AfD - Karnevalsverein oder Heilsbringer?

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Ich glaube es geht tatsächlich weniger um Kultur und mehr um Vermischung. Wenn in der türkischen Bäckerei noch mehr Deutsche sitzen würden und einer der Verkäufer vielleicht noch ein Pole wäre, würden sich einige Deutsche dann schon wohler fühlen. Aktuell hat man vielerorts das Gefühl, dass die verschiedenen Kulturen einfach nebeneinander her leben. Das fördert ein Gefühl der "gesellschaftlichen Zersetzung".

Wenn sich Migranten und Einheimische mehr vermischen, kommt das mit der gemeinsamen Kultur ja auch von ganz allein.
 

Shihatsu

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Wenn sich Migranten und Einheimische mehr vermischen, kommt das mit der gemeinsamen Kultur ja auch von ganz allein.
Tausenfach dieses. Dazu kommt noch: Genau so ist dieses "Deutschsein" ja ursprünglich entstanden - wir haben nur für (gefühlt) 100 Jahre das Gegenteil gemacht, aus... Gründen.
 
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[…]
Es ist ein Problem, wenn man den Leuten den Glauben lässt, das würde irgendwie Deutschland in seinem Wesenskern verändern, nur weil sie in der Fußgängerzone mehr Leute sehen die ihnen "fremd" vorkommen. Die Frage nach der Angst ist das beste Beispiel: Die höchste Zustimmung war zu einem "massiven Anstieg der Kriminalität". Es gibt einfach absolut keinen Grund zu glauben dass es einen solchen geben wird, genau wie es einen solchen nach 2015 nicht gab, als in kurzer Zeit noch eine deutlich größere Zahl an Asylbewerbern kam. DA ist der Punkt wo man ansetzen kann: Nicht einfach alles mit "Ängste ernst nehmen" quittieren, sondern den Leuten die Wahrheit sagen, auch wenn die Wahrheit nicht so einfach ist. Bei manchen Themen braucht es leider einfach betreutes Denken, weil Leute, wenn man sie mit diesen alleine lässt, auf völlig absurde Schlussfolgerungen kommen, die auf nicht mehr als auf einem diffusen Gefühl beruhen.
Ich stimme Dir sehr weitgehend zu. Du bringst mich jetzt auch dazu eine Charakterisierung der AfD zu nennen, die mir gestern schon einfiel, bei der ich mir dann aber doch nicht sicher war ob sie so treffend ist. Jetzt denke ich, dass sie wohl doch nicht so schlecht ist:
Die AfD mit ihrem Wunsch nach mehr Einfachkeit und Rückzug ins Bekannte ist nichts anderes als eine Art … bräunlich gefärbter Biedermeier. N'est ce pas?

Beim letzten Absatz würde ich Dir aber widersprechen wie schon @saistaed, und zwar aus einem ganz konkreten quantifizierbaren Grund: Zwar bedeutet die Migration in Aggregaten betrachtet nicht die Umvolkung, aber man muss keine Demographiesimulation machen sondern lediglich geographische Verteilungen anschauen, um ganz erhebliche Probleme zu erkennen, welche von der Politik aktiv weggelächelt werden, weil sie keine Lust hat sich dem gesammelten Furor der Medienwelt auszusetzen.

Migration findet vornehmlich in die (attraktiven) Metropolen statt. Würde ich als Migrant genauso machen, sowohl in Norwegen oder der Schweiz würde ich mal safe nicht in irgendein Kaff ziehen. In den Metropolen bilden sich aufgrund der stark heterogenen Preisstrukturen ethnisch geprägte Viertel heraus, welche je nach Ausprägungsgrad am Ende auch unattraktiv für Migranten der Generation 2+ werden. Eine Freundin aus Essen meinte schon letztes Jahr "Ganz im Ernst, ich zieh jetzt aus Altendorf weg, hier hört man nur noch arabisch, es gibt immer mehr Roma die die Gegend vermüllen und das Dealerproblem an der Helenenstraße wird auch nicht kleiner." … sie ist Deutschtürkin und für die Grünen aktiv 🤷‍♂️

Was dazu kommt ist bekanntermaßen, dass solche Konzentrationen dann aufgrund des Sprengelprinzips zu Schulen führen, auf denen sich die Probleme konzentrieren, wo die Lehrer zu Sozialarbeitern werden, um eine extrem heterogene Schülerschaft wenigstens noch mit dem nötigsten für ihr Leben auszustatten. Gerade auf den Hauptschulen prallen dann unterschiedlichste Problemkomplexe von Bildungsferne bis sozioökonomischer Schwäche aufeinander und bilden einen Brei in dem begabte Schüler ihr Potential nicht ausschöpfen können und vulnerable Schüler in die falsche Gesellschaft kommen und dann erst recht nicht ihr Leben auf die Reihe bekommen. Auch das denke ich mir nicht aus, sondern habe eine Quelle aus erster Hand die Sozialarbeiterin an einer Hauptschule ist.

Die dritte Quelle, die Beamte an einem Standesamt im Ruhrgebiet ist, habe ich ja schon mehrfach erwähnt. Die Stories die sie erzählt sind zwar die Highlights, aber die deuten auch nicht darauf hin, dass Migration kein Problem wäre, sondern eher auf das Gegenteil. Diese Highlights haben nämlich ausnahmslos immer mit Migration zu tun.

Also ja, Migration in der Form wie "wir" sie aktuell managen ist ein riesiges Problem, und zwar insbesondere weil ständig Nazi geschrien wird weil man seiner ideologischen Überzeugung davon anhängen will, dass Migration ausschließlich Bereicherung und nie Problem sein darf. Hätte man diese ideologischen Scheuklappen schon länger abgelegt, wäre wirklich allen damit geholfen gewesen. Stattdessen wurden die Probleme zwar erkannt, aber immer nur verdruckst und auf kleiner Flamme bearbeitet, weil man nicht zu viel Aufmerksamkeit wollte.

Und genau das sind auch "diese diffusen Ängste der Leute". Kein Mensch hat Lust darauf, dass seine Kinder in der Schule mit 80% Migranten im Jahrgang wegen ihrer Religion gemobbt oder wegen ihrer mangelnden Asozialität* verprügelt werden. Wenn Du diesen Eltern erzählst es gäbe keine Probleme mit der Migration, und dass jemand der so denkt Nazi ist … ja dann werden diese Eltern Dir einen Vogel zeigen und AfD wählen.

