In einer idealen Welt, in der jeder wahlberechtige Bürger hinreichend gebildet, mündig und befähigt ist wäre das eine tolle Sache. In der realen Welt allerdings bin ich kein Freund von davon. Ich habe zu wenig Vertrauen in meine Mitmenschen.
Wobei die Bewegung der Gemüter auch oft einhergeht mit großen Einflussmöglichkeiten. Und je nach Komplexität des Sachverhalts lässt sich dann teilweise auch mit glatten Lügen gute Meinungsmache erzeugen. Ich mein der Brexit war doch ein Musterbeispiel für den Missbrauch eines solchen Votums. Da wurde doch nicht in einer Abwägung über die Vor- und Nachteile eine informierte Entscheidung getroffen, sondern in der Hoffnung polnische und rumänische Arbeiter aus dem Land zu halten und keine 300Mio Pfund mehr täglich (oder was die Zahl war?) an die EU zu überweisen.
Richtig, und der Brexit war auch eine katastrophal schlecht durchgeführte Volksabstimmung. Denn eigentlich müsste man bei Volksabstimmungen sicher gehen, dass es im Vorfeld nicht wie im Wahlkampf zugeht, sondern den Wählern auch erstmal nüchtern pro und contra einer Entscheidung dargestellt werden.Brexit war (wenn auch kein Partikularinteresse) ja wie du sagst das perfekte Beispiel: Am Ende wird über ein Gefühl abgestimmt ("take back control"), das viele irgendwie haben
Richtig, und der Brexit war auch eine katastrophal schlecht durchgeführte Volksabstimmung. Denn eigentlich müsste man bei Volksabstimmungen sicher gehen, dass es im Vorfeld nicht wie im Wahlkampf zugeht, sondern den Wählern auch erstmal nüchtern pro und contra einer Entscheidung dargestellt werden.
Im Brexit Vorfeld ging es aber hoch emotional zu und es gab keine nüchterne Diskussionen um die Folgen eines EU Austrittes. Im Endeffekt haben die Wähler deswegen wie du richtig sagst, ein Gefühl gewählt.
D.h. demokratie theoretisch ist es m.E. erforderlich höhere Anforderungen der Ausgewogwnheit und Sachlichkeit an plebiszitäre Elemente zu knüpfen, die derart technokratische Themenfelder betreffen. Sonst kann der Bürger die Folgen seiner Wahlentscheidung kaum überschauen.
Aber diese Kritik ist ja nicht neu und trifft im weiteren auch auf das Gesamtsystem zu, nur ist es pointierter in diesem Fall.
Hmh spannend müsste man mal untersuchen, wenn man nicht wie ich total raus ist aus dem universitären Betrieb. Stand der Lit. zu meiner Studienzeit war in Teilen noch, dass es doch recht hohe Erwartungshaltungen an die Einführung plebiszitärer Elemente gab um, so die Theorie, der Politikverdrossenheit und der gefühlten Entkopplung des Volkes von der Technokratie entgegen zu wirken. Das war so das Mantra einiger Profs.Das Problem ist halt auch, dass man zwar die Infrastruktur für das "nüchterne pro und contra" schaffen kann, aber es ist halt in einer polarisierten Gesellschaft de facto nicht wirklich möglich, Leute dazu zu bringen sich dann auch dadurch zu informieren. Die USA (respektive in diesem Fall Kalifornien) versucht das ja nicht mal, aber gerade der UK hat es lange Zeit relativ gut geschafft, auf diesem Trend den Deckel zu halten, aber jetzt eben auch nicht mehr. Ob Deutschland das aktuell noch aus dem Boden stampfen könnte erscheint mir zumindest fraglich, wäre wohl ein Hazardspiel.
Wir müssen es nicht überladen. Es reicht zu konstatieren, dass da draußen eine ganze Menge Idioten rumlaufen. Stumpfsinnige mit "Ja/Nein"-Optionen an komplexen Fragestellungen und Entscheidungsprozessen zu beteiligen kann in keinem sinnvollen Ergebnis müden.
