AfD - Karnevalsverein oder Heilsbringer?

TheGreatEisen

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Man sollte sich die Mühe machen, zu identifizieren, in welchen Bereichen die Extreme vorzufinden sind.

Im Bereich der Einkommensteuer und allgemein bei den Abgaben sind wir nicht besonders freundlich zu den "Leistungsträgern".

Bei der Besteuerung hoher Vermögen dagegen ist sicher noch viel Luft
 
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Wenn es dann zur Steuerflucht kommen sollte, dann ist es eben so und die Folge daraus kann ja nicht sein es deswegen direkt sein zu lassen, sondern dann muss dahingehend angesetzt werden und es gibt durchaus Werkzeuge, um zu verhindern, dass dann jeder (legal) sein Vermögen nur noch im Ausland bunkert.
wie genau denkst du dass denn in zeiten des freien kapitalflusses innerhalb der eu zu verhindern..?

Ich hatte es schon an anderer Stelle mal geschrieben, aber wenn das Mutterland des Kapitalismus einst einen Spitzensteuersatz von 80% und höher einführte, um der großen Depression entgegenzuwirken und nach dem zweiten Weltkrieg dieser sogar bei über 90% lag in der größten Wachstumsperiode der USA, dann braucht man doch bitte nicht bei jeder Diskussion um eine höhere Besteuerung von "Wohlhabenden" direkt mit Enteignung un co. kommen.
es lag in der größten wachstumsperiode der usa, weil es offensichtlich anch black friday und ww2 nur noch in eine richtung gehen konnte und es ist auch kein zufall, dass kapitalflucht nach panama und kuba in den 50ern sehr populär war.

ich bin durchaus dafür vermögen höher zu besteuern, auch weil es positive effekte auf die wirtschaft hat, da man eher gezwungen ist das vermögen zu investieren.
aber ich sehe nicht, warum man hohe einkommen höher besteuern sollte, v.a. weil man sich im internationalen kampf um spitzenkräfte in wirtschaft und forschung ins eigene bein schießt, warum sollte jmd. prozentual gesehen mehr steuern zahlen wenn er in nem vorstand sitzt, als jmd. der n klo putztz? das untergräbt den leistungsgedanken massiv.
 

Leinad

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wie genau denkst du dass denn in zeiten des freien kapitalflusses innerhalb der eu zu verhindern..?

Gerade Institutionen wie die EU bieten da doch große Möglichkeiten, denn wer hier letztlich leben oder gar wirtschaften will muss man eben schlicht in die steuerliche Verantwortung genommen werden oder er muss eben mit entsprechenden Konsequenzen zurecht kommen.
Letztlich ist das ohnehin keine Frage des "wie", sondern am Ende geht es da lediglich um den politischen Willen.

es lag in der größten wachstumsperiode der usa, weil es offensichtlich anch black friday und ww2 nur noch in eine richtung gehen konnte und es ist auch kein zufall, dass kapitalflucht nach panama und kuba in den 50ern sehr populär war.

Nicht populärer als heute, denn das Vermögen welches sich auf diese Personen konzentriert hat sich eben auch entsprechend um ein vielfaches gesteigert.
Das Problem ist an der Stelle doch schon, dass es zur Normalität geworden ist und Steuervermeidung bis hin zu Steuerflucht in diversen Kreisen Alltag ist und da überhaupt kein Unrechtsbewusstsein besteht.

ich bin durchaus dafür vermögen höher zu besteuern, auch weil es positive effekte auf die wirtschaft hat, da man eher gezwungen ist das vermögen zu investieren.
aber ich sehe nicht, warum man hohe einkommen höher besteuern sollte, v.a. weil man sich im internationalen kampf um spitzenkräfte in wirtschaft und forschung ins eigene bein schießt, warum sollte jmd. prozentual gesehen mehr steuern zahlen wenn er in nem vorstand sitzt, als jmd. der n klo putztz? das untergräbt den leistungsgedanken massiv.

