Brauchen wir öffentlichen Rundfunk?

Benrath

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Man würde von einem negativem Konzernüberschuss sprechen.
 
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Und du hältst das jetzt für Heuchelei oder was?
Vielleicht auch einfach nur Dummheit.
Könnte nicht etwas damit zu tun haben, dass die ÖR auf eine fundamental andere Weise Geld einnehmen als ein privates Unternehmen?
Ein privates Unternehmen hat meist viel mehr Unwägbarkeiten. Insofern ist es für den ÖR eher negativer, wenn man da Geld rausballert, was man nicht hat.
 

Gustavo

Doppelspitze 2019
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Ein privates Unternehmen hat meist viel mehr Unwägbarkeiten. Insofern ist es für den ÖR eher negativer, wenn man da Geld rausballert, was man nicht hat.

Das ist doch im Vergleich mit der Einnahmefrage ziemlich belanglos. Planbarkeit ist schön und gut, aber wenn du keine Möglichkeit hast, deine Einnahmen zu erhöhen, bringt sie dir auch wenig. Und wie viele Möglichkeiten ein ÖR-Sender hat, seine Ausgaben kurzfristig zu reduzieren, weiß hier niemand nehme ich an.
 
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Kurzfristig vielleicht nicht. Langfristig aber ganz easy. Weniger für Rechte ausgeben, günstigere Formate produzieren etc
 

Gustavo

Doppelspitze 2019
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Kurzfristig vielleicht nicht. Langfristig aber ganz easy. Weniger für Rechte ausgeben, günstigere Formate produzieren etc

Sicher, langfristig schon. Aber langfristig waren die Einnahmen für die Sender halt gerade nicht korrekt planbar, weil SA einer angekündigte Erhöhung nicht zugestimmt und damit verhindert hat.
 
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Sie hätten ja auch planen können, die Ausgaben zu reduzieren, um den Gebührenzahler zu entlasten.

Dass sie das nicht machen ist klar. Sie haben ja keinen Anreiz dazu. Das macht es im Ergebnis aber nicht besser.
 
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Na ja, ich würde mal stark vermuten die planten mit einer Erhöhung der Gebühr. Pensionskosten steigen immer weiter, auch wenn die Gebühr seit Jahren nicht steigt.

Die Erklärung ist ganz einfach.
Die Verschwenden einfach weiter die Kohle, sparen nicht einen Cent ein und bauen als Drohkulisse Schulden auf, um eine Gebührenerhöhung zu erzwingen.
Hurensöhne.
Die Geschäftsführer die da minus machen, sollten alle in den Knast.
 
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BBC produziert teilweise ja ganz guten Content, aber die Begründung für ein gebührenfinanziertes Unterhaltungsprogramm erschließt sich mir tatsächlich nicht.
Neben den exorbitanten Ausgaben für einzelne Formate (insbesondere Sport) stört mich bei unserem Beitragsmodell vor allem die frappierende Ignoranz des Sozialstaatsprinzips.
Es sollte Möglichkeiten einer sozialverträglichen Finanzierung geben, die die redaktionelle Unabhängigkeit gleichwohl unangetastet lässt.
 

parats'

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Ich wäre ja eher für eine strukturelle Reform um den ÖR neu aufzustellen. Man kann aber auch einfach einen Sender abschalten (wozu es eh nicht kommen wird). :ugly:

 
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Celetuiw

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Und weiter gehts beim ÖR. https://www.focus.de/politik/deutsc...-hat-gleich-zwei-chauffeure_id_134016202.html

Da zahlt man doch gerne Zwangsgebühren, und bei so wichtigen Ausgaben ist es auch verständlich dass die GEZ der Meinung ist es wäre Studenten zumutbar mit dem Studium aufzuhören um das Geld für den GEZ beitrag verfügbar zu haben. https://www.faz.net/aktuell/feuille...ungen-beitragsservice-gnadenlos-18214056.html
Ein Chauffeur beim BR verdient zwischen 50 und 100k im jahr und davon hat die Tante zwei?
Was zum Fick...

Sagen mir mal ihre Fahrer verdienen beide 75k, sie 266k. Bei 416k und gez gebühren von 18,36 € aktuell werden die Kosten von 1881 GEZ Zahlern finanziert.

Not bad :rofl2:
Ich mag den ÖRR grundsätzlich und finde ihn auch wichtig in Fakenews zeiten. Aber das ist schon bekloppt.
 