Nun, das ist kein wirkliches Argument, das klingt etwas so, als ob nur wählen dürfe, wer deine Meinung teilt - auch wenn du das wahrscheinlich nicht meinst. Unter'm Strich ist mein Kreuz bei der Wahl auch nur eine stumpfsinnige ja/nein Entscheidung zu einer ganzen Menge an Themen. Das Problem für große Abstimmungen mit weitem Wirkungsgrad dürfte ehr die binäre Auswahl sein, wie Gustavo es schon sagte und was am Brexit sehr deutlich wird. Da geht's dann nicht mehr um Dinge, denen man meistens "nur" mit ja/nein gegenübersteht, sondern lieber Facetten haben möchte. Die Auswahl an Entscheidungen, die ich dann runterbringen würde, dürfte eher marginal sein.Wir müssen es nicht überladen. Es reicht zu konstatieren, dass da draußen eine ganze Menge Idioten rumlaufen. Stumpfsinnige mit "Ja/Nein"-Optionen an komplexen Fragestellungen und Entscheidungsprozessen zu beteiligen kann in keinem sinnvollen Ergebnis müden.
Keine Ahnung ob Gustavo auch darauf rauswollte, aber auch eine AfD mit der "Macht" solche Entscheide anzuberäumen empfände ich aktuell als schwierig. Von wegen, das hilft den Protestparteien den Volkswillen politisch zu korrigieren, ich nehme eher an, dass es schnell ein Instrument der politischen Minderheit wird die Verwaltung weiter auszubremsen und die Entscheidungsfindung zu erschweren. Sieht man ja gut, wie die AfD in Thüringen nach den Wahlen getrollt hat und welche "Krisen" das ausgelöst hat. Bitte nicht.
Wird aber wahrscheinlich auch viele frustrierte aus den älteren Parteien abziehen, die keine AfD wählen wollten. Die dann jetzt ihr Kreuz bei einer anderen Protestpartei machen.Das Programm ist aus der Retorte maßgeschneidert um im Osten ex frustrierte CDU Wähler und SPD Wähler zu holen die grad Afd wählen.
Jo, mit beidem einverstanden.Naja so ein bisschen, aber da kommen auch ganz viele Stimmen von den anderen Parteien zur BSW und die AfD ist immer noch sehr stark. Vor allem in Relation.
Und dann hast du da drei Parteien um die 25%, die imo alle nicht miteinander koalieren wollen.
Wird aber wahrscheinlich auch viele frustrierte aus den älteren Parteien abziehen, die keine AfD wählen wollten. Die dann jetzt ihr Kreuz bei einer anderen Protestpartei machen.
Die BSW wird sich natürlich auch abnutzen (wie alle) wenn sie verspricht Dinge "mal eben" zu ändern die nicht "eben mal" zu ändern sind. In der Migrationspolitik kannst du auf Landesebene nicht die großen rechtlichen Schrauben drehen und in der Wirtschafts/Arbeitsmarkt Politik hast du auch begrenzte Möglichkeiten. Positive Entscheidungenen tragen im Zweifel erst nach Ende der Legislatur Früchte.Interessant wäre, wie sich Landesregierungen mit einer Koalition aus CDU und BSW schlagen würden.
Sie könnten rein rhetorisch eine gute Balance finden aus Kritik an Migrationspolitik, Politik für den deutschen Arbeiter (und seine Unternehmen).
Aber was wäre nach einer Legislaturperiode, wenn die Wirtschaft nicht viel rosiger aussehen würde, und beim Thema Migration keine relevante Änderung der Praxis sichtbar wäre? Das könnte dann mit Zeitverzögerung die AfD stärken.
Interessant wäre, wie sich Landesregierungen mit einer Koalition aus CDU und BSW schlagen würden.
Sie könnten rein rhetorisch eine gute Balance finden aus Kritik an Migrationspolitik, Politik für den deutschen Arbeiter (und seine Unternehmen).
Aber was wäre nach einer Legislaturperiode, wenn die Wirtschaft nicht viel rosiger aussehen würde, und beim Thema Migration keine relevante Änderung der Praxis sichtbar wäre? Das könnte dann mit Zeitverzögerung die AfD stärken.
In der Migrationspolitik kannst du auf Landesebene nicht die großen rechtlichen Schrauben drehen und in der Wirtschafts/Arbeitsmarkt Politik hast du auch begrenzte Möglichkeiten.
Genau das meine ich ja. Die Landesregierung im Osten würde aber dennoch stark auch wegen diesen Themen so gewählt und diese vielleicht auch rhetorisch erstmal für die Wähler "zufriedenstellend" vertreten.Weder über Migration noch über Policy, die Arbeitnehmer (geschweige denn die gesamtwirtschaftliche Entwicklung) tangiert wird auf Landesebene entschieden.