Ach bitte, wenn ich schon den Quatsch mit dem Leistungsgedanken lese... Die echten Leistungsträger, wie die von dir genannten Personen u.a. in der Forschung, betrifft diese Diskussion doch gar nicht. Das sind doch in aller Regel nicht die Wohlhabenden über die man dann diskutiert. Es geht doch nicht darum hier jemanden mit seinen 100-200k Euro im Jahr nun einen 80% Steuersatz aufzudrücken, sondern gerade die Einkommensgruppen im Bereich von 40-100k müssen aktuell am meisten tragen (und die können eben nicht mal eben Steuerflucht begehen), weil das Geld eben nicht bei denen geholt wird wo es tatsächlich vorhanden wäre.
Für mich zeigt schon dieser absurde Vergleich, dass da völlig das Verständnis dafür fehlt was Zusammenhalt in der Gesellschaft bedeutet. Eine Putzfrau muss deswegen anders besteuert werden als ein Vorstand, weil es die jeweilige Lebensqualität ganz anders beeinflusst. Muss ich solche offensichtlichen Sachen wirklich erklären?
Klar kann man nun mit dem darwinistischen Ansatz rangehen und sagen jeder kriegt genau das was er verdient, aber ich hoffe, dass ich nun nicht ernsthaft erklären muss wieso das in der Realität zu einer Gesellschaft führen würde in der hier keiner leben will.
Man sollte an der Stelle auch anerkennen, dass "Leistung" äußerst relativ ist und selbst diese fiktive Leistung (definiert als Wert für die Gesellschaft) in unserem Wirtschaftssystem nur bedingt etwas damit zu tun hat wie viel man letztlich verdient.
Gerade angesichts der Tatsache, dass die Automatisierung durch AI-Systeme in den nächsten Jahrzehnten ganz andere Dimensionen annehmen wird als man es bisher in der Menschheitsgeschichte je kannte wird es da ohnehin eine ganz andere Bereitschaft zur "Umverteilung" geben müssen, denn ansonsten droht irgendwann tatsächlich, dass 1% der Bevölkerung als "wohlhabend" gelten kann, während der Rest am Existenzminimum lebt.
Es ist halt am Ende schlicht ein Fakt, dass die Abgabenlast in Deutschland für den Durchschnittsverdiener höher ist als in so ziemlich jedem anderen Land inkl. den skandinavischen Ländern (ja, selbst da bleibt Netto am Ende mehr übrig) und lediglich die Höchstverdiener hier am besten wegkommen.
Es mag sich toll anhören, wenn man bspw. hört, dass die oberen 10% beim Einkommen 24,9% der Steuern zahlen, aber man sollte nicht vergessen, dass die oberen 10% über 61% des Vermögens in Deutschland halten. Wenn man sich dann nur die obersten 1% oder gar 0,01% anschaut, dann wird es eben noch wesentlich extremer und das ist nun eine Entwicklung die seit Jahrzehnten anhält.
Der ganze Ansatz der "Trickle-down-Theorie" wird nun seit Ewigkeiten wiederlegt und anstatt das alle von dem Wachstum des Gesamtwohlstandes profitieren sind es immer weniger Personengruppen.
Natürlich geht diese Problematik über die reine Steuerpolitik hinaus und ich will auch nicht den Eindruck erwecken, dass mehr (wirtschaftliche) Gerechtigkeit jetzt nur durch das Steuersystem erreicht werden kann, aber es ist zumindest ein Ansatzpunkt und hat definitiv reichlich Spielraum für Verbesserungen.
 

Gustavo

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Aber generell siehst du schon ein Ungleichgewicht in Deutschland und wärst für eine Umverteilung von "Oben" nach "Unten"?
Wie man das nun genau und effektiv machen würde, darüber kann man ja diskutieren.