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Und weiter gehts beim ÖR. https://www.focus.de/politik/deutsc...-hat-gleich-zwei-chauffeure_id_134016202.html

Da zahlt man doch gerne Zwangsgebühren, und bei so wichtigen Ausgaben ist es auch verständlich dass die GEZ der Meinung ist es wäre Studenten zumutbar mit dem Studium aufzuhören um das Geld für den GEZ beitrag verfügbar zu haben. https://www.faz.net/aktuell/feuille...ungen-beitragsservice-gnadenlos-18214056.html
Das Schlimme ist ja, dass unser ÖR durchaus ne Menge Qualität produziert - dies interessiert aber keine Sau. Gute Filme und Dokus versanden im Nachtprogramm des TV, während man immer noch nicht ganz verstanden hat, welche Möglichkeiten man mit einer Modernisierung des On-Demand-Audioangebotes hätte. Die Audiothek ist voller Schätze, aber in puncto Design völlig wirr und als App fast nicht zu gebrauchen. Naja, hauptsache das Traumschiff fährt. :ugly:
 

Das Schaf

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Das Schlimme ist ja, dass unser ÖR durchaus ne Menge Qualität produziert - dies interessiert aber keine Sau. Gute Filme und Dokus versanden im Nachtprogramm des TV, während man immer noch nicht ganz verstanden hat, welche Möglichkeiten man mit einer Modernisierung des On-Demand-Audioangebotes hätte. Die Audiothek ist voller Schätze, aber in puncto Design völlig wirr und als App fast nicht zu gebrauchen. Naja, hauptsache das Traumschiff fährt. :ugly:
Diese Mediathek/Audiothek Sachen machen mich so aggressiv. So oft wie ich schon was im Radio gehört habe und das im ganzen nachholen wollte nur um es dann nicht mehr zu finden.

Diese Bedienung ist so behindert und dann auch noch die kurzen vorhalten Zeiten :rofl2:
 
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Das Schlimme ist ja, dass unser ÖR durchaus ne Menge Qualität produziert - dies interessiert aber keine Sau.
Die qualitiativ guten Sachen könnten sicher auch auf Plattformen funktionieren die nicht zwangsfinanziert sind. Ist ja nicht so als wäre generell niemand bereit für Medieninhalte zu bezahlen.
 
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der ör hat wirklich ein paar echte perlen und guten kram. der wird halt von leuchtturm-projekten und einem massiven überangebot an wasserköpfen überschattet. der wildwuchs muss halt dringend zurückgeschnitten werden, bevor wir am punkt sind, dass man das ding nur noch fällen und anschließend neu pflanzen kann.
 
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Finde schon sehr amüsant, wie der Laden gerade zerpflückt wird. Unverständlich ist mir, warum es für eine solche öffentlich-rechtliche Institution keine umfangreichen Transparenzregeln gibt.
An leistungsbezogenen Gehaltsanteilen ist imo wenig auszusetzen, aber dann sollte schon das Bezahlungssystem und die Kriterien offengelegt werden, nach denen die Leistung bewertet wird.
 

Gustavo

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Finde schon sehr amüsant, wie der Laden gerade zerpflückt wird. Unverständlich ist mir, warum es für eine solche öffentlich-rechtliche Institution keine umfangreichen Transparenzregeln gibt.
An leistungsbezogenen Gehaltsanteilen ist imo wenig auszusetzen, aber dann sollte schon das Bezahlungssystem und die Kriterien offengelegt werden, nach denen die Leistung bewertet wird.

Ich vermute es ist schlicht und ergreifend die angemahnte Politikferne, die dem ÖR zustehen soll. Funktioniert halt Null.

Fun fact: Ich war gestern mit jemandem Mittagessen, der ein Festival für zeitgenössische Musik in Sachsen-Anhalt organisiert. Die AfD hat bei der letzten Landtagswahl ins Wahlprogramm geschrieben, dass sie (eigene Worte) entartete Kunst machen würden und das alles vage anti-deutsch sei. In gutem vorauseilendem Gehorsam hat die CDU die staatliche Förderung gestrichen und dazu noch implizit Orchestern gedroht, dass sie auch die Förderung verlieren, wenn sie dort spielen. Das hat die Festivalleitung dem ZDF angetragen, was zunächst auch interessiert war und dann auch recherchiert hatte, aber leider leider mussten sie dann doch abspringen. Hatte sicher nichts damit zu tun, dass das kurz vor der Abstimmung bzgl. Erhöhung des Rundfunkbeitrags war, welcher Sachsen-Anhalt ja bekanntlich skeptisch gegenüber stand. :mond:
 
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Finde schon sehr amüsant, wie der Laden gerade zerpflückt wird. Unverständlich ist mir, warum es für eine solche öffentlich-rechtliche Institution keine umfangreichen Transparenzregeln gibt.
An leistungsbezogenen Gehaltsanteilen ist imo wenig auszusetzen, aber dann sollte schon das Bezahlungssystem und die Kriterien offengelegt werden, nach denen die Leistung bewertet wird.
Ist schon sehr fraglich, woran beim ÖR Leistung bitte bemessen werden soll? Durch die Zwangsgebühr sind die Einnahmen doch eh immer gleich, Werbeeinnahmen gibt es nur sehr begrenzt, Einschaltquoten sind wirtschaftlich egal für den ÖR, also woran messen sie "Leistung"? Wieviele Rentner im Fernsehgarten sitzen oder wie?
 