Den hatte die Zeit im letzten Politikteil (Podcast, wenn du den kennst) als "Flop 5". Weil es suggeriert, dass alle Afd Wähler nur zu doof sind ihre wirtschaftlichen Interessen zu wählen. Hingegen gibt es auch linke Akademiker die links wählen und bei der FDP besser wären.Desweiteren gibt es auch keinen wirklichen Grund zu glauben, dass die CDU "Politik für den deutschen Arbeiter" macht:
Es ist auch erstaunlich unklar, also nicht nur dir. In dubio würde in sagen die Partei ist erst im Begriff dazu eine Programmatik zu entwickeln, ich denke aber nicht, dass jenseits populärer Forderungen Inhaltlich viel kommen wird.Was Wagenknecht sich vorstellt, wie man Politik für Arbeiter macht, ist zumindest mir bisher erstaunlich unklar.
Raute, weshalb ein Abnutzungseffekt auch vorhersehbar ist. Es wird im Wahlkampf was versprochen was nicht auf Länderebene sondern nur in Berlin(Wirtschaft) und Brüssel (Asyl) wirklich beackert werden kann.Weder über Migration noch über Policy, die Arbeitnehmer (geschweige denn die gesamtwirtschaftliche Entwicklung) tangiert wird auf Landesebene entschieden.
Du hast ja völlig recht, ich bin da bei dir. Dann würde die Regierung bei der nächsten Wahl abgestraft und der Politikverdruss steigt. Leider wird viel zu viel so Wahlkampf gemacht durch alle Parteien. Die Kunst wäre, überzeugenden Wahlkampf zu machen mit Themen die man im Land in der Hand hat. Da gibt es ja Schnittpunkte zum Asylthema und zur Wirtschaft, man muss halt nur nicht das Blaue vom Himmel versprechen.Genau das meine ich ja. Die Landesregierung im Osten würde aber dennoch stark auch wegen diesen Themen so gewählt und diese vielleicht auch rhetorisch erstmal für die Wähler "zufriedenstellend" vertreten.
Aber könnte wenig machen. Selbst wenn sie wollte - und wie du weiter schreibst, ist auch das wollen fragwürdig.
Ergo könnte eine CDU-BSW Koalition erstmal funktionieren - aber was, wenn die Wähler das Ergebnis nicht cool fänden?
Genau das meine ich ja. Die Landesregierung im Osten würde aber dennoch stark auch wegen diesen Themen so gewählt und diese vielleicht auch rhetorisch erstmal für die Wähler "zufriedenstellend" vertreten.
Aber könnte wenig machen. Selbst wenn sie wollte - und wie du weiter schreibst, ist auch das wollen fragwürdig.
Ergo könnte eine CDU-BSW Koalition erstmal funktionieren - aber was, wenn die Wähler das Ergebnis nicht cool fänden?
Hmh die Demoskopie sagt aber zur Zeit, dass es das Hauptthema der Deutschen ist. Man kann kritisieren dass es unsachlich ist, ja. Imo liegt es daran, dass die AfD über Jahre so getan hat als ob wohl und Wehe des Vaterlandes einzig und allein daran liegen und das nicht überzeugend genug entkräftet werden konnte für viele Wähler. Zweitens macht die Afd aus jedem Thema: Wohnen, Bildung, Soziales ein Flüchtlingsthema um zu überdecken dass sie eigentlich gar kein Konzept hat.Ich glaube aber letztendlich, dass du die Wichtigkeit des Flüchtlingsthemas einfach enorm überschätzt: Solange alle vage das Gefühl haben dass es in Deutschland scheiße läuft wäre die Stimmung auch ohne neue Flüchtlinge nicht deutlich anders als jetzt
Ich würde eher sagen: durch die hochemotionale Debatte die uns Teile der Presse eingebrockt haben. Aber wenn die Debatte ruhiger wär, würd es nicht wie das Weltuntergangsthema wirken, jo.Mag sein, dass viele Wähler das Problem Migration überschätzen. Ein Problem ist es dennoch - und die Überschätzung wird durch mangelnde offene Debatte eher angefacht als gelöst
Übersehe ich da irgendwas?
Die Ansichten der AfD sind ja schon lange schwer bedenklich. Aber in den letzten Jahren hat sich die Partei derart tief in rechtsextreme Netzwerke verstrickt, dass eben die Einstufung rechtsextrem schon passt.Rechtsextremismus: AfD-Bundestagsfraktion beschäftigt laut ARD mehr als 100 Rechtsextreme
Laut Medienrecherchen arbeiten für die AfD im Bundestag zahlreiche Personen, die zugleich rechtsextremen Organisationen angehören. Die Fraktion wies die Vorwürfe zurück.www.zeit.de
Gepaart mit den russischen Spionen und Agitatoren innerhalb der AfD kann ich nur annehmen, man müsse Deutschland schon sehr hassen, um diesen Landesverrätern Rosen auf den Weg zu streuen.