Ich halte es für falsch zu glauben, Fukushima habe mit den Ergebnissen der Grünen in BW und RLP nichts zu tun. Das zeigen auch die Umfrageergebnisse vor Fukushima? Der Forsa Chef hat doch gestern abend gegen 19:00 die Wahlmotive der Wähler in BW recht deutlich dargelegt, und die Atomkraftdebatte wurde als Hauptmotiv angegeben. Ohne Frage waren die Grünen auch vor den Ereignissen in Japan auf einem guten Weg, deutliche Zuwächse bei den Landtagswahlen zu erzielen. Aber ein derartiger Erdrutschsieg war größtenteils einer emotionale Wahlentscheidung als Abstimmung über die Atomkraft in BW sowie über Stuttgart 21 geschuldet. Das Salto Mortale der Bundesregierung bzgl. "Moratorium" und die Peinlichkeit des immer wieder für einen Fauxpas guten Brüderle haben ihr übriges dazu getan. Die Bundesregierung wirkte geläutert, was wenig glaubhaft ist, da stimme ich zu. Das gleiche gilt doch aber für den Großteil der Bevölkerung, die erst ein katastrophales Unglück benötigte, um darauf zu kommen, dass Atomkraft ja doch untragbar sei. Vor einem Jahr, als sich die Renaissance der Atomkraft ankündigte (an dieser weltweiten Renaissance wird auch ein Ausstieg Deutschlands rein gar nichts ändern), gaben im Focus noch 60% der Befragten an, dass Deutschland Atomkraft benötige. Es ist nur wieder allzu typisch für die hysterischen Deutschen, in Aktionismus zu verfallen, während die ganze Welt über uns lacht. Meine Schwester lebt in China, sieht dadurch viel internationales Fernsehen, dort spricht man nur von der "German Angst" und hält unser Verhalten für beschämend, insbesondere weil wir Deutschen 2 Tage nach der Katastrophe bereits darüber disktutierten, "ob so etwas auch bei uns passieren könne" und die Gefährlichkeit des Rheingrabens heraufbeschworen... Fukushima "verdanken" (heisst nicht, dass sich einer Grüner dieses Unglück gewünscht hat) die Grünen einen Großteil ihrer Stimmengewinne.
Die echte Überzeugung der Deutschen vom Ausstieg aus der Atomenergie wird sich erst dann abschätzen lassen, wenn Fukushima in den Hintergrund rückt und auf einmal steigende Strompreise und Widerstände der Bürger beim Bau neuer Stromtrassen sowie Speicherkapazitäten für Wind- und Sonnenkraft den Grünen Bemühungen den Wind aus den Segeln nehmen und ihnen zeigen, worin der Unterschied zwischen einer Oppositionspartei, die stets gegen alles und jeden sein kann, und einer Partei in Regierungsverantwortung, die unliebsame Entscheidungen treffen muss, liegt. In fünf Jahren werden sich die Grünen beim BW-Wahlvolk ebenso unbeliebt gemacht haben, dann werden sich die Wahlergebnisse vom Sonntag wieder relativieren. Ich persönlich finde jedoch den designierten Grünen Landesvater sympathisch und halte ihn für einen bedächtig arbeitenden Realpolitiker. Hysterie, dass BW jetzt untergeht oder seine wirtschaftliche Kraft verliert, ist einfach nicht angebracht...