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U.a. gabs für Chefs wohl mehr Kohle, wenn sie ihre Budgetvorgaben gut erfüllt, aka möglichst viel anderes Personal abgebaut haben. :troll:

Ich vermute es ist schlicht und ergreifend die angemahnte Politikferne, die dem ÖR zustehen soll. Funktioniert halt Null.

Fun fact: Ich war gestern mit jemandem Mittagessen, der ein Festival für zeitgenössische Musik in Sachsen-Anhalt organisiert. Die AfD hat bei der letzten Landtagswahl ins Wahlprogramm geschrieben, dass sie (eigene Worte) entartete Kunst machen würden und das alles vage anti-deutsch sei. In gutem vorauseilendem Gehorsam hat die staatliche Förderung gestrichen und dazu noch implizit Orchestern gedroht, dass sie auch die Förderung verlieren, wenn sie dort spielen. Das hat die Festivalleitung dem ZDF angetragen, was zunächst auch interessiert war und dann auch recherchiert hatte, aber leider leider mussten sie dann doch abspringen. Hatte sicher nichts damit zu tun, dass das kurz vor der Abstimmung bzgl. Erhöhung des Rundfunkbeitrags war, welcher Sachsen-Anhalt ja bekanntlich skeptisch gegenüber stand. :mond:
Mich wundert an der Diskussion oft, dass sie so sehr über den Grundsatz geführt wird "ÖR ja/nein?" und es zu wenig darum geht, wie er gestaltet ist. Die zum Teil himmelschreiend ungerechte Finanzierung, die teils ausufernden und unkontrollierten Ausgaben haben ja wenig mit dem Grundauftrag zu tun.
Ich sehe ein, dass es ein schmaler Grat ist: Wenn man sagt, ihr dürft nicht mehr alles, dann muss letztlich jemand entscheiden, was der ÖR darf und da ensteht ein gewisses Maß an Kontrolle. Aber dieses Problem gibt es immer und überall. Es kam ja auch noch niemand auf die Idee einen Forschungsbeitrag einzuführen, damit die Universitäten auch ihre Staatsferne wahren.
 
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Gustavo

Doppelspitze 2019
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U.a. gabs für Chefs wohl mehr Kohle, wenn sie ihre Budgetvorgaben gut erfüllt, aka möglichst viel anderes Personal abgebaut haben. :troll:

Fairerweise muss man sagen: Wer sich wünscht, dass die ÖR mehr wie wirtschaftliche Unternehmen geführt werden sollen, bekommt dann damit exakt das. :deliver:
 

Gelöschtes Mitglied 137386

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Fairerweise muss man sagen: Wer sich wünscht, dass die ÖR mehr wie wirtschaftliche Unternehmen geführt werden sollen, bekommt dann damit exakt das. :deliver:
In dem Fall ist das ja auch völlig richtig. Nur dass eben auch oben Personal abgebaut werden müsste. Und links und rechts und überall, so ca. 90% allen Personals, aller Angebote und aller Kanäle. Man braucht 1 staatliches TV Programm und 1 Radioprogramm. Das wars. Der gesamte Bereich Unterhaltung muss komplett gestrichen werden. Für Unterhaltung braucht man keine staatlichen Stellen.
 
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Fairerweise muss man sagen: Wer sich wünscht, dass die ÖR mehr wie wirtschaftliche Unternehmen geführt werden sollen, bekommt dann damit exakt das. :deliver:
Ich würde mich dieser Forderung bewusst nicht anschließen, insoweit sie impliziert, dass man am Markt mit den Privaten nach deren Metriken (Quote, Werbeeinnahmen usw.) konkurriert. Das ist ja gerade nicht Aufgabe des ÖRs. Wirtschaftlichkeit im Sinne von Kosteneffizienz ist immer gut. Die entscheidende Frage ist aber, mit welchen Mitteln mal was erreichen will bzw. soll.
Fairerweise muss man sagen, dass es wohl eine ziemlich unmögliche Aufgabe ist, der Mehrheit der deutschen Rundfunkbeitragszahler ein Programm zu liefern, für das sie gern den Rundfunkbeitrag bezahlen.
 
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Fairerweise muss man sagen, dass es wohl eine ziemlich unmögliche Aufgabe ist, der Mehrheit der deutschen Rundfunkbeitragszahler ein Programm zu liefern, für das sie gern den Rundfunkbeitrag bezahlen.
vllt sollte man gerade dann aber mal ein paar gänge zurückschalten, anstatt dutzende und hunderte fernseh- bzw. radiosender rund um die uhr per zwangsabgabe am laufen zu halten.
schaue kein tv und höre kein radio, von daher kann ich auch gar nicht allzuviel zur derzeitigen qualität des programms sagen. wenn ich es mir aussuchen könnte, würde ich den ganzen tv bereich bis auf einen phoenixartigen sender streichen und beim radio ebenfalls alles weg außer inforadio bzw. vergleichbares.
 

