Ich finds ja lustig das hier manche Leute reflexartig Trump/AfD/ähnlichen Schrott verteidigen (fast immer mit whataboutism oder Strohmännern), aber man nie Kritik von ihnen an diesen Faschisten und Demagogen hört.
Vielleicht kam es etwas zu kurz, aber genau das meinte ich mit dem "An sich will ich das auch gar nicht kritisieren"-Teil, d.h. ich stimme Misfits negativer Wertung von antisemitischen Aussagen zu.
Der auch in der AfD zu findende Antisemitismus ist ein Problem und weder klein- noch schönzureden. Es ist absolut gerechtfertigt, diesen anzuprangern und es ist ein Aspekt der Partei, der mich durchaus sehr stört.
Mitigert wird es allerdings dadurch, dass die Partei insgesamt antisemitische Positionen ablehnt und auch aktiv
Juden in der AfD unterstützt. Daher ist eine Differenzierung hier meiner Meinung nach durchaus angebracht.
Und die Zugehörigkeit zum Islam weniger stark ist, weil man das qua Geburt ist. Wählen muss man immerhin aktiv.
Naja, Religionen würde ich jetzt nicht unbedingt als angeboren bezeichnen. Klar ist die kindliche Prägung sehr bedeutsam und wahrscheinlich bei einer Religion auch gewichtiger als bei einer politischen Einstellung, aber auch in der politischen Orientierung gibt es durchaus einen großen Einfluss des Elternhauses bzw. der kulturellen Prägung. Zieht man die Grenze nicht bei "wählen gehen" sondern bei "sich dem politischen Lager zuordnen" ist das zwar immer noch ein Stück weg von "sich dem religiösen Lager zuordnen" aber eben nicht mehr ganz so weit.
Und auch von religiösen Menschen kann (und muss!) man erwarten, dass sie sich vom Antisemitismus emanzipieren, wie von vielen anderen negativen Überzeugungen die mittelalterliche Religionen leider so gerne mit sich schleifen.
Der Schluss von AfD-Wähler auf Antisemit erscheint prima facie also nicht absurder als der von Muslim auf Antisemit.
[...]Ob man Muslim ist oder einer Gruppe wie "junge männliche Flüchtlinge aus dem muslimischen Raum" angehört, ist viel weniger eine freie Entscheidung als Wähler oder Mitglied der AfD zu sein. Insofern eignet sich letzteres a priori deutlich besser für eine Kritik aufgrund der Gruppenzugehörigkeit.
Ich wollte mit dem Beitrag auch wie gesagt nicht den Antisemitismus in der AfD relativieren. Dieser ist ein Problem und leider kein kleines.
Ein bisschen Geschmäckle hat es dann aber meiner Meinung nach leider, wenn jemand gleichzeitig mit dem Finger auf die AfD zeigt, dabei aber den Antisemitismus im Island nicht ebenfalls scharf kritisiert. Immerhin ist Antisemitismus in Deutschland mittlerweile im Wesentlichen ein Problem, das vom Islam ausgeht (siehe
hier). Diesen nur in der AfD und nicht im Islam zu kritisieren sieht dann nunmal eher nach politischer Stimmungsmache als nach echtem Interesse an der Eindämmung des leider aktuell erstarkenden Antisemitismus im Land aus.
Wenn es in einer gewissen Häufung Leute mit antisemitischen Einstellungen in hohe Parteiämter schaffen, dann liegt der Verdacht erstmal nahe, dass da mindestens zu wenig hingeguckt wird.
Da bin ich absolut dabei, hier gibt es seitens der AfD durchaus noch Nachholbedarf. Gerade die insgesamt nicht antisemitische Parteiposition sowie Gruppen wie die Juden in der AfD stimmen mich eher optimistisch dass die Partei das noch in den Griff bekommen kann, letztendlich muss es die Zeit zeigen.
Bei all der Antisemitismus-Diskussion sollte allerdings auch nicht unerwähnt bleiben, dass Aussagen wie "50% sind antisemitisch" (egal ob bzgl. AfD oder Moslems) imo sehr kritisch gewertet werden sollten. Oft werden da bereits Kleinigkeiten als antisemitisch eingestuft. Beispielsweise ist Kritik an Israel sicherlich nicht generell antisemitisch, taucht jedoch in solchen Umfragen durchaus regelmäßig als Faktor auf.