Das sind alles irgendwelche fiktiven Horrorszenarien aus der Zukunft...ich warte immer noch auf irgendwas, wo Outsider in seinem Alltag durch ein Wahlergebnis der AfD tangiert wurde
Herr im Himmel. Die Wahl von dem AfD-Hirnakrobaten ist in erster Linie extrem traurig für die Region da oben und ein Schritt in die völlig falsche Richtung. Seit Mitte der Neunziger gibt es in dem speziellen Eck wirkliche, handfeste Probleme mit Rechtsextremen, wie bereits gepostet. Das NSU-Stammland ist nicht weit von Sonneberg weg, die einschlägigen Kader auch nicht. Ich erinnere mich noch mehr als deutlich an die ganzen kleinen und großen Delikte der letzten Jahrzehnte: Verwüstete Judenfriedhöfe, Naziinsignien in Kirchen und Asylunterkünften (damals Kosovo), Drohbriefe gegen Holocaust-Überlebende, gewaltbereite Glatzen bei allen möglichen Sportveranstaltungen, die Organisation von "freundlichen Besuchen" von Blood & Honour und ähnlichen Evolutionsbremsen bei Konzerten. Vermischt natürlich dauernd irgendwelche Halbstarke in Springerstiefeln, die random auftauchten, egal ob zu Dorf- und Stadtfesten ("um aufzumischen), oder an Schulen ihre behinderten CDs loswerden zu wollen. Pfingsten ist/war die Jahreszeit, an der man im Bestfall nicht den Main Richtung Norden überquert, weil es überall von diesem asozialen Gesocks der schlagenden Burschenschaften wimmelt, mit deren Hang "völkische" Parolen zu skandieren und abseits der Großveranstaltungen zu vandalieren oder Stunk zu suchen. Quasi erster Mai in Paris auf Wish bestellt. Das ist in dem Gebiet "normal".
Prinzipiell verstehe ich die "Ossis" (für Leiche) irgendwo schon. Die Jahre nach der Wende waren in dem Gebiet beschissen für alle, da die Förderungen ausliefen und der geschützte Arbeitsmarkt Bayern schneller wettbewerbsfähig werden musste, als antizipiert wurde und der Osten keinerlei Infrastruktur oder essenzielle Betriebe hatte. Im Westen wurden "die Ossis" ausgebeutet und der Niedriglohnsektor hat da munter Migranten, Bayern und Ossis gegeneinander ausgespielt. Fehlende oder zu langsame Investitionen, sowie eine krasse Abwanderung und du hast den Frust und einen guten Nährboden in einem Bundesland, in dem nie wirklich Entnazifiziert wurde.
Als es dann allerdings langsam wieder positiv wurde, hat sich das auch gelegt. Außerdem gab es relative strikte Politik und sehr viele Initiativen gegen die Neonazis, zumindest in der Region. Irgendwie wurde aus dem ständigen Ost vs. West so was wie ein altes Ehepaar, das sich immer mal wieder anmotzt, aber um die Vorteile der Beziehung weiß.
Dass es in der aktuellen Krise, bzw. nach Corona & Ukraine, wieder verschärft war absehbar. Praktisch erschiene mir, gäbe es einen Landrat in dem Eck, der tatsächlich die Kommunen möglichst stark fördert und denen wieder ein "wir-Gefühl" verleiht, das nicht an diesen AfD-Heimat-Ausländer-Raus-Scheiß gekoppelt ist. Zu befürchten ist allerdings, dass er genau das exakte Gegenteil machen wird. Mehr Spaltung, mehr Hetze, keine handfeste Politik, sondern nur Populismus. Das Symbol, warum es gefährlich ist, sollte der Typ im Kindergarten sein, so was haben sich diese Pissköpfe jahrelang nicht mehr so öffentlich getraut. Sich mit solchen Gestalten öffentlich ablichten zu lassen, die auch aktiv zu unterstützen und das Gefühl zu verleihen, sie wären legitim ist so das letzte, das getan werden sollte. Und trotzdem gehört es zu den ersten Zeichen, die mit dieser Wahl kommen.
Weiß nicht wie man es jemanden begreifbar machen soll, der mit Neonazis kaum Berührung hatte. Ist ein bischen so, als ob im Berliner Senat plötzlich jemand sitzt, der offen die Scharia fordert und den Frauen das Wahlrecht abnehmen möchte. Der wird sicher nicht viel ausrichten, trotzdem wäre die Entrüstung bei den gutbürgerlichen (nachvollziehbarerweise) sehr groß.