Imo meint er mit öffentlichen Gütern hier solche, die der Staat bereitstellen sollte. Abgesehen davon, dass ich die einzelnen Beispiele aus normativer Sicht auch zurückweisen würde, hab ich ja nicht behauptet, dass es überall so ist, sondern bei "fast allen" Gütern, die der Staat bereitstellt.
Nun, möglich das es so ist aber ich bezweifle es. Gerade weil der Markt so groß ist gibt es eigentlich keinen Grund, warum die Privaten nicht versuchen sollten, den ÖR dort dei Zuschauer abspenstig zu machen, wenn man das einfach so dem freien Markt überlassen könnte. Davon ist aber momentan zumindest nicht viel zu sehen. Klar, equilibrium effect sähe nochmal anders aus aber ist zumindest ein Hinweis darauf, dass das vielleicht nicht so einfach und reibungslos gehen würde.
Ich sehe hier immernoch kein tragbares Argument, weshalb alle folgenden Punkte plausibel sein sollten:
1. Senioren brauchen eine speziell auf sie zugeschnittene Fernsehunterhaltung. Dieses Bedürfnis ist so groß, dass der Staat es selbst erfüllen sollte, wenn der Markt das nicht schafft.
2. Senioren finden jenseits öffentlich-rechtlicher Angebote absolut nichts, was dieses Bedürfnis deckt.
3. Sie würden es auch weiterhin nicht finden, wenn der ÖR dieses Angebot einstellen würde.
Schon 1 sehe ich nicht ein: Was geht uns als Gesellschaft verloren, wenn Senioren entweder weniger zufrieden mit dem Fernsehprogramm sind oder - Gott bewahre - weniger fernsehen?
2 und 3 kann ich letztlich nicht beurteilen, weil ich seit meiner Teeniezeit kein Fernsehen mehr gucke. Da kann man bestimmt empirische Vergleiche zu anderen Ländern anstellen usw. Unterm Stricht dürfte das größte Problem darin bestehen, dass ältere Menschen sich an das vorhandene Angebot gewöhnt haben und etwas Gewohntes aufzugeben ist immer schwerer, als es nie gehabt zu haben, gerade in höherem Lebensalter. Aber dass es denen an sich so deutlich schlechter ginge, wenn sie nicht ihre wöchentliche Dosis Traumschiff und Co kriegen würden, dafür sehe ich einfach keine echten Anhaltspunkte.
Letztlich lohnt sich die Diskussion imo nicht, weil ich, wie gesagt, aus anderen Gründen durchaus den Sinn eines Vollprogramms im ÖR zugestehe und auch dem Prinzip "für jeden was dabei" Einiges abgewinnen kann, weil es einerseits die Akzeptanz fördert und andererseits für die Reichweite sorgt - Phoenix guckt halt fast niemand.
Trotz allem Hate, mit dem der ÖR gerne übergossen wird, würde ich sogar sagen, dass er insgesamt einen recht guten Job macht: Ich kenne niemanden, der mehr Privatfernsehen als ÖR guckt (einschließlich Online-Angebote) und bezweifle, dass ein halbwegs intelligenter Mensch lieber das deutsche Privatfernsehen als den ÖR mit auf eine einsame Insel nehmen würde.
Wenn man endlich eine sozial gerechte Finanzierung auf die Beine stellen würde, dann wären mir persönlich auch Einsparungen beim ÖR nicht so wichtig. 8 Milliarden halte ich in Anbetracht des geschaffenen Mehrwerts jedenfalls nicht für absurd viel. Würden 5 oder gar 4 es vielleicht auch tun? Mag sein. Und natürlich hab ich meine Vorstellungen davon, wofür man lieber mehr oder weniger Geld ausgeben sollte. Aber insgesamt gibt es am Output imo nicht wahnsinnig viel Objektives auszusetzen.