*Wer nicht beim Mobben mitmacht und sich dem aktiv verweigert, macht sich direkt zum Ziel … und damit hast Du dann eine fiese Mitläuferdynamik die gerade die Schüler trifft, die lieb und nett sind und Konflikten aus dem Weg gehen wollen.

mal ohne Häme, was ist denn diese ominöse deutsche Identität oder Leitkultur? Jenseits von Platitüden (Fleiß, ordentlich) oder Klischee ( irgendwas mit Sauerkraut) kommt da imo immer nix. Fußball ist mir nicht egal sondern ich freue mich aktiv wenn 'SCHLAAAAND verkackt.

Stolz auf unsere Verfassung und Demokratie ist für mich das nächste was mir in der Richtung einfällt. Naja und da ist die AfD bekanntlich ein Negativbeispiel, aber darauf wolltest du nicht hinaus.

Also sag mal, was is für dich deutsche Identität.
Ich habe mehrfach zu dem Thema gepostet. Siehe u.a. oben. Ich kann mich an keine Antwort dazu von Dir erinnern, freue mich aber über eine. Leider ist das was Du schreibst geradezu scherenschnittartig ein Beispiel für meine Kritik an dem Umgang mit dieser realen Problematik.
Kurzzusammenfassung: Leitkultur ist schwer zu greifen, weil sie mE eben nicht mit "aber das Grundgesetz!" erschöpfend beschrieben ist. Kultur ist kein juristischer Begriff. Um Mitglied einer Gesellschaft zu werden ist die Bedingung "werd nicht strafrechlich verurteilt" die absolute Untergrenze, die ich als notwendig aber nicht hinreichend betrachten würde, welche von vielen aber als hinreichend erachtet wird. Um ein guter Bürger im besten Sinne zu sein sollte man idealiter zum Gelingen der Gesellschaft beitragen und sich an ihre (auch ungeschriebenen) Gesetze halten und diese auch tradieren. Und dazu gehören eben sehr viele regional und überregional relevante Dinge, die das ganze zu einem schwer definierbaren aber absolut realen Konzept machen. Man könnte auch sagen "I know it when I see it."
Ganz definitiv gehören dazu Dinge wie eben eine gewisse Einstellung zu Arbeit und Sorgfalt, zu Sauberkeit und Benehmen im öffentlichen Raum, zum Primat von Ratio über Religion, zur Wertschätzung von Bildung und Argumenten … nichts was sich notwendigerweise hart juristisch formulieren ließe und auch nichts was man von jedem jederzeit zu 100% erwarten würde. Aber es ist eine Richtschnur an der sich das öffentliche und private Leben orientiert, und Abweichung von selbigem wird als Devianz verstanden.
 
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Dieser Diskurs in Deutschland kann noch jahrelang nach "rechts" verschoben werden, ohne dass wir Angst haben müssten, weiter nach rechts zu rücken, als das was international als "Mitte" empfunden wird. Don't worry.

Aye, of course ...

Um wieder anschlussfähig zu sein, hatten die neu gewählten AfD-Abgeordneten am Montag nach der Wahl mehrheitlich entschieden, Krah nicht in ihre Delegation aufzunehmen.
Krah hatte dies als Fehler bezeichnet und erklärt, dass dies die ID nicht umstimmen werde. Die AfD solle sich nicht von einer ausländischen Partei vorschreiben lassen, mit wem sie antrete, sagte Krah.
:rofl2:

Das Problem mit der AfD ist imo weniger, dass wir in Deutschland eine starke Partei am rechten Rand haben, sondern dass eine Partei, die den rechten Rand herunterfällt, so stark ist wie die AfD.
Und als Apologie dazu kommt entweder "mimimi, Einzelfälle!2 oder "mimimi, was sollen wir tun, irgendwo muss der deutsche Mann doch ein Kreuz gegen Musel machen können!!!!1112".
Cry me a river. Ich bin auch Sozialist und würde im Leben nicht die Linke wählen.
 
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Celetuiw

StarCraft: Brood War
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Ich kann mich an keine Antwort dazu von Dir erinnern, freue mich aber über eine. Leider ist das was Du schreibst geradezu scherenschnittartig ein Beispiel für meine Kritik an dem Umgang mit dieser realen Problematik.
Nein, ich habe keine Antwort gepostet, aber für den Fall, dass du mich mißverstehst: es gibt meiner Meinung nach auch keine. Für mich ist "deutsche Identität ein Konstrukt, dass realistisch nicht mit Leben gefüllt werden kann. Es gibt keinen benennbaren und belastbaren Kern deutscher Identität (der nicht regional ist).
Kurzzusammenfassung: Leitkultur ist schwer zu greifen, weil sie mE eben nicht mit "aber das Grundgesetz!" erschöpfend beschrieben ist. Kultur ist kein juristischer Begriff. Um Mitglied einer Gesellschaft zu werden ist die Bedingung "werd nicht strafrechlich verurteilt" die absolute Untergrenze, die ich als notwendig aber nicht hinreichend betrachten würde, welche von vielen aber als hinreichend erachtet wird.
Da bin ich ganz deiner Meinung.
Um ein guter Bürger im besten Sinne zu sein sollte man idealiter zum Gelingen der Gesellschaft beitragen und sich an ihre (auch ungeschriebenen) Gesetze halten und diese auch tradieren. Und dazu gehören eben sehr viele regional und überregional relevante Dinge, die das ganze zu einem schwer definierbaren aber absolut realen Konzept machen. Man könnte auch sagen "I know it when I see it."
Ja schon, aber das ist mir zu schwammig. Es ist ja auch kein exklusives Merkmal. Jeder Bürger einer demokratischen Gesellschaft idealistisch zum Gelingen der Gesellschaft beitragen und sich auch an die ungeschriebenen Gesetze halten. Das ist ja nichts typisch deutsches. Ich glaube dir gerne, dass du da etwas siehst, aber für mich gilt "i didn't see it yet"
Ganz definitiv gehören dazu Dinge wie eben eine gewisse Einstellung zu Arbeit und Sorgfalt, zu Sauberkeit und Benehmen im öffentlichen Raum, zum Primat von Ratio über Religion, zur Wertschätzung von Bildung und Argumenten … nichts was sich notwendigerweise hart juristisch formulieren ließe und auch nichts was man von jedem jederzeit zu 100% erwarten würde
Hmh. Aber gewisse Einstellungen zur Arbeitsmoral und Pünktlichkeit sind jetzt deutscher Wesenskern? Klingt nach wenig, muss ich sagen. Primat der Ratio ist doch im wesentlichen ein Verweis auf die Kulturen, die stark durch die Aufklärung, Sakularisierung und Wissenschaft geprägt sind. Das ist aber zutreffend für alle westeuropäisch geprägten (also auch USA) Kulturen, nicht für Deutschland.