Gustavo

Doppelspitze 2019
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In dem Fall ist das ja auch völlig richtig. Nur dass eben auch oben Personal abgebaut werden müsste. Und links und rechts und überall, so ca. 90% allen Personals, aller Angebote und aller Kanäle. Man braucht 1 staatliches TV Programm und 1 Radioprogramm. Das wars. Der gesamte Bereich Unterhaltung muss komplett gestrichen werden. Für Unterhaltung braucht man keine staatlichen Stellen.

Mal abgesehen davon, dass ich keineswegs finde, solche Entscheidungen sollten einem Intendanten vorbehalten sein: Das ist doch wieder so eine haltlose "640kb ought to be enough for everybody"-Aussage von dir. Deutschland ist ein Land mit 83 Millionen Einwohnern, dafür ist ein einzelnes Fernsehprogramm viel zu wenig. Generell wäre der größte Nutzen, den der ÖR in einer modernen Demokratie haben kann imho, die ganzen Regionalsender auf deutlich mehr Recherche zu verpflichten. Wenn du dir die Verkaufszahlen jeder beliebigen Regionalzeitung in Deutschland anschaust siehst du mehr oder weniger eine Kellertreppe; irgendwann werden wir hier auch Verhältnisse haben wie in den USA wo es teilweise Großstädte gibt die nicht mal mehr eine Tageszeitung am Leben halten können (und wenn es noch eine "Tageszeitung" gibt, dann erscheint sie nicht mehr täglich). Die Lücke muss irgendwie gefüllt werden und da wären ÖR halt DEUTLICH besser als nichts. Viel besser wäre es natürlich, man würde es endlich mal schaffen, ernsthafte Unabhängigkeit von der Politik zu schaffen, nicht diese BVerfG-konforme Unabhängigkeit die wir jetzt haben, aber aus offensichtlichen Gründen hat die Politik daran kein echtes Interesse (siehe Anekdote oben). Aber wie gesagt: Selbst ohne eine solche sind regionale ÖR weit besser als gar nichts.


Ich würde mich dieser Forderung bewusst nicht anschließen, insoweit sie impliziert, dass man am Markt mit den Privaten nach deren Metriken (Quote, Werbeeinnahmen usw.) konkurriert. Das ist ja gerade nicht Aufgabe des ÖRs. Wirtschaftlichkeit im Sinne von Kosteneffizienz ist immer gut. Die entscheidende Frage ist aber, mit welchen Mitteln mal was erreichen will bzw. soll.
Fairerweise muss man sagen, dass es wohl eine ziemlich unmögliche Aufgabe ist, der Mehrheit der deutschen Rundfunkbeitragszahler ein Programm zu liefern, für das sie gern den Rundfunkbeitrag bezahlen.

Ich bin ja immer wieder erstaunt, wie die Leute mit Handgewedel einfach darüber hinweggehen, wie gut die Unterhaltungsangebote der ÖR laufen. Jetzt kann man natürlich behaupten der ÖR sollte eigentlich gar keine Unterhaltung machen, aber ich sehe jetzt keine philosophisch kohärente Argumentation, warum "Unterhaltungsfernsehen" etwas anderes sein sollte oder anders behandelt werden sollte als alle anderen public goods, d.h. man kann sie locker einer Metrik unterwerfen ob Ausgaben und Ertrag in einem korrekten Verhältnis stehen.

Mir jedenfalls fehlt das Zutrauen, dass man einfach nur die ÖR-Angebote abschaffen muss um die Privaten dazu zu bringen, diese Lücke zu füllen. Dafür erscheint mir das Zielpublikum der ÖR schlicht zu alt. Denen würde auch ein staatlich subventionierter Netflix-Zugang oder ähnliches nicht wirklich helfen. Nur weil niemand im Forum hier Rosamunde Pilcher oder Traumschiff oder diesen ganzen Schmonz schaut einfach zu folgern, dass das Weg kann, finde ich jedenfalls etwas anmaßend. Auch wenn man es hier nicht merkt liegt der Anteil der Fernsehzuschauer relativ konstant bei 70% der Gesamtbevölkerung. Da sind viele alte Leute dabei, die auch irgendwie bespaßt werden müssen.
 

Gelöschtes Mitglied 137386

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Deutschland ist ein Land mit 83 Millionen Einwohnern, dafür ist ein einzelnes Fernsehprogramm viel zu wenig.
Warum? ÖR sollten ausschließlich zur Information dienen. Es werden für mehr Leute nicht mehr Informationen benötigt. Es braucht für 84 Mio. Bewohner exakt so viele ÖR Angebote gebraucht wie für 100.

Die Lücke muss irgendwie gefüllt werden und da wären ÖR halt DEUTLICH besser als nichts

Meinetwegen soll es dann noch eine ÖR Tageszeitung geben. Meinetwegen kann es auch einen Regionalsender mit Informationen pro Region geben. Auch dafür wäre nur ein Bruchteil des jetzigen ÖRs nötig.
 