Ich würde sagen man muss dringend aufpassen, dass Wirtschaftswachstum einer möglichst breiten Masse zugute kommt. Im Bestfall indirekt darüber, dass man politisch versucht Marktmechanismen umzustellen (etwa wie die ersten 3 von Tony Atkinsons Forderungen). Dazu sollte man definitiv schauen, dass man Einkommen aus Vermögen höher besteuert und versucht, den ganzen Kram zu finanzieren, den Fratzscher fordert. Wenn er Recht hat und das reicht, damit die Chancengleichheit in Deutschland steigt (oder zumindest nicht sinkt), dann würde mir das reichen. Wenn es nicht reicht und wir auf Dauer eher in Richtung UK/USA driften, was die Einkommensmobilität angeht, kann man sich immer noch an die anderen 12 Forderungen machen, das wäre dann in etwa was die Linke auch will. Ich wäre auch etwas vorsichtig mit krassen Umverteilungsplänen, weil man direkte Transfers sehr viel leichter demagogisch verwursten kann als öffentliche Güter. Meine Vermutung ist, dass es nicht lange dauern würde, bis die ersten Artikel darauf hinweisen, dass Armut in Deutschland zu einem erstaunlich hohen Prozentsatz ein Problem von Ausländern und nichtautochthonen Deutschen ist.
Aber wie gesagt: Selbst wenn man das für nötig hält, bitte nicht unilateral in Deutschland, weil das nicht so einfach funktionieren wird. Wenn die Bevölkerung wüsste, wie viel Einkommen in Deutschland momentan versteuert wird, was man auch in Schlupflöchern verschwinden lassen könnte, würde politisch bereits der Dachstuhl brennen.


@Leinad: Moralisch sehe ich deinen Punkt, aber die Welt funktioniert halt leider nicht nach moralisch gerechten Maßstäben. Du überschätzt massiv die "Werkzeuge," die die Politik eines mittelgroßen Landes wie Deutschland zur Verfügung hat.
 
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Das hört sich so an als wäre deiner Meinung nach hier aktuell in Deutschland alles in Ordnung und eigentlich alles so halbwegs gerecht verteilt.
Du denkst also nicht, dass hier und jetzt gehandelt werden müsste.
Du siehst nur eventuelle Gefahren in der "theoretischen" Zukunft (Stichwort USA & UK), die man lediglich im Auge behalten und bei denen man vielleicht pro forma ein bisschen gegensteuern sollte?
 

Gustavo

Doppelspitze 2019
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Das hört sich so an als wäre deiner Meinung nach hier aktuell in Deutschland alles in Ordnung und eigentlich alles so halbwegs gerecht verteilt.
Du denkst also nicht, dass hier und jetzt gehandelt werden müsste.
Du siehst nur eventuelle Gefahren in der "theoretischen" Zukunft (Stichwort USA & UK), die man lediglich im Auge behalten und bei denen man vielleicht pro forma ein bisschen gegensteuern sollte?


Doch, ich denke schon dass gehandelt werden müsste, bei der Chancengleichheit. Wenn das nicht reicht um im späteren Leben eine Gesellschaft herzustellen, die ihren Wohlstand halbwegs vernünftig teilt, dann wie gesagt auch mehr. Ich will bloß sagen, dass für mich das Ziel eine Gemeinschaft wäre, in der niemand absolute Not leidet und jeder der sich nach seinem Potenzial anstrengt eine Mittelschichtsexistenz (nach unserem Verständnis) führen kann, dafür kann (und wird) meines Erachtens auch gerne eine Menge (mehr) umverteilt werden. Dass manche Leute, ob jetzt wegen dem Zufall der Geburt oder dem eigenen Talent auch sehr viel besser leben können, finde ich nicht so bedenklich und lässt sich in meinen Augen auch staatlich nicht verhindern: Man wird Vermögenssteuern niemals so hoch ansetzen können, dass es keinen nennenswerten Unterschied mehr macht, ob man in Dahlem als Sohn eines erfolgreichen Unternehmers oder in Hellersdorf als Sohn eines Hilfsarbeiters aufwächst.
 
