Nun kam die Flüchtlingskrise und seither haben wir eine AfD mit 12-15% bishin zu Landtagswahlen, in denen fast relative Mehrheiten gewonnen werden. Wie um alles in der Welt kann man davon ausgehen, dass man mit der AfD klug umgegangen ist und dies nicht auch vielleicht vielleicht mit einem großen Versagen der Altparteien zusammen hängt?
Zwei Punkte dazu:
1. Wir wissen alle nicht, was passiert wäre, wenn Merkel anders gehandelt hätte. Vielleicht nichts, vielleicht wäre Griechenland aber auch einfach völlig zusammengebrochen. Es ist eine Sache sich hinzustellen und zu behaupten dass man "schlimme Bilder" aushalten muss, aber wenn sie erst mal zu sehen sind sieht das bei einem guten Teil der Bevölkerung anders aus.
An der Sicherheit der Atomkraft in Deutschland hat sich nach Fukushima bspw. auch nichts geändert, aber nachdem das ellenlang in den Medien war, waren die Grünen auf einmal ein ernsthafter Konkurrent. Als Merkel darauf mit dem Atomausstieg reagierte legten sich die Umfragewerte wieder. Dass das bei der AfD und der Flüchtlingskrise so überhaupt nicht passiert ist, obwohl die Flüchtlingskrise vorbei ist und die Folgen völlig überschaubar geblieben sind, sagt mir, dass das für die AfD bestenfalls der Auslöser war. Und welchen dauerhaften politischen Schaden die Alternative gehabt hätte wissen wir nicht, aber einfach zu sagen das war alles alleine Merkels weichem Herzen geschuldet erscheint mir dann doch etwas kurzsichtig. Wenn es so einfach wäre hätten wir von Anfang an Flüchtlinge direkt aus den Lagern aufnehmen können, das hat aber bis sie an der Grenze standen seltsamerweise so gut wie niemand gefordert.
2. Die Zahlen haben sehr deutlich gezeigt, dass das Thema Flüchtlinge bei allen Parteien vor der Flüchtlingskrise (Herbst 2015 ff.) keine Rolle gespielt hat, dann auf einmal für ALLE Parteien wichtig war und heute wieder für alle Parteien mehr oder weniger belanglos ist, nur eben nicht für die Anhänger der AfD. Das sagt mir, dass die AfD-Anhänger zu großen Teilen fundamental anders drauf sind als die Anhänger anderer Parteien. Klar, vielleicht hätte man noch eine Weile lang verhindern können, dass es so eine Partei wie die AfD in Deutschland auf jetzigem Niveau gibt, aber letztendlich war das imho auf lange Sicht umvermeidbar. Derselbe Trend, der überall in Westeuropa solche Parteien hat entstehen lassen geht an Deutschland nicht vorbei: Die ethnische Zusammensetzung des Landes ändert sich. Die AfD ist letztendlich gegen alles, was der Postmaterialismus mit sich bringt, von ethnischer Hetereogenität, Bedeutungsverlust des Nationalstaats, über Verschiebung der Verhältnisse zwischen den Geschlechtern bis hin zu Umweltschutz. Diese Dinge kann die Politik aber alle nicht in dem Maße kontrollieren, wie die Anhänger der AfD es gerne hätten. Dieser Backlash war imho nie dauerhaft zu verhindern und es ist einfach illusorisch zu glauben, dass diese Wünsche von der Lucke-AfD hätten erfüllt werden können. Die Lucke-AfD war viel eher die Partei, die ein Teil der FDP-Wählerschaft sich wünscht*. Wenn die Entwicklung der AfD eins gezeigt hat, dann doch eindeutig, dass es ein Fehler ist zu glauben, Wähler die ideologisch rechts von der Union stehen wählen einfach die konservativste Alternative, die eine realistische Chance hat in den Bundestag zu kommen. Manche haben das getan, aber die Mehrheit hat entweder irgendwelche Kleinparteien gewählt oder eben einfach gar nicht. Und wie man der Liste aus meinem Post entnehmen konnte haben die entsprechenden Vögel alle schon früh ihre Chance erkannt; sie ließe sich auch noch um andere (momentane) Vorsitzende & Nichtvorsitzende erweitern:
Landesvorsitzende
Dörr (Saarland) ist 2013 eingetreten, Frisch (Rheinland-Pfalz) ist 2013 eingetreten, Lambrou und Herrmann (Hessen) sind beide 2013 eingetreten, Nockemann (Hamburg) ist 2013 eingetreten. Lediglich Lucassen (2016, NRW) und Guth (2015, Niedersachsen) sind vorher eingetreten. Bis auf Pazderski und Herrmann (und alle die ich vorher erwähnt habe) sind das alles Leute rechts von der Lucke-AfD.