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Auch wenn man es hier nicht merkt liegt der Anteil der Fernsehzuschauer relativ konstant bei 70% der Gesamtbevölkerung. Da sind viele alte Leute dabei, die auch irgendwie bespaßt werden müssen.
deren bespaßung kann anderen aber doch scheiß egal sein? ich dachte es geht hier um einen staatlichen bildungsauftrag. wer traumschiff sehen will, kann doch gerne dafür zahlen, ob nun durch einen pay-zugang oder indirekt über werbefinanzierte sender.

letztendlich würde es mir schon reichen, wenn auch nur der hauch von einsicht vorhanden wäre, dass dieses system möglicherweise reformbedürftig ist.

zwischen ÖR bildungsauftrag auf der einen seite und drölfzig sendeanstalten auf der anderen seite muss es doch auch einen mittelweg geben oder nicht?
 

Gustavo

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Warum? ÖR sollten ausschließlich zur Information dienen. Es werden für mehr Leute nicht mehr Informationen benötigt. Es braucht für 84 Mio. Bewohner exakt so viele ÖR Angebote gebraucht wie für 100.


Unfug. Glaubst du allen Ernstes, das öffentliche Interesse an Nachrichten aus der Mecklenburgischen Seenplatte ist in Baden-Württemberg genauso hoch wie in Mecklenburg-Vorpommern? Umso mehr Menschen es gibt umso mehr differenziert sich ein politisches System tendenziell und dafür reicht ein TV-Programm nun mal nicht aus. Oder soll die ARD um 20:15 die NRW-Lokalreportage bringen und dann gestaffelt nach Einwohnerzahlen die Regionalberichte der weniger stark bevölkerten Gebiete, Bremen dann irgendwann nachts zwischen 3:00 und 4:00?


Meinetwegen soll es dann noch eine ÖR Tageszeitung geben. Meinetwegen kann es auch einen Regionalsender mit Informationen pro Region geben. Auch dafür wäre nur ein Bruchteil des jetzigen ÖRs nötig.

Was "nötig" ist oder nicht hängt alleine vom Auftrag der ÖR ab. Dass du da keine Unterhaltung oder sonstiges sehen willst ist ja dein gutes Recht, aber du kannst auch nicht einfach davon ausgehen, dass das die axiomatisch korrekte Ansicht ist. Welche public goods bereitgestellt werden und welche nicht ist in einer Demokratie eigentlich dem Mehrheitswillen unterworfen und auch wenn es hier viele nicht glauben, nur weil du und ich vllt. kein ÖR schauen, heißt das nicht zwingend, dass niemand es tut. Fairerweise könnte man allerdings tatsächlich endlich damit aufhören, den ÖR aus Abgaben zu finanzieren und ein Steuermodell aufsetzen, genau wie für alle anderen public goods auch. Dass das BVerfG sich mit der Annahme, Abgaben würden zu mehr Staatsferne führen, geirrt hat ist mittlerweile völlig offensichtlich.


deren bespaßung kann anderen aber doch scheiß egal sein? ich dachte es geht hier um einen staatlichen bildungsauftrag. wer traumschiff sehen will, kann doch gerne dafür zahlen, ob nun durch einen pay-zugang oder indirekt über werbefinanzierte sender.

Tut er doch: Über die Gebühr. Das ist genau dieselbe behämmerte Argumentation von Lindner von wegen "Gratismentalität": Wer glaubt das Unterhaltungsangebot dem freien Markt überlassen zu können kann dafür ja argumentieren, aber dass das in einer Demokratie irgendwie selbstverständlich sein sollte erschließt sich mir überhaupt nicht. Warum ÖR-Unterhaltung nicht nach genau derselben Metrik messen wie man alle anderen public goods auch misst? Der Staat subventioniert alles Mögliche, darunter viele Angebote die von weit weniger Menschen angenommen werden als die ÖR-Unterhaltung.




letztendlich würde es mir schon reichen, wenn auch nur der hauch von einsicht vorhanden wäre, dass dieses system möglicherweise reformbedürftig ist.

zwischen ÖR bildungsauftrag auf der einen seite und drölfzig sendeanstalten auf der anderen seite muss es doch auch einen mittelweg geben oder nicht?

Na ja, darauf zu hoffen dass sich so ein System von innen reformiert wird halt nicht funktionieren. Aber das immer in einem Zug mit der Breite des Angebots zu verknüpfen ist imho auch nicht schlüssig.
 
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Finde schon sehr amüsant, wie der Laden gerade zerpflückt wird. Unverständlich ist mir, warum es für eine solche öffentlich-rechtliche Institution keine umfangreichen Transparenzregeln gibt.
An leistungsbezogenen Gehaltsanteilen ist imo wenig auszusetzen, aber dann sollte schon das Bezahlungssystem und die Kriterien offengelegt werden, nach denen die Leistung bewertet wird.
Dass ÖR ein Selbstbedienungsladen ist, ist ja nichts neues.

