Der Unterschied liegt imho nicht im Strafmaß sondern in der emotionalen Beurteilung. Strafe ist ein festgelegtes, im gesellschaftlichen Kontext möglichst neutral bestimmtes Strafmaß für eine Tat. Rache/Vergeltung wird in einem völlig emotionalen und subjektiven Rahmen in direkter Verbindung mit der Tat empfunden, nach dem Motto:"Stell dir mal vor das wäre deinem Kind passiert". Da kann zwischen einem Klaps auf dem Hintern und Kastration doch alles gefordert werden und ist einfach nicht die richtige Beurteilung eines Strafrahmens.
Hab aber keine Ahnung ob das stimmt, bin Laie.
Recht ist kein gedanklich losgelöstes theoretisches konstrukt wo sich ein paar philosophen einen drauf abwixen können sondern es regelt das zusammenleben. Da kann man nicht behaupten "rache" spielt keine rolle, das ist einfach nur augenwischerei.
Das strafrecht übernimmt auch die funktion der "rache", so dass sozialer friede hergestellt werden kann. Wenn ein mörder lebenslänglich kriegt dann ist der mord in gewisser weise "gerächt" worden weil der täter jetzt für eine lange zeit im knast sitzt.
Nehmen wir mal an es findet ein wissenschaftler zweifelsfrei heraus dass:
a)Die höchstmögliche abschreckungsrate liegt bei einem jahr knast. Alles darüber hinaus wirkt nicht mehr oder weniger abschreckend.
b)Die best mögliche sozialprognose und einsicht des täters liegt bei einem jahr knast. Alles darüber hinaus wirkt sich negativ aus.
Konsequenterweise dürfte man dann nur maximal 1 jährige haftstrafen verhängen. Glaubst du tatsächlich dass das funktionieren wird und die bürger das recht dann nicht selbst in die hand nehmen würden?
Wenn du dem nicht zustimmst dann gibst du mir damit recht.
Einzelne Strafen lassen sich selten sinnvoll miteinander ins Verhältnis setzen. Wollte aber nur anmerken, dass am Alex nur der eine Täter vier Vorstrafen hatte und die anderen keine oder kaum welche, so weit ich mich erinnere. Generell hast Du natürlich recht und da gibt's ja jetzt auch Veränderungen, beispielsweise das Neuköllner Modell von der Heisig.
http://de.wikipedia.org/wiki/Kirsten_Heisig
Ja einzelne strafen kann man schlecht in ein genaues verhältnis zueinander setzen. Aber grob kann man darüber schon eine aussage machen. Ich will ja nicht behaupten "der sitzt nur zwei jahre im knast aber xy sitzt dafür drei!". Sondern "x sitzt keinen einzigen tag im knast und y sitzt für fünf ein."