Die Kritiker Nokias werfen der Firma gerne vor, in Bochum ein profitables Werk zu schließen. Nebenan wird völlig zurecht darauf hingewiesen, daß diese Argumentation ziemlich verkürzt ist und daß Nokia auch deshalb abwandert, weil sich effiziente Produktionsstrukturen, die in Rumänien möglich sind, mit den Zulieferern in Deutschland wohl einfach nicht etablieren lassen. Soweit, so gut, aber bleiben wir nochmal bei dem Gewinn-Argument.
Da stellen wir uns mal ganz dumm und fragen uns: Was ist denn eigentlich ein Gewinn? Und wenn wir uns diese Frage beantworten, dann fällt uns ziemlich schnell auf, daß ein Gewinn das Ergebnis vergangener Entscheidungen ist. Ein präzise formulierender Journalist würde also Nokias Betrieb in Bochum nicht per se als profitables Werk bezeichnen, sondern als eines, das bisher profitabel betrieben werden konnte.
So, und jetzt erinnern wir uns mal kurz daran, wie in der Öffentlichkeit über nicht profitable Unternehmen diskutiert wird. Da ist dann schnell von Nieten in Nadelstreifen die Rede, die absehbare Probleme nicht erkannt hätten, die zu spät auf Wettbewerbsdruck reagiert hätten und so weiter, und so fort. Nun ja, Nokia reagiert früh auf absehbare Probleme. Es wartet nicht, bis Verluste auflaufen, sondern vermeidet sie von vornherein. Aus meiner laienhaften volkswirtschaftlichen Sicht würde ich sagen, daß das gutes Management ist — BWLer, die anderer Meinung sind, dürfen mich gerne korrigieren. Wer den Grund dafür Sucht, daß Nokia so lange Zeit ein so erfolgreiches Unternehmen war, könnte ja auch mal nach Bochum schauen.