Beispiel Altersvorsorge:

"Im August 2010 wurde bekannt, dass Piel als WDR-Intendantin im Jahr 2009 352.000 Euro verdiente (308.000 Euro plus Zulagen).[5] Der Barwert ihrer Altersversorgung belief sich 2010 auf 2,14 Millionen Euro.[6] Dieser Betrag hat sich bis Ende 2012 bereits auf 3,2 Millionen Euro erhöht.[7]"

Neben den guten Gehältern gibt es großzügigste Pensionen auf Beamtenniveau, weil das ist dann ja "versteckt" und man muss es erst "morgen" bezahlen.


@Gustavo: Glaubst du, dass eine Mehrheit der deutschen den Unterhaltungsauftrag unterstützt, wenn ihnen transparent klar wäre, wieviel Geld/Gebühren eine Reduktion auf den Informationsauftrag sparen würde?
 

Gelöschtes Mitglied 137386

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Dass du da keine Unterhaltung oder sonstiges sehen willst ist ja dein gutes Recht, aber du kannst auch nicht einfach davon ausgehen, dass das die axiomatisch korrekte Ansicht ist. Welche public goods bereitgestellt werden und welche nicht ist in einer Demokratie eigentlich dem Mehrheitswillen unterworfen und auch wenn es hier viele nicht glauben, nur weil du und ich vllt. kein ÖR schauen, heißt das nicht zwingend, dass niemand es tut.

Wir können ja gerne eine Volksbefragung durchführen. Ich fürchte nur, dass das niemals passieren wird, weil wir alle wissen, wie die ausgeht. Ich sehe aber keinen Anhaltspunkt für die Richtigkeit deiner These, dass es für öffentlich finanzierte Unterhaltungsprogramme auch nur eine kleine Mehrheit gäbe.
 

Gustavo

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@Gustavo: Glaubst du, dass eine Mehrheit der deutschen den Unterhaltungsauftrag unterstützt, wenn ihnen transparent klar wäre, wieviel Geld/Gebühren eine Reduktion auf den Informationsauftrag sparen würde?

Wir können ja gerne eine Volksbefragung durchführen. Ich fürchte nur, dass das niemals passieren wird, weil wir alle wissen, wie die ausgeht. Ich sehe aber keinen Anhaltspunkt für die Richtigkeit deiner These, dass es für öffentlich finanzierte Unterhaltungsprogramme auch nur eine kleine Mehrheit gäbe.

Nein. Das ist allerdings auch kein realistisches Bild davon, wie in einer Demokratie über eine Mittelvergabe entschieden wird: Wenn du einfach nur einzelne Posten zur Abstimmung stellst, wirst du für viele Sachen keine Mehrheit finden, auch für Sachen für die der Staat heute Geld (teilweise sehr viel Geld) ausgibt. Es gibt aber eine durchaus nicht zu unterschätzende Minderheit, die darauf durchaus wert legen wird und die durchaus Stimmgewicht hat (schaut euch nur mal das Durchschnittsalter der ÖR-Zuschauer an).

Das ist übrigens auch die denkbar ungünstigste Kombination für das ÖR: Der ÖR steht praktisch alleine da mit der Hypothek, eine Kopfpauschale für ein public good zu sein, die auch noch gesondert abgerechnet wird, anstatt wie alle anderen public goods über Steuern bezahlt zu werden, weil das BVerfG das so wollte.
 
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Dass es eine Minderheit gibt, die das guckt, ist für mich kein wirklich überzeugendes Argument.
Du hast auch eine starke Minderheit, die dafür wäre, Renten um 20% zu erhöhen. Trotzdem wäre das schlecht.

mMn ist neben einer Gruppe, die Bock drauf hat, auch nötig, das logisch zu begründen & sich die Debatte zu führen, wie teuer das sein darf / muss.
Zwei wichtige Faktoren da:
  1. Deutsches ÖR ist mit Abstand das teuerste public broadcasting der Welt, >2x teurer als die #2, BBC.
  2. Der Unterhaltungsauftrag kommt aus einer Zeit ohne Privatfernsehen und Internet. Auch Rentner haben heute Zugriff auf Privatfernsehen & viele auch auf Internet. D.h. es ist nicht evident, warum die Rentner einen Mangel erleiden würden, wenn der Unterhaltungsauftrag wegfällt. Auch ist recht vorhersehbar, dass beliebte ÖR-Programme wie Musikantenstadl easy bei einem der Privatsender unterkommen würden, anstatt wegzufallen.
In der Kombination ist das "Public Good" Unterhaltungsauftrag-ÖR nicht defensible.

Aus meiner Sicht sollte man das ÖR in drei Teile trennen:
  • Pensionsaltlasten. Ringfencen / abspalten, und soweit nötig steuerfinanzieren.
  • Unterhaltungsauftrag. Streichen.
  • Infromationsauftrag. Finanzieren mit niedrigem Beitrag oder Steuern. Wenige TV- & Radiosender. Übergang von separatem Pensionssystem zu Rentensystem.
Grob geschätzt vermute ich, dass Pensionsaltlasten grob 3 von den 8 Mrd ausmachen, Unterhaltungsauftrag 4 Mrd, und der Informationsauftran dann easy mit 1 Mrd auskommt.
 
