Ich lese da heraus dass wir Frauen wieder das Wahlrecht entziehen müssen.Mit Interpretationen wie "Rechtsruck" aus dem Artikel wäre ich vorsichtig. Der zentralste Befund der Wahlforschung ist, wie wichtig Parteiidentifikation für Wahlentscheidungen ist. Junge Leute haben die häufig nicht; sie bildet sich erst im Laufe der Zeit von Wahl zu Wahl aus. Deshalb gibt es unter jungen Leuten weit überdurchschnittlich viele Wechselwähler. Wenn du eine Umfrage am Scheitelpunkt der AfD-Umfragewerte machst (die Umfrage ist ja im Vergleich zu der typischen Sonntagsfrage nicht sehr aktuell) ist es nicht sonderlich überraschend, dass die auch bei den Jungen stark gestiegen sind. Aber genauso wie nach der letzten Wahl alle über die (für sie erstaunlich) guten Werte der FDP bei Erstwählern geschrieben haben, von denen heute wenig übrig ist, schreiben jetzt alle wegen dieser (Monate alten) Umfrage von einem "Rechtsruck" (häufig verknüpft mit dem Thema Tiktok), wo bei den Jungen die Umfragewerte der AfD parallel zu denen der Älteren verlaufen. Daraus "die Jugend verfällt der AfD" zu machen ist mindestens mal höchst spekulativ.
€dit: Mir fällt btw auf, dass zu dem Thema relativ viel Unsinn gelabert wird. Neulich war Aladin El-Mafaalani bei Lanz, der die Weisheit zum Besten gegeben hat, junge Männer in der Gen Z seien in allen Ländern tendenziell "konservativer" und Frauen "liberaler". Habe gerade exakt dasselbe bei Zeit Online gelesen. Das ist aber eine sehr missverständliche Interpretation von Zahlen, die vor einer Weile auf Twitter und in der FT kursierten: Die korrektere Interpretation ist, dass in den meisten Ländern (Südkorea fällt mir als Ausnahme ein) die jüngsten Kohorten (Millenials und Gen Z) tendenziell linker sind als die älteren und die Frauen tendenziell linker als Männer. Während allerdings bei den Männern von Millenial zu Gen Z die Werte ziemlich exakt gleich bleiben sind, sind sie nur bei Frauen nochmal deutlich weiter nach links gerutscht. So tut sich eine ziemlich große Kluft zwischen Männern und Frauen bei der Gen Z auf, aber halt nicht weil die Männer "konservativer" wären (sie stehen in den meisten Ländern links von allen Kohorten außer den weiblichen Millenials und Gen Z), sondern weil von "weiblicher Millenial" (bevor die Gen Z befragt wurde die am weitesten links stehende Kohorte) zu "weiblicher Gen Z" nochmal eine Bewegung nach links stattfand.
Dieser kommunistische Blödsinn der irrenden Weiber wird uns den Wohlstand kosten!