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Die "gesamtwirtschaftlichen Folgen" werden je nach Lager herbeigeredet oder abgestritten aber ganz ehrlich, angesichts der Vermögensverteilung in Deutschland kann mans langsam mal riskieren da hart einzugreifen und oben mit 'ner großen Kelle abzuschöpfen als immer nur zähneklappernd vorm Gespenst der "gesamtwirtschaftlichen Folgen" zu kuschen von dem überhaupt niemand weiß ob und wie es sich überhaupt zeigt.

Genau das, was wurde vor Einführung des Mindestlohns alles für Schreckgespenster herbeigeredet... gar vom Untergang der Bundesrepublik schwadroniert. Was ist passiert? Ich zahl für den Frisör ein bisschen mehr, was wohl dringend nötig war. Das Bier in der Kneipe ist auch minimal teurer geworden. Ach ja, wo gerade Saison ist, ja, der Spargel wurde in der Tat auch etwas teurer.
Sonst? Nix ist passiert.
Deutschland geht es so gut wie nie. Trotz (vielleicht auch wegen :ugly: oder vielleicht interessierts auch gar nicht) des Mindestlohns. Hat meine Kanzlerin immer wieder gesagt. Die muss es wissen.
 
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weshalb man afd wählen sollte. leserbrief an fefe

Ich bin einer der von dir so titulierten "ich wollte nur mal einen Denkzettel erteilen"-Idioten, der in der nächsten Wahl die AFD wählen wird.
Nicht weil ich die gut finde. Sondern weil es meine Unzufriedenheit so ausdrückt, dass es dem politischen System wehtut.

Ich bin 47 Jahre alt, wohne im Münchner Speckgürtel und bezeichne mich eigentlich Zeit meines Lebens als politisch interessiert und Grün bis Linksalternativ. Meine in den letzten 30 Jahren abgegebenen Parteistimmen gingen überwiegend an Grüne, Linke und Piraten. Ich habe fast alle Kommunal/Landtags/Bundestagswahlen und Bürgentscheide mitgemacht. Ich habe in Wackersdorf demonstriert, für den Frieden und gegen G20-Treffen, aus Überzeugung und ich finde das noch immer richtig.

Die letzte Bundestagswahl habe ich bewusst ungültig gewählt (mit einem Kommentar auf dem Stimmzettel wird die Stimme ungültig) - was eigentlich die Königslösung für alle wäre, aber keiner tuts halt.

Soll ich dir was sagen? - Ich finde die AFD Scheisse und ich finde die Köpfe der AFD zum Kotzen. Aber noch viel mehr kotzt mich an, was unter den Augen und mit dem Segen der etablierten Politik, der Sozen, der CxU und der Grünen aus diesem Land und den Menschen geworden ist.

Damit wir uns richtig verstehen: Ich komme aus einfachen Verhältnissen, aber ich bin auf der Sonnenseite: Ich habe Familie, gesunde Kinder, Wohneigentum. Ich verdiene Sechssstellig, ohne mir zuviele Beine auszureissen. Ich neide niemanden etwas, den Hartzern nicht, den Vermögenden nicht und auch den Flüchtlingen nicht. Ich fände ein Bedingungsloses Grundeinkommen eine feine Sache und ich habe kein Problem mit Flüchtlingen, die herkommen, um zu lernen und zu arbeiten (wenn sie denn dürften). Ich lebe gern.

Ich habe ein Problem mit der Tochter meiner Nachbarin: Die ist Bäckereiverkäuferin und kommt trotz achtstundenjob mit dem lächerlich wenigen Geld nicht über die Runden. Ich habe ein Problem mit Millionen Arbeitern, denen es genauso geht, weil seit Jahren die Reallöhne gekürzt werden, während die soziale und die monetäre Schere zwischen Arm und Reich, zwischen Stadt und Land, zwischen Bildung und Prekariat immer weiter aufgeht. Ich habe ein Problem mit einer verlogenen und unfähigen Regierung, die die Digitalisierung komplett verschläft und sich von der Wirtschaft immer mehr kaufen lässt.