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Die ÖR fördert auch Kunst und Kultur, und man sollte da nicht immer voreilig das bewerten.


Muss jetzt nicht so übertrieben sein, aber das sollte man auf keinem Fall streichen, nur weil der Großteil wie ich aus Kunstbanausen besteht.
 
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Welche erhaltenswerte, einzigartige Kunst und Kultur wird durch den ÖR gefördert, würde es aber nicht, wenn es denn ÖR nicht gäbe?

Finde solche Argumente echt anstrengend. Letztlich Totschlagargumente. Denn du könntest sie ja auch bringen, wenn der ÖR noch 2x mehr kosten und es noch 2x mehr bekannte Skandale gäbe. Auch dann "schauen die Rentner ja Musikantenstadl" und auch dann "fördert der ÖR ja Kunst und Kultur".
 
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Mal abgesehen davon, dass ich keineswegs finde, solche Entscheidungen sollten einem Intendanten vorbehalten sein: Das ist doch wieder so eine haltlose "640kb ought to be enough for everybody"-Aussage von dir. Deutschland ist ein Land mit 83 Millionen Einwohnern, dafür ist ein einzelnes Fernsehprogramm viel zu wenig. Generell wäre der größte Nutzen, den der ÖR in einer modernen Demokratie haben kann imho, die ganzen Regionalsender auf deutlich mehr Recherche zu verpflichten. Wenn du dir die Verkaufszahlen jeder beliebigen Regionalzeitung in Deutschland anschaust siehst du mehr oder weniger eine Kellertreppe; irgendwann werden wir hier auch Verhältnisse haben wie in den USA wo es teilweise Großstädte gibt die nicht mal mehr eine Tageszeitung am Leben halten können (und wenn es noch eine "Tageszeitung" gibt, dann erscheint sie nicht mehr täglich).
Das eine schließt das andere nicht aus...auch jetzt spalten die 3. ja zu gewissen Zeiten von überregional auf regional um.

Dann gibt es halt in der ARD jeden Tag von 18-19 Uhr die Bundesländerslots und von 19-20 Uhr die Regionalslots. Im Frühstücksfernsehen schaltest dann auch mal durch die Gegend, wenn irgendwo was von Interesse passiert ist etc pp.

Regionale Berichterstattung ist kein Grund, warum gefühlt jeden Abend um 20:15 4 Tatorte und 1 James Bond Wdh von allen bezahlt werden müssen.
Ich bin ja immer wieder erstaunt, wie die Leute mit Handgewedel einfach darüber hinweggehen, wie gut die Unterhaltungsangebote der ÖR laufen. Jetzt kann man natürlich behaupten der ÖR sollte eigentlich gar keine Unterhaltung machen, aber ich sehe jetzt keine philosophisch kohärente Argumentation, warum "Unterhaltungsfernsehen" etwas anderes sein sollte oder anders behandelt werden sollte als alle anderen public goods, d.h. man kann sie locker einer Metrik unterwerfen ob Ausgaben und Ertrag in einem korrekten Verhältnis stehen.

Mir jedenfalls fehlt das Zutrauen, dass man einfach nur die ÖR-Angebote abschaffen muss um die Privaten dazu zu bringen, diese Lücke zu füllen. Dafür erscheint mir das Zielpublikum der ÖR schlicht zu alt. Denen würde auch ein staatlich subventionierter Netflix-Zugang oder ähnliches nicht wirklich helfen. Nur weil niemand im Forum hier Rosamunde Pilcher oder Traumschiff oder diesen ganzen Schmonz schaut einfach zu folgern, dass das Weg kann, finde ich jedenfalls etwas anmaßend. Auch wenn man es hier nicht merkt liegt der Anteil der Fernsehzuschauer relativ konstant bei 70% der Gesamtbevölkerung. Da sind viele alte Leute dabei, die auch irgendwie bespaßt werden müssen.
Wer redet denn von "weg kann"? Die dürfen das natürlich gerne ausgliedern in eine GmbH die ganz normal über freiwillige Abos läuft.
Selbst wenn man es auflösen würde, würden sich doch Anbieter die Finger lecken nach Marken wie Tatort oder Traumschiff.
Dann dürfen die Omas und Opas halt das Zusatzpaket bei ihrem Kabel-TV-Anbieter buchen und alles ist gut.


