Deshalb gibt es in Bayern die CSU. Und vor Merkel konnte auch die CDU den rechten Rand einigermaßen einfangen. Man erinnere sich daran, dass die Partei auch Auffangbecken für eine Menge Altnazis war. Rechts neben der Union gab es in der BRD nur 3x wirklich "Platz":
1. Direkt nach dem Krieg, als viele noch zu braun im Kopf waren und deutschnational / nationalliberal wählten.
2. In den 60ern, als die 1. Groko die parlamentarische Opposition ad absurdum geführt hat und sich ein rechtes Gegengewicht zur linken Jugendbewegung bildete.
3. In den 80ern, als die Republikaner gegründet wurden, um gegen FJS und seine DDR-Politik zu protestieren.
Sonderlich langlebig war keine dieser Bewegungen. Das, was wir jetzt erleben ist in seiner Heftigkeit neu. Es hat durchaus etwas zu bedeuten, wenn die AfD bundesweit >10% erzielt. Ich denke, dass die Union, sobald Merkel abtritt, einen harten Schwenk nach rechts machen wird, auch weil sich die SPD schon aus Überlebensgründen nach links bewegen muss und damit als Koalitionspartner wegfällt. Als Protestpartei erfüllt die AfD ihre Funktion, mehr aber auch nicht. Sie weist die selben eklatanten programmatischen und personellen Schwächen wie die anderen Parteien der "neuen Rechten" in Europa auf. Siehe Großbritannien oder Österreich. Die Chuzpe, so richtig deutschnational-populistisch zu werden, hat die Partei nicht, auch weil man durchaus verstanden hat, dass es da in Deutschland einen zu breiten Konsens gegen solche Positionen gibt. Wobei es auch dankbar für die etablierten Parteien ist, dass die AfD kein Gesicht hat, das wirklich die Massen begeistert. Es gibt grob gesagt drei Kategorien von AfD-Politikern: Technokraten, Stammtischdümpel und Rassisten. Schnittmengen existieren natürlich. Petry wirkt für Ottonormalwähler zu intellektuell und unnahbar, Ottonormalwähler braucht jemanden, dem er "vertrauen" kann. Womit sich der Kreis schließt und wir wieder bei der CSU wären: Diese versteht es seit Jahrzehnten, dem Pöbel nach dem Maul zu reden. FJS war da natürlich godlike, aber auch Stoiber hat trotz seines verqueren Gestotters durchaus Volkes Seele angesprochen. Und "Uns Horst" ist einer der fähigsten Machtpolitiker der Nation, da ihm das Kunststück gelingt, seine Meinung quasi monatlich zu ändern, ohne dabei das Gesicht zu verlieren.