In Deutschland insbesondere muss man da sogar ein größeres Fragezeichen setzen als z.b. in Frankreich, wenn man sich die übermächtige Stellung der Kirchen ansieht, die die trotz gesamtgesellschaftlichem Bedeutungsverlust haben. z.b. rechtliche Sonderstellung der Kirchen, seltsame Gesetze zu sowas wie "Tanz und Unterhaltungsverbot am Karfreitag".

Wer unter 80 interessiert sich bitte für Karfreitag..
 
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Ich bin in Deutschland geboren und aufgewachsen. Ich lebe, liebe und arbeite innbrünstig in und für unser Land. Aber die Leitkultur Debatte ist hirnverbrannter Dreck. Irgendein schwurbeliger Versuch extrem komplexe Wirkverhältnisse zu banalisieren/standardisieren. Jeder, der das versucht und iwas von "deutsche Kultur ist dies" schwadroniert ist in meinen Augen geistig behindert. Was haben wir Franken bspw. großartig mit den Sachsen zu tun? Selbst die praktizierte Sprache harmoniert nicht so wirklich. Daher würde ich am liebsten einfache Geister dieser Art aus dem öffentichen Diskurs mit einem "halt Dein dumes Mowl" ausschließen. "Unsere Kultur ist weitaus komplexer und reicher als Dein erbärmlicher Versuch den kleinsten gemeinsamen Nenner zu finden". Als Demokrat verbietet sich das natürlich, daher tue ich so als würde ich zuhören. Innerlich verachte ich diese Diskussion ob ihr Einfachheit/Unehrlichkeit/Übergriffigkeit allerdings.
 

GeckoVOD

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Da widerspreche ich. Merkels "wir schaffen das" war kurzfristige Taktik wenn überhaupt. Ich glaube auch nicht, dass irgendeiner der von Dir genannten Punkte Kristallisationspunkt von etwas sein kann was "Leitkultur" genannt werden könnte
Ich sagte die Idee wäre gut, die Umsetzung war etwas ganz anderes. Ich denke eher ähnlich zu dem, was Gustavo viel schöner ausformuliert. Gerade weil die Empfänger der politischen Botschaft sehr diffus und irrationale Gedankengänge haben, müsste das Leitbild einfach und klar sein. Hier ein kodifiziertes Verhaltensmuster zu platzieren wirkt nicht, am Ende holst du weder den Mackia, noch deine Linksgründeppen ab. Mir stellt sich auch die Frage, was man mit dem Leitbild, der Leitkultur oder dem Leit-Ding anstellen will, wenn man es nichtmal als Biodeutscher formulieren könnte - wie soll sich denn dann ein Migrant daran halten? Verhalten im öffentlichen Raum ist schon sehr speziell, auch unter uns Biokartoffeln, man denke alleine an die Ellenbogen-Boomer mit ihrer Karen-Attitüde, auf jede gerecht entsorgte Kippe kommt irgendeine Überkorrektheit, die das Verhalten dann ruiniert.

Wir können gerne über kleine Maßnahmen reden, die gemein gelten können, vma. Säkularisierung. Bedenke dabei, dass du da ein Faß aufmachst, das indirekte Konsequenzen hat. Vma. Kopftuchverbot in öffentlichen Gebäuden, Burkini-Verbot, Verpflichtung von Schulkindern am Schwimmen mit wenig Spielraum für Freistellung, verpflichtender Ethikunterricht von Klasse 1 bis 9, etc. pp. Allerdings scheitern wir real ja schon an den Kreuzen in öffentlichen Gebäuden in Bayern, sowie der Aufrechterhaltung von Tanzverboten. Zu schweigen davon, was es letztlich für Kitas und Krippen unter kirchlicher Führung bedeuten könnte, wenn man dort in beiden Maßstäben eingreifen würde.
Unabhängig davon verstehe ich unter dem Grundgesetz, dass wir zwar Meinungsfreiheit haben und grundsätzlich Religionen akzeptieren, aber dennoch wehrhaft sind. Mir egal ob der Fackelmarsch vom dritten Weg, oder die Kalifats-Demo in Hamburg: Der Staat müsste sich hier einsetzen beides möglichst stark zu reglementieren und unterbinden, statt immer zu beobachten, ohne dass aus der Beobachtung Konsequenzen folgen. Prinzipiell sind das aber alles wieder stark lokalspezifische Maßnahmen, je nachdem was da vor Ort schief läuft. Habe kein Bild, wie viel da noch von Bund gebraucht wird, das man regional Probleme wie Parallelgesellschaften und Untergrundbewegungen angeht. Wie dem auch sei.

Mir geht es letztendlich darum, dass die Partei ihre Idee stringent kommuniziert und viel wichtiger handelt, daher stimme ich dem "kurzfristig" bei Merkel definitiv zu - als Idee einer Leitlinie war es geeignet, auch wenn es nur eine Nebelkerze war. Es ist mir eigentlich egal welcher Themenkomplex, sei es Klima, Migration oder Sicherheit, ich möchte da klare, nationale Strategien, denn meist kommt nur ein Mischmasch an und jeder hat zu viele Lücken Dinge zu denken, bzw. auf Dinge zu zeigen, die so kamen, wie sie kommen mussten. Gefühlt geht jedes komplexe Thema in den Bundestag / in die Regierungskoalition zum Sterben. Meist wegen der schwarzen Null oder der halbgaren Atittüde man sitzt es ein- bis zwei Legislaturperioden aus, in der Zwischenzeit bewirft man sich mit Dreck oder verhindert absolute No-Brainer wegen Lobby (bspw. 130er-Tempolimit). Ich schweife ab.
Der Punkt, den ich zumindest hier beobachten konnte: Manche Themenkomplexe werden besser, wenn die Leute auch das "Gute" daran sehen können. Hetze gegen EU & co. während der Griechenland-Krise gab's hier genug, wiedererstarken der Rechte, generell viel Gemeckere, u.a. aus der Ecke der "traditionellen" KMU und den Landwirten. Regional schüttete die Bezirksregierung Fördergelder aus EFRE, ESF und co. ab, inklusiver starker Werbekampagne für die Mittel. Plötzlich prangten an Werkshallen entsprechende Logos und dank BayWa-Lobbyismus hat's auch der Traktor-Bernd gerafft, dass neben Regulationen auch Dinge zurückfließen. Hat gefühlt zumindest die Gemüter etwas beruhigt und den Widerstand gegen Extrempositionen gestärkt.

