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Die Zahl von 2.0 oder höher betrachtest du rein aus der Theorie, wo letztendlich auch der Fehler deinerseits liegt. Man braucht keine 2.0 oder mehr in der Realität, weswegen ich auch die skandinavischen Länder anführte. Nicht jedes Kind wird erwachsen, nicht jeder Erwachsene kommt in das Rentenalter, es gibt Kohorten-, Perioden und Alterseffekte. Die Form der Altersstruktur hängt nicht von einer Zahl ab [es muss ja nicht eine Pyramide zu sein um zu funktionieren], die noch dazu nur eine Momentanaufnahme weniger Kohorten ist: Grippewellen, Pillenknick, Mauerfall, neue Technologien - all das verändert die Fertilitätsraten deutlich, auch wenn man erst ein paar Jahre später wissen kann, wie stark temporäre Effekte sind. Wichtig ist ein stabiler Trend. Der Trend ist in Deutschland sehr weit unten, in den skandinavischen Nationen sehr stabil. Das deutet darauf hin, dass das komplette System der skandinavischen Länder irgendwie 'besser' ist, aber nicht, dass man blind deren System importieren könnte.
Ich spare mir jetzt einen weiteren Paragraph, dass man in der Soziologie vesucht ähnliche Systeme / Länder zu vergleichen, um abschätzen zu können, welche Bestandteile eines Systems kopiert werden können, welche nicht.
Womit wir wieder auf die AfD kommen: Die AfD will Dinge verstärken, die schon in der Vergangenheit nicht funktionierten. In der deutschen Vergangenheit ging es, weil wir spezielle Effeke hatten, etwa die Wirtschaftswunderjahre und das Fehlen mehrerer Generationen an Arbeitskräften. Eine Politik, die relativ nahe an der der AfD ist, kann man ansonsten in Spanien und Italien ansehen, grob gesagt bereingt um historischen Periodeneinflüsse. Und auch dort funktioniert es nicht, wenn man sich deren Fertilität, Haushaltszusammensetzungen usw. ansieht. Womit wir wieder bei meinem ersten Post wären.
Ich glaube, wir betrachten einfach verschiedene Punkte. Ich schaue ganz auf die Gesamtbevölkerung, während du (vielleicht?) eher auf die Sozialversicherungen schaust. Die Gesamtbevölkerung schrumpft unter 2.1 Kindern (wie immer ohne Migration), da ist es auch egal ob der Trend konstant bei 1.7 liegt oder etwas schwankt. Für die Sozialversicherungen ist eine gewisse Konstanz in der Geburtenrate sicher besser, aber auch dann schrumpft die Bevölkerung und jede Generation muss für mehr Rentner aufkommen. Natürlich erreichen nicht alle das Rentenalter, aber bei der konstant steigenden Lebenserwartung wird diese "mildernde" Effekt eher ab- als zunehmen. Das kann auch langfristig nicht funktionieren.
Aber das ist ja alles nicht das Thema, es geht um die AFD. Ich bin mir unsicher, ob ihre Antworten auf die Familienpolitk wirklich zu mehr Kindern führen werden, aber immerhin scheinen sie ein klares Ziel vor Augen zu haben. Die deutsche Familenpolitk schwank leider zwischen x verschiedenen Zielen (u.a. Hausfrauenehe, Selbstverwirklichung durch Arbeit, mehr Kinder) und wird damit niemandem gerecht. Optimal wäre, wenn das Ziel "Mehr Kinder" oberster Prioriät bekäme und dann wird das beste Konzept gesucht. Dann ist es mir auch egal, wer das vorschlägt.
Ich weiß nicht mal wer Zoe Quinn ist, noch hat damit Politik was zu tun. Mir geht das Thema Spielejournalismus weit, weit am Arsch vorbei und ich wette der AfD und jeder anderen Partei auch. Ich kenne die Gender Studies als Subdisziplin der Soziologie und finde sie sehr wertvoll, was ich auch in dem betreffenden Thread erörterte. Ich kenne andererseits die skandinavische Schule der übertreibenden Gender Studies vom hören, las dort einige "Paper" und finde diese wertlos. Ich sehe die Gefahr der überbordenden Political Corectness also schon, nur hat die mit dem eng definierten Problemen der "richtigen" Forschung sowieso nix zu tun und noch weniger mit der Politik.
Um es mal nur kurz zu umreißen: Es gibt in Deutschland und vielen anderen Staaten durchaus noch Probleme für Frauen, ergo auch das LSZ Topic als Metapher. Man kann das sehr schwer nachweisen, aber in Statistiken wirst du immer wieder auf Auffälligkeiten stoßen. Etwa, dass man bei Zwillingspaaren selbst unter Kontrolle nach Leistung, Erfahrung usw. noch Effekte für Geschlechter findet, dass Frauen nur in Teilzeit angestellt sind, aber fast so viel arbeiten wie Männer in Vollzeit, dass Akademikerinnen meist direkt unter den Führungsetagen versanden (breit durch die Bank), oder dass Kindererziehung Frauensache sein muss - woanders wird Flexibilität de facto nicht so einfach angeboten.
--- Einschub ---
Viele der Probleme sind nicht so krass, dass es Quoten braucht, noch helfen Quoten in der Realität nichts, noch wissen wir, ob diese Probleme ALLE tatsächlich Probleme sind, UND es wurden schon die wichtigsten Schritte unternommen. Daher auch mein: ja und nein. Nein, es braucht keine Quoten, nein es braucht kein Gendersprech, es braucht keine Girls Days, aber ja es braucht Kitaausbau, flexiblere Strukturen und zusätzliche Hilfestellungen für Mütter.
Und hier ist das Problem der AfD: Laut Programm semmeln sie gutes und schlechtes durcheinander und wollen halt alles wie bisher. So etwa Politik vor Mitte der 90er. Ist nicht zweckvoll.
Hier sind wir vermutlich gar nicht so weit voneinander entfernt. Du lehnst ja alles ab, was ich auch dumm finden, und auch ich sehe durchaus einen Nutzen in einer Analyse des Verhaltens der Geschlechter. Allerdings halte ich die Gender Studies in der momentanen Form für unrettbar verloren. Sie sind zu sehr von der feministischen Theorie des Patriarchats (aka die männliche Weltverschwörung) durchdrungen und werden fast immer nur verwendet, um politische Ideologien zu unterfüttern. Daher werden auch diese Statistiken gerne falsch interpretiert. Irgendwo sind keien Frauen -> DISKRIMINIERUNG, keine andere Erklärung wird akzepetiert. Und diese ideologische Betrachtung muss einfach sterben. Danach können wir gerne einen Reboot der Gender Studies als seriöse Wissenschaft versuchen, aber bis dahin weine ich ihnen sicher keine Träne nach.