Original geschrieben von Clawg
Zu der Egoismus / Altruismus-Debatte:
Das sind im Grunde nur Synonyme für rational / irrational. Im 'normalen' Sprachgebrauch wird Egoismus / Altruismus häufig im Zusammenhang mit der subjektiven Sichtweise des Handelnden in dem Moment genannt, d.h. jemand wird Egoist genannt, wenn er nur den eigenen Vorteil sieht/angibt - nicht wenn er *tatsächlich* davon profitiert. Genauso wird jemand ein Altruist genannt, wenn er nur den Vorteil für andere sieht/angibt.
Dahinter steckt die Einbildung, dass du in letzter Konsequenz ermitteln könntest, wovon jemand
tatsächlich profitiert.
Aber dein Ansatz scheitert doch am menschlichen Wesen selbst: Der Mensch ist nicht nur rational. Er ist auch und sogar zu einem sehr großen Teil irrational.
Daraus folgt unmittelbar, dass ein Begriff von Egoismus, der sich allein auf seinen rationalen Anteil bezieht, der Realität nicht gerecht wird.
Den Grund für diesen Sinnverlust sehe ich in dem fatal unzulässigen Sein-Sollens-Schluss innerhalb der objektivistischen Ethik. Zumindest der, die du vertrittst, denn hat nicht Ayn Rand selbst gequalmt, getrunken, etc.?
Vielleicht will jemand Koks und Nutten. Du würdest sagen, dass er davon nicht wirklich profitiert. Was ist denn dein
objektives Maß dafür, dass jemand von etwas profitiert? Und woraus leitest du es her?
Ich sehe nur zwei Möglichkeiten: Du kannst einen Profit jenseits empirischer Maßstäbe definieren (hi Kant), musst dir dann aber den Vorwurf gefallen lassen, dass dieser Maßstab eben per Definition nichts mit der
Realität zu tun hat, weil er eben ein reines
Ideal ist.
Oder du kannst empirische Anteile berücksichtigen, ethische Prämissen brauchst du natürlich trotzdem. Dann musst du aber die Allgemeinheit deiner Aussagen aufgeben, denn sobald sie sich auf empirische Umstände beziehen, musst du natürlich auch die empirischen Auswirkungen betrachten. Und die kannst du unmöglich sicher vorhersehen.
Man kann es auch einfach auf die Formel bringen: Um zu bestimmen, was für jemanden Eigennutz ist, musst du bestimmen, was für jemanden ein Wert
ist.
Und hier sehe ich deinen Denkfehler: Du kannst in einer reinen Ethik sagen, was für jemanden Wert sein
soll, aber das ist eben keine Aussage über die Realität.