Daher auch meine Vermutung, dass man nur sehr begrenzt etwas gegen das "Gefühl" der AfD-Wähler tun kann, letztlich ist es immer mit der Gesamtlage der Nation verbunden, aber auch stark mit dem regionalen Empfinden der Lage. Kann man notwendige Änderungen verknüpfen, wäre wohl auch die Akzeptanz höher und die Willigkeit Dinge zu probieren. Vma. zwar die Flüchtlingsunterkünfte hinstellen, aber auch Kampagnen für den Ausbau von Kita- und Krippe durchpeitschen, das ganze mit Quid pro Quo zeigen, um das Gefühl man müsse nur leisten, bekäme aber nichts zurück, oder gar die Empfänger hätten Privilegien. Aktuell ist halt bißchen hier was gefordert, bißchen da was hingestellt, Kontext kannste dir reimen, also glaubste der Habeck kommt und frißt die Heizung auf, jeder für sich selbst allein, keiner zusammen.
Hier hätte ich gerne die Message, dass wir ein nationales Anliegen haben, egal welches, oder wie viele - das gemeinsam geschafft werden kann und für alle Chancen bietet, jedem zum Handeln auffordert.
 

Benrath

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Man kann die Leitkultur und Abweichungsdiskussion auch unnötig verkomplizieren.
Migration aus manchen Ländern weicht in manchen Dimensionen einfach mehr vom "Durchschnitt" des aktuellen Bevölkerung ab.
Das ist in manchen Dimensionen egal, in manchen doch etwas irritierend.

Wenn man das grundlegend verneint, find ich die Diskussion auch eher müßig.
Manche der Dimensionen sind auch egal und betreffen einen individuell nicht, manche sind einfach ein diffuses Gefühl.
 
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Identität durch Abgrenzung ist eine Methodik aus der Vergangenheit. Insofern halte ich den Anstoss die Definition der Leitkultur auch über "Migration" (im weitesten Sinne) zu führen für ungeeignet.
 
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Identität durch Abgrenzung ist eine Methodik aus der Steinzeit. Insofern halte ich den Anstoss die Definition der Leitkultur auch über "Migration" zu führen für ungeeignet.

wo ziehst du da die grenze? wir haben einen wertekanon, dessen fundament das grundgesetzt darstellt. wir haben durchaus migration aus regionen, die zu einem gewissen teil diesen wertekanon ablehnen. wie gehen wir gesellschaftlich damit um? klar, vermischen klingt auf dem papier toll, aber hier war doch vor kurzem duisburg, wo ein stadtteil derart gekippt ist, dass die erdogan-nahe DAVA partei stärkste kraft geworden ist. da denk ich mir auch nur WTF...

migration muss aus meiner perspektive gesteuert werden, da gehts dann auch darum, gut zu durchmischen, die leute abzuholen, denen werte und chancen zu geben, teil dieser gesellschaft zu werden - aber das auch einzufordern. je mehr die in ihrem eigenen süppchen kochen (hallo diverse berliner stadteile), desto weniger wird das gelingen. ich find deutschland geil, ich will aber auch, dass das so bleibt. ich will, dass sich hier jeder unabhängig von geschlecht, hautfarbe und religion entfalten kann, aber auch seinen teil dazu beiträgt, dass es weiterhin geil bleibt oder sogar noch geiler wird und zwar für alle.
 
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migration muss aus meiner perspektive gesteuert werden, da gehts dann auch darum, gut zu durchmischen, die leute abzuholen, denen werte und chancen zu geben, teil dieser gesellschaft zu werden - aber das auch einzufordern. je mehr die in ihrem eigenen süppchen kochen (hallo diverse berliner stadteile), desto weniger wird das gelingen. ich find deutschland geil, ich will aber auch, dass das so bleibt. ich will, dass sich hier jeder unabhängig von geschlecht, hautfarbe und religion entfalten kann, aber auch seinen teil dazu beiträgt, dass es weiterhin geil bleibt oder sogar noch geiler wird und zwar für alle.
Das klingt so einfach, aber im Grunde ist es menschlich sich eben nicht komplett zu assimilieren, wenn man eben anders sozialisiert wurde und seine gewohnte Heimat auch in der Ferne findet (Menschen, TV, Internet, essen, whatever)
Das muss jetzt nicht mal Neukölln sein, auch deutsche Rentner rotten sich auf Mallorca und co zusammen und sprechen deutsch untereinander und übernehmen relativ wenig von der Lebensweise der dort lebenden Spanier, die Japaner in Düsseldorf kochen ebenfalls ihr eigenes Süppchen, es ist uns nur egal, weil die nicht (medial) auffallen.

Wir alle sehnen uns nach Heimat, nach Bekanntem, nach Vermitteltem und Vetrautem und Türken in Berlin, die auch in 4. Generation noch das Trikot von Fener tragen und nicht das von Hertha, sind da keine Ausnahme. Selbst Menschen wie @Gustavo, die eher cosmopolitisch wirken, bewahren sich ja ihre Sozialisation: Er schreibt regelmäßig auf deutsch in einem deutschen Forum, verfolgt die Spiele von Kaiserslautern, eventuell macht er sich auch mal nen Saumagen :deliver: . Nichts davon ist amerikanisch, ist er jetzt schlecht integriert?