Der Politikbetrieb ist seit Jahren nur noch ein Selbstzweck. Grüne, Piraten und Sozen haben sich komplett selber zerlegt - du kannst es u.a. in deinem Blog nachlesen. Die Linke würde an der Regierung so umfallen wie die Grünen, man siehts da, wo sie schon mitregiert. Der ganze Politzirkus verkommt zum Marionettentheater - die Macht ist längst woanders und kauft zusehendes die Politik einfach ein.

Ehrlich: hättest du mir von 20 Jahren gesagt, dass ich mal so rede, ich hätte dich für verrückt erklärt.

Fun Fact: Ich hab heut mit meiner Freundin (auch nicht blöd, studierte Pädagogin, hat den örtlichen Asylhelferkreis gegründet und arbeitet inzwischen beruflich mit minderjährigen Flüchtlingen) geredet, die, ohne meine Gedanken zu kennen, erzählte, sie wolle aus ziemlich denselben Gründen AFD wählen.

In diesem Sinne: Ich bin mir sicher, dass sich auch die AFD selber zerlegt, ehe sie allzuviel Blödsinn anrichtet. Eine Alternative kenne ich nicht. Ob es hilft, weiss ich auch nicht. Ich bin weder vom Programm der AFD noch von den Köpfen überzeugt - im Gegenteil. Es ist einfach das Letzte, was mir noch einfällt.
 
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Er hätte vlt. das Wahlprogramm der AfD lesen sollen, denn deren wirtschaftspolitik wird ihm nicht zusagen, wenn er möchte, dass der kleine Mann am ende des Monats mehr Geld in der Tasche hat.
 

Tür

Kunge, Doppelspitze 2019
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dieses anspruchsdenken in dem brief kotzt mich an:
wenn ich mich mit keiner partei so weit arrangieren kann dass ich glaube dort etwas zu bewirken dann gründe ich eine neue. oder ich nutze außerparamentarische mittel um meinem unmut kund zu tun indem ich z.b. demonstriere. dieser frust der im brief steckt sollte auf die eigene ideenlosigkeit gerichtet sein. es wir einem keiner magisch was besseres servieren wenn man nur motzt, erst recht wenn man ein medium nutzt das nicht mal die eigenen positionen unterstützt. aber man kann sich billig gut fühlen, denn man war ja dagegen *slowclap*
und auch immer wieder das gleiche dass kritiker keinen eigenen gedanken formuliert bekommt sonder nur copypasta reinrotzt.
 
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Der Leserbrief spricht durchaus die wichtigen Probleme an, eine Protestwahl wird aber nichts am politischen System ändern. Auch nicht nach dem "Ich will die alten Parteien aufschrecken"-Prinzip. Den alten Parteien ist scheißegal, wieviel % eine AfD bekommt, solange stabil weiterregiert werden kann. Es war auch relativ egal, als DVU und NPD im Osten teilweise 10% bekommen haben. Ebenso waren die Erfolge der Piraten egal. Macht generiert sich aus der Verquickung von Kapital, Einfluss und Vernetzung. Unser System ist verdammt stabil, weil es mehrheitlich Reichtum erzeugt. Dass nach Schröders Reformen nur ne popelige Mini-Spaltung der SPD und ein bisschen Demonstriererei stattgefunden haben, sagt doch alles. Die Idee, arbeiten zu müssen, sitzt im Deutschen wohl derart tief, dass sogar zu größten Bullshitbedingungen gearbeitet wird, weil das soziale Stigma der Arbeitslosigkeit einfach zu groß ist.

