Das Opfer muss oft während des Prozesses noch massiv Demütigungen erdulden (in Vergewaltigungsfällen z.B.) ... Du unterschätzt einfach die Genugtuung wenn der Täter veruteilt und bestraft wird. Nach Hegel gibt es ohne Strafe keine Gerechtigkeit aber man straft um der Strafe willen und nicht für andere emotionale Zwecke. Ansonsten müsste das Opfer ja gefragt werden, wenn es um die Höhe des Strafmaßes geht, oder nicht?
Genau jetzt sind wir an dem punkt wo es absurd wird. Man straft nicht um der strafe willen sondern man straft weil strafe zur wiederherstellung der gerechtigkeit unserer menschlichkeit entspringt.
Strafe um der strafe willen ist völliger irrationaler schwachsinn. Gerechtigkeit ist keine metaphysische gleichung die überall im universum gleichermaßen gilt und die wir bei verletzung wiederherstellen müssen. Es könnte das universum nicht weniger interessieren was wir hier auf unserer erde veranstalten.
Das opfer hat in dem fall kein mitsprache recht weil es emotional nicht neutral ist. Diese aufgabe übernimmt der staat, deswegen tritt ja anstelle der rachegelüste der staat, ansonsten würde das alles ins chaos führen. Der staat bedient sich dabei der gesetze die auch in jedem land unterschiedlich ausfallen werden.
Deswegen kann strafe nicht um der strafe willen ausgesprochen werden, weil die art und das maß der bestrafung SUBJEKTIV ist. Also das worauf wir uns in unseren gesetzen des jeweiligen landes einigen.
Es gibt dafür kein objektives kritierium wie hoch die strafe ausfallen soll. Deswegen wird dir in einigen ländern für diebstahl die hand abgehackt und in anderen nicht. In dem fall wird der diebstahl auf eine andere art bestraft.
Und was ist denn genugtuung wenn der täter bestraft wird?
Und wenn es so wäre wie du meinst und Demütigung des Täters ein erklärtes Ziel wäre, was genau ist dann dein Problem mit dem aktuellen Fall, dem möglichen Urteil für die Prügelknaben? Dann sagst du, dass der Staat seiner Aufgabe hunderttausendfach nicht nachkommt, wenn er solche Leute ziehen lässt. Die eifnachere Erklärung ist eben, dass es für den Richter keine Rolle spielen darf ob sich die Opfer/Angehörigen mit dem Urteil einverstanden zeigen oder nicht. Die Befriedigung ihrer Vergeltungsgelüste ist nicht Aufgabe/Zweck des Strafprozesses, auch wenn es wünschenswert wäre, wenn die Strafe das gleichzeitig erreichen kann. Kann sie aber nur in Ausnahmen, meistens dürfte keine Strafe der Welt an den Gefühlen des Opfers/der Angehörigen etwas ändern.
Naja.. wir drehen uns im Kreis.
Natürlich darf es für den richter keine rolle spielen ob die opfer/angehörigen mit dem urteil einverstanden sind oder nicht. Er soll ja neutral bleiben und sich nach den gesetzen richten.
Du hängst dich da an den opfer/angehörigen auf. Es geht auch um die gesamte gesellschaft.
Wenn immer mehr und mehr urteile gesprochen werden die eigentlich nicht gerecht sind weil sie einer ideologie folgen mit der keiner mehr einverstanden ist dann wird dadurch der soziale friede gefährdet.
Deswegen haben wir auch festgelegte strafrahmen für gewisse taten. Sie sollen das sichern.
Was denkst du was los wäre wenn man für mord nur noch geldbußen bezahlen müsste?
In dem fall sehe ich das problem darin (wie in dem aktuellen fall) dass unsere justiz immer mehr dazu verkommt schwere straftaten (für die man auch lange haftstrafen verhängen kann) runterzureden und den erziehungsaspekt in den vordergrund zu stellen.
Haifisch und eisen haben ja gesagt dass urteile die "zu hart" sind obwohl man sie rechtfertigen kann von höherer stelle einkassiert werden weil das politisch so nicht gewollt wird. Darum ging es ja in dieser diskussion.
Wenn eine gruppe von leuten einen anderen tot tritt und du lässt sie laufen hat das urteil nichts mehr mit gerechtigkeit zu tun. Vielleicht wäre es rechtlich einwandfrei aber es wäre auch rechtlich einwandfrei jeden von ihnen für jahre in den knast zu schicken (z.b. den einen typ im fall brunner).
Gerechtigkeit hängt also davon ab in welchem land du lebst, in welcher zeit du lebst und sie ist auch "wandelbar". Vor 300jahren haben die menschen noch anders über gerechtigkeit gedacht wie wir, 300jahre in der zukunft wird das was gerecht ist auch anders definiert (in form von gesetzen) und auch anders _wahrgenommen_ (!!!).
Deswegen ist die aussage "strafe um der strafe" will grundlegend bescheuert das würde voraussetzen dass das was gerecht ist "objektiv" ist. Das wird niemals der fall sein weil das was gerecht ist aus unserer menschlichkeit und unseren lebensumständen abhängt.