Die Crux liegt im Zusammenleben. Neukölln kann Neukölln bleiben, so lange dort weiterhin ebenfalls der kleinste gemeinsame Nenner unserer Gesellschaft gilt und das ist das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland und die Amtssprache Deutsch. Man reibt sich ja daran, dass das eben nicht immer der Fall ist (Kriminalität, Friedensrichter statt Polizei, Islam > GG, 60 Jahre in Deutschland leben, kein Wort deutsch können usw.) und nicht dass die Menschen dort eher dunklere Haare haben.

Ich für meinen Teil bin als Bio-Deutscher sogar ein wenig stolz, wenn ich unterschiedliche Ethnien auf der Straße sehe und bemerke dass die miteinander deutsch sprechen - all diese Menschen kommen in erster oder zweiter Generation hier her und lernen "meine" Sprache, weil sie hier zurecht kommen wollen, das ist ja irgendwie ne tolle Geschichte.
 
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Wir alle sehnen uns nach Heimat, nach Bekanntem, nach Vermitteltem und Vetrautem und Türken in Berlin, die auch in 4. Generation noch das Trikot von Fener tragen und nicht das von Hertha, sind da keine Ausnahme. Selbst Menschen wie @Gustavo, die eher cosmopolitisch wirken, bewahren sich ja ihre Sozialisation: Er schreibt regelmäßig auf deutsch in einem deutschen Forum, verfolgt die Spiele von Kaiserslautern, eventuell macht er sich auch mal nen Saumagen :deliver: . Nichts davon ist amerikanisch, ist er jetzt schlecht integriert?

zukunft braucht herkunft - sagt glaub kein schwanz was, wenn die bei ner wm die nationalfahne ihres herkunftslandes aus dem fenster hängen und daheim mansaf nach omas alten rezept zubereiten. sorgen bereitet mir tatsächlich, wenn die abgrenzung eben nicht über die positive assoziation mit der herkunft passiert, sondern über die negative assoziation mit dem "gastland", das eigentlich heimat sein sollte. klar, ist das ambivalent und zielt in beide richtungen. aber die abgrenzung passiert glaub zunehmend recht deutlich über die achse "euer westlicher lebensstil kotzt mich an, weil ..." zu schwul, zu emanzipiert, zu sexualisiert, zu gottlos, zu deutsch ... blabla. da muss es halt gesellschaftlich auf die fresse geben. genau so wie es gesellschaft auf die fresse zu geben hat, wenn jemand hier meint, seit 80 jahren nachhaltig zerbombtes, verstaubtes gedankengut in seiner bubble zusammenfantasieren zu müssen und stramm den teutonicus mimt.
 
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lol Schemel du Volksverräter bist ja schon völlig bei den Grünen angekommen. So lange das Grundgesetz akzeptiert wird ist für dich alles okay.
Das nenne ich mal anspruchslos :8[:
 

Gustavo

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Und genau das sind auch "diese diffusen Ängste der Leute". Kein Mensch hat Lust darauf, dass seine Kinder in der Schule mit 80% Migranten im Jahrgang wegen ihrer Religion gemobbt oder wegen ihrer mangelnden Asozialität* verprügelt werden. Wenn Du diesen Eltern erzählst es gäbe keine Probleme mit der Migration, und dass jemand der so denkt Nazi ist … ja dann werden diese Eltern Dir einen Vogel zeigen und AfD wählen.

Sorry, aber da kommen wir nicht zusammen: Kein selection on the DV Argument ist ein überzeugendes Gegenargument, weil ich nicht davon gesprochen habe, dass du nirgendwo Probleme ausmachen kannst, sondern was für eine Auswirkung die auf die Lebensrealität des typischen Bürgers hat. Die sind für die allermeisten Theme schlicht so gering, dass sie häufig nicht mal messbar sein dürften. Dass es nicht besser laufen könnte ist da kein Gegenargument und dass es in Marxloh nicht so geil läuft ebenfalls nicht: Das ist ja nicht die Lebensrealität der meisten Menschen und so zu tun als wäre das nicht der ungünstigste Fall innerhalb einer Verteilung von tatsächlich existierenden (!) Integrationsoutcomes, wie es sie in jeder größeren Stadt Deutschlands gibt, sondern ein realistisches Bild der Zukunft unter Fortschreibung des Ist-Zustands leistet schon genau der Tendenz Vorschub, die ich meinte. Ich garantiere dir dass der durchschnittliche AfD-Wähler ein VÖLLIG verzerrtes Bild davon hat, wie Integration in Deutschland läuft.


migration muss aus meiner perspektive gesteuert werden, da gehts dann auch darum, gut zu durchmischen, die leute abzuholen, denen werte und chancen zu geben, teil dieser gesellschaft zu werden - aber das auch einzufordern. je mehr die in ihrem eigenen süppchen kochen (hallo diverse berliner stadteile), desto weniger wird das gelingen. ich find deutschland geil, ich will aber auch, dass das so bleibt. ich will, dass sich hier jeder unabhängig von geschlecht, hautfarbe und religion entfalten kann, aber auch seinen teil dazu beiträgt, dass es weiterhin geil bleibt oder sogar noch geiler wird und zwar für alle.

Alles gut und schön, aber man bekommt auch ein bisschen ein verzerrtes Bild, wenn man sich unter Integration vorstellt, dass Einwanderer der ersten Generation das alles so übernehmen: Das ist die Ausnahme, nicht die Regel. Werte wandeln sich hauptsächlich zwischen Kohorten, nicht innerhalb von ihnen. In der Geschichte der BRD gab es haufenweise Leute, die mit der Demokratie nie wirklich warm geworden sind, weil sie nicht in einer funktionierenden Demokratie sozialisiert wurden. Das Problem hat sich nicht dadurch gelöst, dass man sie irgendwie zur Demokratie bekehrt hat, sondern dadurch dass diese Jahrgänge irgendwann alle ausgestorben waren. Ich kenne viele asiatischstämmige Amerikaner, die aus der zweiten Generation stammen und die gelten natürlich als model minority. Wenn du dich mit denen unterhältst merkst du aber recht schnell, dass ihre Eltern häufig kulturell mit der Freizügigkeit der USA nicht viel anfangen können, auch wenn sie seit Jahrzehnten in den USA leben. Wo Integration sich wirklich entscheidet ist nicht in der ersten Generation, sondern in der zweiten. Aus irgendeinem Grund gibt es in Deutschland da die Tendenz, die Geschichte zu erzählen, die zweite Generation sei häufig schlechter integriert als die erste und es gäbe irgendwie negative Tendenzen (mehr Religion, mehr Segregation etc.) obwohl die Zahlen das genaue Gegenteil zeigen.