Ein Beispiel aus der Nahbereichsempirie: Einer meiner Brüder ist in der Logistikbranche tätig und leitet in einem Logistikzentrum die Transportprozesse. In seiner Abteilung (ca. 200 Beschäftigte) sterben jährlich ca. 5 Leute in ihren 50ern an nem Herzinfarkt. Er stand neulich vor der Aufgabe, alleine die Abläufe an 64 (!) Toren zu managen, weil seine Teammitglieder entweder gekündigt hatten oder krank waren, bzw. Stellen nicht neu besetzt wurden. Laut Werksplan müssten mindestens 6 Leute die Tore managen. Ergebnis: Mein Bruder stand kurz vor nem Schwächeanfall und ist danach direkt zur Firmenleitung im Stammsitz gegangen. Nach seiner Beschwerde wurden ihm für 2 (!) Wochen Leute bereitgestellt, um ihn zu entlasten. Als die 2 Wochen um waren, kam ein Kollege aus der Krankschreibung zurück. Jetzt managt mein Bruder 32 Tore, obwohl er eigentlich maximal 10 - 15 machen dürfte. Arbeitszeit: 4 bis 15 Uhr.

Und das ist sicher kein Einzelfall. Wenn Leute bereit sind, zu solchen Bedingungen die eigene Gesundheit zu ruinieren, ist das Gelaber von politischer Veränderung weltfremd. Immerhin glaubt man hier, dass es gut ist, wenn man sich seinen Henker selber aussuchen darf. :deliver:
 
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Echte Veränderung kann nicht durch ein Kreuz hier oder da herbeigeführt werden, sondern nur durch blutige Revolution.
Aber dafür gehts uns halt doch zu gut
 
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Kann mir einer von euch dann die Logik dahinter erklären, warum sich die zu recht angeprangerten Umstände ändern sollten weil der Herr aus dem Speckgürtel AfD wählt?

Option 1: ganz viele denken so und die AfD kommt an die Macht, möchte aber überhaupt nichts in diese Richtung umsetzen = das System wird noch ungleicher und ungerechter und die AfD macht sich genauso die Taschen voll wie angeblich die etablierten Parteien.

Option2: Die AfD wird eine sehr starke Opposition setzt sich aber überhaupt nicht für mehr Gerechtigkeit und Chancengleichheit bei Bächereifachverkäuferinnen und Flüchtlingen ein.

Der Leserbrief kommt mir extrem unglaubwürdig vor, ich denke nicht das studierte "linke" Menschen die sogar in der Flüchtlingsarbeit Erwerbstätig sind so einen verschwurbelten unlogischen Gedankengang haben und eine Partei wählen deren Hauptziel es ist, 90% aller Flüchtlinge der letzten 3 Jahre wieder abzuschieben

Ich könnte verstehen wenn dieses Pärchen eine radikal kommunistische Partei wählen würde, eine die Dinge fordert, die sogar über das Ziel: "mehr Gerechtigkeit in Deutschland" hinausschießen würden (90% Reichensteuer, Enteignung von Unternehmen) nur damit, sollte sie eine starke Opposition werden, in Teilen auf die Forderungen eingegangen wird.

TLDR: wegen harter Kapitalismukritik ausgerechnet die AfD zu wählen leuchtet überhaupt nicht ein.
Mein Urteil: Fake(Leserbrief)News
 
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Kann mir einer von euch dann die Logik dahinter erklären, warum sich die zu recht angeprangerten Umstände ändern sollten weil der Herr aus dem Speckgürtel AfD wählt?

Der leserbrief kommt von kritiker, morph stimmt zu.
ernsthaft drüber nachdenken :rofl2:


@ leserbrief: 2/10 behinderter "grund" die partei gegen die eigenen interessen zu nehmen, würd ich nicht wählen
 

Gustavo

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Vielleicht hättest du einfach mal den Leserbrief lesen und verstehen sollen.

Vielleicht hätte der Schreiber mal einen Kurs in politischer Ökonomie besuchen und verstehen sollen. Zitat AfD:

„Je mehr Wettbewerb und je geringer die Staatsquote, desto besser für alle“

Gibt absolut keinen Grund zu glauben, dass das korrekt ist.
 
