Bei solchen Debatten gehts halt leider auch weniger um die Inhalte, sondern darum, dass man sich besser präsentiert.
Und Romneys Auftreten erschien allgemein souveräner. Seine Körpersprache war gut einstudiert, er war aggressiv, aber nicht zu aggressiv, und er hatte die Lacher oftmals auf seiner Seite.
Obama dagegen wirkte recht behäbig und wenig enthusiastisch.
Man hat den beiden angemerkt, dass sie mit einem völlig anderen Mindset in dieses Duell gegangen sind. Romney als Herausforderer, der in den Umfragen hinten liegt und Obama als amtierender Präsident, der vornehmlich versucht hat nicht arrogant zu wirken. Stattdessen hat er aber leider eben recht müde und energielos gewirkt.
Das ist aber auch der Grund, wieso ich diese Debattenkultur persönlich in der Schule lassen würde. Diese Form der politischen Diskussion ist leider eben ein rhetorischer Kampf. Im Endeffekt kommt es nicht darauf an, wer das bessere Programm hat, sondern wessen Spin-Doktor besser darin ist, den eigenen Kandidaten als rhetorischen Gewinner darzustellen. Ob er dabei gewinnt, weil sein Gegner ein alter, kranker, schwitzender Mann ist (siehe Nixon), weil er arrogant wirkt (Das war Al Gores Schicksal; seien wir mal ehrlich: Wer wäre nicht arrogant, wenn er gegen so eine Flachpfeife wie George Bush antreten müsste), oder weil er tatsächlich das überzeugendere Programm hat, ist dabei egal.
Hinzu kommt, dass der Herausforderer eigentlich IMMER gewinnen müsste. Die Wahlkämpfe ohne amtierenden Präsidenten mal Außen vor gelassen. Immerhin kann er das Blaue vom Himmel versprechen und gleichzeitig die politischen Programme seines Gegners angreifen. In einer solchen Debatte ist das ein riesiger Vorteil. So hat Romney einfach auf Obamas Mantra, dass die gleichzeitige Senkung des Steuersatzes,die Erhöhung des Militärbudgets und die Senkung des Defizits mathematisch nicht praktikabel seien, einfach mit einem Schulterzucken reagiert und behauptet, dass es bei ihm NIE eine Erhöhung des Defizits geben würde.
Obama hat sich zwar eigentlich ausschließlich darauf konzentriert, Romney und seinen Konzepten die Glaubwürdigkeit abzusprechen, aber dabei nie rhetorisch die Oberhand gewonnen. Dafür hat er einfach zu defensiv agiert. Es ist ihm einfach rhetorisch nicht gelungen Romney mal sprachlos zu machen. Stattdessen hat Romney in einer Mischung aus Zappelphilip und Oberstreber ständig geredet und den alten Sack von Moderator spichwörtlich überfahren.
Positiv war, dass beide Kandidaten es unterlassen haben diverse Nachrichtenskandale auszuschlachten, wie die 47% von Romney oder die Beerdigung der Mittelschicht von Biden. Allerdings hat das leider auch eher Romney genutzt.
Aber es ist schon witzig, wie vorausschaubar der amerikanische Wahlkampf ist: Der Herausforderer wird immer die Bilanz des Gegners angreifen, logisch. Und der Republikaner wird auf die Frage, was er anders machen würde, immer reagieren, indem er den Abbau der Bürokratie nennt. Denn Bürokraten - und besonders Federal Bureaucrats - mag in den USA niemand. Gleichzeitig wird er natürlich das Defizit abbauen, indem er Wachstum durch mehr Jobs generiert, weil das natürlich die beste Lösung ist, die niemandem weh tut. Dass das natürlich ein riesiger, abnormaler, widerlicher Haufen an gequirlter Scheisse ist und niemals funktionieren wird, interessiert nicht
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