@Gustavo, die eher cosmopolitisch wirken, bewahren sich ja ihre Sozialisation: Er schreibt regelmäßig auf deutsch in einem deutschen Forum, verfolgt die Spiele von Kaiserslautern, eventuell macht er sich auch mal nen Saumagen :deliver: . Nichts davon ist amerikanisch, ist er jetzt schlecht integriert?

Na ja, ich bin allerdings auch kein Migrant in dem Sinn, dass ich vorhabe, mein Leben dauerhaft in den USA zu verbringen. Nach den meisten Maßstäben, die Leute hier an Migranten und ihre Geisteshaltung stellen, wäre ich auch ein ganz miserabler Migrant. :deliver:


lol Schemel du Volksverräter bist ja schon völlig bei den Grünen angekommen. So lange das Grundgesetz akzeptiert wird ist für dich alles okay.
Das nenne ich mal anspruchslos :8[:

Anspruchslos? Gibt doch niemanden hier, bei dem die Dichte an nicht-grundgesetzkonformen Posts so hoch ist wie bei dir?
 
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lol Schemel du Volksverräter bist ja schon völlig bei den Grünen angekommen. So lange das Grundgesetz akzeptiert wird ist für dich alles okay.
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Was sollen die Menschen denn noch machen? Ernstgemeinte Frage.

Und ich bin nicht bei den Grünen angekommen, gerade weil ich das Grundgesetz und die deutsche Sprache einfordere.

Das ist ja etwas was man links der Mitte gerne etwas laxer sieht, wo man Kulturappeasement betreibt, von behördlicher Seite Aushänge auf arabisch macht und selbst streng religiöses Gebaren wie Friedensrichter oder Zwangsheiraten noch irgendwie als Bereicherung verkauft oder Drogendealer im Görlitzer Park protegiert. Alles daran widerspricht den hier geltenden Gesetzen und das ist meine rote Linie.

Aber ob Halil lieber Sauerkraut oder Baklava frisst ist doch mir vollkommen egal. Ich geh auch 1000 mal lieber in ein koreanisches Restaurant zum BBQ als auf ein niedersächsisches Schützenfest, wo ich zur späten Stunde Korncola saufen und Ausländer raus gegröle hören muss. Und zweiteres ist für dich wahrscheinlich deutsche Kultur, ich finds zum kotzen, auch ohne Gegröle
 
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@Gustavo hngrn. Das ist doch genau das was ich meine: Im Durchschnitt ist der Teich 10cm tief, trotzdem ist die Kuh ersoffen.
Die Mehrheit der Menschen lebt eben nicht im Durchschnittsszenario.
Klar wird es genau diese Menge Menschen geben, die ein sehr schräges Bild von der Realität haben. Aber genauso gibt es eben eine sehr viel größere Menge Menschen geben, die ein halbwegs (!) mit der Realität vergleichbares Bild haben.
Allein in den Metropolregionen Rhein-Ruhr, Rhein-Neckar, Rhein-Main, Berlin, Hamburg, München, Stuttgart, Nürnberg, Hannover, Bremen wirst Du grob rechnen können, dass die Hälfte der Einwohner (egal welcher Herkunft) eine ganz andere Sicht auf und Erfahrung mit Migration haben als Menschen die auf dem platten Land leben und noch nie einen Migranten gesehen haben. (Überspitzt formuliert.)

Und diese Metropolregionen machen schonmal ganz grob über den Daumen irgendwo zwischen einem Drittel und der Hälfte der Bevölkerung aus. Wenn die Ausgangsituation je Teilpopulation so unterschiedlich ist, kannst Du nicht ein Modell drüberstülpen und mit dem Durchschnitt argumentieren, der höchstens einen winzigen Teil der Population halbwegs korrekt beschreibt. Wir hatten es doch schon häufig auch mit dem Phänomen, dass die AfD bei einem oberflächlichen Blick in Kommunen mit hohem Migrantenanteil weniger Prozente bekommt als in irgendwelchen ländlichen Kommunen mit 0,01% Ausländern … was sich aber stark relativiert, wenn man dann auf die Wahlbezirke innerhalb dieser Kommunen schaut und sieht, dass in z.B. Duisburg die AfD Prozente dort niedrig sind wo die reichen Menschen in ihren mehr oder weniger gentrifizierten Stadtteilen unter sich wohnen, und dort sehr hoch sind, wo die Armen und die Migranten sich ballen.

Ich halte es für aberwitzig zu behaupten, dass sich da kein handfestes Konfliktpotential erahnen lässt, wenn man sehen kann, wie in manchen Großstädten in absehbarer und nicht allzu ferner Zukunft eine migrantisch und teilweise auch muslimisch geprägte Bevölkerungsmehrheit haben werden (erst relativ, dann absolut). In einzelnen Stadtteilen hast Du das jetzt schon und in Schulen sowieso, erst recht in den Hauptschulen. Gerade das starke regionale Clustering sowie "Tradition" (bei Autochthonen und Migranten gleichermaßen) verhindert/verlangsamt da deutlich eine Vermischung.
Ich hoffe, dass ich mich da irre, aber das wird ohne eine halbwegs klare Vorstellung davon was in diesem Land ein gemeinsames Verständnis von einem "wir" sein soll mindestens Stoff für viele hässliche Diskussionen. Mehr "wir gegen die" Diskussionen und Konflikte braucht in diesem Land kein Mensch.

Letztlich ist es mir auch egal aus welchen Gründen Menschen AfD wählen. Ob irrationale Angst oder konkretes Problem, eine AfD-Regierung wird nicht einmal ihren glühendsten Anhängern gut tun.


Edit: Wobei ich befürchte, dass mir "konkreter Grund" lieber wäre, denn dagegen kann man vermutlich eher etwas tun als gegen irrationale Ängste. Dummerweise passiert seit Jahren politisch mehr, um Bauernfänger wie BSW und AfD eher zu stärken, als andersherum. Wenn ich mir anschaue wie die FAZ über Maybritt Illner gestern schreibt (Link zur Sendung in der ZDF-Mediathek), dann wird mir angst und bange davor, diese Art Mensch jemals in irgendeiner Form von Verantwortung zu sehen.
 