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Kann mir einer von euch dann die Logik dahinter erklären, warum sich die zu recht angeprangerten Umstände ändern sollten weil der Herr aus dem Speckgürtel AfD wählt?

ich verstehe es so, dass der verfasser sich keine veränderung zum positiven durch die afd wahl erhofft, sondern das "system" maximal beschädigen will. find ich gut. lieber ein ende mit trump als ein hillary ohne ende.

alternativ: mackias posts lesen

@ tür, partei gründen. haha, ich fall vom stuhl :DDDD
 
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Vielleicht hättest du einfach mal den Leserbrief lesen und verstehen sollen.
gut das du den brief verstanden hast :top2:

ps. vorletzter satz

Keine angst ich habe den Brief gelesen, aber mögt ihr mir erklären welche aus seiner Sicht positive Veränderung auf die Abgabenverteilung die Wahl einer Partei provozieren soll, die explizit wirtschaftsliberale Positionen vertritt?

Ich verstehe den Ansatz von protestwahlen und ich habe auch die grauen Panther gewählt, aber warum man eine Partei wählen sollte die exakt das Gegenteil von dem vertritt was man erreichen möchte, in der Annahme, dass sie weniger "wirtschaftshöhrig" sei, während diese ohnehin noch liberalere positionen vertritt als die etablierten ist mir unklar.
 

Gustavo

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[...]aber warum man eine Partei wählen sollte die exakt das Gegenteil von dem vertritt was man erreichen möchte, in der Annahme, dass sie weniger "wirtschaftshöhrig" sei, während diese ohnehin noch liberalere positionen vertritt als die etablierten ist mir unklar.


Deutschland wieder großartig machen?
 
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"Ich finde die wirtschaftsbosse haben zu viel macht in unserem system und der normale bürger muss drunter leiden, deswegen wähle ich eine partei die noch mehr wirtschaftsmacht will und den sozialstaat ebenfalls abbauen möchte!!!"

Äh, ja. :stupid:

Das hat so ein bißchen was von der RAF logik "Durch unseren terror wird die BRD so zum polizeistaat das die massen gar keine andere wahl haben als sich gegen sie zu erheben!"
 

Tür

Kunge, Doppelspitze 2019
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@ "Kritiker": Ja ne, das wäre ja Arbeit, wer will denn sowas
 
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Btw. kann dieser Leserbrief auch schlicht und ergreifend Fake sein, die story ist ziemlich perfekt: Lifetime Linker, aus einfachen Verhältnisen, der es zu etwas gebracht hat mit Frau die Flüchtlingen hilft wählt AfD weil es keine Alternative gibt um die Verhältnisse zu ändern. J. J. Abrams hat sich schon die Rechte gesichert.

Selbst unter der Annahme, dass er "Das System beschädigen, oder zerstören" wolle ergibt dass keinen sinn, denn ein überdurchschnittlich gutes AfD Ergebnis würde vmtl zu einer großen Koalition und/oder zu einem öffentlichen rechtsruck führen.
 

Gelöschtes Mitglied 683020

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ich würde sagen am boden, nachdem lucke geschasst war. das zeitweilige comeback haben sie anderen zu verdanken. lass jetzt was an der petry-rücktritt-story dran sein und dann wars das mal wieder.

Die Partei ist vier Jahre alt. Das war der Punkt. Aber warum überhaupt posten :DDDDDDDDD XD XD XD iks dee.
 
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# an den blinden Lehrer.

Echte Veränderung kann nicht durch ein Kreuz hier oder da herbeigeführt werden, sondern nur durch blutige Revolution.
Aber dafür gehts uns halt doch zu gut

Demokratie ist also sinnlos und dient nur der Beruhigung der Massen?
 