Was "nötig" ist oder nicht hängt alleine vom Auftrag der ÖR ab. Dass du da keine Unterhaltung oder sonstiges sehen willst ist ja dein gutes Recht, aber du kannst auch nicht einfach davon ausgehen, dass das die axiomatisch korrekte Ansicht ist. Welche public goods bereitgestellt werden und welche nicht ist in einer Demokratie eigentlich dem Mehrheitswillen unterworfen und auch wenn es hier viele nicht glauben, nur weil du und ich vllt. kein ÖR schauen, heißt das nicht zwingend, dass niemand es tut. Fairerweise könnte man allerdings tatsächlich endlich damit aufhören, den ÖR aus Abgaben zu finanzieren und ein Steuermodell aufsetzen, genau wie für alle anderen public goods auch. Dass das BVerfG sich mit der Annahme, Abgaben würden zu mehr Staatsferne führen, geirrt hat ist mittlerweile völlig offensichtlich.
Die Argumentation würde halt halbwegs funktionieren, wenn die ÖR-Unterhaltung auch wirklich verschiedenste Bevölkerungsgruppen ansprechen würde. Tut sie aber nicht.
Wenn du so argumentieren willst, darfst du mir dann gern beantworten, warum ich kein DotA 2 International beim ZDF gucken kann? :p

Selbst wenn wir morgen 100% der Unterhaltungssendungen vom ÖR einstampfen würden, gäbe es immer noch mehr als genug TV-Unterhaltung. Im Gegensatz z.B. dazu wenn sich jetzt beispielsweise alle Theater zu 100% aus ihren Einnahmen finanzieren sollten.
 
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Ich bin ja immer wieder erstaunt, wie die Leute mit Handgewedel einfach darüber hinweggehen, wie gut die Unterhaltungsangebote der ÖR laufen. Jetzt kann man natürlich behaupten der ÖR sollte eigentlich gar keine Unterhaltung machen, aber ich sehe jetzt keine philosophisch kohärente Argumentation, warum "Unterhaltungsfernsehen" etwas anderes sein sollte oder anders behandelt werden sollte als alle anderen public goods, d.h. man kann sie locker einer Metrik unterwerfen ob Ausgaben und Ertrag in einem korrekten Verhältnis stehen.

Mir jedenfalls fehlt das Zutrauen, dass man einfach nur die ÖR-Angebote abschaffen muss um die Privaten dazu zu bringen, diese Lücke zu füllen. Dafür erscheint mir das Zielpublikum der ÖR schlicht zu alt. Denen würde auch ein staatlich subventionierter Netflix-Zugang oder ähnliches nicht wirklich helfen. Nur weil niemand im Forum hier Rosamunde Pilcher oder Traumschiff oder diesen ganzen Schmonz schaut einfach zu folgern, dass das Weg kann, finde ich jedenfalls etwas anmaßend. Auch wenn man es hier nicht merkt liegt der Anteil der Fernsehzuschauer relativ konstant bei 70% der Gesamtbevölkerung. Da sind viele alte Leute dabei, die auch irgendwie bespaßt werden müssen.
Dieses Argument habe ich gerade letztens erst in einer kleinen Offline-Diskussion zu dem Thema gehört und mir ist dabei unklar geblieben, warum man einerseits Rosamunde Pilcher als so subtantielles Gut für Rentner betrachten sollte, dass es öffentlich finanziert werden muss und warum man andererseits davon ausgehen sollte, dass private Sender nichts Gleichwertiges leisten könnten. Wir haben bald ein Viertel der Bevölkerung im Rentenalter. Die mögen nicht die Hauptzielgruppe der Werbeindustrie und in Streaming regelmäßig nicht firm sein, aber aufgrund der schieren Masse muss man sich imo keine Sorgen machen, dass es sich für niemanden lohnt, denen altersgerechte Seifenopern zu liefern.

Das Argument für ein öffentlich-finanziertes Vollprogramm inklusive Unterhaltung ist für mich eher: Damit öffentlich finanzierter Rundfunk seine positive Wirkung auch wirklich entfalten kann, muss er nicht nur bereitstehen, sondern auch tatsächlich konsumiert werden. Das geht gerade im klassischen linearen Fernsehen viel eher, wenn er ein breites Angebot macht, in dessen Rahmen sich Unterhaltung und informative Inhalte abwechseln. Phoenix allein schaltet niemand ein. Selbst außerhalb des linearen Fernsehens dürfte es für die Reichweite Vorteile haben, wenn man auf einer Plattform vielfältige Inhalte anbietet.

Mein größtes Problem mit dem ÖR in Deutschland ist und war immer die sozial ungerechte Finanzierung. Ich sehe keinen hinreichenden Grund, weshalb es einerseits unmöglich sein soll die Beiträge nach Leistungsfähigkeit zu staffeln, wie es bei quasi jedem öffentlichen Gut sonst auch ist, oder warum sie andererseits, in Gegensatz zu quasi jedem anderen öffentlichen Gut, aus Prinzip von allgemeinen Schwankungen öffentlicher Mittel auszunehmen. Für die gedachte Staatsferne ist diese Art der Finanzierung imo weder nötig noch hinreichend. Insbesondere triggert sie in besonderen Maß den Unmut gegen den ÖR und unterminiert ihn sogar als Institution, statt ihn zu stützen.
 
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