Wenns darum geht, was einige Leute privat in Whats App Gruppen bei denen ich dabei sind von sich geben, müsste ich mich auch davon distanzieren, wenn es an die Öffentlichkeit gelangt.
Na ja, ich nehme mal an das ist größtenteils Ironie, während das, was du hier schreibst, deiner wirklichen Meinung genauer entspricht. Meine Vermutung ist, dass es bei den AfD-Leuten genau andersrum ist: Wie sie sich privat zu bestimmten Themen äußern kommt ihrer wahren Meinung näher als die öffentlichen Aussagen.
Was sollen die Leute denn machen, denen die CDU/CSU nicht mehr konservativ genug ist?
Grob vereinfachtes Zahlenbeispiel (Zahlen basieren lediglich auf grober Einschätzung, durch nichts empirisch fundiert), um meinen Punkt zu verdeutlichen: Nehmen wir an, das politische Spektrum in Deutschland ist eindimensional und geht von -5 (ganz links außen) bis 5 (ganz rechts außen). Sagen wir, die Union war vor 20 Jahren mal bei 1,5 und ist jetzt nach links gedriftet und steht heute bei 0. Die AfD erweckt gerne den Eindruck, dass sie heute bei 1,5 steht, während die Union irgendwo weit links der Mitte steht. So richtig kauft der AfD niemand (zumindest außerhalb der Sympathisanten) ab, dass sie wirklich bei 1,5 steht; aber sagen wir mal sie steht in der öffentlichen Wahrnehmungen immer noch "nur" bei 2,5.
Mein Argument war nicht, dass niemand AfD wählen soll, sondern dass die AfD nicht wirklich eine 2,5 ist (oder wo auch immer die Wahlbevölkerung glaubt, dass sie steht), sondern noch mal ein deutliches Stück rechter als das, sagen wir 3,5. Wer in meinem Zahlenbeispiel tatsächlich näher an 3,5 ist als an 0, der soll halt von mir aus die AfD wählen. Es sollte bloß dem Wähler klar sein (in meinem Zahlenbeispiel insbesondere denen zwischen 1,25 und 1,75 und denen jenseits von 1,75, die einen harten constraint bzgl. bestimmten ethnozentristischen Einstellungen haben), was er da wählt. Dass das momentan imho nicht der Fall ist, ist erst mal alles, was ich bemängele.
Gibt natürlich downstream einen Effekt: Außerhalb von Wahlen hat es vermutlich einen nicht unbeträchtlichen Einfluss, wie die anderen Parteien mit der AfD umgehen: Mit einer Partei bei 2,5 kann die Union u.U. eine Koalition (oder zumindest eine Kooperation) öffentlich rechtfertigen wie damals mit der Schill-Partei, wenn es unbedingt (!) sein muss; mit einer 3,5 wird nicht nur das schwierig, sondern sie würde wohl auch einen deutlich größeren Teil der Wähler vergraulen, die sie in der Mitte gewinnt, weil der harte constraint nach rechts sicher bei vielen Wählern der Mitte tief in der politischen Kultur verankert ist.
Da sind dann die Wähler außen vor, die Heator anspricht: Wer ethnische Homogenität als Eigenwert sieht, wird in unserer politischen Kultur halt momentan ausgegrenzt, weil er jenseits des constraints ist. Damit habe ich kein Problem. Derjenige kann gerne die AfD wählen, muss aber in Kauf nehmen, dass seine Stimme nicht wirklich einen Unterschied macht, solange die AfD nicht alleine regieren kann, weil keine andere Partei diese Einstellung teilt.