Genau, sage ich doch doch die ganz Zeit. Also argumentierst du dass es plausibel ist dass es in allen Wahllokalen der gleiche Fehler ist und nirgends Wahlbetrug stattgefunden hat.
Oder was verstehst du unter "argumentieren dagegen dass es unplausibel ist" wenn nicht zu argumentieren dass es plausibel ist? Es ist entweder plausibel oder nicht plausibel.
a. Es wäre plausibel, dass es passiert sein könnte.
b. Wir wissen, dass es nicht so passiert ist.
c. Es ist in meinen Augen nur marginal weniger plausibel, dass es in den allermeisten (statt ALLEN) Fällen so passiert ist und die anderen Fälle ebenfalls menschliches Versagen sind, kein Betrug.
Dann hast du mich offensichtlich falsch verstanden. Ich habe nirgendwo irgendetwas von systematischem Wahlbetrug geschrieben, und ich glaube bis zu deinem Post gerade sonst auch niemand hier. Schön wenn du diese Aussage für trivial hälst, dann stimmst du mir ja zu.
Ich gehe davon aus dass in einigen Wahllokalen Wahlhelfer gab denen jegliches Demokratieverständnis fehlt, und die glauben sie dürften bei Wahlen betrügen weil sie ja auf der richtigen Seite stehen, die aber sonst nichts miteinander zu tun haben und unabhängig agieren (und die hoffentlich hart bestraft werden, aber da habe ich nicht viel Hoffnung).
Ich halte sie für trivial in dem Sinn, dass bei 15 die Wahrscheinlichkeit höher ist als bei zwei oder drei. Das heißt ja nicht, dass es nicht in beiden Fällen sehr wahrscheinlich sein kann, dass es sich nicht um Betrug hält.
Es geht nicht darum was in einem speziellen Fall plausibler ist. Es geht darum ob es plausibler ist das irgendwo Wahlbetrug stattgefunden hat, oder dass es in 15 verschiedenen Stimmbezirken zufällige und verschiedene Fehler gab, die alle ausschließlich zu Lasten der AfD gehen. Und das ist nun mal sehr sehr sehr unwahrscheinlich. Es müsste schon eine sehr merkwürdige Konstellation vorliegen (so merkwürdig dass ich auch hier wieder Absicht unterstellen würde) wenn die Wahlbögen und Formulare irgendwie so aufgebaut sind dass man immer nur Fehler zuungunsten der AfD machen kann. Wieso werden die Stimmen der AfD ungültig aber nicht der anderen Parteien? Wieso kriegen die Grünen und Linken der Stimmen der AfD und nicht andersrum? Wieso werden den anderen Kleinstparteien die Stimmen der AfD zugerechnet, aber 2012 ist das nicht bei den Piraten passiert obwohl die auch als Kleinstpartei ~7% kamen?
Das ist aber der springende Punkt: Keiner hier kennt die Verteilung der Fehlerart. Reden wir bei 15 Fehlern von 10-15 Fehlern unterschiedlicher Art? Meine Vermutung ist nämlich, dass es sich bei den meisten Fehlern um die Art handelt, die durch die einfachste Art von menschlichem Versagen (Zeile verrutscht) zustandekommt und die Zahl der Fehler, die anders erklärt werden müssen (wie bspw. in Gladbach passiert) deutlich geringer ist. Sollte das der Fall sein wäre auch eine höhere Zahl als 15 durchaus denkbar ohne dass irgendeine Art von Betrug wahrscheinlich sein muss. Wenn wir von unabhängigen Fällen reden und es tatsächlich nur 2 oder 3 Fälle gibt, die sich nicht so erklären lassen, erscheint es nämlich schon gar nicht mehr so unwahrscheinlich, dass wir es in den Fällen auch nur mit idiosynkratischem menschlichem Versagen zu tun haben.
Dazu kommen haufenweise Parameter, die wir ebenfalls alle nicht kennen: Unterscheidet sich die Art, wie die Zahlen tatsächlich eingetragen werden, von Bundesland zu Bundesland oder nicht, ergo ist NRW vergleichbar mit anderen Bundesländern? (Beispiel: Gibt es Software, die darauf hinweist, wenn die Zahl der abgegebenen Stimmen unrealistisch ist, etwa durch Abgleich mit der Zahl der abgegebenen Stimmen?) Wissen wir, dass die Piraten 2010 nicht auch benachteiligt wurden? Es wäre zumindest schwieriger zu sagen, weil die Partei eben nur von 0 auf 1,5% gesprungen ist; als die hohen Ergebnisse kamen, standen die Piraten schon nicht mehr in der Mitte des Wahlzettels. Wir haben ja keine Kontrolle bzgl. der Position auf dem Wahlzettel, weil die stimmenstarken Parteien sonst immer zusammen oben stehen, nicht irgendwo in der Mitte zwischen chancenlosen Kleinparteien.
Man könnte versuchen zu jedem Punkt irgendwie eine Erklärung zu finden, in der Summe gilt aber: extrem unwahrscheinlich. Man müsste schon eine relativ komplexe Konstruktion mit vielen Annahmen machen damit das irgendwie Sinn macht.
Vergleicht man das mit einer anderen Erklärung (Wahlbetrug) so geht das wesentlich einfacher:
Wir wissen schon mal dass es öfters Wahlbetrug gegen die AfD gab, die Wahrscheinlichkeit dass dies bei einer so großen Wahl irgendwo passiert ist also erst mal ziemlich hoch.
Weiterhin kann man annehmen dass unter den Betrügern ein ziemlich hoher Anteil Vollidioten sind, einfach weil sie es sonst gar nicht erst machen würden. Also idiotischer Wahlbetrug ist erstmal nicht besonders unwahrscheinlich (nebenbei bedeutet es das auch nicht-idiotischer Wahlbetrug relativ wahrscheinlich war, ich würde stark davon ausgehen dass es auch irgendwo Stimmen fehlen wo man das nicht so deutlich sieht, vielleicht kommt da demnächst noch was raus).
Insgesamt ist das Vorhandensein von Wahlbetrug damit einfach viel Wahrscheinlicher als dass alles nur Zufall war.
Wie gesagt: Das halte ich für Unsinn. Du setzt einfach alles voraus, was man nicht beweisen kann und sagst dann dass das die wahrscheinlichste Erklärung ist. Warum würde jemand auf eine Art betrügen, die es völlig offensichtlich macht, dass der Betrug entdeckt wird? "Weil er ein Idiot ist" klingt für mich wie eine völlig unzureichende Erklärung. Im Übrigen sind einige weitere Annahmen problematisch: Es ist bspw. mathematisch relativ einfach zu zeigen, dass eine Manipulation der Stimmen stattgefunden hat (zumindest wenn der Erwartungswert an Stimmen nicht extrem gering ist), dementsprechend wäre wohl aufgefallen, wenn das bei einer anderen (großen) Partei passiert wäre. Warum passiert es nur bei der AfD? Hassen Vollidioten alle nur AfD? Und auch die Behauptung, dass die AfD schon "öfters" Opfer von Wahlbetrug war: Meinst du diese Geschichte in Bremen? Dort hat der Staatsgerichtshof nämlich neu auszählen lassen und ist zu dem Ergebnis gekommen, dass keine Manipulation vorlag. Meine Befürchtung ist nämlich, dass von dieser Geschichte genau dasselbe in Erinnerung bleiben wird: Die Vorwürfe, nicht die anschließende Aufklärung, die letztendlich banal war.