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Nachtrag: mir kam eine ganz revolutionäre Idee. Möglicherweise gibt es mehrere Gründe dessenthalben Menschen sich dazu entscheiden die AfD zu wählen.
Also srsly, das ist das wahrscheinlichste und es ist vermutlich zusammen mit dem regionalen Stadt/Land-Unterschied eine wesentliche Determinante für das Clustering der AfD-Wähler.

Habe am WE nochmal mit meiner Sozialarbeiterfreundin geredet. Die meinte, dass zwischenethnische Konflikte an der Schule tatsächlich eine gar nicht so große Rolle spielen (aber auch nicht gar keine). Bei 80-90% Kindern mit Migrationshintergrund wohlgemerkt … allerdings da auch wieder einschränkend: Viele Kinder sind nicht die Kinder neu Eingewanderter, sondern befinden sich in einer prekären Bildungssituation obwohl ihre Eltern bereits seit längerem oder schon ihr ganzes Leben in Deutschland leben. Das ihrer Ansicht nach größte Problem ist, dass die Kinder keinerlei Bock auf Arbeit haben, lieber noch länger in der Schule gammeln wollen, und vom System durch die ganzen Hilfsangebote eher in eine Art erlernte Hilflosigkeit rutschen. Ihre Diagnose: Die Ethnie ist ziemlich irrelevant, aber die autoritäre Kultur ist häufig ein Problem, suchtartiges Nutzungsverhalten von sozialen Medien, aber vor allem, dass die Schüler sehr große Wünsche und Vorstellungen haben (Studieren, Influencer werden, Manager werden) aber rein gar nichts dafür machen wollen. Ein von der Kita an besseres Bildungssystem mit tlw. weniger antiautoritärem Larifari und etwas klarerer Vermittlung von Grenzen für diejenigen die es brauchen wäre ihrer Ansicht nach sehr wichtig, um die Bildungsferne und das mangelnde Verständnis des Bildungssystems bei Migranten auszugleichen. Ihre Hoffnung: "Kannst Du vergessen, dazu fehlt es in allen Ebenen am politischen Willen, weil sich ein Teil des überbürokratischen Apparats dafür selbst abschaffen müsste."

@ync Ich würde Dir widersprechen dass unser GG die Grundlage unseres Wertesystems darstellt. Es ist mE umgekehrt. Unser Nachkriegswertesystem ist die Grundlage dessen, woraus das GG abgeleitet wurde. Beides ist natürlich Teil des Fundaments unserer Gesellschaft, aber ich finde diese Herleitung eines Verfassungspatriotismus falsch weil es mE suggeriert, dass das GG eine hinreichende Grundlage für ein gutes Zusammenleben darstellt.

Nein, ich habe keine Antwort gepostet, aber für den Fall, dass du mich mißverstehst: es gibt meiner Meinung nach auch keine. Für mich ist "deutsche Identität ein Konstrukt, dass realistisch nicht mit Leben gefüllt werden kann. Es gibt keinen benennbaren und belastbaren Kern deutscher Identität (der nicht regional ist).
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Ja schon, aber das ist mir zu schwammig. Es ist ja auch kein exklusives Merkmal. Jeder Bürger einer demokratischen Gesellschaft idealistisch zum Gelingen der Gesellschaft beitragen und sich auch an die ungeschriebenen Gesetze halten. Das ist ja nichts typisch deutsches.
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Hmh. Aber gewisse Einstellungen zur Arbeitsmoral und Pünktlichkeit sind jetzt deutscher Wesenskern? Klingt nach wenig, muss ich sagen. Primat der Ratio ist doch im wesentlichen ein Verweis auf die Kulturen, die stark durch die Aufklärung, Sakularisierung und Wissenschaft geprägt sind. Das ist aber zutreffend für alle westeuropäisch geprägten (also auch USA) Kulturen, nicht für Deutschland.
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Ich glaube wir denken schlicht an sehr unterschiedliche Dinge. Ich denke eben nicht an regionale Traditionen oder gar an einen genuin "toitschen" Identitätskern, sondern an Dinge die unser gesellschaftliches Zusammenleben durch implizite Übereinkünfte regeln, und da gibt es mE schon einen Haufen Kleinkram der typisch deutsch ist. Wie gesagt, nichts was sich leicht kodifizieren ließe oder gar kodifiziert werden sollte, aber nichtsdestotrotz eine gewisse konstitutive Wirkung für ein Zusammengehörigkeitsgefühl hat.
Ich würde es "deutsch" nennen weil es zu Deutschland gehört, und nicht weil es irgendwie mit der tausendjährigen Geschichte des Genpoolmischmaschs der Stämme dieser Region zu tun hätte.
Klar kann man sagen "ja, das ist aber allen westlichen Kulturen gemein weil Aufklärung und so…". Da bekomme ich allerdings das Gefühl, dass Du noch nie längere Zeit in einem anderen westlichen Land gelebt hast? Das Leben ist bei allen Parallelen trotzdem extrem unterschiedlich selbst in direkten Nachbarländern, weil Dinge dort eben anders laufen. Und genau diese Differenz in tradiertem Verhalten und Konventionen im Alltag ist im Endeffekt das was man (auch) Kultur nennt.
Vielleicht denkst Du auch an ganz andere Dinge als ich. Ich möchte es ja auch nicht präskriptiv irgendwo festschreiben, sondern ein gemeinsames Verständnis, dass ein gewisser Konsens über genau diese Art von Konventionen von einer möglichst großen Menge an Mitbürgern getragen und tradiert wird, und eben keine Cluster existieren, die aktiv diese Konventionen verachten und ablehnen. Mein Verständnis ist explizit inklusiv gemeint.

Gerade Du im Ruhrgebiet solltest doch vor der eigenen Haustür sehen wie ungesund die relativ deutliche Segregation von Wohnvierteln in den Kommunen ist und wie sehr es an manchen Ecken Parallelgesellschaften gibt, die sich vor allem durch Abgrenzung und ostentative Verachtung der Deutschen definieren.