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Demokratie ist also sinnlos und dient nur der Beruhigung der Massen?
Nein und ja. Siehe Churchill-Zitat. Man kann in ner Demokratie tatsächlich weitaus mehr mitbestimmen als in jeder anderen bisher ausprobierten Staatsform. Nenne mir eine Staatsform, die nicht die Massen beruhigen will. Darum gehts doch in jeder Gesellschaft: Ein Auskommen zu finden.
 

Deleted_504925

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2dekrjijjesy.jpg

irgendwas mach ich falsch, hab noch nie geld bekommen auf demos.


auch gut:
http://www.noz.de/lokales/osnabruec...-gegendemo-vor-rathaus#gallery&62764&0&882743
Zur angekündigten Gegendemo zum AfD-Wahlkampftauftritt von Beatrix von Storch sind etwa 2000 Osnabrücker erschienen.
Bei der AfD sah die Mengenverteilung deutlich anders aus. Etwa 30 bis 40 Anhänger der Partei, überwiegend ältere Herren, hatten sich den Weg durch die Gegendemonstranten gebahnt und auf dem Markt eingefunden, um Beatrix von Storch zu hören.
 
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Lügenpresse! Nachdem alle anderen Weg waren sind die 20.000 eigentlichen AfD-Anhänger angekommen. Mackia hat's gesehen!

@Leserbrief: Definitiv fake. Flüchtlingszentrum gründen und AfD wählen. :rofl2: Solche Menschen gibt es nur in Kritikers Fantasie.
 
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Schlecht. Petry ist das Gesicht der Partei. Die anderen AfD-Spitzenleute haben weder das Charisma, noch das rhetorische Talent von Petry. Allerdings kommt die Frauke teils etwas arrogant und spitz rüber, sowas mag der Michel normalerweise auch nicht.
 
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dieses anspruchsdenken in dem brief kotzt mich an:
wenn ich mich mit keiner partei so weit arrangieren kann dass ich glaube dort etwas zu bewirken dann gründe ich eine neue. oder ich nutze außerparamentarische mittel um meinem unmut kund zu tun indem ich z.b. demonstriere. dieser frust der im brief steckt sollte auf die eigene ideenlosigkeit gerichtet sein. es wir einem keiner magisch was besseres servieren wenn man nur motzt, erst recht wenn man ein medium nutzt das nicht mal die eigenen positionen unterstützt. aber man kann sich billig gut fühlen, denn man war ja dagegen *slowclap*

als ob demonstrieren gehen nicht auch hauptsächlich dazu dient, sich billig toll zu fühlen. was wirklich ändern tun irgendwelche demos jedenfalls so gut wie nie.
 

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Lügenpresse! Nachdem alle anderen Weg waren sind die 20.000 eigentlichen AfD-Anhänger angekommen. Mackia hat's gesehen!

@Leserbrief: Definitiv fake. Flüchtlingszentrum gründen und AfD wählen. :rofl2: Solche Menschen gibt es nur in Kritikers Fantasie.

Goldraute. Die Cinderella Story 4.0

Ungefähr vergleichbar mit Sport1.de Kommentaren folgender Einleitung: "Ich bin kein Köln Fan, aber was der Schiri gestern gemacht hat war Schiebung... FUSSBALLMAFIA UEFA!!! Und das sage ICH als bekennender Gladbach oder Leverkusen Fan, und damit ist klar, dass ich recht habe, denn ich bin völlig frei von jeglichen Vorurteilen zugunsten von Köln!!!!!!!1111
 

Gustavo

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Vermutlich kein Beinbruch, weil ihre Umfragewerte bei allen außer AfD-Wählern unterirdisch sind. Wäre nur dann ein Verlust, wenn sie sie mit jemandem ersetzen, der weniger opportunistisch ist als sie, dafür mehr genuin durchgeknallt. Wenn sie ein Spitzenteam wie Gauland/Weidel nominieren, würde es vermutlich keinen Unterschied zu Petry/Sonstwer machen.
 

deleted_24196

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