufüllen, ohne es jemals zu brauchen.
Hoteliers/Vermieter wollten keinen Impfnachweis sehen, von den Restaurants nur eines, wo man wirklich drinnen aß, eine kulturelle Einrichtung war die einzige, die ernsthaft nach Covpass und ID gefragt hat.
Was die Touris/Menschen anging: Hauptsaison für Italiener und Franzosen, welche ca. 95% der dort begegneten Personen ausmachten. Hab keinen einzigen Deutschen gehört/bemerkt, nur noch paar Schweden/Holländer. Italiener und vor allem Franzosen(!) legen im übervollen ÖPNV nicht wirklich Wert auf korrektes Maskentragen, die Nase war in wirklich 50% der Fälle eher draußen als drinnen. Meine Begleitung, deren 14 Tage nach der zweiten Impfung zum Zeitpunkt der Rückreise nach Deutschland noch nicht abgelaufen waren, war dementsprechend nervös, weil man ja noch einen negativen Test in Italien vor der Rückreise nach Deutschland brauchte, um wieder nach Hause zu dürfen. Aber selber vernünftig Maske tragen und regelmäßiger Einsatz von Desinfektionsgel auf unseren Händen hat geregelt. Test war negativ, wir waren aber auch bei dem heißen Wetter wirklich annähernd zu 100% an der frischen Luft, was sicherlich förderlich war.
Schottland:
Derzeit Hochinzidenzgebiet, ich war in Gebieten mit einer Inzidenz von 400 (Highlands) bis 900 (Glasgow), nur mal als Vergleich zu unseren Werten.
Bevor man einreisen darf, braucht man für UK eine ausgefüllte Passanger Locator Form (nochmals deutlich umfangreicher als das italienische Pendant), einen aktuellen negativen Coroana-Test (egal ob geimpft oder nicht) und man muss für 88 Pfund pro Person vorab einen PCR-Test im UK buchen, der einem dort per Post zugeschickt wird und innerhalb der ersten beiden Tage selbst durchgeführt und zum Labor geschickt werden muss (Day-2-Test, bei längerem Aufenthalt ist derselbe Spaß nochmal als Day-8-Test nötig). Vor der Einreise wurde noch in Deutschland am Flughafen alles drei kontrolliert (Day-2-Test als Buchungsbestätigung), sonst kommt man nicht in den Flieger.
Generell gelten im UK keine Regeln mehr, aber in Schottland verpflichtet der Großteil der Geschäfte seine Kunden zum Maskentragen, bis man an seinem Platz ist. Wenn man sich nicht daran hält, wird man aber nicht angesprochen oder kontrolliert. In Supermärkten haben ca. 70% der Leute eine Maske auf, in Pubs/Clubs/Bars im Grunde dann nach dem Eintreten gar nicht mehr. Es war irgendwie erstaunlich, wie fremdartig sich "normales" Weggehen abends nach anderthalb Jahren Coronaregeln anfühlte. An einem Abend waren wir mit 7 Leuten durch mehrere Pubs, Bars mit Liveband, Clubs etc. in Glasgow gezogen und es gab einfach gar nichts mehr an irgendwelchen Regeln. Bezeichnend, dass zwei einheimische Freunde für jenen Abend absagen mussten, weil sie wegen Corona-Infektion in Quarantäne sind. Ich sag mal so: wenn ich mir dort keine Infektion geholt habe, wäre das schon echt erstaunlich, aber nachträgliche Tests bei mir waren alle negativ. Gut, bin auch doppelt geimpft, aber so eng mit gröhlenden, saufenden Menschen in einem Gebiet mit Inzidenz >900 werde ich wohl auch nie wieder sein.
Die Schotten selbst sehen das auch relativ entspannt. Natürlich sind die infizierten genervt von Quarantäne, einer Person ging es auch wirklich zwei Tage nicht so gut, aber insgesamt haben es viele von den Bekannten dort entweder schon gehabt oder kennen viele aus ihrem Umfeld und es sei rein krankheitstechnisch nicht so wild. Wie gesagt: reine Nahbereichsempirie.
Bei der Rückreise mussten wir vor dem Check-In den Impfnachweis vorlegen und brauchten wegen UK Hochinzidenzgebiet zusätzlich die digitale Anmeldung für Deutschland, bei der ich auch meinen Impfnachweis hochlud (geht nur als Bild oder PDF, natürlich kann man nicht seine App oder so nutzen...). Das ganze wurde nicht weiter überprüft, nach der Landung ging es einfach direkt durch zur Gepäckausgabe. Keine Ahnung, wie automatisiert da im Hintergrund mein Formular schon einfach gecheckt und durchgewunken wurde.
Insgesamt würde ich sagen, dass beim Reisen wenn überhaupt eine gewisse Nervosität wegen drohender Quarantäne/gecancelter Rückreise besteht. Man hofft halt darauf, dass man nicht positiv getestet wird, damit man wieder nach Hause kann, sonst wäre es ziemlich kacke. Wirklich Angst vor der Erkrankung an sich hatte ich ehrlich gesagt ab meiner Erstimpfung nicht mehr, weil ich zu keiner RIsikogruppe gehöre.
Seit ich das Verhalten im UK am eigenen Leib erfahren habe, bin ich etwas hin- und hergerissen. Reine Inzidenzen scheinen nicht mehr viel auszusagen, aber natürlich geht auch im UK die Hospitalisierung hoch, allerdings deutlich langsamer als in früheren Wellen, dank der Impfquote. Wenn die Impfquote in Deutschland bei den Jugendlichen/Kindern (sobald Impfung zugelassen) deutlich höher liegt, kann ich mir persönlich nicht vorstellen, noch Angst vor Inzidenzen um die 1000 zu haben. Derzeit halte ich (fehlende) Maßnahmen wie im UK aber noch für deutlich zu früh.