Landesgruppensprecher im Bundestag
Bernhard (BaWü) ist 2013 eingetreten, Kraft (Bayern) ist 2013 eingetreten, Kotré (Brandenburg) ist 2013 eingetreten, Magnitz (Bremen) ist 2013 eingetreten, Baumann (Hamburg) ist 2013 eingetreten, Hampel (Niedersachen) ist 2013 eingetreten, Münzenmaier (Rheinland-Pfalz) ist 2013 eingetreten, Heßenkemper (Sachsen) ist 2014 eingetreten, Hollnagel (Schleswig-Hollstein) ist 2014 eingetreten, Brandner (Thüringen) ist 2013 eingetreten; die fehlenden sind vakant oder im letzten Post als Früheingetretene (Storch, Holm) erwähnt. Lediglich Homann (Hessen, ist 2016 eingetreten) und Reichhardt (Sachsen-Anhalt, 2015 eingetreten, unklar ob vor oder nach Spaltung beim Parteitag) sind (möglichweise) nach der Spaltung in die AfD eingetreten. So ziemlich jeder von denen steht rechts von der Lucke-AfD, teilweise sehr deutlich.
Sonstige
Weidel ist 2013 eingetreten, von Storch ist 2013 eingetreten, Protschka ist 2013 eingetreten, Joachim Paul ist 2013 eingetreten, Frohnmaier ist 2013 eingetreten, Bystrom ist 2013 eingetreten, Baum ist 2013 eingetreten, Daniel Roi ist 2013 eingetreten, Muhsal ist 2013 eingetreten, Stefan Möller ist 2013 eingetreten, Gedeon ist 2013 eingetreten, Höchst ist 2013 eingetreten, Curio ist 2014 eingetreten, Komning ist 2014 eingetreten.
So zu tun als wäre es zu verhindern gewesen, dass die AfD die Partei wird, die sie heute ist, erscheint mir völlig illusorisch. Vielleicht hätte sie ein paar Prozent weniger als ohne Flüchtlingskrise, aber das war nicht der Punkt und einen großen Unterschied würde es wohl mittelfristig auch nicht machen. Die Spinner sind nicht durch die Medien auf die AfD aufmerksam geworden, die Spinner waren immer da. Wenn überhaupt sind die "Liberal-Konservativen" durch die Medien auf die Spinner aufmerksam geworden.
*nur als Trivia am Rande: Es ist erstaunlich, wie sich die FDP-Wählerschaft gesellschaftspolitisch kein bisschen von der der Union unterscheidet. Wenn überhaupt ist sie marginal konservativer (!)
Das ist absoluter Nonesens. Ich konnte das damals sehr gut beobachten, weil ich zur Zeit der Gründung der AfD in Hamburg gewohnt habe und dort alles angefangen hat. Einer meiner Profs war Landesvorsitzender, darum habe ich die Sache von Anfang an verfolgt und ich kann dir sagen: Diese wirklich anständigen Leute wurden von Anfang an von den Medien und den etablierten politiischen Parteien mit Scheiße beworfen und als Nazis tituliert. [...]
Die AfD wurde in den Medien totgeschwiegen, es wurde niemals über etwas positives berichtet. Berichtet wurde nur dann, wenn man sich über irgendwas empören konnte. Wurde die Abschaffung des Euros gefordert, hat das gereicht um als Nazi zu gelten.
Eigentlich ergibt es ja keinen Sinn, mit dir zu diskutieren, weil du im Grunde genommen komplett in deiner eigenen Welt lebst, aber du willst mir doch nicht wirklich erzählen, dass die AfD ihren schlechten Ruf in den Medien wegen der AfD Hamburg (die überall als besonders liberal bezeichnet wurde) hatte, die es 2015 ganz knapp über die 5%-Hürde geschafft hat und nicht wegen den drei Ost-Bundesländern, wo sie 2014 überall um die 10% erreichte und wo die Rechtsradikalen schon damals fest im Sattel saßen? Mit solchen Räuberpistolen brauchst du nicht ankommen. Die AfD war von Anfang an voller rechter Spinner und dass ihr jetzt mimimi ruft, weil die bösen Medien die (erfolgreichen) Spinner gezeigt haben statt den (erfolglosen) Liberal-Konservativen ist höchstgradig lächerlich. Nicht nur habt ihr nicht recht, dass über die AfD unfair (zu ihren Ungunsten) berichtet wurde, ihr wollt direkt dass zu ihren Gunsten berichtet wird, indem man die bürgerlichen Mitglieder überproportional exponiert. Klassische Rechtspopulismus-Forderung btw, wärst in der AfD bestens aufgehoben.