Ich bin in Deutschland geboren und aufgewachsen. Ich lebe, liebe und arbeite innbrünstig in und für unser Land. Aber die Leitkultur Debatte ist hirnverbrannter Dreck. Irgendein schwurbeliger Versuch extrem komplexe Wirkverhältnisse zu banalisieren/standardisieren. Jeder, der das versucht und iwas von "deutsche Kultur ist dies" schwadroniert ist in meinen Augen geistig behindert. Was haben wir Franken bspw. großartig mit den Sachsen zu tun? Selbst die praktizierte Sprache harmoniert nicht so wirklich. Daher würde ich am liebsten einfache Geister dieser Art aus dem öffentichen Diskurs mit einem "halt Dein dumes Mowl" ausschließen. "Unsere Kultur ist weitaus komplexer und reicher als Dein erbärmlicher Versuch den kleinsten gemeinsamen Nenner zu finden". Als Demokrat verbietet sich das natürlich, daher tue ich so als würde ich zuhören. Innerlich verachte ich diese Diskussion ob ihr Einfachheit/Unehrlichkeit/Übergriffigkeit allerdings.
Einerseits hast Du Recht, andererseits meine ich genau diese Dinge nicht. Siehe oben.
Mir geht es wirklich nicht um das Festdefinieren von bestimmten Dingen, sondern eben um ein inklusives Identifikationsangebot dem sich alle Menschen in Deutschland anschließen können. Du kennst wahrscheinlich noch deutlich besser als ich das typische Deutschlandproblem, dass "Deutsch sein" für viele mehr eine Opfer-/Lappen-Identität ist, der man sich gar nicht anschließen möchte, deren Pass man rein aus pragmatischen Erwägungen annimmt.

Ich sagte die Idee wäre gut, die Umsetzung war etwas ganz anderes. Ich denke eher ähnlich zu dem, was Gustavo viel schöner ausformuliert. Gerade weil die Empfänger der politischen Botschaft sehr diffus und irrationale Gedankengänge haben, müsste das Leitbild einfach und klar sein. Hier ein kodifiziertes Verhaltensmuster zu platzieren wirkt nicht, am Ende holst du weder den Mackia, noch deine Linksgründeppen ab. Mir stellt sich auch die Frage, was man mit dem Leitbild, der Leitkultur oder dem Leit-Ding anstellen will, wenn man es nichtmal als Biodeutscher formulieren könnte - wie soll sich denn dann ein Migrant daran halten? Verhalten im öffentlichen Raum ist schon sehr speziell, auch unter uns Biokartoffeln, man denke alleine an die Ellenbogen-Boomer mit ihrer Karen-Attitüde, auf jede gerecht entsorgte Kippe kommt irgendeine Überkorrektheit, die das Verhalten dann ruiniert.

Wir können gerne über kleine Maßnahmen reden, die gemein gelten können, vma. Säkularisierung. Bedenke dabei, dass du da ein Faß aufmachst, das indirekte Konsequenzen hat. Vma. Kopftuchverbot in öffentlichen Gebäuden, Burkini-Verbot, Verpflichtung von Schulkindern am Schwimmen mit wenig Spielraum für Freistellung, verpflichtender Ethikunterricht von Klasse 1 bis 9, etc. pp. Allerdings scheitern wir real ja schon an den Kreuzen in öffentlichen Gebäuden in Bayern, sowie der Aufrechterhaltung von Tanzverboten. Zu schweigen davon, was es letztlich für Kitas und Krippen unter kirchlicher Führung bedeuten könnte, wenn man dort in beiden Maßstäben eingreifen würde.
Unabhängig davon verstehe ich unter dem Grundgesetz, dass wir zwar Meinungsfreiheit haben und grundsätzlich Religionen akzeptieren, aber dennoch wehrhaft sind. Mir egal ob der Fackelmarsch vom dritten Weg, oder die Kalifats-Demo in Hamburg: Der Staat müsste sich hier einsetzen beides möglichst stark zu reglementieren und unterbinden, statt immer zu beobachten, ohne dass aus der Beobachtung Konsequenzen folgen. Prinzipiell sind das aber alles wieder stark lokalspezifische Maßnahmen, je nachdem was da vor Ort schief läuft. Habe kein Bild, wie viel da noch von Bund gebraucht wird, das man regional Probleme wie Parallelgesellschaften und Untergrundbewegungen angeht. Wie dem auch sei.
[…]
Hier hätte ich gerne die Message, dass wir ein nationales Anliegen haben, egal welches, oder wie viele - das gemeinsam geschafft werden kann und für alle Chancen bietet, jedem zum Handeln auffordert.
Klar ist es schwierig. Andererseits ist es vielleicht auch eine Chance, dass niemand dem hohen Ideal 100% gerecht werden könnte, weil es dadurch auch eine Art level playing field darstellt, ohne irgendeiner Gruppe einen gefühlten Vorsprung zu geben.

Die Sache mit den Parallelgesellschaften wird (auch) aus einem wesentlichen Grund nicht angegangen: Es ist ein heißes Eisen bei dem man sich sicher sein kann, dass man sich bei den Medienschaffenden unbeliebt macht. Siehe Clankriminalität in NRW … da wird erstmal ein paar Jahre darüber diskutiert wie furchtbar rassistisch der Begriff ist weil manche in ihrer wohlstandsverwahrlosten Realität nicht wahrhaben wollen, dass es dieses Problem gibt.
Abgesehen davon ist es etwas, was nicht in einer Legislaturperiode durch ist und damit ist es schon an sich sehr undankbar.

Ich wäre zwar einerseits für die von Dir genannten Maßnahmen, allerdings würde ich sie aus genau diesem Identifikationsding heraushalten wollen. Dem letzten Satz stimmt ich sehr gerne zu.
 
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@ync Ich würde Dir widersprechen dass unser GG die Grundlage unseres Wertesystems darstellt. Es ist mE umgekehrt. Unser Nachkriegswertesystem ist die Grundlage dessen, woraus das GG abgeleitet wurde. Beides ist natürlich Teil des Fundaments unserer Gesellschaft, aber ich finde diese Herleitung eines Verfassungspatriotismus falsch weil es mE suggeriert, dass das GG eine hinreichende Grundlage für ein gutes Zusammenleben darstellt.

naja, gg ist eben der minimalkonsens, redet ja keiner von ehrenamt, kultur und sein tun und handeln in den dienst der gesellschaft zu stellen. aber wenn wir schon beim minimalkonsens stolpern, dann braucht man irgendwie nicht übern marathon reden, während man beim zigaretten holen schon aus der puste kommt.
 
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