OSLO. Mit Einzelzellen in hellem Holz, Flatscreen-TV und Kunst an den Wänden sowie mit Musikstudio, Werkstätten, Sporthallen, Kletterwand und Andachtsraum zieht das Gefängnis alle Register der Rehabilitierung. 160 Millionen Euro hat das Wunderwerk gekostet.
Hinter norwegischen Gardinen braucht man nicht mal Eisenstäbe. "Es gibt heute so sicheres Glas, dass wir die Fenster nicht vergittern müssen", sagt der Anstaltsleiter Arne Høidal. Eigentlich sollte der eine gute Autostunde südlich von Oslo gelegene Komplex erst zum 1. April bezugsfertig sein. Doch jetzt herrscht in den übrigen Gefängnissen derartiger Zellenmangel, dass der erste Halden-Block mit 56 Zellen nun vorzeitig geöffnet wurde. Dereinst sollen hier 252 Häftlinge ihre Strafen verbüßen, und zwar die schwersten Jungs.
"Gefängnisse brauchen nicht ungemütlich zu sein"
Trotz seines attraktiven Äußeren ist Halden ein Hochsicherheitsgefängnis, gespickt mit aller erdenklichen elektronischen Überwachung. Davon ist auf den ersten Blick wenig zu spüren: Ausblick auf einen nahen Wald, mit Kunst staffierte Freiräume und Besucherzimmer mit Spielecke und Übernachtungsmöglichkeit lassen eher an ein Sanatorium als eine Strafanstalt denken. "Gefängnisse brauchen nicht ungemütlich zu sein, es reicht, dass man nicht rauskommt", sagt Terje Moland Pedersen, Staatssekretär im Justizministerium. "Die Strafe ist, dass man keine Kontrolle über die Türen hat. Drinnen geht es darum, sich auf ein besseres Leben nach der Entlassung vorzubereiten."